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Christian Fuhrmeister
Ein Märtyrer auf der Zugspitze?
Glühbirnenkreuze, Bildpropaganda und andere Medialisierungen des Totenkults um Albert Leo Schlageter in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus
Abstract
Der Beitrag vergleicht die Grundzüge des Totenkults um Albert Leo Schlageter in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Der Fokus der Untersuchung liegt auf dem Medieneinsatz, der den nationalsozialistischen Märtyrerkult vom Totengedenken in der Weimarer Republik unterscheidet. Die verschiedenen Ebenen der Medialisierung werden abschließend an einem konkreten Fallbeispiel, dem Schlageter-Gedenken auf der Zugspitze, demonstriert.
Inszenierung und Medialisierung
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Seit jeher visualisieren politische Inszenierungen Machtverhältnisse. Ob sie herrschende Positionen stabilisieren oder in Frage stellen, stets können diese Inszenierungen – als Ausdruck symbolischer Politik – zur Sichtbarmachung politischer Prozesse ebenso beitragen wie zu ihrer Verschleierung. Wenngleich in der Regel eine der beiden Absichten überwiegt, kann dieser Doppelcharakter politischer Inszenierungen Demokratien grundsätzlich ebenso prägen wie totalitäre Diktaturen.
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Die seit der Frühen Neuzeit zu beobachtende Tendenz, visuelle Strategien zur Ordnungs-, Sinn- und Identitätsstiftung einzusetzen, verstärkte sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Zuge der wachsenden Verbreitung der Massenmedien veränderten sich Qualität und Quantität von Informationen; gleichzeitig stieg – in wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Hinsicht – die Gefahr von Beeinflussung, Lenkung und Indoktrination. Parallel zur Bildung (und/oder Konsolidierung) mehrerer europäischer Nationen erfuhren zentrale Bereiche des politischen Lebens – nicht nur das enge Feld revolutionär-agitatorischer Praxis – eine bemerkenswerte Ausweitung und Radikalisierung der Kommunikationsformen und -inhalte.
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Dieser Trend zur Medialisierung, das heißt zur Nutzung neuer Informationsträger und zur Überschreitung der Grenzen tradierter Rituale von Gemeinschaftsbildung, erfasste zwangsläufig auch den politischen Totenkult. [1] In einem sich sukzessiv radikalisierenden Prozess ermöglichten technische Innovationen die Genese neuer Medien – genannt seien exemplarisch einerseits Fotobildbände und Propagandafilme, andererseits Scheinwerfer und Lautsprecher –, und zugleich steigerte der Erfolg dieser Popularisierungsmedien die Nachfrage nach noch effektiveren Übermittlungswegen von Botschaften. Mediale Inszenierungen vorbildhaften Heldentums traten jedenfalls seit dem Ersten Weltkrieg verstärkt neben die alten Künste der Rhetorik und übernahmen wichtige Vermittlungsaufgaben im Wettstreit der politischen Mythen und der konkurrierenden Symbolsysteme.
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Gerade der Nationalsozialismus bediente sich der neuen Optionen in zuvor unüblichen oder sogar unbekannten Dimensionen. Obwohl schon aus der 'Kampfzeit' der 'Bewegung' zahlreiche Beispiele bekannt sind, liefert besonders die Frühphase des Regimes in den Jahren 1933 – 1936 einschlägige Belege für medial optimierte, emotional appellierende Botschaften. Dies betrifft das Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, mehr noch freilich den Opferkult und die Erinnerung an die 'Blutzeugen' und 'Märtyrer der Bewegung'. [2] Neben den Toten des gescheiterten Putsches vom 9. November 1923 zählen dazu vor allem SA-Männer wie Horst Wessel und Hans Maikowski, aber auch Hitler-Jungen wie Hans Mallon und Herbert Norkus (dessen Vita 1933 von Karl Schenzinger als 'Hitlerjunge Quex' verfilmt wurde).
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Bei der Inszenierung eines nationalsozialistischen Märtyrers werden in der Regel ältere Schemata von Heldenehrung mit neuen Medien amalgamiert. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Übernahme, Anverwandlung und Umformung christlicher Ikonographie zu, von Begrifflichkeiten wie 'Blutzeuge' bis zu Strukturen der Heiligenkulte. Im Unterschied zum kirchlichen Märtyrergedenken [3] liegt eine mediale Aufbereitung der politischen Totenehrung dabei insofern nahe, als die spezifische Vorbild- und Tugendhaftigkeit nicht von einer Autorität proklamiert wird, die in breiten Bevölkerungsschichten Zustimmung besitzt oder sich zumindest ihrer Akzeptanz sicher sein kann. Vor und auch noch nach 1933 stand der nationalsozialistische Totenkult deshalb vor der Aufgabe, eine tiefe innere Beteiligung möglichst großer Kreise zu generieren und dauerhaft zu sichern. Diese gleichermaßen massenpsychologisch wie martyrologisch fundierte Propagandaarbeit zielte direkt auf ein emotionales Engagement: "Wie werden Massen bewegt? Die Grundlage für das Handeln eines Menschen ist das Gefühl. Darum muß sich der Führer an das Gefühl der Masse wenden, wenn er eine Handlung auslösen will, nicht an den Verstand." [4] Die sogenannte 'Machtergreifung' wurde wenig später rückblickend als Ergebnis genau dieses Politikverständnisses interpretiert: "Gesiegt hatte nicht das zergrübelnde, zersetzende Hirn materialistischer Dialektiker, sondern das unbeirrbar gläubige Herz des ewigen Deutschen." [5]
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Conditio sine qua non für die erfolgreiche Inszenierung eines Heldenkonstrukts ist daher zunächst die Simplifizierung komplexer Sachverhalte und die pädagogisch-präskriptive Idealisierung. Erforderlich ist ferner die Erzeugung eines stringenten, suggestiven Bildhaushalts, der bei Feiern in situ vermittelt und/oder mit den neuen Medien der Bildpublizistik transportiert wird und zur "ästhetisch-sinnlichen Okkupation der Öffentlichkeit" [6] führt.
Die Konstruktion eines Märtyrers – Das Fallbeispiel Albert Leo Schlageter
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Diese idealtypische Konstruktion einer Kombination und Interaktion althergebrachter Deutungsmuster mit genuin modernen Kommunikationsmedien sei mit einem konkreten Fallbeispiel konfrontiert, der Gedenktafel für Albert Leo Schlageter auf der Zugspitze. Die Existenz dieses Denkmals ist bislang sowohl in der einschlägigen Forschung als auch in der Literatur zur Geschichte der Zugspitze kaum berücksichtigt worden. [7]
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Der Weltkriegsoffizier und Freikorpskämpfer, der Sabotageakte gegen die französische Ruhrbesetzung initiiert hatte, war schon bald nach seiner Erschießung am 26. Mai 1923 auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf heroisiert und als nationalsozialistischer Vorkämpfer reklamiert worden. [8] Ein stichhaltiger Beleg für seine – aus offensichtlichen Gründen besonders nach 1933 geradezu reflexhaft behauptete – Mitgliedschaft in der NSDAP konnte allerdings bislang nicht beigebracht werden. [9] Zwar wurde schon um 1923/24 einschlägiges Werbematerial vermutlich von der NSDAP produziert, nämlich kleine Aufkleber mit Aufdrucken "Rache für Schlageter!", "Schlageter war Nationalsozialist", "Denkt an Albert Leo Schlageter" und "Werde Du auch ein Schlageter!" [10], die als Brief-Verschluss-Marken ebenso wie für Meinungsbekundungen im öffentlichen Raum genutzt werden konnten, doch präzise Belege für Autorschaft, Herausgabedatum oder Herstellungsort sind nicht bekannt. [11]
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Ähnlich verhält es sich mit einem Porträtfoto 'aus dem Todesjahr 1923', das Schlageter mit Scheitel, Schnauzer, weißem Stehkragen und Krawatte zeigt und in mehreren Versionen publiziert wurde (Abb. 1): An jeweils unterschiedlichen Stellen der Krawatte wurde ein Hakenkreuz mit einem weißen Fotoretouchestift aufgebracht. [12]

Abb. 1

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Auch die prominente Nennung auf der zweiten Seite von 'Mein Kampf' (1925) [13], mit der Sabine Behrenbeck ihre Klassifikation Schlageters als eines "Primärhelden Hitlers" [14] begründet, scheint eine enge Beziehung zur Partei nahe zu legen, ebenso seine Erwähnung in frühen Reden von Goebbels und Himmler. [15] Doch für Hitlers Nennung der Trias Andreas Hofer, Johann Philip Palm und Schlageter dürften auch rein taktische Gründe eine Rolle gespielt haben. [16] De facto war die nationalsozialistische Bezugnahme der 1920er Jahre nur eine Facette des Schlageter-Kults: Im gesamten rechten Spektrum, von den Völkischen über die Deutschnationalen bis zu den Nationalkonservativen, verstand man den Schwarzwälder Bauernsohn als Projektionsfläche zu nutzen, instrumentalisierte man ihn für die eigenen Ziele. Die Umstände seines Todes galten keineswegs nur der jungen NSDAP als perfekter Kristallisationspunkt für die weit verbreitete Ablehnung des Versailler Vertrages ('Schanddiktat'), sondern wurden beispielsweise auch im Kreis um Stefan George diskutiert. [17] Ebenso waren die Hochschulleitungen, die im Sommer 1923 beispielsweise in Freiburg oder Erlangen zu Gedenkfeiern aufriefen, (noch) nicht zwangsläufig Anhänger der NSDAP. [18] Nur die in weiten Kreisen – kurzfristig sogar in der KPD – verbreitete Bewunderung und Verehrung Schlageters erklärt, warum selbst Petitessen wie die Beschädigung seines Grabsteins in Schönau/Wiesental als so bedeutsam erachtet wurden, dass beispielsweise der Dresdner Anzeiger vom 3. Mai 1926 über diesen Vorgang auf der Titelseite berichtete. [19]
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Schlageters Leben und 'Opfertod' bot in den 1920er Jahren vielen Gegnern der Republik einen willkommenen Anknüpfungspunkt für rassistische und antisemitische Invektiven und Philippika [20] (auch aus diesem Grund übt der selektiv als 'Widerstandskämpfer' und 'Freiheitskämpfer' wahrgenommene Schlageter bis heute eine starke Faszination auf rechtsradikale und neonazistische Splittergruppen und deren Sympathisanten [21] sowie auf Burschenschaften [22] aus).
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Jedenfalls gelang es der NSDAP erst 1933, konkurrierende Deutungen der Katholiken (darunter insbesondere des Cartellverbands Katholischer Deutscher Farbentragender Studentenverbindungen), des Stahlhelms, des Jungdeutschen Ordens und anderer Gruppierungen auszuschließen und den Mythos von Schlageter als 'Ersten Soldaten des Dritten Reiches' weithin zu verbreiten und durchzusetzen. Wie auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens ist eine Gleichschaltung der zuvor durchaus pluralistischen Schlageter-Verehrung zu konstatieren. Die exkludierende Vereinheitlichung des Kults und die selektive Erinnerungspolitik der Partei wurde dabei von Anstrengungen im Bereich der Medialisierung begleitet und forciert, gerade bei der Bildpropaganda und beim Symbolkampf der Kreuze, das heißt bei den grafischen Auseinandersetzungen zwischen dem Ordenskreuz des Jungdeutschen Ordens, dem christlichen Kreuz und dem Hakenkreuz. [23]
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Als müsse die insgesamt eher zurückhaltende Position der NSDAP vor 1933 kompensiert werden, wurde nun vehement Schlageters exzeptionelle Wichtigkeit reklamiert: "Die Namen verwehen und die Leiber vermodern, aber der Geist des Helden geht ein in die Ewigkeit des Volkes, um das mahnende Gewissen der Gegenwart und die anspornende Verheißung für die Zukunft zu bilden. Wenn der Opfertod einer Vielzahl von Helden ihr Sinnbild findet in einem, der für alle stirbt, so wirken Tat und Tod dieses Einen fort als volkbewahrende und volkerzeugende Kraft in die fernsten Jahrhunderte hinein. Von dieser Art und von diesem Rang ist Albert Leo Schlageter, der am 26. Mai in der Golzheimer Heide bei Düsseldorf von den Franzosen am Pfahl erschossen wurde. Schlageter ist zu einem Symbol des Glaubens geworden, ohne den es keine deutsche Zukunft mehr gibt." [24]
Schlageter-Gedenken: Weimarer Republik versus Nationalsozialismus
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Die kategorischen Unterschiede zwischen dem Schlageter-Gedenken der Weimarer Republik und jenem des Nationalsozialismus zeigen sich in mehreren Bereichen. Betrachtet man beispielsweise die literarische Produktion [25], so fällt auf, dass die Monographien vor 1933 fast an einer Hand abzuzählen sind. [26] Allein im Jahr 1933 erschienen hingegen mindestens 15 Bücher, von Lesestoffreihen für die Schulen [27] und Jugendromanen bis zu sogenannten Kampfbiographien. [28] Ab 1935 ist jedoch eine signifikante Verringerung in der Zahl der Monographien zu bemerken; nach 8 Büchern im Jahre 1934 und 6 im Jahre 1935 erschien 1936 nur eine Publikation (einige wenige weitere folgen bis in die ersten Kriegsjahre). [29]
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Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der kumulativen Auswertung des Deutschen Bücherverzeichnisses und des Gesamtverzeichnisses des deutschen Schrifttums, die neben Monographien auch Sammelbände und Gelegenheitsdrucke aufführen. Das Publikationspanorama zu Schlageter muss demzufolge als stark sprunghafte Wellenbewegung charakterisiert werden: Nach den ausgesprochen kurzfristig einsetzenden Veröffentlichungen der Jahre 1923 und 1924 (je vier) sinkt die Anzahl von 1925 bis 1928 auf eine Neuerscheinung jährlich; für 1929 und 1930 sind überhaupt keine verzeichnet. Diese Flaute und die nur geringe Belebung in den Folgejahren zwei Veröffentlichungen 1931 (darunter eine Neuauflage) und nur eine Publikation im Jahr 1932 belegen das vergleichbar geringe Interesse an Schlageter bzw. den Möglichkeiten seiner publizistischen Verwertbarkeit in der Zeit von 1925 bis 1932.
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Das Jahr 1933 mit einer 2000%igen Erhöhung gegenüber 1932 markiert eindrücklich den enormen quantitativen Sprung. Noch im Jahr 1934 alleine erscheinen fast genauso viele Veröffentlichungen wie in den zehn Jahren von 1923 bis 1932 zusammen. Nach 1935 stagniert die Zahl bei zwei Publikationen jährlich, bis 1940 als direkte Begleiterscheinung des Krieges Schlageters 'Opfertod' noch einmal instrumentalisiert wird. Bis 1945 ebbt die Zahl mit geringen Schwankungen zunehmend ab, wobei es sich zudem nicht um Neuerscheinungen, sondern um Wiederauflagen handelt. Auch wenn diese Wellenbewegung im Kontext des gesamten deutschen Schrifttums der Jahre 1923 bis 1945 keine grundsätzliche Ausnahme darstellt, belegt die statistische Analyse eindeutig die spezifische Funktion Schlageters für die Aufbauphase des nationalsozialistischen Staates 1933 bis 1935. Schlageters Identifikationspotential der 1920er Jahre konnte 1933 gezielt genutzt werden, um breite Bevölkerungsschichten für das Regime zu gewinnen.
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Dies belegt auch das nahezu unüberschaubare Spektrum von Artikeln, Aufsätzen, Gedichten, Gesängen [30] und Bühnenstücken [31], aus denen das auf über tausend Bühnen [32] gespielte Drama von Hanns Johst (Uraufführung zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 im Staatlichen Schauspielhaus Berlin [33]) herausragt. [34] Darüber hinaus spielte Schlageter eine zentrale Rolle im abendfüllenden dokumentarischen Propagandafilm 'Blutendes Deutschland' von Johannes Häussler, dem "ersten nationalsozialistischen Grossfilm", in dem historische Szenen nachgestellt und mit Originalmaterial verschnitten wurden. [35]
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Den Erfolg dieser massenmedial gestützten Stilisierung seit 1933 bestätigt rückblickend ein Zeitzeuge: "Das Buch 'Albert Leo Schlageter' von Josef Magnus Wehner aus dem Kinder- und Jugendbuchverlag Franz Schneider wurde viel gelesen und gehörte mit zu den Büchern, die wir in der Schule als Preise für gute Leistungen erhielten. Schlageter, sein Leben, sein Kampf und sein Ehrenmal auf der Golzheimer Heide war uns damals 10-14 Jährigen so vertraut, wie den heute Gleichaltrigen die Autotypen oder die Schlagerstars." [36]
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Während in den letzten beiden Jahren der Weimarer Republik relativ selten explizit Bezug auf Schlageter genommen wurde (zu den wenigen Vorkommnissen dieser Art zählen von Unterorganisationen der NSDAP wie HJ [37] oder von völkischen Verlagen [38] vorgenommene Namensgebungen von Heimen), explodierte diese Art der Kommemoration nach dem 30. Januar 1933 geradezu. In den ersten Jahren nach der 'Machtergreifung' wurden zahllose Straßen – von Laupheim [39] bis Hamburg [40], von Düsseldorf [41] bis Berlin [42] – sowie Brücken [43], Schulen [44] und Sportplätze [45], Heime und Häuser [46], Schiffe [47] und militärische Formationen, wie unter anderem ein Jagdgeschwader der Luftwaffe, [48] nach Schlageter benannt.
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Insofern bestehen in struktureller Hinsicht große Ähnlichkeiten zwischen Schlageter- und Bismarck-Verehrung. [49] Genauer: die Formen der Schlageter-Ehrung scheinen den Bismarck-Ehrungen in mancherlei Hinsicht nachgeprägt worden zu sein, bis hin zur Gründung eines Schlageter-Gedächtnis-Bunds. [50] Gemeinsam ist den beiden Kulten, dass sie durchaus auch in den Tiefen volkstümlicher kleinbürgerlicher Huldigung verankert sind und deshalb Produkte hervorgebracht haben, die die Grenze zum Kitsch zu überschreiten drohen. Beispielhaft genannt seien der bereits vier Wochen nach Schlageters Erschießung vorgebrachte Vorschlag eines Gärtners, eine Blumen-Neuzüchtung >>Denkt an Schlageter!<< zu benennen [51], die 'Schlageterglocke' [52] die 'Schlageter-Feuerzeuge' [53], die 'Schlageter-Lotterie' (Abb. 2 und 3) oder auch die geschmacklos-pathetische Stilisierung der Beziehung des Knaben Albert zu seiner Mutter. [54] Grotesk mutet aus heutiger Sicht auch die Vorstellung eines 'Schlageter-Gedächtnisraum[s] im Altersheim St. Josef' [55] an, ferner der Umstand, dass die Stadt Ladenburg dem greisen Vater Schlageters die Ehrenbürgerwürde antrug. [56]

Abb. 2
Abb. 3

 
<21>
Die seit Frühjahr 1933 in puncto Schlageter deutlich überhitzte Situation äußerte sich schließlich auch in einem ausdrücklichen 'Konkurrenzkampf' [57] zwischen einzelnen Städten, die sich profilieren zu müssen meinten. Ein Streit um die Monopolstellung entbrannte. Eine Schlageter-Gedächtnis-Ausstellung wurde 1933 zunächst im Düsseldorfer Stadtmuseum [58] und Berlin (Palais Prinz Albrecht, 20. Juli bis 2. September) [59] gezeigt, 1934 in Stuttgart [60] und München [61], 1935 in Essen [62]. Zumindest Düsseldorf [63] und Berlin [64], vermutlich aber auch Karlsruhe [65], suchten zugleich das temporär begrenzte Aufmerksamkeitspotential einer Ausstellung in die permanente Wirkkraft eines Museums zu überführen.
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Schlageter wurde – durchaus in Analogie zur Wahlkampfpropaganda (Abb. 4) – schlichtweg vermarktet. Ohne hier detailliert auf die damit verbundene Bildpropaganda, die Inszenierungsmodi und den ausstellungstechnischen Medieneinsatz eingehen zu können, seien die unverhüllt hagiographischen Tendenzen dieser Präsentationen – unter anderem vermittels einer optimierten Lichtregie – hervorgehoben. In Fortschreibung und Anverwandlung des christlichen Reliquienkults soll in der Wanderausstellung beispielsweise auch der "Waffenrock Schlageters, den er in Oberschlesien trug" [66], gezeigt worden sein; es liegt auf der Hand, dass hier eine Parallele zum 'Heiligen Rock' in Trier, zu dem vom 23. Juli bis 10. September 1933 über 2 Millionen Pilger wallfahrteten [67], gesucht worden ist.

Abb. 4

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Die Differenz zwischen dem Totenkult um Schlageter in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus ist auch an der Größe und Ausgestaltung von Festveranstaltungen deutlich ablesbar. Feierlichkeiten zu Ehren Schlageters waren in den 1920er Jahren – vielleicht mit Ausnahme der Überführung der Leiche von Düsseldorf nach Schönau – räumlich stark begrenzt und ohne Medienresonanz. Entweder trafen sich kleine Gruppen von einigen wenigen Männern an abgelegenen Orten, oder die lokalen Kriegervereine und ehemaligen Frontsoldaten luden offiziell zu einem 'Vaterländischen Tag' oder 'Deutschen Tag' [68], in dessen Rahmen auch eine Schlageter-Ehrung vorgenommen wurde.
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Einen völlig anderen Charakter trugen die Gedenkfeiern zu Schlageters zehntem Todestag am 26. Mai 1933. Sie müssen als das erste reichsweit zelebrierte nationalsozialistische Medienereignis bezeichnet werden. Allerorten trugen Behörden und Schulen – vereinzelt sogar Kirchen – Flaggenschmuck, häufig wurde (wie in Garmisch-Partenkirchen [69]) selbst die Bevölkerung aufgefordert, Häuser und Wohnungen zu beflaggen. Diese Jahrestagsfeiern – insbesondere diejenige in Düsseldorf, an der über 300.000 teilgenommen haben sollen [70] – waren reichsweit auf den Titelseiten der überregionalen Zeitungen und der lokalen Nachrichtenblätter zu finden [71], und nur wenige Institutionen oder Verbände dürften am 26. Mai 1933 keine Schlageter-Feier abgehalten haben. [72] Noch 1935 fanden an Schlageters Todestag Feiern in Buenos Aires und Shanghai statt. [73] Selbst wenn man eine gehörige Portion Lokalpatriotismus in Rechnung stellt, schuf die Veranstaltung im Rheinland einen Präzedenzfall: "Düsseldorf hat Tage hinter sich, wie sie in den Annalen unserer Stadt wohl nie wieder verzeichnet werden dürften. Die Schlagetertage waren in ihrem Ausmaß die größte Feier, die Düsseldorf, das Rheinland, ja vielleicht Deutschland überhaupt erlebt hat." [74]
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Darüber hinaus wurden Ende Mai 1933 aus den regionalen Funkhäusern zahlreiche Berichte gesendet: Mittwoch, 24. Mai, 20 Uhr: 'Albert Leo Schlageter. Lebensbild' (Heinz Wulff, Bayerischer Rundfunk); Donnerstag, 25. Mai, 10 Uhr: Katholische Morgenfeier 'Ewigkeit – Gedanken zu Schlageters Tod' (Alfons Maria Härtel, Schlesische Funkstunde); 15.45 Uhr: Schlageter-Gedenkstunde unter Mitwirkung der Hitlerjugend (Karl Köstlin, Süddeutscher Rundfunk [75]); Freitag, 26. Mai, 12.00 Uhr: 'Zu Schlageters Todestag' (Süddeutscher Rundfunk); 16.40 Uhr: 'Verrat um Schlageter' (Schlesische Funkstunde). [76] Hinzu kamen – in reichsweiter Übertragung – Hörspiele für den Schulfunk, ein 'Live-Bericht' von einer mitternächtlichen Feier am Grabe Schlageters in Schönau [77] und ein Beitrag in der Reihe 'Stunde der Nation': Die vom Westdeutschen Rundfunk konzipierte, über alle deutschen Sender ausgestrahlte 'Sinfonische Dichtung: Deutsche Heldenehrung – Albert Leo Schlageter', verfolgte gemäß dem Auftrag der Reihe das Ziel, "die Nation politisch zu erziehen und eine geistige Uniformierung" [78] zu erreichen.
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Die Konstruktion des nationalsozialistischen Helden Schlageter materialisierte sich freilich nicht zuletzt in einem traditionellen Medium, den Denkmälern. Die statistische Analyse ergibt ein Verteilungsbild, das grosso modo den Printmedien entspricht, obgleich die Gegensätze weniger stark ausgeprägt sind. Während im Zeitraum 1923 – 1933 insgesamt nur 35 Denkmäler errichtet worden waren, wurden Schlageter in der nationalen Euphorie im Frühjahr und Sommer 1933 mindestens 40 Denkzeichen gewidmet, im Folgejahr mindestens 13 weitere. [79] Darüber hinaus wurden eine Reihe von Denkmälern, die in den 1920er Jahren von rivalisierenden Verbänden und Organisationen des rechten Spektrums errichtet worden waren, von der NSDAP durch Austausch der Texttafeln und Symbole usurpiert.
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Unter den rund 100 Gedenkzeichen, die nachweislich zwischen 1923 und 1938 errichtet wurden [80], nimmt das große Düsseldorfer Denkmal, das 1931 nach einem Entwurf des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister in der Nähe des Exekutionsortes eingeweiht wurde, aus mehreren Gründen eine Schlüsselrolle ein. [81] Gleichwohl ist es eben die breite geografische Streuung, die der vergegenständlichten Schlageter-Erinnerung eine besondere Tiefendimension verleiht, zumal sich die Gesamtzahl der Schlageter-Denkmäler bei gründlicher Recherche auf mindestens 130 bis 140 erhöhen dürfte. Auch wenn damit keineswegs die Fülle der Bismarck-Denkmäler (ungefähr 700) [82] erreicht wird, sind sie für die Erinnerungslandschaft der Zwischenkriegszeit durchaus prägend (schließlich wurden selbst Kaiser Wilhelm I. insgesamt nicht mehr als 232 Denkmäler gewidmet [83]).
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Eben weil sich bei diesen Denkmalsetzungen in der Regel primär die weltanschaulichen Überzeugungen der Initiatoren materialisierten, ist es überaus charakteristisch, dass eine konkrete Beziehung des Geehrten zum Aufstellungsort nur in Ausnahmefällen gegeben war. Nur so erklärt sich die relativ gleichmäßige, auch nicht in Abhängigkeit von der Konfession stehende Verteilung über Provinzen, Länder und Gaue. Während die Errichtung der Denkmäler vor 1933 implizit noch bestimmte Funktionen erfüllte (einerseits Abgrenzung von konkurrierenden Organisationen, andererseits Stärkung der eigenen Gruppenidentität), führte die aufgeputschte Stimmung im Frühjahr und Frühsommer 1933 zu einer nicht mehr rational begründbaren Flut von Denkmalinitiativen. Die polykratische Struktur des Regimes begünstigte dabei parallele Aktivitäten etwa von NSDAP-Ortsgruppen und Verbänden von HJ und SA, was im konkreten Fall durchaus zu Doppelungen führte. Im Kern kennzeichnet diese drohende Beliebigkeit – wohl eine unvermeidliche Begleiterscheinung des politischen Totenkults in Massengesellschaften – auch die Entstehungsgeschichte der Schlageter-Verehrung auf der Zugspitze.
Heldenverehrung auf der Zugspitze: Denkmalsetzung
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Die Dokumentation und Analyse dieses Märtyrerkults in 2962 Meter Höhe wird durch die schlechte Quellenlage erschwert. Die folgenden Ausführungen können lediglich beanspruchen, die Vorgänge grob zu skizzieren und eine Grundlage für weitere Forschungen bereit zu stellen.

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Verlässlich überliefert ist jedenfalls, dass eine Schlageter-Gedenktafel am 9. September 1923 im Bereich des Ostgipfels der Zugspitze, unterhalb des Kreuzes mit der feuervergoldeten Kugel [84], angebracht worden ist (Abb. 5). Initiator war die Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen des Bundes Oberland, eines der bayerischen Freikorps.

Abb. 5

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Schon am 7. August 1904 war durch den Alpenverein eine Gedenktafel für den Meteorologen Josef Enzensperger auf der Zugspitze enthüllt worden. [85] Sie wurde 1923 ergänzt um ein "politisch-patriotisches Denkmal [...] für den edlen Patrioten Kaufmann Schlageter [...], des großen Vaterlandsfreundes, der gleichfalls ein Opfer des Weltkriegs und der Wut der unversöhnlichen Gallier geworden". Ähnliche Denkmalsetzungen wurden auf zahlreichen Gipfeln vorgenommen; beispielsweise hatte die Sektion Weilheim-Murnau des Deutschen Alpenvereins 1921 "ihren 10 gefallenen Vereinsbrüdern auf dem vielbesuchten Krottenkopf ein würdiges Hünengrab mit einer in den Felsblock eingelassenen Marmortafel errichtet".
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Am 8. September 1923 versammelten sich "viele Bundesfreunde aus nah und fern" in der Knorrhütte, wie ein Mitglied des Bund Oberland im Loisach-Boten berichtete. [86] Am nächsten Morgen marschierten sie vom Münchener Haus, von der Höllental-Angerhütte und von der Wiener-Neustädter Hütte auf den Gipfel. Dort hatte man "am Fuße des Observatoriums ein[en] Altar errichtet", auf dem "Hochw. Herr Pfarrer Mencke von Garmisch, selbst ein begeisterter Freund der Berge und im tiefsten Herzen vaterländisch gesinnt [...] für Schlageter und alle gefallenen deutschen Helden aus dem Weltkriege das hl. Opfer dar[brachte]." Nach der eigentlichen Weihe der Gedenktafel am Ostgipfel nahm der Pfarrer "wieder das Wort [...] Eine Bergpredigt erstand vor den lauschenden Zuhörern, daß wohl alle ganz gewaltig ergriffen wurden. Da war die einzigartige, gigantische Naturumgebung ein Rahmen, der auch ein hartes Herz erfassen mußte, und in mächtigen Tönen brauste das 'Deutschland-Lied' hin nach Tirol, hin über Deutschlands Gauen, hin bis zum fernen Nordstrand."
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Nach einer kurzen Ansprache des Oberamtmanns Baron von Stengel aus Garmisch, der "wärmste Grüße von unserem Herrn Ministerpräsidenten, Ex. Dr. v. Knilling", überbrachte, hielt abschließend ein Vorstandsmitglied des Bund Oberland eine Rede: "Nun aber erreichten unser Ohr sonderbar kraftvolle Töne. Sie waren Grüße von der Bundesleitung, überbracht von ihrem Abgeordneten Herrn Meiding. Hart, markig, kraftvoll, wie der Redner oben in den Felsen stand, so vernahm man auch seine trefflichen Worte. Er wies uns hin auf den ewigen 'Kampf' in der Natur. So müsse auch der Mensch in stetem Kampfe sich durch das Leben schlagen, nicht nur in seinen langweiligen Philistertagen, sondern ganz energisch in politisch bewegten Zeiten wie der gegenwärtigen. Frohgemutes 'Heil' lohnte insbesondere diese Worte." Danach "strebten die Teilnehmer dem Tale, dem Alltag zu in der frohen Gewißheit, daß noch immer der Nacht ein Tag gefolgt ist, der auch dem deutschen Volke anbrechen wird."
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Abgesehen von den topographischen Spezifika, auf die noch einzugehen sein wird, handelt es sich um eine überaus typische Denkmalsweihe. Eine gewisse Brisanz erhält gerade dieser Fall allerdings durch Vorgänge des Jahres 1933. Entgegen den eindeutigen Angaben von 1923 meldeten Zeitungen Ende Mai 1933, die Tafel sei 1923 "von der NSDAP gesetzt" [87 beziehungsweise "bekanntlich am 9. September 1923 [...] von der NSDAP am Aufstieg zum Gipfel angebracht" [88] worden.
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Es korreliert durchaus mit der weiter oben dargelegten Wellenbewegung im Totenkult um Schlageter, dass die Tafel des Jahres 1923 zu einem unbekannten Zeitpunkt Ende der 1920er Jahre wieder entfernt wurde. Die 1933 aufgestellte Behauptung, die Entfernung des Gedenkzeichens sei vorsorglich "zur Vermeidung von Beschädigungen" [89] erfolgt, die im Zusammenhang mit Sprengungen für den Bau der Gipfelstation [90] oder für den Bau der Zugspitzbahn [91] um 1930 befürchtet worden seien, konnte jedenfalls weder verifiziert noch falsifiziert werden. [92]
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Es kann vermutlich nicht abschließend geklärt werden, ob es sich bei jener Tafel, die am 25. Mai 1933 "an den Felsen des Ostgipfels" [93] angebracht worden ist (Abb. 6) [94], tatsächlich um dieselbe 1923 vom Bildhauer Georg Falk aus schwarzem Marmor gestaltete Tafel [95] handelt, die seit 1923 an Schlageter erinnerte, oder ob eine völlig neue Gedenktafel installiert wurde. Auch wenn Grund zur Annahme besteht, dass diejenigen Mitglieder des Bundes Oberland, die 1923 die Anbringung initiierten, (spätestens) 1933 in die NSDAP eingetreten waren und sich nun ebenfalls an der Neubefestigung der Tafel beteiligten, kann hier von einem Versuch nationalsozialistischer Geschichtsfälschung ausgegangen werden.

Abb. 6

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Zu berücksichtigen ist indes der Unterschied zwischen der lokalen und der überregionalen Presseberichterstattung. Während die Beteiligung des Bund Oberland an der Errichtung des Denkmals sowohl 1923 als auch 1933 in der nicht ortsansässigen und nationalen Presse des Jahres 1933 des öfteren unterschlagen wurde [96], berichtete das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt differenzierter. Zwar verschweigt auch der Hauptartikel auf der Titelseite vom 26. Mai 1933 − ob auf Druck der Partei oder freiwillig, sei dahingestellt – mit der Formulierung, die Tafel sei "von der N.S.D.A.P., Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen, wiederum angebracht worden", eine Partizipation des Bund Oberland, doch direkt im Anschluss an den Bericht über die Feier folgt eine mit Max Pracher gezeichnete Meldung, der "in Erinnerung" bringen wolle, dass im Sommer 1923 "der Bund Oberland, dem damals Eugen Maier, Georg Pfefferl, Kaplan Pichler, v. le Fort, Oberlehrer Baader, Engelbrecht, der Unterzeichnete u. a. m. angehörten [...] die Errichtung der Gedenktafel auf der Zugspitze aus Mitteln und freiwilligen Beiträgen des Bundes Oberland beschlossen" hätte. Die knappe Notiz beschränkt sich auf eine faktische Darstellung, die Resistenz oder Aufbegehren gegen die nationalsozialistische Beanspruchung der Anbringung der Schlageter-Tafel nur erahnen lässt.
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Ob hinter diesen Quisquilien echte Auseinandersetzungen standen, kann nur vermutet werden. Noch im Vorjahr hatte jedenfalls das Bezirksamt Garmisch eine von der NSDAP geplante Schlageter-Feier und Grenzlandkundgebung mit Hitler mit der etwas eigenartigen, nicht sonderlich stichhaltigen Begründung abgelehnt, "daß diese Versammlung mit Hitler – Hitler hat hier noch nie gesprochen – eine gewaltige Anzahl von Menschen in Garmisch-Partenkirchen auf einmal vereinigen würde." [97]
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Dass die Partei sich auf der Zugspitze eine nicht vorhandene Tradition eigen zu machen suchte, ergibt sich auch durch den Vergleich den Inschriften. Nur im lokalen Zusammenhang wurde die Inschrift der neuen Tafel veröffentlicht: "Dem deutschen Helden und Märtyrer Albert Leo Schlageter errichtet von der Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen des Bund Oberland † 26.5.1923 Du starbst durch welsche Mörderhand Zu Deutschlands Ehr' und Frankreichs ew'ger Schand! Wiedererrichtet am 26.5.1933 NSDAP Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen". [98]
<40>
Der gemeinsamen Einladung der NSDAP-Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen und der Bayerischen Zugspitzbahn zur nachmittäglichen Feier am 25. Mai 1933, die an Reichspräsident von Hindenburg, Reichskanzler Hitler und General von Epp ergangen war [99], folgte nur der bayerische Innenminister und Gauleiter Adolf Wagner. [100] In seiner Weiherede vor Gruppen von SA, SS und Stahlhelm, Vertretern der Orts- und Staatsbehörden sowie ungenannten geladenen Gästen führte er unter anderem aus: "Der Sinn des Todes Schlageters war, daß ein neues Deutschland entstehen sollte. Noch ist dieses im Werden begriffen, aber wir werden den Bau vollenden. Die Erinnerungstafel soll sein eine Mahnung an all diejenigen, die berufen sind mitzuhelfen an dieser Aufbauarbeit und sie ist eine Mahnung an jene, die sich immer noch dem neuen Deutschland entgegenstemmen wollen. Wir werden nicht dulden, daß Parteien oder Korporationen diese Aufbauarbeit stören, denn das Opfer Schlageters soll nicht umsonst gewesen sein. Hier, am Grenzgipfel des Reiches, mögen unsere Nachbarn hören, daß sie sich dem neuen Deutschland nicht entgegenstellen dürfen, weil sie sonst zugrunde gehen müßten." [101]
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Am Abend fand eine "imposante nationale Kundgebung" auf dem Marktplatz von Garmisch-Partenkirchen statt, bei der Wagner das Ehrenbürgerrecht verliehen wurde (das zuvor schon Hitler und Göring erhalten hatten [102]). Zunächst wurde um 19 Uhr auf den Marktplatz "mittelst Grosslautsprecher" die Kölner Sendung 'Deutsche Heldenehrung' ausgestrahlt. Bei dieser Veranstaltung war für die Schulen die "möglichst vollzählige Anwesenheit Pflicht". Anschließend folgte eine zweite Rede Wagners, während vor der Kulisse des illuminierten Rathauses SA, SS und Stahlhelm mit brennenden Fackeln Aufstellung genommen hatten.
Heldenverehrung auf der Zugspitze: Medialisierung des Totenkults
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Bereits am Vorabend der Feier vom 25. Mai 1933 strahlte ein 20 m hohes, mit 60 Glühbirnen versehenes Hakenkreuz auf dem 1600 m hohen Kreuzeck, einem Vorberg des Wettersteingebirges. Während die Bergfeuer des Werdenfelser Landes "infolge der vorausgegangenen Regengüsse nur schwach zur Wirkung" gekommen seien, habe das "Hakenkreuz als elektrisches Bergfeuer" seine Überlegenheit erwiesen. Das "über 20 km" sichtbare "Lichtsignal" symbolisiere den "unaufhaltsamen Siegeszug", in dem "die nationale Erhebung über Deutschland hinweggebraust" [103] sei. Mit der Errichtung des strahlenden Hakenkreuzes sei "auch dieses nationale deutsche Problem nun erstmals gelöst" worden.
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Gemeint waren damit zwar vornehmlich die statisch-konstruktiven Schwierigkeiten, die die auf der Spitze stehende Swastika mit sich brachte. Doch waren derartige Installationen zugleich Ausdruck des nun auch abseits der Städte ausgetragenen visuellen Symbolkampfs zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Selbst wenn man konzediert, dass die Gipfelkreuze schon lange nicht mehr ausschließlich als Zeichen christlichen Glaubens fungierten [104] und häufig sogar ausdrücklich als Gefallenendenkmäler errichtet worden waren [105], stellt die Anbringung eines eindeutig als Kennzeichen einer politischen Partei ausgewiesenen Zeichens in der freien Landschaft ein Novum dar.
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Ganz ohne Vorläufer war diese nationalsozialistische Lichtmetaphorik [106] freilich nicht: Sie basierte auf Lichtinszenierungen im Messe- und Ausstellungswesen. Dennoch sei festgehalten, dass das strahlende Hakenkreuz im Alpenvorland schon durch seine schiere Größe mit der Tradition der Gipfelzeichen brach.
<45>
Eine Radierung des Garmisch-Partenkirchener Grafikers Fritz Uhlich (1893-1973) [107] schlug maximales Kapital aus dem leuchtenden Hakenkreuz (Abb. 7). Er translozierte es vom Gipfel des Kreuzeck auf die 8 km entfernte Zugspitze und verband dies mit einer Apotheose Schlageters. Die Ikonographie des in einer Auflage von 200 Stück verbreiteten Blattes, das "zum Preise von 1,- von der Ortsgruppenleitung der N.S.D.A.P. zu beziehen" war, folgt gängigen Schemata. Ins Auge fällt zunächst die weit verbreitete Substitution der Sonne durch das Hakenkreuz – ein Bild, das ungeachtet konkreter topographischer Verhältnisse stets als Sonnenaufgang gelesen werden will (vgl. Abb. 8, 9 und 10).

Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9
Abb. 10

     
<46>
Zugleich überstrahlt das riesige Leuchtkreuz, flankiert von zwei Hakenkreuzfahnen, das kleine christliche Gipfelzeichen. Darüber reißen die Wolken auf und geben den Blick frei auf einen aufrechten Schlageter, der ohne Augenbinde die Schüsse des französischen Pelotons erwartet. Sein nackter, verletzlicher Oberkörper im Zentrum der Mandorla [108] soll Mitleid heischen, während die mannhaft den Blick der Gegner suchenden Augen die Unrechtmäßigkeit der Exekution betonen wollen. Züngelnde Schlangen visualisieren die Deutschland bedrohenden Mächte, die sowohl als Weltkriegsgegner [109] wie als interne Feinde (Neid, Hass, Klassenkampf, etc.) verstanden werden können. Dieses Schreckensbild der Vergangenheit (links oben die Jahrszahl 1923) sei nun, so die Botschaft, durch den im deutschen Fels (Jahreszahl 1933) fest gegründeten Nationalsozialismus glücklich überwunden.
<47>
Uhlichs "wertvolle und künstlerische Erinnerungsgabe [...] der weiteste Verbreitung zu wünschen" [110] sei, imaginiert im virtuellen Medium der Grafik eine Inszenierung, die anderenorts tatsächlich in vergleichbaren Dimensionen umgesetzt wurde. Nicht 60, sondern "tausende" [111] Glühbirnen bildeten am nächsten Abend in den Düsseldorfer Rheinwiesen ein gigantisches Lichtkreuz, das von der Firma Siemens-Schuckert den Proportionen des Denkmals auf der Golzheimer Heide nachempfunden worden war. (Abb. 11) Ihm zur Seite stand "das Wahrzeichen der deutschen Freiheitsbewegung, ein riesiges Hakenkreuz". Auf ein "Massenkonzert zahlreicher vereinigter Standarten- und Polizeikapellen" folgte ein Großfeuerwerk: "Während dieser pyrotechnischen Schau waren die Glühlampen des Schlageter-Kreuzes erloschen und leuchteten erst zum Schlußbild wieder auf, als in riesigen Feuerlettern die eindrucksvollen Worte und der Ruf der Stunde 'Schlageter lebt!' aufleuchteten. In diesem Moment war das ragende Kreuz der Mittelpunkt herrlichster in allen Farben wandelnder Feuer- und Raketengarben."

Abb. 11

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Diese Medialisierungen des Totenkults zeugen von der Fähigkeit der NSDAP, die nunmehr uneingeschränkte Deutungsmacht auch effektvoll zu inszenieren. Im Falle der Zugspitze wird dabei zugleich das politische Potential des Berges bewusst in den Dienst genommen: "In unaufhaltsamen (sic!) Siegeszug ist die nationale Erhebung über Deutschland hinweggebraust und wenn heute die Hakenkreuzfahne vom Gipfel der Zugspitze grüßt, so ist dies auch symbolisch als Zeichen des Sieges zu deuten. Denn vom Fels zum Meer, von der Zugspitze bis zur Ost- und Nordsee hat heute diese Flagge den Sieg errungen. Eine Feier auf der Zugspitze – dem Berge, der jedem Deutschen wohlbekannt ist – hat darum eine besondere Bedeutung." [112]
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1934 wurde diese 'besondere Bedeutung' in einem Zugspitz-Führer in historischer Perspektive erläutert und zugleich tagespolitisch aktualisiert: "Ein politischer Berg wurde die Zugspitze mit dem Tage der Gründung des Deutschen Reiches durch Bismarck im Jahre 1871. Wir haben schon einmal ausgeführt [...], daß man mit dem Zeitpunkte, da dieser Gipfel der höchste Punkt des neuen Reiches wurde, ihn unter die Sinnbilder der deutschen Einheit einreihte, daß in der Folge seine Besteigung und der Blick in die deutschen Lande höchste Gefühle der Volkszusammengehörigkeit auslöste. – Nach dem Kriege und dem Zusammenbruch allerdings sah es in den ersten Jahren oft wenig erfreulich aus auf dem Berge, da er von Menschenmassen bestürmt wurde, die keineswegs die Blüte des deutschen Volkes genannt werden konnten [...] Daß die Tatsache der Machtergreifung im Reiche durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei unter Adolf Hitler auch auf der Zugspitze zum Ausdruck kommen werde, war selbstverständlich." [113]
<50>
Einerseits eignete sich die Zugspitze bestens, um abseits der 'räsonierenden Öffentlichkeit' der Großstädte politische Gegenbilder zu entwerfen. [114] Andererseits war der vermeintlich abgelegene Gipfel ein touristisches Hauptziel, das allein im Inflationsjahr 1923 von knapp 29.000 Menschen besucht worden war. [115] Ungeachtet der politischen Auffassungen des Bund Oberland kann in der Anbringung der Schlageter-Gedenktafel 1923 jedoch durchaus noch ein Nachhall der Wandervogel-Bewegung gesehen werden, für die das Erwandern schwer zugänglicher Landschaften kennzeichnend war [116] und für die der Blick vom Gipfel nicht nur räumliche Distanz schuf, sondern auch Ausdruck einer Suche nach landschaftlicher – und gesellschaftlicher – Utopie war: "Auf einer solchen Hochwarte fühlt man um so inniger, daß ein heiliges Verlangen durch die ganze Welt geht, das Sehnen nach einem Strahl Sonne und Wärme, welcher der aufgepeitschten Welt wieder Frieden und Ruhe bringen soll". [117] Bei der Einweihungsfeier von 1933 standen hingegen nicht meditativer Rückzug, sondern das Faszinosum eines sturmumtobten Totengedenkens, ja eine Besetzung des Gipfels im Vordergrund.
Fazit und Ausblick
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Auch weil sich die aggressive Rhetorik des nationalsozialistischen Märtyrerkults der medialen Unterstützung bediente, war sie eine erfolgreichere politische Inszenierung als die Gedenkfeiern in der Weimarer Republik. Diese Differenz sollte jedoch trotz der im Prozess der Gleichschaltung begriffenen Presselandschaft nicht darüber hinwegtäuschen, dass es 1933 noch keine ausgeklügelte Medienstrategie gab, die einer zentralen Propagandasteuerung und machtlogischem Kalkül unterlegen hätte. Kennzeichnend für den Märtyrerkult des Jahres 1933 ist vielmehr eine Ballung unkoordinierter Anstrengungen auf vielen unterschiedlichen Ebenen, die erst im Rückblick den Anschein zwingender Folgerichtigkeit erhalten. Der Erfolg basierte vermutlich gerade auf den arbiträren Elementen der Inszenierungen, die ihre Vielfalt auch dem freiwilligen Engagement der Bevölkerung verdanken.
<52>
Im Hinblick auf die gegenwärtig virulenten Diskussionen um Bildwissenschaft, Kunstgeschichte und historische Bildforschung [118] wirft das Phänomen des Schlageter-Kults in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus schließlich auch grundsätzliche, ja methodologische Fragen auf. Denn einerseits unterscheidet sich der politische Totenkult in den Massengesellschaften de facto von vergleichbaren Ritualen und Feierlichkeiten der Frühen Neuzeit, nicht nur wegen seiner extensiven Mediennutzung oder wegen der diversen Spezifika totalitärer Regime. Andererseits sind die neuen, primär visuellen Argumentationsstrategien dieser Heldenehrungen eben keineswegs voraussetzungslos, sondern beruhen ihrerseits auf tradierten Vorstellungsformen – dies ist geradezu die Vorbedingung für den Erfolg der Inszenierungen. Was die verschiedenen Fachdisziplinen zur Erhellung derartiger Problemkonstellationen beitragen können, hängt meines Erachtens sehr stark vom konkreten Einzelfall und vom jeweiligen Erkenntnisinteresse ab. Transdisziplinarität ist jedenfalls kein Wert an sich, sondern Hilfsmittel zur Lösung einer Fragestellung – das entscheidende Kriterium bleibt der tatsächliche Erkenntnisgewinn hinsichtlich eines Objekts, einer Struktur oder eines Prozesses.
Anmerkungen
[1] Vgl. in diesem Zusammenhang die Arbeitsansätze des Projektbereichs D 'Medialisierung von Kriegserfahrung' des Tübinger Sonderforschungsbereichs 437 unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/projekte/type=projek te&id=54 (zuletzt eingesehen am 19.8.2003).
[2] Drei jüngere Arbeiten seien exemplarisch genannt: Sabine Behrenbeck: Der Kult um die toten Helden. Nationalsozialistische Mythen, Riten und Symbole 1923 – 1945 (Diss. Universität Köln 1993) (= Kölner Beiträge zur Nationsforschung 2), Vierow bei Greifswald 1996; Sven Reichardt: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA (Diss. FU Berlin 2000) (= Industrielle Welt 63), Köln / Weimar / Wien 2002, besonders 548-560; René Schilling: "Kriegshelden". Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813 – 1945 (= Krieg in der Geschichte 15), Paderborn / München / Wien / Zürich 2002, besonders 289-374.
[3] Vgl. hierzu die rezenten Übersichten von Wolf-Dieter Hauschild: Märtyrer/Märtyrerinnen nach evangelischem Verständnis, und Gerhard Voss: Das Gedächtnis der Märtyrer in der römisch-katholischen Kirche, in: Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte. Mitteilungen 21 (2003), 1-23 bzw. 25-42.
[4] Will Decker: Grundgesetze deutscher Art, in: Bausteine zum Dritten Reich. Lehr- und Lesebuch des Deutschen Arbeitsdienstes (im Auftrag der Reichsleitung des Deutschen Arbeitsdienstes bearbeitet von Hermann Kretzschmann), Leipzig o.J. [1933], 139-150, hier 148. Der Text fährt fort: "Der Einfluß des Führers – das ist das Einfließen seines Geistes in einen See, der dann Wellen schlägt. Dieser See ist die Seele des Volkes."
[5] Georg Schwarz: Völker, hört die Zentrale. KPD bankrott, Berlin 1933, 233.
[6] Gerhard Paul: Aufstand der Bilder. Die NS-Propaganda vor 1933 (Habil. FU Berlin 1990), Bonn 1990, 118.
[7] Keine Erwähnung in dem detailreichen Buch von Toni Hiebeler: Zugspitze. Von der Erstbesteigung bis heute, München 1979; genannt wird die Tafel allerdings in dem wichtigen Aufsatz von Kathrin Hoffmann-Curtius: Das Kreuz als Nationaldenkmal: Deutschland 1814 und 1931, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 48 (1985), 77-100, hier 86, Anm. 54 (mit Verweis auf die Zeitschrift Academia 46 (1933), 16, 101), später auch bei Michael Knauff: Das Schlageter-Nationaldenkmal auf der Golzheimer Heide in Düsseldorf, in: Geschichte im Westen. Halbjahres - Zeitschrift für Landes- und Zeitgeschichte 10 (1995)/ 2, 168-191, hier 172-173.
[8] Bereits am 10. Juni 1923 rief der Völkische Beobachter zum Gedächtnis Schlageters auf, vgl. http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/d2z00352/index.html(zuletzt eingesehen am 19.8.2003). Über eine weitere Münchener Ehrung vor der Bavaria berichtet die Vereinigte Deutsche Schützen-Zeitung 27, 6. Juli 1923, 5, (nach George L. Mosse: Die Nationalisierung der Massen. Politische Symbolik und Massenbewegungen von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich, Frankfurt/Main / New York 1993, 180, Anm. 98). Zur Person, vgl. Manfred Franke: Schlageter. Der erste Soldat des 3. Reiches. Die Entmythologisierung eines Helden, Köln 1980; Christel Korbmacher: Albert Leo Schlageter – vom Freikorpskämpfer zum Märtyrer der Rechten, in: Praxis Geschichte 2 (März 1992) 53-55; Stefan Zwicker: Albert Leo Schlageter – Leben und Legende, unveröffentlichte Magisterarbeit (Geschichte) Universität Mainz 1995; Ute Scherb: "Dem Freiburger Studenten Alb. Leo Schlageter aus Schönau im Schwarzwald": Heldenverehrung an der Universität Freiburg, in: Freiburger Universitätsblätter 3 (1999)/ 145, 143-154; Elke Fleitner: "Held des Vaterlandes". Albert Leo Schlageter und das Gedenken an ihn, in: Geschichte lernen 77 (2000) 18-23; Stefan Zwicker: Albert Leo Schlageter – eine Symbolfigur des deutschen Nationalismus zwischen den Weltkriegen, in: Bernard Linek / Kai Struve (Hg.): Nacjonalizm a tozsamosc narodowa w Europie Srodkowo-Wschodniej w XIX i XX w. / Nationalismus und nationale Identität in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert (= Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung 12), Marburg und Opole 2000, 199-214; ders.: Ein Held für viele. Albert Leo Schlageter – Realität und Mythos eines 'nationalen Märtyrers', in: Mythologica. Düsseldorfer Jahrbuch für interdisziplinäre Mythosforschung 8 (2002), 155-166. Problematisch ist Jay W. Baird: To Die for Germany. Heroes in the Nazi Pantheon, Bloomington / Indianapolis 1990, 13-40.
[9] Siehe die archivaliengestützte kritische Diskussion bei Franke, Entmythologisierung, 110-111; Joachim Kuropka: Schlageter und das Oldenburger Münsterland 1923/1933. Ein Markstein auf dem Weg zur "Revolution des Nihilismus", in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1984, 85-98, hier 94. Vgl. ergänzend Wolfram Mallebrein: Albert Leo Schlageter. Ein deutscher Freiheitskämpfer, Preußisch Oldendorf 1990, 170-171; Zwicker, Leben und Legende, Kap. II.7; Michael Knauff: Heldenverehrung im 20. Jahrhundert am Beispiel des Schlageter-Nationaldenkmals in Düsseldorf (1931-1946), unveröffentlichte Magisterarbeit (Geschichte) Universität Trier 1998, 16-17. Mir sind keine Forschungen bekannt, die den von Kuropka erarbeiteten Kenntnisstand vertiefen; er konstatiert einerseits, dass die von Franke behauptete Fälschung der Mitgliederliste der NSDAP-Ortsgruppe Berlin von November 1922 nicht nachweisbar sei, andererseits aber auch die Echtheit der Liste nicht mit letzter Sicherheit feststehe. Kuropka hatte im Sommer 1983 mit einem weiteren Mitglied dieser Ortsgruppe korrespondiert, der zwar Schlageters Mitgliedschaft bestätigte, ihn jedoch "bei keiner der von ihm [dem Zeitzeugen, Anm. C. F.] besuchten Veranstaltungen gesehen" habe. Kuropka schließt daraus: "Schlageters Bindung an die Gruppe scheint demnach nicht sehr eng gewesen zu sein". Kuropka präzisiert die Angabe des Zeitzeugen dahingehend, dass "es sich eher um die Nachfolgeorganisation eines Freikorps [Roßbach], als um eine Parteigruppe" gehandelt habe. Trotz dieser ungeklärten Situation bezeichnen ihn heute auch unverfängliche offizielle Institutionen als Mitglied der NSDAP oder als "NS-Widerstandskämpfer", siehe http://www.bonn.de/stadtmuseum/inhalte/objektbeschreibung_hi tlerschild.htm, http://www.idgr.de/lexikon/bio/s/schlageter-al/schlageter.html (beide zuletzt eingesehen am 21.8.2003).
[10] Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inventar-Nummern Do 89/203.1-3 (MfDG).
[11] Mündliche Mitteilung von Dr. Burkhard Asmuss, DHM, 8.3.1995; E-Mail von Andreas Michaelis, DHM, 13.8.2003.
[12] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V, Sammlung Personen 3796 (Sammlung Rehse, späteres NSDAP-Parteiarchiv).
[13] Erstausgabe 1925, hier 651./655. Aufl., München: Zentralverlag der NSDAP/Franz Eher Nachf., 1941, 2.
[14] Behrenbeck: Der Kult um die toten Helden, 103.
[15] Tagebucheintrag Goebbels vom 7. Dezember 1925, siehe Elke Fröhlich (Hg., im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente, Bd. 1, München / New York / London / Paris 1987, 146; Kurier für Niederbayern, Jg. 78, Nr. 308, 13.11.1925, Bericht über eine Himmlerrede auf der Gefallenengedächtnisfeier am 9.11.1925 in Plattling, laut Bradley F. Smith und Agnes F. Peterson: Heinrich Himmler. Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen, Frankfurt/Main / Berlin / Wien 1974, 56.
[16] Die drei Untergrundkämpfer waren durch eine gerichtliche Verurteilung des Gegners in Hitlers Augen gegenüber 'normalen' Terroristen nobilitiert und zu Märtyrern prädestiniert, weswegen er noch rund 20 Jahre später im Dezember 1943 eine Bekämpfung des dänischen Widerstands durch kriegsgerichtliche Aburteilungen ablehnte, siehe Ulrich Herbert: Werner Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903-1989, Bonn 1996, 380.
[17] Vgl. Berthold Vallentin: Gespräche mit Stefan George 1902 – 1931. Tagebuchaufzeichnungen, in: Castrum Peregrini 9 (1960)/ 44/45, 15-139, hier 72 (freundlicher Hinweis Rainer Donandt, Hamburg).
[18] Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Breisgau, B 1/30. Vgl. Christian Fuhrmeister: Schwarzwälder Granit: Martin Heidegger und Albert Leo Schlageter, in: Georges-Bloch-Jahrbuch des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Zürich 7 (2000) 186-201; Alfred Wendehorst: Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1794-1993, München 1993, 163-164, zitiert nach Björn Mensing: Pfarrer und Nationalsozialismus. Geschichte einer Verstrickung am Beispiel der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Bayreuth 1999, 65-66.
[19] Freundlicher Hinweis Barbara Fischer, München.
[20] Siehe exemplarisch die vierseitige Sondernummer der in Berlin erscheinenden Deutschen Zeitung. Unabhängiges Tageblatt für nationale Politik, 29. Jg., 24. Mai 1924, und dagegen Germania. Zeitung für das deutsche Volk, 54. Jg., Nr. 204, 25. Mai 1924, Titelseite und 1. Vgl. ferner Deutsche Zeitung, 27. Mai 1929, als Presseausschnitt in Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA, Rep. 77, Tit. 4043, Nr. 386, Bl. 51. Eben wegen dieser verschiedenen Instrumentalisierungsversuche hielt sich auch die Regierung lange bedeckt und vermied trotz zahlreicher Anfragen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre eine offizielle Stellungnahme zu Schlageter, etwa in Form einer Beteiligung an Feierlichkeiten oder eines Eintritts in den "Ehrenausschuß zur Errichtung eines Schlageter-Nationaldenkmals" (siehe Bundesarchiv, R 43 I/223, Bl. 425; R 43 I/224, Bl. 136-137 und 208; R 43 I/226, Bl. 103, 109, 112-124; R 43 I/834, Bl. 41, 45-46, 52, 55, 70, 75-76; Bundesarchiv-Militärarchiv, RW 6/v. 49, Bl. 19-26); im Februar 1933 beauftragte Hitler hingegen sofort Ministerialrat Scholz – Staatssekretär im Reichsministerium des Inneren –, an den Düsseldorfer Vorbereitungen der Feierlichkeiten zum 10. Todestag teilzunehmen (siehe Bundesarchiv, R 43 I/218, Bl. 258-267).
[21] Vgl. http://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/schlageter
/als00.html; http://www.leverkusener-aufbruch.com/content/ht6.html; http://www.schoenhuber-franz.de/kolumnen/2002nz/vorbilder_wa ndel_zeit.htm; http://www.jn-bw.de/texte/persoenlichk/schlageter.htm; http://www.reitergenosten.de/hauptseite.htm (alle zuletzt eingesehen am 21.8.2003).
[22] In den 1930er Jahren gab es zahlreiche Studentenverbindungen, die Schlageter als vorbildhaften Namenspatron erkoren; genannt sei hier nur die 1860 in Wien gegründete und 1985 in Passau rekonstituierte Burschenschaft Markomannia (http://www.students.uni-passau.de/Markomannia/markomannengeschichte.htm, zuletzt eingesehen am 19.8.2003). Ein Schlageter-Vortrag des früheren NPD-Aktivisten Alexander von Webenau bei der Münchener Burschenschaft Danubia ist im Verfassungsschutzbericht 2001 des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren erwähnt, siehe http://www.verfassungsschutz.bayern.de/VS-Berichte/Verfassungsschutzbericht2001.pdf, 64 (zuletzt eingesehen am 19.8.2003).
[23] Vgl. dazu Christian Fuhrmeister: "Es entwickelte sich in Minden ein kleiner Religionskrieg": Das Schlageter-Denkmal an der Porta Westfalica (1933/34), ein Fallbeispiel für den Symbolkampf zwischen Christenkreuz und Hakenkreuz in den ersten Jahren des Nationalsozialismus, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 77 (1999), 350-379, besonders 372-376.
[24] Friedrich Wilhelm Heinz: Die Franzosen an der Ruhr!, in: Hans Henning Freiherr Grote (Hg.): Deutschlands Erwachen. Das Buch vom Niedergang und Aufstieg des deutschen Volkes 1918 – 1933, Essen J. [1934], 199-218, hier 210-211.
[25] Vgl. dazu im Überblick Elisabeth Hillesheim: Die Erschaffung eines Märtyrers. Das Bild Albert Leo Schlageters in der deutschen Literatur von 1923 bis 1945 (Diss. Universität Mainz 1993) (= Studien zur Deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts 26), Frankfurt/Main 1994; Esther Roßmeißl: Märtyrerstilisierung in der Literatur des Dritten Reiches (Magisterarbeit Universität Frankfurt/Main), Taunusstein 2000, 47- 66 und 83-86.
[26] Hans Schöpflin: Albert Leo Schlageter, Leipzig 1924; Rolf Brandt: Albert Leo Schlageter. Leben und Sterben eines deutschen Helden, Hamburg 1926; Hermann Faßbender / Wilhelm Roggendorf / Paul Sengstock: Albert Leo Schlageter. Seine Verurteilung und Erschießung durch die Franzosen in Düsseldorf am 26. Mai 1923, 1. Aufl., Düsseldorf 1927; Arthur Rehbein: Für Deutschland in den Tod. Leben und Sterben Albert Leo Schlageters, Berlin 1928; Erwin Friedrich Kern: Albert Leo Schlageter und seine Heimat, Schönau o. J. (1929), Hans Willinghöfer: Schlageters Heldentod. Ballade, 2. Aufl., Dortmund 1931; Hermann Hagen (Hg.): Albert Leo Schlageter. Gesammelte Aufsätze aus der Monatsschrift des CV (Flugschriften aus dem CV, N. F. Heft 13), München 1932.
[27] Dieses Phänomen betrifft auch Horst Wessel, siehe vergleichend Thomas Oertel: Horst Wessel. Untersuchung einer Legende (Diss. TU Braunschweig 1987), Köln / Wien 1988, 131-147, bes. 139-141.
[28] Ausschuß für Verwaltung des Lesebuchs in Wiesbaden (Hg.): Albert Leo Schlageter – Horst Wessel (= Brunnenbücher 25), Wiesbaden 1933; Paul Johann Dietrich und Hermann Streiter: Zum Gedächtnis Albert Leo Schlageters. Vorspruch und Rede, Mühlhausen 1933; Eugen Efinger: Schlageter. Ein deutsches Heldenleben (= 1914 – 1933. Vom Weltkrieg zur nationalen Erhebung. Eine Schriftenreihe für die deutsche Jugend 1), Trossingen 1933; Hermann Faßbender / Wilhelm Roggendorf / Paul Sengstock: Albert Leo Schlageter. Seine Verurteilung und Erschießung durch die Franzosen in Düsseldorf am 26. Mai 1923, 2. Aufl., Düsseldorf 1933; Martin Freitag: Albert Leo Schlageter. Ein deutscher Held. Reutlingen 1933; H. Gerstmayer (Hg.): Albert Leo Schlageter (= Die Fahne hoch!, Die Braune Reihe 3), Berlin 1933; Gerhard Heßdoerffer: Schlageter, Mönchengladbach o. J. (1933); Michael Kürten: Albert Leo Schlageter, ein deutscher Freiheitsheld (= Deutscher Wille. Schriften für die deutsche Jugend 3/4), Bochum 1933; Konrad Maria Krug: Soldat auf eigenen Befehl. Ein deutsches Volksspiel von Albert Leo Schlageters Leben und Tod (= Vaterländische Spiele 105), Warendorf o. J. (1933); Hans Heinz Mantau-Sadila: Albert Leo Schlageter. Ein Heldenleben (= Hillgers Deutsche Jugendbücherei 493), Berlin und Leipzig 1933; Felix Nabor: Schlageter. Ein deutsches Heldenschicksal, Darmstadt und Leipzig 1933; Ulrich Schmiedel: Schlageter. Der Mythos eines deutschen Soldaten (= Die Reihe der deutschen Führer 4), Berlin 1933; Theo Sommer: Albert Leo Schlageter. Bildwerk über Leben und Sterben Albert Leo Schlageters einschließlich der Aufnahmen anläßlich des 10. Todestages. Mit einem Geleitwort des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring, Düsseldorf 1933; F. Storch: Albert Leo Schlageter (= Deutsche Helden 3; Die Schule im Dritten Reich. Klassenlesestoff für die neue deutsche Schule), Berlin 1933; Karl Zaum: Schlageter, Leipzig 1933. Nicht vom Verfasser einsehbar waren: K. Broermann: Albert Leo Schlageter, 1933; E. Mayrhofer: Schlageter, 1933; Friedrich Avemarie: Albert Leo Schlageter, 1934.
[29] Von 1934 bis 1936 erschienen u.a.: Wilhelm Albert: Albert Leo Schlageter (= Jungdeutschland-Bücherei 3/4), Donauwörth 1934; Fritz Ebers-Mahnke: Schlageter. Ein deutsches Heldenleben in harter Zeit (= Aus deutschem Schrifttum und deutscher Kultur 410), Langensalza o. J. (1934); Waldemar Glaser: Stahlkreuz an der Ruhr. Leben und Sterben Albert Leo Schlageters; o. O. 1934; Friedrich Glombowski: Organisation Heinz (O. H.). Das Schicksal der Kameraden Schlageters, Berlin 1934; Hans Henning Freiherr Grote: Albert Leo Schlageter. Der deutschen Jugend Vorbild und Losungsruf deutscher Freiheit, Köln 1934; Alfred Knorreck: Albert Leo Schlageter. Wie ein deutscher Held lebte, litt und starb (= Schriften zu Deutschlands Erneuerung 6), Breslau o. J. (1934); Paul Wentzcke: Schlageter und der Ruhrkampf (= Colemans Kleine Biographien 47), Lübeck 1934; Franz Wolf: Albert Leo Schlageter. Ein deutsches Heldenleben (= Der Deutsche Quell. Schöninghs Textausgaben 158), Paderborn und Würzburg o. J. (1934); Hans Henning Freiherr Grote: Ein Ruf erging. Der Roman Albert Leo Schlageters, Stuttgart / Berlin 1935; Franz Kurfeß: Albert Leo Schlageter. Bauernsohn und Freiheitsheld. Nach Mitteilungen seines Vaters und seiner Geschwister unter besonderer Berücksichtigung seiner Jugendzeit (= Hirts Deutsche Sammlung, Gruppe VI: Persönlichkeiten 4), Breslau 1935; Lehrervereinigung für Kunstpflege zu Berlin (Hg.): Albert Leo Schlageter. Vom Leben und Sterben eines deutschen Mannes, Reutlingen 1935; August Priesack: Albert Leo Schlageter. Sein Leben und Sterben (= Vorkämpfer für deutsche Art, Freiheit und Größe, Dritte Reihe, Deutsche Schulausgaben 127), Bamberg 1935; Reichsarbeitsdienst (Hg.): Schlageter (= Feierabend 11), o.O. 1935; Josef Magnus Wehner: Albert Leo Schlageter, Leipzig / Wien 1935; Robert Theuermeister: Albert Leo Schlageter. Ein deutscher Held (= Deutschland ist erwacht! Schriftenreihe für die Schuljugend 5), Halle a. S. 1936. Bis 1940 folgten: Hermann Fassbender / Wilhelm Roggendorf / Paul Sengstock: Albert Leo Schlageter. Seine Verurteilung und Erschießung durch die Franzosen in Düsseldorf am 26. Mai 1923, 3. Aufl., Düsseldorf 1938; Wilhelm Hotz: Mit Vater Schlageter zur Golzheimer Heide, Essen 1938; Hugo Wiest: Albert Leo Schlageter und sein Geschlecht (= Stammfolgen hervorragender Deutscher, Folge 3. Erweiterter Sonderdruck aus dem Deutschen Geschlechterbuch 101), Görlitz 1939; Wilhelm Hotz: Albert Leo Schlageter. Seine Sippe und seine Heimat. Von einem Schwarzwälder Bauern- und Handwerkergeschlecht, Essen 1940; Emil Uellenberg: Und setzet ihr nicht das Leben ein ... Albert Leo Schlageter und Horst Wessel zum Gedächtnis (= Das Neue Deutschland 2), Bielefeld / Leipzig 1940. An Artikeln nach 1935 seien hier exemplarisch erwähnt: Friedrich Metz: Albert Leo Schlageter zum Gedächtnis, in: Ekkhart. Jahrbuch für das Badner Land 16 (1935), 25-31; Sepp Schirpf: Albert Leo Schlageter. Ein soldatisches Heldenleben 1894-1923, in: Mein Heimatland. Badische Blätter für Volkskunde, Heimat- und Naturschutz, Denkmalpflege, Familienforschung und Kunst 25 (1938)/ 3, 289-294; W. Ernst: Albert Leo Schlageter. Ein Heldenleben im Großen Kriege und im Kampfe für die Marken, in: Gelbe Hefte. Historische und politische Zeitschrift 14 (September 1938), 2. Halbband, 12. Heft, 617-641.
[30] Vgl. exemplarisch das für drei Sprechchöre ausgelegte Stück 'Schlageter' von Ernst Mutschler: Glaube und Tat. Reim und Red' (= Schriftenreihe der Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker 4), Stollberg o. J. [1933], 39-45.
[31] Vgl. Heinrich Houben: Schlageter läutet Sturm! Vaterländisches Schauspiel in sechs Akten, Breyell 1933.
[32] Hanns Johst: Meine Erde heißt Deutschland. Aus dem Leben und Schaffen des Dichters (mit einem Vorwort von Walter Horn), Berlin 1938, 32.
[33] Eine Aufnahme von Goebbels bei der Uraufführung in: Irina Antonowa / Jörn Merkert (Hg.): Berlin – Moskau 1900 – 1950 (Ausstellungskatalog), München 1995, 430, Kat. IV/161. Schon am 24. Februar 1933 war das Stück im Berliner Sender ausgestrahlt worden, siehe Martin Hürlimann: Berlin. Berichte und Bilder, Berlin 1934, 492.
[34] Zur zeitgenössischen Einschätzung dieses Schauspiels siehe die Zusammenstellung der Besprechungen verschiedener Tageszeitungen in: Das deutsche Drama in Geschichte und Gegenwart 5 (1933) 259-264. Vgl. Ludwig Benninghoff: Front!, in: Der Kreis. Zeitschrift für künstlerische Kultur 10 (Mai 1933)/ 5, 259-262; L. K.-P., in: Der Gral. Monatsschrift für schöne Literatur 28 (1933/1934), 566-567; Hans Knudsen, in: Die Literatur 35 (1933), 526. Eine der wenigen Ablehnungen verfasste einerseits F.C. Weiskopf für die in Prag erscheinende Zeitschrift Neue Deutsche Blätter. Monatsschrift für Literatur und Kritik 1 (Sep. 1933 – Feb. 1934)/ 1, 314-318, andererseits Ernst Rainer für die Exilzeitschrift Das Blaue Heft, 12. Jg., Nr. 20, 15. Mai 1933, 609-612 (siehe http://deposit.ddb.de/cgi-bin/exilframe.pl?bild=0&navigation =0&info=0&wahl=0&zeitung=blauheft&jahrgang=12&ausgabe=20&sei te=02610609&ansicht=6, zuletzt eingesehen am 23.2.2004). Analysen und Interpretationen von Johsts Drama geben J. M. Ritchie: Johst's Schlageter and the end of the Weimar Republic, in: Alan-F. Bance (Ed.): Weimar Germany. Writers and Politics, Edinburgh 1982, 153-167; J. M. Ritchie: German Literature under National Socialism, Beckenham 1983, 56-62; Ford B. Parkes-Perret: Hanns Johst's Nazi Drama Schlageter (= Stuttgarter Textbeiträge 5), Stuttgart 1984. Zu Johst selbst, siehe Jürgen Hillesheim und Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter, Würzburg 1993, 263-279.
[35] Ein Filmplakat von Rudolf Apel verschmolz das Düsseldorfer Schlageter-Denkmal mit dem Grab von Wessel, siehe Bundesarchiv, NS 26/1396. Zum Film, siehe detailliert Thomas Kramer und Dominik Siegrist: Terra. Ein Schweizer Filmkonzern im Dritten Reich, Zürich 1991, 8, 14-17, 88-91, 103. Die nachgestellte Erschießungsszene wird als authentisch präsentiert bei Guenther Lewy: "Mit festem Schritt ins Neue Reich". Die Katholische Kirche zwischen Kreuz und Hakenkreuz, in: Der Spiegel, Nr. 12, 17. März 1965, 83-85, hier 84.
[36] Paul Rothmund: Albert Leo Schlageter 1923-1983. Der erste Soldat des 3. Reiches? Der Wanderer ins Nichts? Eine typisch deutsche Verlegenheit? Ein Held?, Lörrach 1983, 1.
[37] Das Albert-Leo-Schlageter-Haus der Hitler-Jugend wurde am 1. April 1932 als Gauführerschule in Flechtorf (Burg Campen) eingerichtet, siehe Hartmann Lauterbacher: Erlebt und mitgestaltet. Kronzeuge einer Epoche 1923-1945. Zu neuen Ufern nach Kriegsende, Preußisch Oldendorf 1984, 50, 92 (Lauterbacher war Gebietsführer der HJ in Westfalen-Niederrhein und organisierte den Düsseldorfer HJ-Aufmarsch 1933). Vgl. Peter D. Stachura: Nazi Youth in the Weimar Republic (= Studies in Comparative Politics 5), Santa Barbara (CA) and Oxford 1975, 63; vgl. ferner die HJ-Jahrgangsschulungspläne bei Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik. München 2003, 2 Bände, hier Band 1, 63, Anm. 17.
[38] Seit dem 1. April 1931 betrieb der Völkische Verlag Düsseldorf ein Schlageterheim ("damals Haroldstraße 26, heute Adolf-Hitler-Straße"), siehe Völkischer Verlag Düsseldorf (Hg.): 4 Jahre Völkischer Verlag. Die NS-Presse im Gau Düsseldorf. Kampf und Aufbau, Düsseldorf 1934, 47-48.
[39] Vgl. Alfred Behr: Unser Mann in Hollywood, in: FAZ, Nr. 287, 9. Dezember 2000, 9.
[40] Der Südring (südlich des Stadtparks) wurde am 26. Mai 1933 in Schlageter-Ring umbenannt (Hamburger Nachrichten, 142. Jg., Nr. 242, 26. Mai 1933, Ausgabe A, Abend-Ausgabe, 6); der Verkehrsplan der Hamburger Hochbahn AG von Juli 1939 [Stabi HH: Kt 1983/1017] führt in seinem Straßenverzeichnis neben dem Schlageter-Ring sieben Schlageterstraßen auf (in den Stadtteilen Bergedorf, Bramfeld, Harburg, Niendorf, Wohldorf, Rahlstedt und Wandsbek).
[41] Schon am 10. Februar 1926 hatte die Deutschnationale Stadtverordneten-Fraktion bei OB Lehr die Straßenbenennung beantragt (Stadtarchiv Düsseldorf, VII 1451, Bl. 1); am 7. April 1933 wurde die westliche Königsallee in Albert Leo Schlageter-Allee umbenannt (Rückbenennung am 6. Juni 1945), ferner der Corneliusplatz in Albert-Leo-Schlageter-Platz (heute Teil des Jan-Wellem-Platzes). Vgl. Stadtarchiv Düsseldorf, Fotosammlung, Gruppe 105, Untergruppe 300, Bild 15.
[42] Spätestens seit 1927 gab es eine 'Schlageterstraße' in Steglitz bzw. Dahlem (Straßenverzeichnis von Berlin mit Angabe der Zustellpostanstalten. Herausgegeben von der Oberpostdirektion Berlin, Berlin 1927, 75) ; 1938 kommt ein 'Schlageterweg' in Zehlendorf hinzu (Straßenverzeichnis Berlin mit den wichtigsten Postbestimmungen, Berlin 1938, 70).
[43] So in Oppeln in Oberschlesien, siehe dazu ausführlicher Christian Fuhrmeister: Albert Leo Schlageter als Symbol nationaler Identität in Oberschlesien? Schlageter-Denkmäler in Polkwitz und Oppeln sowie Entwürfe für Gleiwitz und Neisse, in: Linek / Struve: Nationalismus und nationale Identität, 215-228.
[44] Exemplarisch Albert Leo Schlageter-Schule in Düsseldorf; siehe Düsseldorfer Nachrichten, 58. Jg., Nr. 269, 29. Mai 1933, 12.
[45] Wie etwa der 'Schlagetersportplatz' in Schönau, siehe Gartenlaube, Nr. 17, 27. April 1933 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V, Sammlung Personen 3796, Presseausschnitt der Sammlung Rehse).
[46] Völkischer Beobachter [Bayern-Ausgabe], Nr. 47, 16. Februar 1934, Artikel 'N.S.-Kriegsopferversorgung im Albert-Leo-Schlageter-Haus' (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V, Sammlung Personen 3796, Presseausschnitt der Sammlung Rehse).
[47] Das Schulschiff 'Albert Leo Schlageter' wurde 1937/38 von Blohm und Voss gebaut. Des weiteren war ein 1936 in Dienst gestelltes Motor-Passagierschiff (1944 zum Flakschiff umgebaut) mit dem Namen Schlageters versehen (laut Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Bd. 2: Spezial-, Hilfskriegs-, Hilfsschiffe, Kleinschiffverbände, hg. von Dieter Jung und Martin Maass, München 1968, 626 und 727). Auch ein Rheinschiff trug seinen Namen, siehe Kölnische Volkszeitung, Nr. 137, 23. Mai 1933.
[48] Josef Priller: Geschichte eines Jagdgeschwaders. Das J. G. 26 (Schlageter) von 1937 bis 1945 (bearbeitet von Hans Otto Boehm), Heidelberg 1956, 45-50 und 367-369. Vgl. die Korrespondenz von Boehm mit dem Stadtarchiv Düsseldorf, ebenda XXIII 280. Vgl. ferner die Abbildung von Oberst Galland mit einer 'Schlageter'-Manschette an der Uniform bei Roger James Bender: Air Organizations of the Third Reich: The Luftwaffe, London 1967, sowie das Luftwaffen-Verordnungsblatt vom 16. Januar 1939 (Fotokopie in Stadtarchiv Düsseldorf XXXIII 739).
[49] Vgl. Hans-Walter Hedinger: Bismarck-Denkmäler und Bismarck-Verehrung, in: Ekkehard Mai / Stephan Waetzoldt (Hg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmalpolitik im Kaiserreich (= Kunst, Kultur und Politik im Deutschen Kaiserreich 1), Berlin 1981, 277-314; Konrad Breitenborn: Bismarck. Kult und Kitsch um den Reichsgründer, Frankfurt/Main 1990.
[50] Vgl. dazu den Überblick bei Fuhrmeister: Das Schlageter-Denkmal, 367, Anm. 63.
[51] Otto Sander: Denkt an Schlageter!, in: Die Gartenwelt 27 (29. Juni 1923)/ 26, 207. Vgl. auch die Glosse in der deutsch-jüdischen New Yorker Exilzeitschrift Aufbau, 8. Jg., Nr. 38, 16. September 1942, 28, die auf Bezeichnungen im Prospekt einer Blumenzüchterei aus New Jersey wie 'Count Zeppelin', 'Rosenberg' und 'Leo Schlageter' hinweist (siehe http://deposit.ddb.de/cgi-bin/exilframe.pl?bild=0&navigation =0&info=0&wahl=0&zeitung=aufbau&jahrgang=08&ausgabe=38&seite =11920028&ansicht=6&4, zuletzt eingesehen am 24.2.2004).
[52] Siehe München-Augsburger Abendzeitung, 25. März 1925 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. V, Sammlung Personen 3796, Presseausschnitt der Sammlung Rehse).
[53] Dazu die sarkastische Glosse in: Die Weltbühne 20 (21. August 1924)/ 34, 303.
[54] Emil Uellenberg: Albert Leo Schlageter und seine Mutter, in: Hauptkulturamt in der Reichspropagandaleitung der NSDAP in Verbindung mit dem Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (Hg.): Das Deutsche Hausbuch, Berlin 1943, 156-157.
[55] Der Völkische Beobachter, Nr. 239, 27. August 1934, Bayern-Ausgabe, meldete, dieser Gedächtnisraum sei der "N.S.D.A.P. Ortsgruppe Mittersendling in treue Obhut übergeben" worden.
[56] Völkischer Beobachter, Nr. 254, 11. September 1933, Bayern-Ausgabe.
[57] Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, RW 4/8, Brief vom 12. Mai 1934 an den Ausschuss zur Errichtung eines Schlageter-Nationaldenkmals.
[58] Völkischer Beobachter, 46. Jg., Nr. 141/142, 21./22. Mai 1933, Norddeutsche Ausgabe/Ausgabe A.
[59] Hannoverscher Kurier, 85. Jg., Nr. 334, 20. Juli 1933, Morgen-Blatt (freundlicher Hinweis Frances Livings, Hamburg).
[60] Völkischer Beobachter, Nr. 202, 21. Juli 1934, Bayern-Ausgabe.
[61] Zur offenbar mindestens einmal verlängerten 'Schlageter-Gedächtnis-Ausstellung' in der Münchener Residenz, die als Beispiel gelungener Zielgruppenorientierung die enge Verbundenheit Schlageters entweder mit dem 'Befreier Münchens, General v. Epp' oder aber mit Hitler selbst behauptete, siehe die in der Presseausschnittsammlung 819 des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München verwahrten Berichte, insbesondere München-Augsburger Abendzeitung, 3. September 1934; Münchener Zeitung, 4. September 1934; Mitteilungsblatt des Kreises München der NSDAP, 25. Oktober 1934; Völkischer Beobachter, Nr. 335, 1. Dezember 1934, Bayern-Ausgabe.
[62] Düsseldorfer Nachrichten, 23. Januar 1935.
[63] Vgl. Wolfgang Klötzer: Paul Wentzcke. Drei Stufen deutschen Bewußtseins: Straßburg – Düsseldorf – Frankfurt a. M., in: Kurt Stephenson / Alexander Scharff / Wolfgang Klötzer (Hg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 4, Heidelberg 1963, 9-64, hier 19-21. Siehe auch Volksparole, 11. April 1934.
[64] Ausführlich dazu der Bestand R 8038 Schlageter-Gedächtnis-Museum e.V. im Bundesarchiv Berlin.
[65] Völkischer Beobachter, Nr. 152, 1. Juni 1934, Bayern-Ausgabe.
[66] Der Reiter gen Osten, August 1934.
[67] Freundliche Auskunft Bistumsarchiv Trier, Schreiben vom 20. Mai 1996.
[68] Vgl. Hubert Gelhaus: Das politisch-soziale Milieu in Südoldenburg von 1803 bis 1936, 4 Bände, hier Bd. 2: Die Gründung und die Grundlagen der Weimarer Republik von 1918 bis 1932, Oldenburg 2001, 536-540; Gerd Krüger: "Treudeutsch Allewege!" Gruppen, Vereine und Verbände der Rechten in Münster (1887-1929/30) (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Bd. 16) Münster 1992, 129, 186-187, 238-240.
[69] Altregistratur Marktarchiv Garmisch, XIII, 53, 19 (freundlicher Hinweis Franz Wörndle, Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen, der die Recherche nicht nur mit dem Hinweis auf diese Akte ausgesprochen tatkräftig unterstützt und in vielerlei Hinsicht entscheidend gefördert hat, wofür ihm an dieser Stelle sehr herzlich gedankt sei).
[70] So die Ankündigung im Düsseldorfer Tageblatt, 67. Jg., Nr. 140, 24. Mai 1933. Einen Eindruck der Menschenmassen vermittelt diese Aufnahme Heinrich Hoffmanns: http://fachkataloge.bsb-muenchen.de/img/hoff-7979.pdf (zuletzt eingesehen am 21.5.2004).
[71] Siehe exemplarisch Oldenburgische Volkszeitung/Anzeiger für das alte Amt Friesoythe, Nr. 122, 29. Mai 1933.
[72] Siehe exemplarisch den Bericht über die Hauptversammlung des Bundes der Deutschen Betonwerke am 26. Mai 1933 in der Zeitschrift Baumarkt 32 (1933)/ 24, 517.
[73] Völkischer Beobachter, Nr. 148, 28. Mai 1933, Münchner Ausgabe.
[74] Düsseldorfer Nachrichten, Nr. 269, 29. Mai 1933, Titelseite.
[75] Nicht vom Verfasser eingesehen wurde der Nachlass Karl Köstlin im Historischen Archiv des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart, der von Monika Pater: Rundfunkangebote, in: Inge Marßolek / Adelheid von Saldern (Hg.): Zuhören und Gehörtwerden I. Radio im Nationalsozialismus zwischen Lenkung und Ablenkung, Tübingen 1998, 129-241, hier Anm. 293, vor allem hinsichtlich seiner Beteiligung an der sogenannten 'Bunten Stunde' ausgewertet wurde.
[76] Diese und die folgenden Angaben nach: Der Deutsche Sender. Die nationale Funkzeitschrift 4 (1933)/ 21, 19. Mai (für die Woche vom 21. – 27 . Mai 1933).
[77] Freitag, 26. Mai, 10.10 Uhr, Reichssendung des Hörspiels 'Schlageter' für alle Schulen (Eberhard Wolfgang Müller, Deutschlandsender); 15.45 Uhr: 'Schlageters letzte Fahrt' (Hans Henning Freiherr Grote, Deutschlandsender); 20 Uhr, 'Schlageter' (Hanns Johst), von Berliner Funkstunde auf alle deutschen Sender; Nacht von Sonnabend, 27. Mai, auf Sonntag, 28. Mai 1933, 0.00 Uhr, 'Gedenkfeier am Grabe Schlageters in Schönau' (Karl Köstlin), vom Südfunk auf alle deutschen Sender übertragen.
[78] Stephanie Schrader: Von der 'Deutschen Stunde in Bayern' zum 'Reichssender München'. Der Zugriff der Nationalsozialisten auf den Rundfunk (= Studien zur Geschichte des Bayerischen Rundfunks 1), Frankfurt/Main 2002, 76.
[79] Siehe die tabellarische Zusammenfassung 'Denkmäler für Albert Leo Schlageter' bei Christian Fuhrmeister: Beton, Klinker, Granit. Material Macht Politik – Eine Materialikonographie, Berlin 2001, 284-286. Zusätzlich zu den dort genannten Gedenkzeichen ist ein früher Entwurf für München nachzutragen (Neuere Bauten von Arch. BDA O.O. Kurz / E. Herbert-München, in: Der Baumeister. Monatshefte für Architektur und Baupraxis 22 (September 1924)/ 9, 53-60, hier 58) sowie die Schlageter-Denkmäler in Wöbbelin von 1934 (dazu Schilling: "Kriegshelden", 361-362) und in Neustettin.
[80] Die einschlägige Literatur zu diesen Denkmälern wird in meinem Beitrag "Symbol unbeugsamen Freiheitswillens über künstliche Staatsgrenzen hinweg" – Das Schlageter-Denkmal der Stadt Passau (1933), in: Ostbairische Grenzmarken, Bd. 45, 2003, 179-193, nachgewiesen. Vgl. auch Fuhrmeister: Beton, Klinker, Granit, 191-215, 222-240.
[81] Vgl. Alfred E. Cornebise: Dusseldorf's [sic!] Schlageter Denkmal – A Focus on the Martyr as Political Ursache, in: Asian Journal of European Studies (Calcutta) 1(1976)/ 1, 1-21; Hoffmann-Curtius: Das Kreuz als Nationaldenkmal; Meinhold Lurz: Kriegerdenkmäler in Deutschland, Bd. 4: Weimarer Republik, Heidelberg 1985, 226; Lothar Schiefer: Das Schlageter-Denkmal. Vom Soldatengrab zum Forum, in: Michael Hütt / Hans-Joachim Kunst / Florian Matzner / Ingeborg Pabst (Hg.): Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmälern des 1. und 2. Weltkriegs (= Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte 8), Marburg 1990, 50-56; Knauff: Das Schlageter-Nationaldenkmal; Knauff 1998: Heldenverehrung im 20. Jahrhundert; Christian Fuhrmeister: Instrumentalisierung und Retusche. Widersprüche in der nationalsozialistischen Rezeption des Düsseldorfer Schlageter-Denkmals von Clemens Holzmeister, in: Sabine R. Arnold / Christian Fuhrmeister / Dietmar Schiller (Hg.): Politische Inszenierung im 20. Jahrhundert. Zur Sinnlichkeit der Macht, Wien / Köln / Weimar 1998, 56-74; Wilfried Posch: An der Wende vieler Zeiten – Clemens Holzmeister zwischen Kunst und Politik, in: Georg Rigele / Georg Loewit (Hg.): Clemens Holzmeister (= Ausstellungskatalog RLB Kunstbrücke Innsbruck), Innsbruck 2000, 48-66, bes. 57-61; Christian Fuhrmeister: Sakral- und Memorialbauten um 1930 in Deutschland, in: Rigele und Loewit: Clemens Holzmeister, 92-115, bes. 92-93, 103-112; Stefanie Schäfers: Vom Werkbund zum Vierjahresplan. Die Ausstellung Schaffendes Volk, Düsseldorf 1937 (= Forschungen zur Geschichte des Niederrheins 4, zugleich Beiträge der Forschungsstelle für Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal 11), Düsseldorf 2001, besonders 116-125.
[82] Vgl. Bismarck. Preussen, Deutschland und Europa, hg. vom Deutschen Historischen Museum (= Ausstellungskatalog Martin-Gropius-Bau, 26. August bis 25. November 1990), Berlin 1990, 474.
[83] Klaus Weschenfelder (Hg.): "Ein Bild von Erz und Stein ..." Kaiser Wilhelm am Deutschen Eck und die Nationaldenkmäler (= Ausstellungskatalog Mittelrhein-Museum Koblenz, 12. Juni bis 31. August 1997), Koblenz 1997. Vgl. dazu Die Zeit, Nr. 34, 15. August 1997, 13.
[84] Das Kreuz war 1882 auf dem östlichen Gipfel als Ersatz für ein 1851 auf dem Westgipfel errichtetes Eisenkreuz aufgestellt worden, das durch Blitzschläge beschädigt worden war (hierzu ausführlich Hauptstaatsarchiv München, LRA 106400).
[85] J. Schäfler: Alpine Denkmäler, in: Loisach-Bote. Garmisch-Partenkirchener Lokalanzeiger (ab 1924: Garmisch-Partenkirchener Tagblatt), 43. Jg., Nr. 110, 16. September 1923; die folgenden Zitate ebenda.
[86] Otto Baader: Die Weihe des Schlageter-Denkmals auf dem Ostgipfel der Zugspitze, in: Loisach-Bote. Garmisch-Partenkirchener Lokalanzeiger, 43. Jg., Nr. 110, 16. September 1923, Titelseite und 2 (identisch im Werdenfelser Anzeiger. Heimatblatt für Partenkirchen-Garmisch, 31. Jg., 15. September 1923); die folgenden Zitate ebenda. Eine Ankündigung der Feier erschien am 8. September im Werdenfelser Anzeiger, Nr. 72.
[87] Fürstenfeldbrucker Wochenblatt, Nr. 63, 26. Mai 1933.
[88] Werdenfelser Anzeiger, 41. Jg., Nr. 61, 23. Mai 1933.
[89] Völkischer Beobachter, 46. Jg., Nr. 147, 27. Mai 1933, Ausgabe A / Norddeutsche Ausgabe, Titelseite.
[90] "Die Gedächtnistafel für Schlageter hatte man anläßlich der beim Bau der Gipfelstation nötigen Sprengungen entfernen müssen." Josef Doposcheg: Zugspitze und Zugspitzbahn. Geschichtlich-naturkundlicher Führer. 2. Aufl., Garmisch-Partenkirchen 1934, 60.
[91] So die Meldung im Hamburger Fremdenblatt, 26. Mai 1933: "Bei Sturm und Kälte wurde am Himmelfahrtstag eine Schlageter-Gedenktafel wieder enthüllt, die beim Bau der bayerischen Zugspitzbahn mit der Bestimmung abgenommen worden war, sie am 10. Todestage Albert Leo Schlageters wieder anzubringen".
[92] Die Bayerische Zugspitzbahn wurde am 18. Juni 1928 gegründet. Der zweite Bauabschnitt, die Strecke Eibsee-Zugspitzplatt, wurde am 18. Juli 1930 in Betrieb genommen, die das letzte Teilstück zum Gipfel überwindende Seilbahn am 20. Januar 1931. Laut Doposcheg: Zugspitze und Zuspitzbahn, 59 und 61, sei die Tafel 1923 "auf einer Felsnase zwischen West- und Ostgipfel" angebracht und 1933 "an der Westwand des Ostgipfels, hart am Steige, der zu ihm hinaufführt" befestigt worden. Der genaue Anbringungsort der Tafel bleibt indes unklar, da nach Auskunft des Vorstands der Bayerischen Zugspitzbahn (Telefonat am 21.8.1996) der Ostgipfel nie bebaut worden ist, sondern nur West- und Mittelgipfel, so dass die Tafel auf dem Ostgipfel gar nicht hätte beschädigt werden können.
[93] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, 53. Jg., Nr. 120, 26. Mai 1933, Titelseite. Die Einweihung wurde bereits in der Süddeutschen Sonntagspost vom 14. Mai 1933 angekündigt.
[94] Weitere Aufnahmen der Tafel erschienen im Völkischen Beobachter, Nr. 147, 27. Mai 1933 Ausgabe A / Norddeutsche Ausgabe, Erstes Beiblatt, Vorderseite; Oldenburger Staatszeitung, 2. Jg., Nr. 142, 28. Mai 1933; Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, 53. Jg., Nr. 122, 29. Mai 1933; Kölnische Illustrierte Zeitung, Nr. 23, 3. Juni 1933, 561.
[95] So die Angabe von Max Pracher im Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, 26. Mai 1933, 2.
[96] Z. B. Völkischer Beobachter, Nr. 147, 27. Mai 1933, Ausgabe A / Norddeutsche Ausgabe, Erstes Beiblatt, Vorderseite; Der Mittag. Illustrierte Tageszeitung für Sport, Verkehr, Politik, Kunst (Düsseldorf), 14. Jg., Nr. 121, 26. Mai 1933, 2; Kölnische Volkszeitung, 74. Jg., Nr. 141, 27. Mai 1933, 3; die Initiative wird hingegen erwähnt im Völkischen Beobachter, Nr. 147/148, 27./28. Mai 1933, Süddeutsche Ausgabe.
[97] Hauptstaatsarchiv München, Landratsamt Garmisch-Partenkirchen, 114/1658, Nr. 2544, Schreiben vom 10. Mai 1932, zitiert nach Alois Schwarzmüller: Die Entwicklung der NSDAP im Bezirk Garmisch bis 1933, o.O. 2002, Anm. 2 (http://members.gaponline.de/alois.schwarzmueller/nsdap_bis_ 1933.htm, zuletzt eingesehen am 8.8.2003).
[98] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, Nr. 122, 29. Mai 1933. Laut Doposcheg: Zugspitze und Zugspitzbahn, 60, habe der Text 1923 gelautet: "Albert Leo Schlageter // ermordet von den Franzosen in Düsseldorf // am 26. Mai 1923 // "Er starb durch welsche Mörderhand // Zu Deutschlands Ehr' und Frankreichs ew'ger Schand.""
[99] Werdenfelser Anzeiger, Nr. 61, 23. Mai 1933. Ein detailliertes Programm der Gedenkfeier in Altregistratur Marktarchiv Garmisch, XIII, 53, 19 (Presseausschnitt Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, Nr. 116).
[100] Wagner hatte bereits vor dem 5. Mai 1933 zugesagt, siehe Altregistratur Marktarchiv Garmisch, XVIII, 49, 4.
[101] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, Nr. 120, 26. Mai 1933, Titelseite und 2. Kürzere Berichte erschienen in den in Anm. 94 genannten Zeitungen, ferner u.a. in: Zeitung und Anzeigeblatt. Kreisblatt für den Kreis Grafschaft Bentheim, 60. Jg., Nr. 121, 27. Mai 1933; Hamburger Fremdenblatt, 105. Jg., Nr. 144, Abend-Ausgabe, 26. Mai 1933.
[102] Altregistratur Marktarchiv Garmisch, XVIII, 49, 4. Die folgenden Zitate und Angaben ebenda.
[103] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, 26. Mai 1933; die folgenden Zitate ebenda.
[104] Helmuth Zebhauser: Gipfelkreuze. Zeichen von Anwesenheit im Gebirg, in: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins 6 (1995), 63/413-64/414, hier 63/413.
[105] Paul Werner: "Zum Beweise, dass wir dagewesen ..." Zur Geschichte unserer Gipfelkreuze, in: Ars Bavarica. Gesammelte Beiträge zur Kunst, Geschichte, Volkskunde und Denkmalpflege in Bayern und den angrenzenden Bundesländern 63/64 (1991), 112-143, hier 132.
[106] Vgl. Albrecht W. Thöne: Das Licht der Arier. Licht-, Feuer- und Dunkelsymbolik im Nationalsozialismus, München 1979; Frances Livings: Kultraum Lichtdom. Albert Speers Lichtinszenierungen auf den Reichsparteitagen der NSDAP. Unveröffentlichte Magisterarbeit (Kunstgeschichte), Universität Hamburg 1997; die Veröffentlichung von Livings' Dissertation (Universität Hamburg 2002) darf mit Spannung erwartet werden.
[107] In den einschlägigen Lexika ist Uhlich nicht verzeichnet. Angesichts seiner Buchumschläge, Postkarten und Werbeplakate (u.a. für Olympischen Winterspiele 1936) dürfte der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit in der Gebrauchsgrafik gelegen haben. Das Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, Nr. 121, 27. Mai 1933, bezeichnet ihn als 'Kunstmaler'; die folgenden Zitate ebenda.
[108] Analog zu Christus wird Schlageter von einer mandelförmigen Lichterscheinung umgeben. Seine Stilisierung zu einer Lichtfigur ist ein typisches Beispiel für die Indienstnahme christlicher Ikonographie im Nationalsozialismus. Obwohl die Kunstgeschichte als historische Bildwissenschaft für eine Untersuchung prädestiniert wäre, hat die Disziplin sich mit diesen Gegenstandsbereich bislang kaum beschäftigt. Eine Vielzahl von Objekten gerade aus der späten Kampf- und frühen Regimezeit des Nationalsozialismus harrt der Auswertung; der Schlageter-Kult liefert hier auch deshalb so viel Material, weil der 10. Todestag 1933 mit Pfingsten zusammenfiel, was die Deutung als politisch-religiöse Wiederauferstehung erleichterte. Vgl. in diesem Zusammenhang die SA-Werbekarte Nr. 16, 'Herr, segne unseren Kampf' (Entwurf Maximilian Seibt, 1932), in der Ausstellung im Münchener Stadtmuseum 'Nationalsozialismus in München – Chiffren der Erinnerung' (vgl. http://www.stadtmuseum-online.de/aktuell/chiffre.htm, zuletzt eingesehen am 26.8.2003).
[109] Vgl. das Mosaik 'Einkreisung' von Harold Bengen bei Jürgen Tietz: Das Tannenberg-Nationaldenkmal. Architektur, Geschichte, Kontext (Diss. TU Berlin 1997), Berlin 1999, 128.
[110] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, Nr. 121, 27. Mai 1933.
[111] Volksparole, Nr. 122, 29. Mai 1933; die folgenden Zitate und Angaben ebenda. Vgl. Düsseldorfer Nachrichten, Nr. 269, 29. Mai 1933.
[112] Garmisch-Partenkirchener Tagblatt, 26. Mai 1933.
[113] Doposcheg: Zugspitze und Zugspitzbahn, 58-60.
[114] Martin Warnke: Politische Landschaft. Zur Kunstgeschichte der Natur, München / Wien 1992, 25.
[115] So die Frankfurter Rundschau, 21. Juni 1997.
[116] Vgl. Joachim Wolschke-Bulmahn: Auf der Suche nach Arkadien, München 1990; Dorothea Hokema: Die politische Interpretation von Landschaftserfahrung am Beispiel der Jugendbewegung, in: Ulrich Eisel / Stefanie Schultz (Hg.): Geschichte und Struktur der Landschaftsplanung (= Landschaftsentwicklung und Umweltforschung. Schriftenreihe des Fachbereichs Landschaftsentwicklung der TU Berlin 83), Berlin 1991, 58-87, besonders 65.
[117] Schäfler: Alpine Denkmäler.
[118] Siehe http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?pn=texte&i d=355 (zuletzt eingesehen am 24.2.2004).

Autor:
Dr. Christian Fuhrmeister
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Meiserstr. 10
80333 München
C.Fuhrmeister@zikg.lrz-muenchen.de
www.zikg.lrz-muenchen.de

Empfohlene Zitierweise:

Christian Fuhrmeister: Ein Märtyrer auf der Zugspitze? Glühbirnenkreuze, Bildpropaganda und andere Medialisierungen des Totenkults um Albert Leo Schlageter in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 1 [09.06.2004], URL: <http://zeitenblicke.historicum.net/2004/01/fuhrmeister/index.html>

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