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1 (2002), Nr. 2: Inhalt
Abstract
Chronik als Medium der Erfahrungsvermittlung
Chronik als Medium konventioneller Textstrategien
Ordnungsbegehren und Ordnungsverlust: Die bipolare Struktur des "Zeytregisters"
Chronistik als Selbstbehauptung: Ich-Konstruktion und Geschichtskonstruktion
Methodologische Folgerungen
Anmerkungen
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Auszüge aus Hans Heberles "Zeytregister"
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Andreas Merzhäuser

Das 'illiterate' Ich als Historiograph der Katastrophe:
Zur Konstruktion von Geschichte in Hans Heberles "Zeytregister" (1618-1672)

Abstract      

Le « Zeytregister » du cordonnier Hans Heberle de Neenstetten compte parmi les ego-documents les plus connus du 17e siècle, car il s'agit d'une rare chronique de la Guerre de Trente Ans écrite de la perspective d'un villageois. La présente contribution souhaite éclaircir, exemplairement à travers cette fameuse chronique, les perspectives et les limites d'une compréhension historique en développant plusieurs approches possibles. Cette expérimentation mène au résultat que ce ne sont pas en première ligne les remarques explicitement autobiographiques qui enseignent sur la disposition individuelle de l'auteur, mais bien plus sa tendance constructive à modeler son vécu personnel et la tension qui en découle pour l'ensemble de la narration. Quelques réflexions méthodologiques suivent à propos d'une jonction des approches littéraire et historique.

Chronik als Medium der Erfahrungsvermittlung

<1>
Das "Zeytregister" [1] des Neenstettener Dorfschusters Hans Heberle ist - jedenfalls auf den ersten Blick - ein Ego-Dokument par excellence, das die Erwartungen zu erfüllen scheint, die Frühneuzeithistoriker mit dieser Quellengattung verbinden: dass diese Texte uns nämlich darüber in Kenntnis setzen, wie die Verwerfungen der Frühen Neuzeit von den einzelnen Menschen, und hier vor allem auch den unterprivilegierten, verstanden und verarbeitet wurden. [2] Unter den zahlreichen Selbstzeugnissen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges nimmt Heberles Werk schon insofern eine beachtenswerte Ausnahmestellung ein, als es das seltene Beispiel einer Chronik aus dörflichem Milieu vorstellt. Kriegszüge, Einquartierungen, Hunger und Pest werden hier nicht aus der Sicht eines Feldherrn, eines Stadtbürgers oder eines Söldners vermittelt, sondern durch einen Repräsentanten der Bevölkerungsgruppe, die am meisten unter den plündernden Heeren zu leiden hatte. [3] Entsprechend weist das thematische Spektrum der Chronik spezifische Akzentuierungen auf. Zwar finden sich auch bei Heberle zahlreiche Eintragungen zur allgemeinen Kriegshistorie, die ganz offensichtlich anderen Chroniken und Flugblättern entlehnt sind. [4] Aber zur Hauptsache sind es doch die Denkwürdigkeiten der 'kleinen' Welt, die im Mittelpunkt stehen: die familiären Geschehnisse (Hochzeiten, Geburten, Todesfälle, Haus- und Grundstückskäufe), die ökonomischen Wechselfälle sowie die Einwirkungen der großen Kriegspolitik in den dörflichen Raum - jene 'privaten' Erfahrungsbereiche also, an denen sich die personenbezogene Forschung besonders interessiert zeigt.

<2>
Doch Heberles Chronik ist nicht nur in thematischer Hinsicht von Interesse. Bemerkenswert ist sie auch insofern, als sie unter den Selbstzeugnissen akademisch nicht gebildeter Autoren durch ihre Beredtheit und Komplexität hervorsticht. Anders etwa als der anonyme Verfasser des von Jan Peters edierten Söldnertagebuches, der seine Erlebnisse in reihender Addition bloß notiert, ohne sie grundlegend zu reflektieren [5], zeigt sich Heberle als ein versierter Schreiber, der seinen Vorstellungen und Erfahrungen einen angemessenen sprachlichen Ausdruck zu geben vermag und sich der zeitgeschichtlichen Prämissen seines Schreibens durchaus bewusst ist. Bereits in der Vorrede artikuliert er den besonderen Rang seiner Aufzeichnungen, indem er seine Berufung ins Chronistenamt auf die bedeutungsträchtige Erscheinung des großen Kometen von 1618 zurückführt [6]:

"Was aber mir ursach und anlaß gegeben, dis büechlein zu schreiben, ist diße wie volget: Anno Domini 1618 ist ein grosser commet erschine, zu herpst umb und im Novembris. Des selbigen ansehen ist schröcklich und wunderlich, der bewegt mich in meinem gemüet, das ich anfang zu schreiben, weil mich bedünckht, er werden etwas gross bedeüten und mit sich bringen, wie dan solches geschehen ist, wie der lesser hierin gnug bericht finden wirdt." [7] zum Quellenauszug: Vorrede


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<3>
Das artikulierte Bewusstsein, Zeugnis über ein außergewöhnliches Geschehen abzulegen, das der Aufzeichnung lohnt, verbindet die Chronistentätigkeit des Dorfschusters mit den gelehrten Chroniken des Dreißigjährigen Krieges. So vermerkt die Dedikation zum sechsten Band des repräsentativen "Theatrum Europaeum" ausdrücklich, dass die Augenzeugen der zeitgenössischen Ereignisse, "auff dem Theatro oder Schawplatz deß Teutschlands in praxi, zumalen als viel die Materiam von Krieg und Frieden belanget / so viel gelernet und erfahren haben / als hiebevor und für Alter keiner in etlichen seculis thun können". [8] Die Formulierung der Dedikation lässt allerdings bereits die spezifische Differenz erahnen, die Heberles Chronik von der gelehrten Chronistik seiner Epoche abhebt. Der gelehrte Widmungstraktat zeigt sich sogleich bemüht, die Erfahrung des Exzeptionellen mit den tradierten Aufgaben einer didaktischen Geschichtsdarstellung zu vermitteln. Gerade weil der Dreißigjährige Krieg in seiner Länge, Schwere und Komplexität die alten Exempla übertrifft, wird er dem interessierten Leser als ein privilegiertes Studienobjekt empfohlen, das in äußerster Verdichtung die Gesetzmäßigkeiten der Historie vor Augen führt. [9] Nicht das Besondere des erlebten Geschehens und nicht das Individuelle der jeweiligen Perspektive stehen hier im Mittelpunkt der Aufzeichnung, sondern zeitübergreifende Konstanten und allgemeine Grundhaltungen. Das private "Zeytregister" hingegen verzichtet auf eine politisch-didaktische Funktionalisierung des Exzeptionellen. Heberle leitet seine Chronistentätigkeit nicht von einer übergeordneten Zwecksetzung ab. Er ist ein Chronist aus eigenem Recht, der vor allem deshalb zur Feder greift, weil er seine singulären Erfahrungen festhalten und seinen Nachkommen kommunizieren möchte:

"Es werden düses solches mein büechlein gefallen und lieb sein lassen alle meinen nachkomen. Wan sie es nach mir finden, so hab ich keinen zweiffel, sie werden es von meinetwegen fleißig behalten und auffheben, von wegen der freundtschafft und denen hiestorien, die hierin verzeichnet und beschriben sindt." [10] zum Quellenauszug: Vorrede

Chronik als Medium konventioneller Textstrategien

<4>

Als Chronik aus dörflichem Milieu, als Werk eines Autors, der vor allem seine exzeptionellen zeitgeschichtlichen Erfahrungen vermitteln möchte, sollte das "Zeytregister" eigentlich ein geeigneter Fixpunkt für die personenbezogene Historiographie des 17. Jahrhunderts sein. Bei genauerer Betrachtung jedoch werden die Erwartungen, die sich mit der Chronik verbinden, zunächst einmal enttäuscht. [11] Gewiss lassen sich Heberles Werk zahlreiche mehr oder weniger bedeutsame Informationen zur Regional- und Familiengeschichte entnehmen. Auch wird im Verlaufe seiner Chronik hinreichend deutlich, in welchem Maße die bäuerliche Bevölkerung von den Kriegsgeschehnissen betroffen ist. [12] Aber gerade über die individuelle Vorstellungswelt eines Dorfbewohners, über seine spezifische Wahrnehmung der Umbruchszeit des Dreißigjährigen Krieges erfahren wir nur wenig. Der Chronik ist von Beginn an ein Rahmen gesetzt, der die exzeptionellen Erfahrungen von Krieg und Gewalt durch konventionelle Bilder und Deutungsmuster einzufrieden sucht. zu den Quellenauszügen: Titelblatt und Vorrede Wenn der Dorfschuster die Aufnahme seiner Chronistentätigkeit auf die Erscheinung des Kometen von 1618 zurückführt, "welcher unß von und durch Gott hefftig tröwet, von wegen unsers sindtlichen lebens" [13], dann legt er der Chronik ein durch und durch traditionelles Welt- und Geschichtsbild zugrunde. Das "Zeytregister" versteht sich als eine Dokumentation der göttlichen Allmacht, die nicht allein durch Himmelszeichen zu den Menschen spricht, sondern auch den Lauf der Welt regiert. Die Zustände "in der lesten ellenden, betrüebten, argen, beßen, verkerten und schnöden welt" [14] lassen sich aus dieser Perspektive als Strafgericht Gottes über die sündhafte Menschheit deuten.

<5>
Doch nicht nur die einleitende Rahmung erweist sich als konventionell. Auch die Darstellung der Schreckenserfahrungen selbst vermittelt keine individuelle Perspektive, sondern tendiert zum Allgemeinen und Summarischen. Die zahlreichen kriegsbedingten Todesfälle in der Verwandtschaft werden von Heberle lediglich formelhaft registriert, die Erfahrungen von Raub, Mord und Verfolgung immer wieder zugunsten eines rahmenden Gesamteindrucks überformt:

"In summa es so ein jämerlicher handel geweßen, das sich einem stein solt erbarmet haben, wüll geschweigen ein menschliches hertz. Dan wir seyen gejagt worden wie das gewildt in wälden. Einer ist ertapt und ubel geschlagen, der ander gehauwen, gestochen, der drit ist gar erschoßen worden, einem sein stückhle brot und kleider abgezogen und genomen worden. Darumb wir Gott nit könen gnug loben und preißen für den edle friden, den wir erlebt haben." [15]

Eine Passage wie diese zeigt beispielhaft die rhetorische Bildung des Chronisten Heberle, der das Leid der bäuerlichen Bevölkerung zu einer Klimax des Schreckens formiert, um schließlich vor der Folie des allgemeinen, gesteigerten Schreckens das Gegenbild des gottgegebenen Friedens zu beschwören. Sie verdeutlicht zugleich aber auch, dass selbst eine dörfliche Familienchronik, die den Normen des rhetorischen Systems nicht zwingend unterworfen ist, sich weitgehend an die allgemeinen Auffassungen und Artikulationsweisen des Zeitalters gebunden sieht. Das "Zeytregister" bestätigt für den Bereich der privaten Chronik eine These, die zu den Grundanschauungen der neueren germanistischen Barockforschung zählt und inzwischen auch in der Geschichtswissenschaft nachhaltig vertreten wird [16]: Unter den Bedingungen des 17. Jahrhunderts, das wesentlich noch von der Prädominanz religiöser Auffassungen einerseits und rhetorischer Reglementierungen andererseits geprägt ist, kann es individuellen Ausdruck im modernen Sinne gar nicht geben, bleibt die Suche nach dem Ich notwendig defizitär.

Ordnungsbegehren und Ordnungsverlust: Die bipolare Struktur des "Zeytregisters"

<6>
Ehe wir unseren Text einem vorformulierten Fazit unterwerfen, sollten wir allerdings sein Verfahren der Repräsentation von Krieg und Gewalt an einem signifikanten Beispiel einmal genauer ins Auge fassen. Es gibt unter den dominierenden Gegenständen des "Zeytregisters" einen Erfahrungsbereich, der das spezifische Kriegserleben der bäuerlichen Bevölkerung mit Nachdruck zur Geltung bringt: Immer wieder müssen die Dorfbewohner vor der plündernden Soldateska in die Stadt Ulm fliehen, müssen Haus, Hof und Ernte preisgeben und sich den Widrigkeiten und Gefahren einer übervölkerten, von Seuchen geplagten Stadt überlassen. Für den Chronisten ist diese gewaltsame, die Kontinuitäten des dörflichen Lebens bedrohende Erfahrung so bedeutsam, dass er nachträglich alle Fluchten in die Stadt Ulm durchnummeriert und ihre Zahl abschließend auf "ungefehr 30" aufrundet. [17] Dabei hat Heberle, dem der Terminus 'Dreißigjähriger Krieg' durchaus vertraut ist [18], das Verfahren der Aufrundung gewiss mit Bedacht gewählt. Denn unter der Zahl 30 werden Krieg und Flucht als Einheit begreifbar, wird die spezifische Erfahrung des Dorfes als zentrales Moment des großen Krieges markiert.

<7>
Zweifellos vollzieht sich in Nummerierung und Aufrundung des Geschehenen auch eine Nivellierung des Spezifischen. Heberle markiert das Besondere dörflichen Kriegserlebens, indem er es dem Rahmen der allgemeinen Kriegshistorie angleicht. Doch diese Tendenz zur Verallgemeinerung konkreter Erfahrung koagiert im vorliegenden Fall mit der gegenläufigen Tendenz zur Spezifizierung. Auch für Heberles Chronik gilt die Erkenntnis, die Konrad Repgen in seiner Studie über die zeitgenössische Geschichtsschreibung des Dreißigjährigen Krieges formuliert hat: "Zählen und Rechnen führt zum Besonderen, macht unterscheidbar." [19] Wie in den gelehrten Chroniken und Dokumenten des 17. Jahrhunderts der Terminus 'Dreißigjähriger Krieg' das Geschehene nicht nur als Einheit fasst, sondern zugleich auch als etwas Besonderes, als ein das Maß des alteuropäisch Bekannten Sprengendes auszeichnet, so verweist auch bei Heberle die große Zahl auf das Außerordentliche, numerisch nicht Fassbare des Geschehenen. [20] Denn die 29 respektive "ungefehr" 30 Fluchten nach Ulm stehen nach Heberles Bekunden stellvertretend für eine Vielzahl von Fluchten, "die einem nicht möglich alle zu schreiben sein" [21], für einen "jamer", den der Chronist "nicht groß gnug" beschreiben kann [22]:

"Dan waß haben wir außgestanden in denen 30 fluchten, die allein nach der stat Ulm geschehen sindt. Eine ist geschehen bey finster nacht und grossem weter, die ander in schne und große kelte, die drite ist geschehen in gefehrlichkeit mit dem kriegsvolckh, das wir offt umb unser armut komen auff dem weg, ja, umb leib und leben." [23]

Die nachträgliche Nummerierung und Aufrundung der Fluchten bringt die individuelle Erfahrung also keineswegs zum Verschwinden. Sie macht sie im Gegenteil in ihrer komplexen Bipolarität erst explizit. Einerseits artikuliert sich in der konstruktiven Überformung des Erfahrenen das Verlangen nach Distanzierung, der Wunsch, das Schreckensgeschehen zu fassen und zu begreifen. Andererseits wird gerade durch den Versuch der numerischen Einordnung das Nichtsubsumierbare der Erfahrung kenntlich, das sich den Ordnungsversuchen letztlich entzieht.

<8>
Die Darstellung der Fluchten verdiente keine so ausführliche Betrachtung, wenn sie nicht exemplarisch eine Tendenz verdeutlichte, die das "Zeytregister" grundlegend prägt. Die gesamte Chronik steht in der Spannung zwischen dem Verlangen nach Ordnung und der Erfahrung des Ordnungsverlustes. Auf der einen Seite - vor allem in den Rahmenteilen der Chronik - zeigt sich der Autor bestrebt, den Inhalt seines Werkes mit tradierten Ordnungsmustern zu vermitteln und das Erlittene zu legitimieren. Auf der anderen Seite aber beschränkt er sich angesichts der Kriegsereignisse auf eine vorwiegend registrierende Berichterstattung, die der Dokumentation des Schrecklichen den Vorzug vor der Reflexion auf die Sinnhaftigkeit des Weltgeschehens einräumt. Wenn der Chronist im furchtbaren Winter 1634/35, der zahlreiche Todesopfer in seiner nächsten Verwandtschaft fordert, zu religiösen Formeln greift, dann nicht, um das Geschehene aus eschatologischer Perspektive zu legitimieren, sondern um der Verzweiflung Ausdruck zu verleihen:

"Ach, Gott woll ein traurigen carwoch, Gott wole uns ein fröhlichen Ostertag geben und nach disem ungewiter die sonnen wider scheinen lassen. Ach Herr, warumb toben die heiden, kenen wir woll mit den lieben Davidt sprechen im 2 psalm: Ach Her, laß uns nicht gar zu grundt gehen und verderben, dan wir sindt nach deinem namen genent." [24] zum Quellenauszug: Darstellung des Hungerwinters 1634/35

<9>
Doch statt der ersehnten Wendung trifft neue Unbill das Ulmer Land:

"Dan auff die osterliche zeit in der carwoch kompt wider ein gantzes regement reiter nach Launßen und Urspring. Die haben wider die leit in große engste und schreckhen gebracht. Sie sindt in alle fleckhen und derffer gefallen, alles dasjenige genomen so einer gehabt, weib und kinder, und alle menschen in die welder und helzer getrieben, die selbigen gejagt, wie die wilde thier. [...] Da haben wir müessen wider in die stat Ulm weichen mit bedrang, mit weib und kindt, das vast niemandt mehr auff dem land ist gewessen." [25]

In diesem Widerspruch zwischen der artikulierten Sehnsucht nach Erlösung und dem Fortgang des Schreckens wird die Herausforderung greifbar, die der langwierige Krieg für das herkömmliche Welt- und Geschichtsbild bedeutet. Heberles Chronik orientiert sich am Wechsel der Natur und an der zyklischen Ordnung des christlichen Kalenders. Aber gerade diese so fest gegründete Erfahrungswirklichkeit wird durch den Krieg in seiner Schwere und Länge getroffen. Statt des beständigen Wechsels von Geburt und Tod, guten und schlechten Ernten, Glück und Unglück, sieht sich der Chronist einem nicht enden wollenden Unglück ausgesetzt:

"Ist das nit ein grosser jamer uber ale jamer, das einer solches erleben und selber zum theil ersehen muß, jar, monet, wochen, tag und stundt." [26]

<10>
So entfaltet das "Zeytregister" nicht allein die Begebenheiten der verkehrten Welt, sondern mit ihnen zugleich auch die Spannungen, denen das tradierte Weltbild ausgesetzt ist. Die Statik der dörflichen Existenz kontrastiert mit der Unbeständigkeit von Flucht und Vertreibung, der natürliche Kreislauf des familiären Lebens mit dem Einbruch von Teuerung, Hunger, Pestilenz und gewaltsamem Tod. [27] Die Chronik selbst versteht sich angesichts dieser Antagonismen als Statthalter der natürlichen Ordnung. Demonstrativ stellt der Chronist sein Werk einleitend in die Kontinuität der familiären Genealogie und beschließt es mit der Geburt des Enkelkindes Hans Heberle, die den Fortbestand des Namens in Aussicht stellt. zum Quellenauszug: Schluss Man darf Heberles Chronistentätigkeit als Versuch begreifen, den Ausnahmezustand des Krieges der Kontinuität dörflich-familiärer Naturgeschichte zu integrieren, die bedrohliche Realität der fortgesetzten Fluchten in der zweiten Sesshaftigkeit der fortlaufenden Chronik zu bannen, die den Familienzusammenhang, die beständige Ordnung vertritt. Das Sprengende wird in die Folge der Jahre eingereiht (30 Jahre - 30 Fluchten), wird aufgezeichnet im Vertrauen auf das Ende des langen Unglücks und den Fortbestand des familiären Zusammenhangs. Aber gerade dieser Übergang zur Ebene der Schriftlichkeit markiert zugleich nachdrücklich den diskontinuierlichen Charakter des Erlebten: Das Ereignis, welches das Kontinuum dörflichen Lebens sprengt, kann nur noch in der kontinuierlichen Praxis des Registrierens gebannt werden.

Chronistik als Selbstbehauptung: Ich-Konstruktion und Geschichtskonstruktion

<11>
Die eigentümliche Signatur von Heberles "Zeytregisters" wird vielleicht noch deutlicher, wenn wir sein Werk mit der Augsburger Chronistik vergleichen, die Bernd Roeck ausführlich dargestellt hat. [28] In Augsburg bildet sich zwischen 1629 und 1635 eine spezifische Kriegschronistik heraus, die unter dem Eindruck der Kriegsereignisse mit der traditionellen Form der Chronik bricht. Die Chronisten verzichten weitgehend auf die üblichen Einleitungen, auf literarischen Schmuck und verallgemeinernde Reflexion. Sie setzen sofort mit dem Zeitgeschehen ein und konzentrieren sich auf die tagebuchartige Fixierung der erschütternden Erlebnisse. Auch in der Augsburger Kriegschronistik wird kein grundlegender Zweifel am Sinn der Geschichte artikuliert. Aber das Zurücktreten des reflexiv-einordnenden Moments und die 'zweckfreie' Wahrnehmung des historisch Einmaligen deuten auch hier auf eine veränderte Haltung gegenüber der Geschichte. Nicht mehr das Exemplarische des historischen Geschehens erscheint des Aufhebens wert, sondern jene Geschehnisse, die den Kreislauf des naturgeschichtlichen Prozesses durchbrechen, das im emphatischen Sinne Historische: "Es ging um die sofortige Niederschrift erlebten Geschehens, das durch die Dramatik als 'historisch' empfunden wurde, gewissermaßen um die Konservierung der Sensation". [29]

<12>
Heberles Chronik geht in dieser Intention des Registrierens und Konservierens allerdings nicht auf. Seinem Werk ist deutlicher als den Diarien eine literarische Ambition eingeschrieben, die auf die Vermittlung des Sensationellen mit dem Rahmen der Familienchronik abzielt. Es versteht sich als Versuch, die Dissonanz, die den Lebenslauf prägt, zugleich rhetorisch und ästhetisch zu fassen und ihn somit dem privaten Traditionszusammenhang, der von der Familienchronik repräsentiert wird, zu integrieren. Das gibt dem "Zeytregister" vordergründig ein traditionelleres Gepräge. Bei näherem Hinsehen aber eröffnet gerade dieses Ineinander von Schreckenschronik und naturgeschichtlicher Fundierung eine die Tradition transzendierende Perspektive. An Heberles Chronik zeigt sich, dass die Verwerfungen des Krieges von den Zeitgenossen nicht nur als Schicksalsfügung und Anfechtung verstanden wurden, sondern auch als Herausforderung, sich der persönlichen Erfahrungen zu bemächtigen und den Sinn von Geschichte aus eigener Kraftanstrengung zu retten. Die tradierte Vorstellung von Geschichte als Naturgeschichte überlebt in Heberles "Zeytregister" als subjektive Konstruktion.

Methodologische Folgerungen

<13>
Ist die Erforschung der Frühen Neuzeit in toto ein interdisziplinäres Projekt, das den Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen die Verschränkung und Überwindung der disziplinären Perspektiven zur Aufgabe stellt, so gilt dies für die Erforschung des Ichs in besonderem Maße. Blickt man etwa als Literaturwissenschaftler auf die vielfältigen historischen Beiträge zum Thema, so fällt auf, dass die Geschichtswissenschaft nach wie vor der Textualität ihrer Quellen zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Zwar findet sich in elaborierteren Beiträgen ein deutliches Bewusstsein von der diskursiven und konstruktiven Formung individueller Lebensäußerungen, das sich in der Abkehr von einem allzu naiven Vertrauen in die Unmittelbarkeit und Authentizität von Selbstzeugnissen artikuliert. [30] Vielfach aber wird diese Einsicht in die textuelle Vermitteltheit historischen Wissens ausschließlich negativ ausgelegt, im Sinne einer Beschränkung historischer Erkenntnismöglichkeiten, während die Erkenntnispotentiale, die sie eröffnet, ungenutzt bleiben. [31] Dabei kann, wie meine Lektüre des "Zeytregisters" verdeutlicht, gerade die Art und Weise, wie die Individuen der Frühen Neuzeit vor der Folie der Tradition ihre eigenen Erfahrungen und Vorstellungen im Medium des Textes konstruieren, Aufschluss darüber geben, mit welcher Haltung sie den Umwälzungen dieser Umbruchs- und Krisenepoche entgegentreten, wie sie sich selbst im Spannungsfeld von Tradition und Modernisierung situieren. Der Stand und die jeweilige Signatur des frühneuzeitlichen Individualisierungsprozesses ist nicht allein an den expliziten Aussagen der Ego-Dokumente ablesbar, sondern auch - und bisweilen genauer - an den Spannungen ihres diskursiven Arrangements.

<14>
Umgekehrt lässt sich nicht leugnen, dass auch die Literaturwissenschaft, insbesondere die germanistische Barockforschung, einer spezifischen Beschränkung unterliegt, die sich sowohl in der Fixierung auf bestimmte Textcorpora als auch in der Prädominanz eingeführter Erkenntnisperspektiven dokumentiert. Während die Geschichtswissenschaft seit längerem mit viel Engagement nach dem Ich in der Frühen Neuzeit fragt und die individuellen Vorstellungen und Erkenntnisweisen vor allem auch unterprivilegierter Schichten erforscht, spielt diese Fragestellung in der Literaturwissenschaft bislang noch keine bedeutende Rolle, da sie sich vorzugsweise auf die Erforschung diskursiver Normen und traditioneller Vorstellungskomplexe konzentriert. Es ist eine communis opinio der neueren germanistischen Barockforschung, dass sich in den Texten des 17. Jahrhunderts Individualität im modernen Sinne nicht findet, dass selbst dort, wo der heutige Leser individuellen Ausdruck und persönliche Erfahrungsvermittlung zwingend erwartet, in der Literatur, eine Dominanz des poetisch-rhetorischen Regelsystems anzutreffen ist, die eine Artikulation singulärer Erfahrungen von vornherein ausschließt. [32] Sinnfälliger Beleg für diese Auffassung ist die Art und Weise, wie Literatur und Historiographie mit dem aus unserer Sicht so einschneidenden Ereignis des Dreißigjährigen Krieges umgehen. [33] Zwar ist in den Texten des 17. Jahrhunderts oft von Gewalt, auch von Kriegsgewalt die Rede, aber diese Rede gilt zumeist nicht dem Besonderen des Dreißigjährigen Krieges, sondern ist als funktionales Moment einer übergreifenden religiösen oder didaktischen Intention unterworfen, die das historisch Erfahrene an der Grundprämisse der christlichen Heilsgeschichte ausrichtet: "Es geschihet nichts neues unter der Sonne." [34]

<15>
Gleichwohl scheint mir das Fazit, das die Mehrzahl der Barockforscher aus solchen Beobachtungen zieht, dass nämlich die Texte des Barockzeitalters eine vormoderne Weltsicht repräsentieren, überzogen. Überzogen zum einen deshalb, weil sich auch in vordergründig regelkonformen Texten bei intensiverer Betrachtung Brüche und Verwerfungen offenbaren, die auf spezifisch neuzeitliche Grundhaltungen hindeuten. [35] Überzogen zum anderen aber auch, weil sich die Urteile der Forschung vorwiegend auf die Texte der res publica litteraria stützen, die Regelbeherrschung und akademische Erudition gerade zum konstitutiven Moment ihrer Gruppenidentität erhebt. [36] Blickt man hingegen auf die Autoren und Texte, die am Diskurs der gelehrten Öffentlichkeit nicht teilhaben, denen also gemessen an den Ansprüchen des Gelehrtenadels ein gleichsam sub- oder illiterater Status zukommt, dann ergibt sich durchaus ein differenzierteres Bild. In den literarischen Werken des "Illiteratus" Grimmelshausen [37] sowie in den Kriegschroniken und -diarien aus privater Hand findet sich ein anderer Zug, der mit den didaktischen Intentionen der Gelehrtenliteratur nur noch bedingt harmoniert: die Öffnung der Texte gegenüber der eigenen Erfahrung - auch und gerade dort, wo sie mit den Prämissen der tradierten Erfahrungswelt nicht mehr übereinstimmt. [38] Das heißt nicht, dass die Texte 'illiterater' Autoren in toto schon mit dem Geist des Zeitalters brächen. Aus den epochalen Verwerfungen des großen Krieges folgert Heberles Chronik keineswegs die Notwendigkeit einer neuen diskursiven Ordnung, vielmehr richtet sie ihr Augenmerk auf die Verteidigung der vertrauten Strukturen und Traditionen. Abweichend verfährt Heberle allerdings insofern, als er den verstörenden Erfahrungsgrund seines Schreibens mit Nachdruck artikuliert und damit zugleich den konstruktiven Charakter der von ihm behaupteten Ordnung offenbart. Das "Zeytregister" verrät die versteckte Subjektivität, die den forcierten Traditionalismus des Zeitalters grundiert. Und gerade deshalb darf die Chronik eines Randständigen durchaus als ein zentraler Text der Epoche gelten.

Anmerkungen

1Ich verwende hier und im Folgenden die eingeführte Schreibung "Zeytregister". Im Titelblatt des Originals lautet die Schreibung: "Zeyt Register".
2Vgl. Winfried Schulze: Ego-Dokumente: Annäherung an den Menschen in der Geschichte? Vorüberlegungen für die Tagung "Ego-Dokumente", in: ders. (Hg.): Ego-Dokumente: Annäherung an den Menschen in der Geschichte, Berlin 1996 (Selbstzeugnisse der Neuzeit 2), 13.
3Über die Person des Chronisten und die historischen Hintergründe der Chronik unterrichtet Gerd Zillhardt: Der Dreißigjährige Krieg in zeitgenössischer Darstellung. Hans Heberles "Zeytregister" (1618-1672). Aufzeichnungen aus dem Ulmer Territorium. Ein Beitrag zu Geschichtsschreibung und Geschichtsverständnis der Unterschichten, Ulm 1975 (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm 13), 9-84.
4Eine Dokumentation von Quellentexten, die sich mit Heberles Ausführungen zur allgemeinen Geschichte decken oder berühren, gibt Zillhardt im Anhang seiner Edition. Vgl. Zeytregister, 280-289.
5Vgl. Jan Peters (Hg.): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte (Selbstzeugnisse der Neuzeit 1), Berlin 1993.
6Zur Kometenerscheinung von 1618 und ihrer Ausdeutung vgl. auch: Bernd Roeck: Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studien zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, Göttingen 1989 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften 37), Bd. 2, 523.
Nach allgemein verbreiteter Auffassung wurde den umherirrenden Schweifsternen, da sie die Ordnung des Kosmos negieren, eine unheilvolle Bedeutung beigemessen.
7Aus dem "Zeytregister" wird hier und im Folgenden nach der Edition von Gerd Zillhardt zitiert. Vgl. Anm. [3]. Hier: Zeytregister, 86-87. Der zitierte Passus ist ganz offensichtlich zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt der Chronik eingefügt worden, da der Autor in seinem Ausblick bereits die Kenntnis der nachfolgenden Geschehnisse voraussetzt. Auch das gegenüber den vorangehenden Eintragungen differierende Schriftbild deutet auf eine nachträgliche Einfügung. Vgl. zum Schreibprozess Heberles auch den Beitrag von Stephan Laux in der vorliegenden Ausgabe der "zeitenblicke".
8Theatri Europaei Sechster und letzter Theil / Das ist / Außführliche Beschreibung der Denckwürdigsten Geschichten / so sich hin und wieder durch Europam, [...] / vom Jahr Christi 1647. biß 1651. allerseits begeben und zugetragen. Auß unzehlich vielen glaubhafften Documentis, und trewlich communicirten Berichten zusammen getragen und beschrieben / Durch Joannem Georgium Schlederum, Frankfurt a.M. [Matthaeus Merian] 1652 [Sammlung Faber du Faur, Reel 353], Dedication, unpag.
9Zu den Grundtendenzen der Kriegschronistik vgl. Konrad Repgen: Über die Geschichtsschreibung des Dreißigjährigen Krieges: Begriff und Konzeption, in: ders. (Hg.): Krieg und Politik 1618-1648. Europäische Probleme und Perspektiven, München 1988 (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 8), 1-84.
10Zeytregister, 86.
11Schulze: Ego-Dokumente, 25, spricht in Hinblick auf Heberles "Zeytregister" und andere Selbstzeugnisse aus 'illiteraten' Schichten von "oft überinterpretierten Ausnahmen".
12Vgl. Zeytregister, 50-78.
13Zeytregister, 93.
14Zeytregister, 85.
15Zeytregister, 225.
16Beispielhaft für die neueren Tendenzen in der Geschichtswissenschaft: Schulze, Ego-Dokumente, sowie der Beitrag von Andreas Rutz in der vorliegenden Ausgabe der "zeitenblicke".
17Heberles Zählung schließt mit der 29. Flucht, die mit der Verkündung des Westfälischen Friedens und einer von der Obrigkeit angeordneten Dankfeier endet: "[...], wir seyen dißmall noch gern geflohen, weil es die leste flucht war, die 29 oder ungefehr 30 und woll mehr, die einer not halber nit alle beschriben hat." (Zeytregister, 224).
18Vgl. Zeytregister, 267.
19Repgen: Über die Geschichtsschreibung, 17.
20Zum numerischen Verfahren im Allgemeinen und zur Bezeichnung "Dreißigjähriger Krieg" im Besonderen vgl. Repgen: Über die Geschichtsschreibung, 3-19.
21Zeytregister, 225.
22Zeytregister, 151
23Zeytregister, 225.
24Zeytregister, 153-154.
25Zeytregister, 154.
26Zeytregister, 177.
27Die tiefe Verunsicherung der hergebrachten Lebenswelt artikuliert sich z.B. in der Dankbarkeit Heberles über den "rechten nathürlichen todt" seines Vaters (Zeytregister, 154).
28Vgl. zum Folgenden Roeck: Eine Stadt in Krieg und Frieden, insb. 41-43.
29Roeck: Eine Stadt in Krieg und Frieden, 43.
30Vgl. etwa Schulze: Ego-Dokumente, 11-30.
31Die Überlegungen von Andreas Rutz in der vorliegenden Ausgabe der "zeitenblicke" gehen hier einen entscheidenden Schritt weiter.
32Vgl. allerdings auch die kritische Darstellung von Harald Steinhagen: Einleitung, in: Horst Albert Glaser (Hg.): Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Band 3, Harald Steinhagen (Hg.): Zwischen Gegenreformation und Frühaufklärung: Späthumanismus, Barock 1572-1740, Reinbek bei Hamburg 1985, 9-17.
33Zur Wahrnehmung und Darstellung des Dreißigjährigen Krieges vgl. Markus Meumann / Dirk Niefanger (Hg.): Ein Schauplatz herber Angst. Wahrnehmung und Darstellung von Gewalt im 17. Jahrhundert, Göttingen 1997. Ein Reflex der Kriegsgewalt findet sich in Opitzens Trostgedicht In Widerwertigkeit Deß Kriegs; vgl. Moritz Baßler: Zur Sprache der Gewalt in der Lyrik des deutschen Barock, in: Meumann / Niefanger (Hg.): Ein Schauplatz herber Angst, 125-144, hier: 132-134.
34So in leichter Variation des Bibelzitats (Prediger 1, 9) [Sigmund von Birken]: Vor-Ansprache zum Edlen Leser, in: [Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel]: Die Durchleuchtige Syrerinn Aramena, Der Erste Theil: Der erwehlten Freundschaft gewidmet, Nürnberg 1669 (UB Bonn, Fa 552), unpag. Zur frühneuzeitlichen Geschichtsauffassung allgemein vgl.: Reinhart Koselleck: Vergangene Zukunft der frühen Neuzeit, in: ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 1992, 17-37; ders.: Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte, in: ders.: Vergangene Zukunft, 38-66; Winfried Schulze: Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert. 1500-1618, Frankfurt a.M. 1987, 292-300; Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt a.M. 1992, hier vor allem: 233-244; Wilhelm Vosskamp: Zeit- und Geschichtsauffassung im 17. Jahrhundert bei Gryphius und Lohenstein, Bonn 1967 (Literatur und Wirklichkeit 1).
35Vgl. etwa für Gryphius: Harald Steinhagen: Wirklichkeit und Handeln im barocken Drama. Historisch-ästhetische Studien zum Trauerspiel des Andreas Gryphius, Tübingen 1977 (Studien zur deutschen Literatur 51); sowie zum barocken Epigramm: Thomas Althaus: Epigrammatisches Barock, Berlin / New York 1996 (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 9/243).
36Zur Gelehrtendichtung des 17. Jahrhunderts vgl. Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters, Tübingen 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 3); Volker Sinemus: Poetik und Rhetorik im frühmodernen deutschen Staat. Sozialgeschichtliche Bedingungen des Normenwandels im 17. Jahrhundert, Göttingen 1978 (Palaestra 269); Klaus Garber: Der Autor im 17. Jahrhundert, in: LiLi 11 (1981), Heft 42: Der Autor, 29-45.
37Grimmelshausen war sich seiner Randposition sehr wohl bewusst. Für seine kleine, 1670 erschienene Schrift "Der erste Beernhäuter" wählte er das ironische Verfasserpseudonym "Illiteratus Ignorantius, zugenannt Idiota".
38Zu Grimmelshausen vgl. Andreas Merzhäuser: Satyrische Selbstbehauptung. Innovation und Tradition in Grimmelshausens "Abentheurlichem Simplicissimus Teutsch", Göttingen 2002, hier vor allem das erste Kapitel ("Der verborgene Autor").


Dr. Andreas Merzhäuser
Adolfstraße 83
53111 Bonn
andreas.merzhaeuser@gmx.de

Empfohlene Zitierweise:

Andreas Merzhäuser: Das 'illiterate' Ich als Historiograph der Katastrophe. Zur Konstruktion von Geschichte in Hans Heberles "Zeytregister" (1618-1672), in: zeitenblicke 1 (2002), Nr. 2 [20.12.2002], URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2002/02/merzhaeuser/index.html>

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ZEITENBLICKE ISSN: 1619-0459
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