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Carel Horstmeier
Niederlande-Deutschland: Eine Momentaufnahme
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Im sechsten Semester meines Studiums fing ich an der Freien Universität (FU) Berlin ein Auslandssemester an. Anfangs war ich desorientiert, wie ich das Studium gestalten sollte. Vor allem war mir unklar, wie viele Fächer ein gutes Arbeitspensum darstellten. Aus den Niederlanden war ich es gewohnt, dass alle Fächer entsprechend ihrer Arbeitslast in 'Studienpunkten' gerechnet wurden. Ein Punkt für geschätzte 40 Stunden Studium, 21 Punkte pro Semester – ganz einfach. In Deutschland aber war die Vorlesung ohne irgendwelche Verpflichtungen genauso mit zwei Semesterwochenstunden belegt wie das Hauptseminar mit einer Hausarbeit.
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Was tun? Der AStA bot zum Semesteranfang eine studentische Studienberatung auf dem Korridor an. Als ich fragte, was man pro Semester denn so durchschnittlich schaffen könne, antwortete eine schwarz gekleidete Frau mit Wuschelhaaren: "Am besten, mach' nicht zuviel". Auch hier stieß ich auf eine andere Lebenswelt: in den Niederlanden hat man nur eine beschränkte Studienzeit. Wenn man ständig 'nicht zuviel' macht, schafft man das Studium nicht innerhalb der maximalen Frist.
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Dieser kleine Beitrag will ausdrücklich nicht mehr sein als der Erfahrungsbericht eines Niederländers, der einige Jahre an deutschen wissenschaftlichen Instituten verbracht hat. Deshalb vorweg mein Erfahrungshorizont: 1991-92 studierte ich drei Semester an der FU Berlin. Nach Abschluss meines Studiums 1995 in Groningen, verbrachte ich 1996-97 ein Jahr als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung in Potsdam an der Uni bzw. am Zentrum für Zeithistorische Forschung, während ich für die Dissertation in verschiedenen Archiven Bestände von Behörden der DDR bearbeitete. Und schließlich verbrachte ich 1997-98, ein Jahr am Institut für Europäische Geschichte in Mainz als Stipendiat der 'Nuffic', des niederländischen DAAD. Auf diesen Erfahrungen basierend möchte ich nun die Pluspunkte der Fachorganisation der Geschichtswissenschaft in beiden Ländern benennen.
1. Fachorganisation/ Lehre
- Studienablauf, Studiendauer
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Wie oben schon angedeutet, hat das Bildungsministerium an niederländischen Universitäten ein durchorganisiertes, spartanisches Studienprogramm eingeführt. Studenten müssen seit den 1980er-Jahren zusehen, dass sie ihr Studium in einer beschränkten Frist schaffen. Tatsächlich benötigen sie durchschnittlich 5 Jahre. Dabei bekommt man nur für vier Jahre Regelstudienzeit ein Stipendium vom Staat geschenkt; danach darf man noch drei Jahre mit einer staatlichen Anleihe weiter studieren. Außerdem sind die Studiengebühren viel höher als in Deutschland: an die 1.400 Euro pro Jahr. Niederländische Studenten sind also mehr in Eile als deutsche.
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Das Studium ist stark 'verschult': die studentischen Leistungen werden für jedes Fach genau vorher festgelegt. Das ist notwendig, um die erwähnte Studienlast in Punkten bestimmen zu können. Diese Reglementierung hat ihr Eigenleben: der Dozent erkennt die Punkte nur an, wenn die am Kursanfang gestellten Forderungen erfüllt werden. Dass der Fortschritt im Studium (finanziell) eine so große Bedeutung hat, führt dazu, dass sich immer mal wieder Studenten bei der universitären Examenskommission beschweren, um ihre Punkte einzuklagen. Ich verstand deswegen nicht, wieso ich in Berlin meine Semesterwochenstunden auf der Studienbuchseite des Immatrikulationsscheins einfach vom Sekretariat mit einem Stempel beglaubigen lassen konnte. 'Punkte' ohne kontrollierbare Leistung! Gerade deswegen blieb mir allerdings unklar, wozu denn solche 'SWS' gut sein könnten.
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Auch der Studienablauf ist in den Niederlanden verschult: im Studienplan für das erste Jahr gibt es häufig keine Wahlfächer, oder nur sehr wenige. Meistens kommt erst im dritten Jahr mit den Seminaren die große Wahlfreiheit. Der Nachteil des rigiden Studienplans hat andererseits auch evidente Vorteile: erstens leiden niederländische Studienanfänger nicht an der Orientierungslosigkeit, die die Wahlfreiheit deutschen Erstsemestern bereitet. Zweitens und wichtiger, da mit langfristigen Folgen: niederländische Studenten bauen einen Kanon auf. Die Pflichtfächer des ersten Jahres vermitteln einen soliden Überblick über die Geschichte vom Altertum bis heute. Studenten werden auch systematisch an verschiedene sektorale und / oder thematische Zugänge zur Geschichte herangeführt: Kulturgeschichte, Politik, Wirtschaft, Sozialgeschichte, Historiographie usw. Durch diesen Kanon kann man ein gemeinsam vorhandenes Basiswissen annehmen. In Deutschland war meine Erfahrung, dass man seinen Seminarvortrag häufig mit der Vermittlung von Basiswissen anfangen muss.
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Die Europäische Union hat die Gleichschaltung der Studienprogramme in einer Bachelors-Masters-Struktur beschlossen. In den dazugehörigen Sonntagsreden heißt es, dass das Ziel die Internationalisierung der Lehre ist: Studiengänge und Diplome sollen so innerhalb der EU besser austauschbar werden. In Groningen wirkt die Reform, die dieses Jahr eingeführt worden ist, aber faktisch als 'De-Internationalisierung' durch die Kürzung der effektiven Studienzeit. Diese BA-/MA-Struktur soll nämlich wie bisher insgesamt nur vier Jahre umfassen, während die Zeit für Nebenfächer ausgedehnt wird. Allerhand Fächer aus dem Hauptfach müssen aus Platzmangel gestrichen werden. Deshalb hat die Groninger Philologische Fakultät schon beschlossen, dass ein Auslandsaufenthalt im Studienprogramm eigentlich keinen Platz mehr hat. Mit Blick auf eine Internationalisierung geht dieser Schuss also nach hinten los.
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Mir fällt in Deutschland immer auf, wie die Universitäten 'kaputt gespart' worden sind. Die Gebäude werden kaum gewartet: in den Niederlanden liegt es an der Arbeitslust der Putzkräfte, ob Arbeitszimmer und Korridore sauber sind oder nicht. In Deutschland dagegen garantiert das 'kaputt gesparte' System, dass die Räume in der Regel einen heruntergekommenen Eindruck bieten. Mein Eindruck ist, dass deutsche Universitäten nicht mehr in der Lage sind, ihre Probleme grundlegend zu lösen. Sie verwalten nur noch den Notstand. Ich habe mich immer sehr gewundert, dass in der FU Berlin viel zu wenig Kopiergeräte standen, obwohl sich diese doch selbst finanzieren könnten. Folglich hatte die Germanistische Bibliothek einen Mitarbeiter, der die knappen Kopiertermine vergab. Den hätte man nützlicher einsetzen können.
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Für ein weiteres Zeichen dieser Misere halte ich die überfüllten Seminare. Ich habe ein Proseminar mit 80 Studenten erlebt. Da gab es keinen Austausch mehr, sondern bloß durchgehetzte Referate – vier in anderthalb Stunden. Regelmäßig kam ein Diskussionsbeitrag aus dem Off: der Redner saß aus Platzmangel auf dem Boden. In Groningen dagegen ist festgelegt, dass Geschichtsseminare maximal 20 Teilnehmer haben dürfen. Dadurch ist eine intensive Betreuung möglich. Grob generalisierend: Deutschland hat an der akademischen Infrastruktur gespart, die Niederlande an der akademischen Freiheit.
- Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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In der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fach gefällt mir das deutsche System besser: der Nachwuchs wird stärker in die Arbeit einbezogen. Erstens habe ich den Eindruck, dass in Deutschland mehr studentische Hilfskräfte eingesetzt werden. In Groningen kommt in der Geschichte nur eine studentische Hilfskraft auf etwa zehn Mitarbeiter. Dabei halte ich das Hilfskraft-System für ein vernünftiges System: die Mitarbeiter werden entlastet, das Gehalt ist für die Universität wenig, aber für den Studenten relativ viel. Weiter können sich Student und Wissenschaft in der Praxis "beschnuppern", ob sie denn für einander geeignet sind.
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Zweitens ist das Kolloquium eine sinnvolle Einrichtung: Magister und Doktoranden werden in einen wissenschaftlichen Austausch eingebunden – in den Niederlanden fehlt das. Bis zur Magisterarbeit sind die niederländischen Studenten ja in ein relativ verschultes, wohlbehütetes Umfeld eingebunden, mit viel Feedback von Kommilitonen und Dozenten. Bei der Magisterarbeit haben sie nur noch einen Betreuer. Dadurch laufen Studenten Gefahr, gerade bei der "Meisterprobe" Magisterarbeit sich alleine durchwurschteln zu müssen.
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Drittens werden in den Niederlanden die Promotionsstellen über die wenigen, zentralisierten Forschungsschulen vergeben. Finanziert wird nur, was innerhalb des festgelegten Schwerpunkts liegt – in der Groninger Geschichtsforschung ist das zum Beispiel 'Kultur als Repräsentation'. Weil ich meine Stipendien aus Deutschland bezog, habe ich zum Glück nie darüber nachdenken müssen, wie ich diese Tautologie in ein interessantes Thema hätte einbauen können. Als Doktorand gibt es nur wenige, folglich heiß umkämpfte Möglichkeiten, ein eigenes Thema einzubringen. Die deutsche 'basisdemokratische' Organisation des Nachwuchses durch Promotionsstipendien (etwa der parteinahen Stiftungen oder des Stifterverbandes) gefällt mir da besser.
- Wissenschaftliche Laufbahn
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Ein großer Unterschied ist der Status der Professoren in beiden Ländern. In Deutschland ist der Professor ein Halbgott, der sich mit jüngeren Semestern nicht zu quälen braucht und dem ein Umfeld an Assistenten aller Art zuzuarbeiten hat. Die deutsche Praxis, dass Veröffentlichungen unter dem Namen des Professors, aber größtenteils von seinen Assistenten verfasst werden, wäre in der niederländischen Geisteswissenschaft undenkbar. Der Vorteil ist evident: niederländische junge Historiker sind von Anfang ihrer Karriere an selbständig. Der Nachteil ist, wie beim fehlenden Kolloquium für Studenten, die Atomisierung. Jeder brütet vor sich hin, Austausch unter Dozenten ist selten.
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Auch in den Niederlanden grassiert die Krankheit der immer wieder verlängerten befristeten Stellen. Ohne Promotion wird man per se nicht mehr fest eingestellt. Und danach kommen zumeist die befristeten 'Postdoc'-Forschungsprojekte oder Lehrvertretungen. Der Tarifvertrag bestimmt, dass ein Mitarbeiter maximal fünf Jahre auf einer befristeten Stelle arbeiten darf. An sich soll danach die Stelle in eine feste umgewandelt werden. Eine solche Verpflichtung umgeht die Universität aber lieber, indem sie einen neuen Mitarbeiter auf der gleichen, befristeten Stelle anstellt. Der bisherige Mitarbeiter wird mit Handkuss in die Wüste geschickt. Historiker mit einer festen Stelle unter vierzig sind folglich eine Rarität, obwohl die meisten Promovenden um die dreißig sind.
2. Kommunikation
- Fachorganisationen (Verbände, historische Institute usw.)
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Acht niederländische Universitäten haben ein Institut für Geschichte. Groningen hat mit etwa 160 Erstsemestern jährlich das größte. In der Ausbildung arbeiten die Institute selbständig, mit eigenen Schwerpunkten. In der Forschung aber, wie in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, herrscht weitgehend Zusammenarbeit. Das Bildungs- und Wissenschaftsministerium hat angeregt, dass die Forschung in universitätsübergreifenden 'Forschungsschulen' (http://www.let.uu.nl/ogc/aio%20zaken/onderwijs/onderzoekscholen
/onderzoekscholen-main.htm
) koordiniert wird, wie 'PONTEG'. Andererseits existiert eine vom Fach selbst getragene Generalübersicht wie der Deutsche Historikertag (http://www.historikertag2004kiel.de) in den Niederlanden nicht.
- Internetangebote (Geschichtswissenschaft im Netz)
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Generell ist mein Eindruck, dass die öffentliche Hand in den Niederlanden den Computer früher und stärker eingesetzt hat als in Deutschland. Die Bibliothek des Dorfes, in dem ich aufgewachsen bin, hatte schon Mitte der 1980er-Jahre ein Computersuchsystem. In der Groninger Universitätsbibliothek kann man seit Jahren alle Bücher nur noch über Computer finden und bestellen. Auch die Hunderttausenden von Büchern, die vor der Computerära erworben worden waren, sind in einem jahrelangen Projekt digital bibliographiert worden. Die alten Karteien sind nun weg. In Deutschland dagegen ist die Kartei noch ein wichtiges Findmittel. Unter http://picarta.pica.nl findet sich der Zentralkatalog der 400 wichtigsten niederländischen Bibliotheken, darunter alle Universitätsbibliotheken: insgesamt 14 Millionen Bücher und eine halbe Million Zeitschriften sind hier verzeichnet.
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Der 'Sozialdemokratische Pressedienst' ist in einem wunderbaren Projekt retrodigitalisiert worden. Von 1946 bis 1995 auf Papier erschienen, findet er sich heute unter http://library.fes.de/cgi-bin/populo/spdpd.pl. In den Niederlanden werden auch wichtige Quellen wie die Volkszählungen retrodigitalisiert. Die ausführlichste, von 1899, ist inzwischen vollständig im Netz veröffentlicht: http://www.volkstelling.nl. Neben historischen Fachportalen wie http://www.historischhuis.nl oder http://www.geheugenvannederland.nl gibt es auch noch reine Linklisten wie http://geschiedenis.pagina.nl.
- Internationale Ausrichtung des Faches im eigenen Land
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Die deutsche Geschichtswissenschaft ist viel internationaler als die niederländische. Erstens sind in Deutschland ausländische Themen viel besser akzeptiert. In Deutschland kann man die Geschichte von Völkern erforschen, von denen ich noch nie gehört habe. In den Niederlanden bevorzugen die Koordinatoren die Erforschung niederländischer Themen. Es ist üblicher, über eine zu recht vergessene historische Figur aus dem eigenen Lande zu promovieren als über ein wichtiges Thema eines anderen Landes. Zweitens sind Ausländer unter Promovenden und Dozenten die große Ausnahme: ein vereinzelter Deutscher, ein paar wenige Flamen, kaum mehr. Kein Vergleich mit Deutschland. Bei den Flamen ist der Grund für diesen Umstand offensichtlich: sie können Niederländisch. Der Rest der Welt scheitert bei der Bewerbung offenbar an der unbekannten niederländischen Sprache.
- Wissenschaftliche Beziehungen zu Deutschland:
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Jahrzehntelang standen die Niederlande geistig mit dem Rücken zu Deutschland. Seit der Wiedervereinigung haben jedoch fast alle niederländischen Universitäten ein Programm 'Deutschlandstudien': die Groninger, die Nimweger und die beiden Amsterdamer Universitäten. Das 'Deutschland Institut Amsterdam' (http://de.duitslandinstituut.nl) an der kommunalen 'Universiteit van Amsterdam' ist hier führend, es ist das größte und beste.
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Andererseits haben die Studiengänge 'Deutschlandstudien' alle nur wenige Studenten - obwohl die Zahl der Geschichtsstudenten in den letzten Jahren kontinuierlich steigt. Der niederländische akademische Austauschdienst findet nur schwer Stipendiaten, die er jedes Jahr speziell für ihre Forschungen an das Mainzer Institut für Europäische Geschichte (http://www.inst-euro-history.uni-mainz.de) schicken kann. Darüber hinaus wird Deutsch zunehmend als (zu) schwierige Fremdsprache empfunden. Wissenschaftliche Literatur auf Deutsch zu lesen, ist nicht mehr für alle Studenten eine Selbstverständlichkeit. Französisch ist übrigens schon seit langem eine Fremdsprache, bei der der Dozent nicht davon ausgehen kann, dass Studenten der Geschichtswissenschaft sie ausreichend beherrschen. Früher hatten viele Geschichtsstudenten vorher am Gymnasium Deutsch als Leistungskurs belegt gehabt - einige wählten das Fach aber auch ab der 10. Klasse ab. Mit der neuen Struktur des Gymnasiums, dem so genannten 'Studienhaus', haben nun die Erstsemester zwar alle bis zum Schulende obligatorisch Deutsch gelernt, aber meistens nur noch im Rahmen einer Wochenstunde. Die Zahl der Schüler, die Deutsch als Leistungskurs belegt, hat sich im neuen System etwa halbiert, sie beträgt durchschnittlich nur noch 20% aller Schüler. Fazit: alle lernen Deutsch, aber wenige richtig.
3. Forschung
- Wahrnehmung der Geschichtswissenschaft in Deutschland
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Ein wichtiger Unterschied ist, dass in Deutschland der Umfang des Faches sehr viel größer ist. Ich bin beispielsweise einer von vier DDR-Spezialisten in den ganzen Niederlanden. Das liegt nicht nur daran, dass die DDR ein Teil der deutschen Geschichte ist: für beispielsweise die russische Geschichte liegt die Sache nicht viel anders. Allein am Osteuropa-Institut der FU Berlin sind wohl mehr Osteuropa-Experten angestellt als in den ganzen Niederlanden. Deshalb finde ich einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland so angenehm: man findet immer Kollegen, die sich mit vergleichbaren Themen beschäftigen. Im besten marxistischen Sinne zeigt sich hier, wie die Steigerung der Quantität in eine neue Qualität umschlägt.
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Deutschland folgt nunmehr dem langjährigen niederländischen Sparmodell in der Bildung: eine Einsparungsmaßnahme als Qualitätsförderung verkaufen zu wollen. Dazu kann man nicht gratulieren. Allerdings weiß ich aus niederländischer Erfahrung, dass man sich auch daran gewöhnt. Genauso wie man in Deutschland trotz der bisherigen katastrophalen Einsparungen an den Universitäten dem eigenen Interesse entsprechend weitergeforscht hat.
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Zusammenfassend sind für beide Länder vier Pluspunkte aufzuzählen. In den Niederlanden bauen Studenten der Geschichte systematisch einen Wissenskanon auf, die Betreuung der Studenten – in kleinen Seminaren – ist besser, die akademische Infrastruktur ist besser ausgestattet und junge Historiker sind selbständig. In Deutschland dagegen herrscht noch weit mehr akademische Freiheit, das System zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist besser, die Geschichtswissenschaft ist internationaler und ihr Ausmaß – und damit die Themenvielfalt – ist groß. Teilweise sind die Vorteile zwei Seiten einer Münze, die aus den Unterschieden im jeweils gewählten System hervorgehen. Es wäre schwer, beide Systeme in einer Studienordnung aufgehen zu lassen, die sowohl akademische Freiheit wie zugleich die Vermittlung eines Kanons garantiert.

Autor:
Drs. C.H. (Carel) Horstmeier
Dozent der Neuesten Geschichte
Universität Groningen
http://www.rug.nl/let/onderwijs/historischewetenschappen/geschiedenis
c.h.horstmeier@let.rug.nl

Empfohlene Zitierweise:

Carel Horstmeier: Niederlande-Deutschland: Eine Momentaufnahme, in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 1 [09.06.2004], URL: <http://zeitenblicke.historicum.net/2004/01/horstmeier/index.html>

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