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  4 (2005), Nr. 1: Inhalt
Manfred Hildermeier
Deutsche Geschichtswissenschaft: im Prozess der Europäisierung und Globalisierung.
Abstract
Der Beitrag betont die Notwendigkeit einer transnationalen Sichtweise in der historischen Forschung, lenkt dabei den Blick auf osteuropäische Beispiele. Besondere Bedeutung erhält hierbei der analytische Ansatz des kontrastiven Vergleichs. Im Mittelpunkt der Untersuchungen sollten vor allem Transferprozesse, Beziehungen und Verflechtungen stehen. Auf diese Weise wird man am ehesten dem Wertungsdilemma entgehen, auch können so gesamteuropäische und globale Zusammenhänge deutlich werden.
Allerdings erhebt sich die Frage, inwieweit das Konzept einer verschränkten Geschichte auch für die Randfächer wie etwa der osteuropäischen Geschichte realisierbar ist. Was den BA angeht, muss man skeptisch sein; bessere Chancen bieten sich im MA-Studiengang, allerdings taucht hier das Problem auf, dass propädeutische Kenntnisse fehlen.
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I. Am Anfang der meisten Überlegungen dieser Art wird ein Gemeinplatz stehen: dass nationalstaatliche Grenzen in der Regel, abhängig natürlich immer vom Gegenstand, von der Sache her als Gliederungsprinzip historischer Forschung und historiographischer Darstellungen ausgedient haben. Das gilt nicht nur für die jüngste Geschichte, in der supranationale Entwicklungen diese perspektivische Erweiterung sicher angestoßen haben. Auch Reformation, Aufklärung, Industrialisierung, die Revolutionen des 19. Jahrhunderts, den Ersten Weltkrieg und andere Prozesse und Ereignisse mehr hätte man eigentlich immer schon auch - natürlich nicht ausschließlich - zumindest im gesamteuropäischen Maßstab betrachten sollen. Das ist ja auch durchaus getan worden, aber eher als Ausnahme. Die Vermutung liegt nahe, dass man solche Vorgänge eigentlich nicht wirklich verstehen kann, wenn man sie isoliert untersucht.
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II. Wenn man über die Notwendigkeit einer transnationalen Sicht vergleichsweise schnell Einigkeit erzielen kann, beginnen die eigentlichen Probleme. Zum einen liegen bekanntermaßen praktische Einwände nahe, deren Gewicht man nicht unterschätzen sollte. Quellen und Literatur beziehen sich zumeist auf nationale Einheiten oder auf Nationsgruppen - z. B. wird man statistische Daten in Sprachen, die den meisten zugänglich sind, über Deutschland, England, Frankreich, vielleicht noch Italien und Spanien, kaum aber über Polen, Russland oder südosteuropäische Länder finden. Westsprachen beherrschen viele, Ostsprachen kennt kaum jemand. Traditionen sind zu wahren - schließlich müssen Gebhardts fortgeschrieben und Handbücher zur Geschichte Russlands zu Ende gebracht werden. Und nicht zuletzt scheitern gute Absichten an Kapazitätsproblemen, auch dann im Übrigen, wenn man auf den Anspruch umfassenderer Synthesen verzichtet.
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III. Zumindest diese Probleme könnte man nun einzuschränken versuchen, wenn man jene Operation etwas bescheidener zuschneidet, die man notwendigerweise vornehmen muss: den Vergleich. Sicher bietet er - gerade auch bei der Umsetzung in die Lehre - den einzigen realistischen Ausweg aus dem Kapazitätsdilemma, wenn man ihn vernünftig anlegt. Wie das geschehen kann und sollte, darüber ist ja in den letzten Jahren intensiver nachgedacht worden. [1] Ich will das nicht wiederholen, sondern mit Blick auf Osteuropa nur zwei, drei Aspekte hervorheben:
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a.) Der kontrastive Vergleich scheint mir immer noch der aufschlussreichere und dem Vergleich zwischen relativ verwandten Varianten von Vorgängen und Strukturen vorzuziehen zu sein. Das gilt auch dann, wenn idealtypische Zuspitzungen nötig sind. Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass die alten Weberschen Kategorien zur komparativen Analyse von Städten, soweit ich sehe, nicht durch passendere ersetzt worden sind, obwohl die Mediävisten sicher zu Recht seit Jahrzehnten sagen, dass die "okzidentale Stadt" auch als Idealtypus kaum oder zumindest nicht allein repräsentativ ist. Desgleichen lerne ich aus der Brunnerschen Gegenüberstellung des "älteren" und "jüngeren" Kaufmannstyps mit dem Fazit, dass sich in Russland der "ältere" Kaufmannstyp in einer spezifischen Weiterentwicklung bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts erhalten habe, immer noch mehr als aus dem Befund einer vergleichbaren Abhängigkeit von der Zentralgewalt in russischen und osmanischen Städten. [2]
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b.) Natürlich darf der Kontrast nicht so weit gehen, dass das tertium comparationis fehlt. Man muss Vergleichsmöglichkeiten haben und dafür Vergleichseinheiten definieren. Das dürfte in der Regel nur exemplarisch möglich sein. Ein pragmatischer, aber auch methodisch sinnvoller Weg könnte also darin bestehen, unter ganz bestimmten Fragestellungen Regionen miteinander zu vergleichen. In unserem Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas haben wir in den letzten Jahren sehr oft diese Lösung bevorzugt. Sie erlaubt im Übrigen sozusagen eine unterschiedliche Reichweite und kann sowohl zwischen Großregionen als auch innerhalb von Großregionen durchgeführt werden. Man könnte also unter ausgewählten Gesichtspunkten Wien, Moskau und St. Petersburg z. B. mit Blick auf das Bürgertum und Bürgerlichkeit vergleichen und ebenso Riga und Odessa als aufstrebende Hafen- und Industriestädte des Zarenreiches im 19. Jahrhundert mit Bezug auf eine ähnliche, aber zugleich unterschiedliche ethnisch-nationale und soziale Gemengelage. Beide Vergleiche besäßen ihren je spezifischen Erkenntniswert.
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c.) Beim sozusagen "intra-großregionalen" Vergleich käme man dann natürlich doch dem nicht-kontrastiven Vergleich zwischen verwandten Phänomenen näher, dessen Ziel allgemein in der Ermittlung von Differenzierungen und affinen Varianten liegen dürfte. Bei einer dringenden Aufgabe der nahen Zukunft würde ich auch diesen (trotz sonstiger Präferenz für den kontrastiven) für unverzichtbar halten. Dies ist nun ein Beispiel für fachspezifische Forschungsdesiderate, deren Ertrag erst mittelbar wieder in übergreifende Betrachtungen und in Lehrinhalte einfließen kann: Erstmals seit 1991 ist russische Regionalgeschichte auch in Gestalt exemplarischer Fallstudien wieder möglich. Meines Erachtens ist diese Chance bislang viel zu wenig genutzt worden. Jedermann weiß und sagt, dass St. Petersburg und Moskau ebenso wenig mit Russland oder der Sowjetunion, auch nicht mit dem Kerngebiet, gleichzusetzen sind wie Paris mit Frankreich. Aber diese "weißen Flecken" färben sich nur langsam ein. [3] Um herauszufinden, in welchem Maße sich - um mein gegenwärtiges Steckenpferd anzuführen - ein liberales Milieu im ausgehenden Zarenreich entwickelt hatte, [4] oder um solide Aussagen über die Umsetzung des stalinistischen Terrors vor Ort machen zu können, bräuchte man ein Dutzend regionaler Fallstudien und auf deren Grundlage ein vergleichendes Fazit. Meines Erachtens würde dabei auch mehr herauskommen als bei der bloßen Wiederaufnahme "klassischer" Themen und deren Ergänzung nach Maßgabe der jetzigen Möglichkeiten.
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IV. Über seinen Zuschnitt und seine Anlage hinaus bringt der kontrastive Vergleich natürlich weitere Probleme mit sich, darunter nicht zuletzt das der Wertung. Dieses Problem verknüpft sich in der Osteuropäischen und besonders in der russischen Geschichte mit dem Konzept der relativen Rückständigkeit, das einst auch deshalb sehr populär war, weil es weit über das Verhältnis zwischen Europa und Russland hinaus Aufschluss versprach, mithin implizit in vieler Hinsicht globale Bedeutung beanspruchte. [5]
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Konzept und Begriff sind seit Ende der 1970er-Jahre in Ungnade gefallen und sozusagen ostraziert worden. Wer nicht als rückständiger Sozialhistoriker gelten will, vermeidet sie. Das wäre noch kein Schade, wenn es nicht ein kleines Problem gäbe: Das, was der Begriff zu beschreiben suchte, ist ja nicht verschwunden, sondern besteht weiter. Eine Sprachlosigkeit hat sich eingestellt, die dadurch nicht behoben wird, dass man sich anderen Themen zugewandt hat und der Notwendigkeit entledigt ist, Ersatz zu finden. Ein solcher ist aber nötig, da - neutral formuliert - Unterschiede der Zustände und Niveaus in den verschiedenen Dimensionen der historischen Realität nicht zu übersehen sind und andererseits das Gerschenkronsche Konzept natürlich dem Geist der Zeit in den Vereinigten Staaten verhaftet war und gleichsam die Kehrseite einer unilinearen, stark teleologischen Modernisierungstheorie bildete.
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V. Zwei Wege aus dieser Sackgasse sind denkbar. Den, der beschritten worden ist, halte ich für falsch oder zumindest nicht für weiterführend; der zweite liegt nahe, müsste aber noch expliziert werden.
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1. Der beschrittene Weg liegt in der schlichten Umwertung des Verhältnisses zwischen dem postaufklärerischen Europa und Russland sowie insbesondere der russisch/sowjetischen südöstlichen Peripherie. Ich meine einige der kulturalistisch argumentierenden Studien, die den russisch/sowjetischen Zivilisationsexport im losen Anschluss an die Foucaultsche Aufklärungskritik als mehr oder weniger konsequente, jedenfalls in der Selbstgefälligkeit einer überheblichen Vernunft angelegte, gewaltsame und autochthone Traditionen mit Füßen tretende Modernisierung nach europäischen Maßstäben interpretieren. [6] Die Sachverhalte werden dabei sicher richtig beschrieben, der geistige Stammbaum, von den "Ästen" her gesehen, auch (wenngleich eine Tendenz zur Einbahnstraße durchscheint, die ich für falsch halte). Aber die bloße Umkehrung der Schuldzuweisung und Wertung bringt eigentlich gar nichts. Höchstens rückt sie die nordostsibirischen Samojeden und Tschuktschen in die Nähe der "edlen Wilden" des 18. Jahrhunderts. Meines Erachtens bestätigt sie damit gegen ihren Willen eben jenes Gefälle, das sie - zu Recht natürlich - der teleologischen Rückständigkeitstheorie vorwirft. Das Lob der Tradition, das darin wieder ertönt, und die Einforderung von Respekt vor ihr an die Adresse eines unifizierenden und inhärent gewaltsamen high modernism, [7] zeigen keinen Weg auf, wie die Gretchenfrage nach dem Verhältnis zwischen Russland und Europa anders als in der russischen Geschichtsschreibung der vorrevolutionären Jahrzehnte und der westlichen nach dem Zweiten Weltkrieg zu lösen wäre.
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2. Die besten Chancen, dem Wertungsdilemma zu entgehen, bieten - von der Abkehr von teleologischen Konnotationen und selbstkritischer Kontrolle der eigenen Begriffe und Konzepte abgesehen - vergleichende Überlegungen, die Transferprozessen, Beziehungen und Verflechtungen besondere Aufmerksamkeit schenken. Dies ist nun auch kein sonderlich neuer Gedanke, wenngleich sich die Zahl einschlägiger Beiträge in Grenzen hält. [8] Aber seine Einlösung ist bislang am ehesten am Beispiel der außereuropäischen Geschichte in kolonialer und postkolonialer Zeit erprobt worden. Sie könnte und sollte aber Studien zur osteuropäischen Geschichte genauso inspirieren, und dies wiederum sowohl im interregionalen als auch im intra(groß)regionalen Vergleich. Dabei wären ähnliche Phänomene (und Beispiele) zu bedenken, wie ich sie vor einigen Jahren einmal im Kontext einer geistesgeschichtlichen "Anamnese" der Gedankenfigur des "Privilegs der Rückständigkeit" aufgelistet habe. [9] Hinzu kämen im Lichte einiger sinnvoller neuer Aspekte, die der cultural turn der letzten anderthalb Jahrzehnte in den Vordergrund gerückt hat, solche Prozesse auf der Ebene von Ideen und Normen der verschiedensten Art bis hin zu Kleidung und Lebensstil. Man würde damit im übrigen auch nichts Neues beginnen, sondern an die "kulturtheoretischen", geschichtsphilosophischen Debatten des 19. Jahrhunderts ebenso anknüpfen wie an vergleichende Überlegungen, z. B. von Tschiževskij und Groh.
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VI. Solche Vorgänge und Objekte besonderer Aufmerksamkeit könnten sein (dies sind nun Beispiele aus der russisch-europäischen Geschichte, für die sich aber sicher Analogien in anderen Regionen finden):
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a.) Rezeptionen von Formen militärischer, staatlicher und sozialer Organisation und deren Anpassung. Bekannt ist die Übernahme von stehenden Heeren seit dem 17. Jahrhundert oder der korporativen Sozialverfassung im ausgehenden 18. Jahrhundert. Bezeichnend ist dabei, was aus beiden wurde: "Strelitzen" als eigene rechtlich-korporative Kategorie und untertänige Sozialverbände anstelle von corps intermédiaire, wie sie dem verehrten Montesquieu vorschwebten. Assimilation wäre hier ein Stichwort, das die Beziehung zwischen Herkunft und Umsetzung neutral umschreiben könnte.
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b.) Die Anerkennung bestimmter Vorbilder und Impulse ohne sozusagen materielles Implantat. Ein Beispiel wäre der grundsätzliche Erneuerungswille Peter des Großen und sein Aufbruch nach Europa (oder zu dem Teil, den er für vorbildlich hielt) mit der Folge etwa des Befehls, die Bärte abzuschneiden und die Kaftane wegzuwerfen. Im Sinne "transnationaler" Verschränkung wäre dabei der Verbindung von importierten Maßstäben mit sehr autochthonen Methoden besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
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c.) Die Wirksamkeit von gleichsam exogenen Ideen, die nicht nur assimiliert, sondern vollständig adaptiert und mit bodenständigen Inhalten gefüllt wurden. Ein Beispiel wäre die Slawophilie, die nur die russische Variante der Romantik war, je nach Interpretation auch Leninismus und Stalinismus, die ganz gewiss nicht von russischen Voraussetzungen und Kontexten zu trennen waren.
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d.) Ein besonders schwieriges Problem bei einer solchen Re-Integration der russischen und osteuropäischen Geschichte in eine europäische oder darüber hinausgehende wäre die Chronologie. Anstöße wirkten sich zeitversetzt aus; rezipierte Verfahren oder Vorgänge vollzogen sich schneller. Dies hatte Gerschenkron mit seiner (im Übrigen aus der Geschichtsphilosophie des 19. Jahrhunderts stammenden) Gedankenfigur vom "Privileg der Rückständigkeit" im Auge, ließe sich aber ohne weiteres auf die gesamte Verwestlichung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, von der Ausbreitung liberaler Ideen bis zum Habitus arrivierter Bürger, übertragen.
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e.) In welchem Maße der gesamte Prozess der Verzahnung reziprok war, müsste geprüft werden. Einige Beispiele liegen auf der Hand, und sei es nur in Gestalt der jeweils inneren Auswirkungen sich verändernder Feindbilder. [10] Ein anderes Beispiel wäre die Idealisierung der russischen Seele und des mužik in der religiös unterlegten Zivilisationskritik zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Insgesamt scheint mir allerdings die Tendenz zur Einbahnstraße zu überwiegen.
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Eine solche Liste von Varianten von Rezeptions- und Transferprozessen ließe sich - vermutlich auch über Osteuropa hinaus - ergänzen. Sie alle kämen in einem Befund zusammen: der wachsenden Einbeziehung und Integration sehr viel größerer Segmente der jeweiligen nationalen oder regionalen historischen Wirklichkeit (wenn auch natürlich nicht aller) in gesamteuropäische respektive globale Zusammenhänge. Es wäre an der Zeit, dies auch methodisch deutlicher zu machen.
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Soweit mein kurzes Statement, so wie es von mir erbeten worden ist. Ich will der Debatte über die Studienreform selbst, zu der wir alle gezwungen werden, nicht vorgreifen, aber doch darauf hinweisen, dass die nicht-deutsche und nicht-westeuropäische Geschichte meiner Meinung nach die Hauptleidtragenden sein werden. Soweit ich sehe, hat sich nicht nur in Göttingen gezeigt, dass in einem Curriculum von fünf Semestern im BA wenig, sehr wenig Platz ist. Das führt zu der kaum oder gar nicht lösbaren Frage, was denn nun die absoluten Essentials des Geschichtsstudiums seien. In diesem Streit setzt sich erfahrungsgemäß kein inhaltlicher Konsens durch, weil er nicht zu erzielen ist, sondern die Mehrheit der Interessen - und die liegt nicht bei den Randfächern.
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Der einzige Ausweg aus dem Dilemma der Konzentration, den ich sehe, eine thematisch-methodische Herangehensweise von Sachproblemen aus, eben unter Berücksichtigung des Konzepts 'verschränkter Geschichte', dürfte in der Regel kaum beschritten werden, weil die 'integrierten Hauptseminare', die sich daraus ergeben würden, nur für ausgewählte Themen denkbar sind und mit dem gebotenen Mindestmaß an Gründlichkeit nur schwer zu vereinbaren sein werden. Dieser Ausweg würde die Randdisziplinen im Übrigen nicht retten - denn dafür braucht man weder Abteilungen noch Professuren noch gar Bibliotheken; dafür reichen lecturers und eine kleine Sammlung von textbooks und Übersichtsdarstellungen.
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Bleiben die Master-Studiengänge, in denen man gründlicher, auch gründlicher als bisher, verfahren könnte. Das Angebot solcher Studiengänge wird für die marginalen Disziplinen schrumpfen, da schwer zu vermitteln sein wird, warum überall alles angeboten werden muss. Nur stellt sich ganz unabhängig davon dort, wo es keinen grundständigen, bereits spezialisierten BA gibt, die Frage, wo eigentlich die sprachlichen und die sonstigen propädeutischen Kenntnisse herkommen sollen, die man dann plötzlich im MA braucht - es sei denn natürlich, man brächte zumindest die Sprachausbildung noch in einem 'allgemeinen' BA unter, was aber, soweit das überhaupt möglich ist, der angestrebten 'Polyvalenz' des Bachelors widerspräche. Überdacht scheint mir das alles nicht zu sein.
Anmerkungen
[1] Vgl. Heinz-Gerhardt Haupt / Jürgen Kocka (Hg.): Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt a. M. 1996; Hartmut Kaelble: Der historische Vergleich. Eine Einführung zum 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1999; Jürgen Osterhammel: Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich, Göttingen 2001.
[2] Vgl. u. a. Christian Meier (Hg.): Die okzidentale Stadt nach Max Weber. Zum Problem der Zugehörigkeit in Antike und Mittelalter, München 1994; Max Weber: Die Stadt, hg. v. Wilfried Nippel (= MWG Abt. I, 22/ 5), Tübingen 1999; Hinnerk Bruhns / Wilfried Nippel (Hg.): Max Weber und die Stadt im Kulturvergleich, Göttingen 2000; Otto Brunner: Europäisches und russisches Bürgertum, in: ders. (Hg.): Neue Wege der Verfassungs- und Sozialgeschichte, 3. Aufl., Göttingen 1980; J. Michael Hittle: The Service City. Town and Townspeople in Russia 1600-1800, Cambridge/Mass. 1979.
[3] Vgl. als Pionierarbeiten: Lutz Häfner: Gesellschaft als lokale Veranstaltung in Russland. Städtische Eliten und Öffentlichkeit in Kazan' und Saratov 1870 bis 1914, Habil.schrift Bielefeld 2001; Guido Hausmann: Universität und städtische Gesellschaft in Odessa, 1865-1917. Soziale und nationale Selbstorganisation an der Peripherie des Zarenreiches, Stuttgart 1998; ders. (Hg.): Gesellschaft als lokale Veranstaltung. Selbstverwaltung, Assoziierung und Geselligkeit in den Städten des ausgehenden Zarenreiches, Göttingen 2002.
[4] Vgl. Manfred Hildermeier: Liberales Milieu in russischer Provinz. Kommunales Engagement, bürgerliche Vereine und Zivilgesellschaft 1900-1917, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 51 (2003), 498-548.
[5] Vgl. Alexander Gerschenkron: Economic Backwardness in Historical Perspective, Cambridge/Mass. 1962.
[6] So lese ich zum Beispiel: Yuriy Slezkine: Arctic Mirrors. Russia and the Small Peoples of the North, Ithaca 1994; Amir Weiner: Making sense of war. The Second World War and the fate of the Bolshevik Revolution, Princeton 2001; Larry Wolff: Inventing Eastern Europe. The Map of Civilization on the Mind of the Enlightenment, Stanford 1994.
[7] James C. Scott: Seeing Like a State. How Certain Schemes to Improve Human Conditions Have Failed, New Haven 1998.
[8] Vgl. u. a. Sebastian Conrad / Randeria Shalini (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt a. M. / New York 2002, sowie Osterhammel: Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats (wie Anm. 1).
[9] Vgl. Manfred Hildermeier: Das Privileg der Rückständigkeit. Anmerkungen zum Wandel einer Interpretationsfigur der neueren russischen Geschichte, in: Historische Zeitschrift 244 (1987), 557-603.
[10] Vgl. Dieter Groh: Rußland im Blick Europas. 300 Jahre historische Perspektiven, Frankfurt a. M. 1988 (zuerst Neuwied 1961).

Autor:
Prof. Dr. Manfred Hildermeier
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
der Georg-August-Universität Göttingen
Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte
Platz der Göttinger Sieben 5
37073 Göttingen
M.Hildermeier@phil.uni-goettingen.de

Empfohlene Zitierweise:

Manfred Hildermeier: Deutsche Geschichtswissenschaft: im Prozess der Europäisierung und Globalisierung, in: zeitenblicke 4 (2005), Nr. 1, [09.03.2005], URL: <Bitte fügen Sie hier aus der Adresszeile des Browsers die aktuelle URL ein.>

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