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Im Vergleich zu den anderen Beiträgen zu diesem Kolloquium deckt der Beitrag über die Familie von Romberg einen längeren Zeitraum, nämlich das 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert, ab. Dies geschieht aus mehreren Gründen. Der erste Grund ist ein sehr praktischer: der Gesamtbestand, der im Staatsarchiv Münster lagert, hat eine sehr lange Laufzeit, er reicht sogar bis in das späte 14. Jahrhundert zurück. [1] Ein solcher Bestand macht einen Bearbeiter, der an Wirtschaftsgeschichte und an 'longue durée' interessiert ist, neugierig und lädt ihn ein zu fragen, ob es Kontinuitäten und Diskontinuitäten gab. Eine solch lange Perspektive erlaubt nämlich, Thesen aufzustellen, die quer zum Thema "Adel als Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter" liegen. Das wirtschaftliche Verhalten der Familie von Romberg legt die Behauptung nahe, dass das Zeitalter der Industrialisierung zunächst keinen Bruch bedeutet hat, im Gegenteil, sie ihre Strategien aus dem vorindustriellen Zeitalter fortgesetzt hat. Erst auf dem Höhepunkt des industriellen Zeitalters zog sich die Familie dann schlagartig aus ihrem Montanbesitz zurück.

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Um diese kurzgefassten Beobachtungen ausführlicher zu belegen, schreite ich die Familiengeschichte seit dem 16. Jahrhundert ab. Die Familie von Romberg hatte ihren ursprünglichen Sitz bei Menden. 1290 zog Dietrich von Rodenberg nach Aplerbeck, in der heutigen Stadt Dortmund gelegen, und baute eine heute dort noch existierende Wasserburg. Bedingt durch die Heirat mit einer Erbin der von Vitinghoff gen. Nordkirchen verlagerte sich um 1480 der Sitz der Familie in den Raum westlich von Hörde. Seit dieser Zeit bis 1927 war Haus Brünninghausen Stammsitz der Familie von Romberg. [2]

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Als Herren zu Brünninghausen übernahmen Mitglieder der Familie künftig immer wieder Ämter in der Verwaltung der Grafschaft Mark. Bernd von Romberg war bis zu seinem Tode 1506 Drost des Amtes Hörde. Die auf ihn folgende Generation hatte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Erbsohn Diedrich starb früh, der zweitgeborene Bernd übernahm den Besitz, musste aber viele Schulden aufnehmen. Es dauerte mehr als 100 Jahre, bis die letzte Hypothek aus seiner Hinterlassenschaft getilgt war. 1531 wurde Haus Brünninghaus mitsamt dem größten zugehörigen Höfe an die Familie von Ovelacker verpfändet. Bernd von Rombergs Sohn Georg bezog Haus Massen bei Unna, bewirtschaftete aber gleichzeitig Haus Brünninghausen. 1550 gelang es ihm, eine wichtige wirtschaftliche Basis für den Aufschwung des letztgenannten Hauses zu schaffen. Er legte in Brünninghausen eine Korn-, Öl- und Walkmühle an und zwar gegen den Widerstand der Einwohner des benachbarten Städtchens Hörde, das die Rechte in seiner Bannmeile bedroht sah. [3] Der Besitz von Mühlen war die eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, die Schafzucht, die im heutigen Dortmunder Süden betrieben wurde, die andere; sie ging erst im Dreißigjährigen Krieg unter. [4]

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Haus Brünninghausen erlebte unter Conrad von Romberg, der erst 1605 als 70jähriger starb, eine wirtschaftliche Blüte, zumal er zweimal reich heiratete und glücklich vererbte. Wegen der herrschenden Praxis der Erbteilung war es für Zusammenhalt des Rombergschen von Vorteil, dass die Kinder aus erster Ehe nicht alt wurden und der Besitz nicht geteilt werden musste. Das Erbe konzentrierte sich ganz auf Caspar, den einzigen Sohn aus der zweiten Ehe. Caspar lebte von 1575 bis 1641. Mit ihm begann die systematische Ausbeute der Steinkohle, die im Ardeygebirge oberflächennah zu Tage tritt. [5] Aktueller Anlass für die Aufnahme des Bergbaus war die Wiederaufnahme des Salzwerks bei Unna, dem späteren Königsborn. Der Siedebetrieb wurde damals auf Steinkohle umgestellt. Neben Unna wurden auch die Salinen von Werl und Sassendorf sowie Schmiede zwischen Schwerte und Soest beliefert. Rund um Haus Brüninghaus erwarb Caspar von Romberg die Rechte an mindestens drei Zechen: im Egeldieck, an der Renninghauser Becke, an der Bösinghove in Hacheney. Später kam noch ein Zeche bei Wellinghofen hinzu. Romberg arbeitete eng mit bürgerlichen Kompagnons aus Hörde zusammen. U. a. war Bürgermeister Elies sein Partner. Die Geschäfte blühten nicht zuletzt wegen der Kriegskonjunkturen im Dreißigjährigen Krieg.

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1610 heiratete Caspar von Romberg Anna Theodora (Diedrich) von Viermund, die Äbtissin von Stift Clarenberg. Sie war die jüngste Tochter des Philipp von Viermund auf Haus Bladenhorst im heutigen Castrop-Rauxel. [6] Ihre Familie stammte ursprünglich aus Viermünden (heute Frankenberg an der Eder) und war mit ihren Besitzungen und Pfandschaften im hessisch-waldeckisch-kurkölnischen Grenzraum und Bladenhorst in mehreren Territorien überreich begütert. Der Hauptsitz der Viermunds war seit dem 15. Jahrhundert Haus Nordenbeck bei Korbach. Nordenbeck lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Goldbergbau von Goldhausen, an dem sich die Viermunds beteiligten. [7]

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Nach Bladenhorst waren die Viermunds durch eine Heirat im Jahr 1496 gekommen. Dort entwickelten sie, wahrscheinlich um ihren weitgestreuten Besitz zu bewirtschaften, eine intensive Rechnungslegung, die im 16./17. Jahrhundert moderne Züge trug. [8] In den Rechnungsserien von Haus Bladenhorst finden wir einen unternehmerischen Geist wieder, der auch zur Gründungen eigener produzierender Betriebe führte. Wir wissen von einer Ziegelhütte, die 1575 nicht nur den eigenen Schlossbau belieferte, und von einem Garnverlag, der zwischen 1550 und 1675 Frauen der Umgebung beschäftigte. Sie bekamen Flachs ausgehändigt und gaben Garn und Tuch zurück. Haus Bladenhorst schaltete sich in den lukrativen Ochsenhandel ein. Nachdem zunächst an der Emscher Herden vor dem Verkauf auf dem Kölner Markt gemästet wurden, stieg das Haus später selbst in den Einkauf in der Elb-Weser-Marsch ein und trieb Ochsen über Marl, Dorsten und Wesel nach Kleve, um sie dort zu verkaufen. In den 1660er Jahren verkaufte der Verwalter von Haus Bladenhorst Schinken und Speck in die Niederlande. Den Schlusspunkt setzte ein Holzhandel auf der Lippe in den 1680er Jahren, bei dem die Allianz mit dem bekannten Weseler Börtschiffer Adrian Knipschaer gesucht wurde.

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Alle Aktivitäten des späten 17. Jahrhunderts gehen auf Conrad Philipp von Romberg zurück, den einzigen überlebenden Sohn der Anna Theodora von Viermund, die selbst lange die Geschäfte führte. Wichtig ist für die Gesamtgeschichte der Rombergs, dass aus dem beinahe einhundert Jahre dauernden Erbstreit die Partei der Anna Theodora von Viermund letztlich als Sieger hervorging. Das war ihr eigener Verdienst und vor allem ihres Sohnes Conrad Philipp (1620-1703). [9] Er studierte Jura, avancierte in der kleve-märkischen Beamtenschaft bis zum Präsidenten der Hofkammer Kleve und war zugleich Sprecher der märkischen Landstände. In den schwierigen Zeiten der Einfügung Kleve-Marks in den brandenburgischen Gesamtstaat nach 1648 war er einer der wichtigsten Personen, der seinen Einfluss am Hofe in Berlin nicht zuletzt auch für seine eigenen Besitzungen in Westfalen geltend machte. Conrad Philipp vermehrte den Grundbesitz der Rombergs gewaltig. Auf Dauer kam Haus Bladenhorst mit mehr als zwei Dutzend abhängigen Höfen und Kotten im Raum Castrop/Herne/Bochum hinzu, sodann Haus Colvenburg bei Billerbeck, zwischenzeitlich die kleineren adligen Besitzungen Haus Dönhoff bei Wetter und Haus Wiesche bei Bochum-Harpen.

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Aus den vielseitigen Tätigkeiten des Barockmenschen Conrad Philipp von Romberg, der zwischen Brünninghausen, Bladenhorst, Kleve und Berlin hin- und herpendelte, will ich einige hervorheben. Er setzte mit beinahe brutaler Gewalt seine Mühlenrechte durch. Der Hörder Gerichtsschreiber Kracht sprach 1688 von Rombergs "unersätliche(r) Mühlen- und Gewinngierigkeit". [10] Seit zwei Generationen war die landesherrliche Mühle bei der Burg Hörde an die Familie verpachtet. Conrad Philipp zwang die entfernt wohnenden Mahlgenossen zu Reparaturarbeiten. Die Mühle an der Emscher bei Barop entzweite Romberg mit der Reichsstadt Dortmund, wo die meisten Mahlgenossen saßen. Wegen der Beschränkung des Wegerechtes und der Reparaturpflicht zog Dortmund gegen Romberg bis vor den Reichshofrat in Wien, während Romberg Arrest auf Dortmunder Besitz in der Grafschaft Mark legen ließ.

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Im Steinkohlenbergbau blieb er auf den von seinem Vater eingeschlagenen Pfad. Er kooperierte mit wechselnden Gewerken aus Dortmund und Hörde und erschloss mit ihnen weitere Zechen. Insbesondere seit 1680 war Romberg zusammen mit Kaufleuten aus Dortmund und Hörde an größeren Projekten beteiligt. Conrad Philipp von Romberg ließ sich durch seine Rolle als klevischer Beamter nicht davon abhalten, gegen die Erhebung des Zehnts auf Steinkohle zu agieren. Der märkische Adel blieb nicht zuletzt dank Rombergs Aktivitäten noch nach 1661 davon befreit. Hier ist nur am Rande die Frage nach der doppelten Loyalität des Conrad Philipp von Romberg aufzuwerfen. Als hochrangiger brandenburgischer Beamter verfolgte er konsequent eigene wirtschaftliche Interessen, wodurch er dem Fiskus Einnahmen vorenthielt.

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Familiär hatte Conrad Philipp von Romberg wenig Glück. Geschwister, Ehefrau und die meisten seiner Kinder starben früh. Dem einzigen überlebenden Sohn Otto Caspar wurde früh die Verwaltung der Güter in Brünninghausen und Bladenhorst übertragen. Er überlebte seinen Vater nur um 12 Jahre und setzte in der langen Familiengeschichte keine großen Akzente. Gleiches gilt für die nächste Generation, als Conrad Stephan (1691-1755) Herr auf Brünninghausen war. Die Heiraten schufen Allianzen mit dem märkisch-bergischen Adel, mit den von Neuhoff zu Pungelscheid und Bottlenberg-Kessel. Nachgeborene Söhne traten militärische Laufbahnen an, die Töchter waren häufig in den protestantischen Stiftern Bedburg, Fröndenberg, Herdecke und Clarenberg zu finden. Conrad Stephan von Romberg amtierte mehrere Jahrzehnte als Drost der Ämter Hörde und Lünen. Als Direktor der märkischen Ritterschaft fiel ihm eine führende Rolle im protestantischen westfälischen Adel zu, die sein Sohn und sein Enkel ebenfalls einnahmen und noch deutlich akzentuierten.

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Caspar Adolf von Romberg (1721-1795) mehrte - drei Generation nach Conrad Philipp - wieder erheblich das Vermögen seiner Familie. Wiederum half eine reiche Heirat. 1765 nahm er Louise von Diepenbrock, die Erbin von Haus Buldern, zur Frau. Zwar wurde dieses Erbe von anderen Mitgliedern der Familie Diepenbrock angefochten, doch gewann Romberg 1776 endgültig die Erbschaftsprozesse. Zuvor hatte er schon mit Haus Westhemmerde bei Unna und dem daran anhängenden Haus Werl weitere Güter über die Linie der von Diepenbrock erworben. Im Raum Hörde ersteigerte Romberg mit Haus Rüdinghausen und Haus Ermlinghofen weiteren adligen Besitz. Zu den jeweiligen Häusern gehörte abhängiger bäuerlicher Besitz, den Caspar Adolf akkurat verwalten ließ. In seiner Zeit wurden die Archive aller Häuser geordnet. Es begann eine planmäßige Aufschreibung der grundherrlichen Rechte, verbunden mit einer systematisch betriebenen Landwirtschaft. Am weitesten ging Romberg in Buldern, wo nach Klärung aller erbrechtlichen Zweifel Caspar Heinrich Wencker aus Dortmund 1778 als Verwalter arbeitete. Dies ist im übrigen jene Familie Wencker, aus der die Besitzer der Dortmunder Kronenbrauerei hervorgingen.

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Im Steinkohlenbergbau im heutigen Dortmunder Süden begann in jenen Jahren eine neue Zeit, die geprägt war sowohl durch die allmähliche Durchsetzung des Direktionsprinzips durch den preußischen Staat als auch durch das finanzielle Engagement adliger und großbürgerlicher Finanziers im Erbstollenbau. Das Muth-, Verleih- und Bestätigungsbuch der märkischen Bergverwaltung von 1773 verzeichnet Caspar Adolf von Romberg als einen der wichtigsten Gewerken. [11] Seit langem wurde in der Nachbarschaft von Haus Brünninghausen schon abgebaut, 1752 erneut auf Kohlenbänken geschürft, die den Namen "Glückauf" erhielten. Romberg erhielt 1765 die Erbstollengerechtigkeit verliehen und ließ drei Jahre später beim Wesselberg und im Hacheneyer Kamp einen weiteren Erbstollen anlegen. Systematisch bauten Caspar Adolf und sein Sohn Gisbert in den folgenden Jahrzehnten ihren Zechenbesitz soweit aus, dass sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, also zu Beginn der industriell betriebenen Förderung von Steinkohle, zu den größten Eigentümern im Ruhrgebiet zählten.

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Als Caspar Adolf von Romberg 1795 starb, war er wohl einer der vermögendsten Adligen in Westfalen. Das Verzeichnis der adligen Güter in der Grafschaft Mark bezifferte bald darauf den Wert sämtlicher Güter der Familie auf 900.000 Rtlr. [12] Als jüngstes Haus war 1794 Stockum an der Lippe hinzugekommen. Diesen Kauf hatte schon Gisbert von Romberg getätigt, der einzige überlebende Sohn, der geschäftsfähig war. [13] Sein Werdegang als hoher Beamter und gewichtige Persönlichkeit in der jungen Provinz Westfalen nach 1813 ist dank der Arbeiten von Helmut Richtering gut bekannt. [14] Seit 1803 nahm er, obwohl noch relativ jung, aktiv an den landständischen Verhandlungen in der Grafschaft Mark teil und gehörte 1806 zur märkischen Deputation, die nach Jena und Auerstedt mit den siegreichen Franzosen verhandelte. Diese machten ihn 1809 im Großherzogtum Berg zum Präfekten des Departements Ruhr. Für den ehemaligen preußischen Kammerherrn bedeutete dies nicht Landesverrat, sondern eher einen Akt des politischen Opportunismus.

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Gisbert von Romberg war ein unbequemer Präfekt, der gegen die französische Steuerpolitik 1811 heftig protestierte. Deshalb fiel ihm 1813 auch der neuerliche Wechsel nicht schwer. Er wurde Landesdirektor für die von Preußen rückeroberten Gebiete zwischen Rhein und Weser und schied in diesem Amt 1816 aus. Später lehnte er eine Berufung als Regierungspräsident in Arnsberg ab, blieb aber als Freund des Freiherrn vom Stein graue Eminenz der westfälischen Landespolitik. Als Mitglied des Provinziallandtages und Vorsitzender des Ausschusses für Handel und Gewerbe 1826, 1828 und 1830 übte er einigen Einfluss in der allgemeinen wie in der Wirtschaftspolitik der Region aus.

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Als Grundeigentümer verfuhr Romberg mit seinen abhängigen Bauern alles andere als so "edel", "human" und "zartfühlend". [15] Wer die Hofesakten in seinem Archiv studiert, wird im Gegensatz zu der soeben zitierten Charakterisierung durch den Freiherr vom Stein einen harten, um nicht zu sagen verhärteten Feudalherrn kennenlernen. Er verweigerte vielen Bauern die Ablösung aus der Grundherrschaft bis nach der Revolution von 1848/49 und rang mit ihnen, als es wegen des Gesetzes von 1850 nicht mehr anders ging, um jeden einzelnen Taler, den er meinte für die Abtragung der Grundlasten beanspruchen zu können. Ein Bauernfreund war Romberg nicht. Auch gegenüber einem Friedrich Harkort, dessen Verdienste in der Wirtschaftspolitik er nicht bestreiten konnte, erwies er sich als unnachgiebig. Er nahm Harkorts kleinen Anteil am Hombrucher Domänenwald als Pfand für einen Kredit, den er gewährt hatte. Als Harkort 1847 nach einer seiner vielen unglücklichen Operationen wieder einmal zahlungsunfähig geworden war, kam es zur Zwangsversteigerung des Waldes und zur Vertreibung Harkorts aus seinem Besitz. [16] Steins Charakterisierung als "höchst geschäftsfähig" wird man deshalb uneingeschränkt gegenzeichnen können.

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Dies gilt erstens für die Bewirtschaftung seiner Güter. Auf Buldern setzte er 1795 Johann Gerhard Enigmann als Rentmeister ein. Der Sohn eines Dortmunder Kaufmanns entwickelte Buldern durch Einsatz moderner englischer Agrartechnik zu einem Musterbetrieb. Enigmann korrespondierte deswegen mit Peter Harkort und ließ sich auf dem Harkortschen Eisenhämmern eigenes landwirtschaftliches Gerät schmieden. [17] Von der 1823 in Buldern angelegten Brennerei gingen wichtige Impulse für die konsumorientierte Nutzung des Getreides im Münsterland aus. Zur Modernisierung gehörte u.a. die exakte Buchführung auf den Gütern. Sowohl auf Buldern wie auf Brünninghausen legten die Rentmeister auf kaufmännische Art und Weise Rechnung über Einnahmen und Ausgaben. Die Ökonomie auf Brünninghausen war durchaus noch lange traditional angelegt. Während seiner Zeit als Präfekt bekam Gisbert von Romberg Wurst aus eigener Hausschlachtung nach Dortmund geschickt.

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Zweitens: Gisbert von Romberg investierte bei jeder passenden Gelegenheit in gewerbliche Anlagen. Der Erwerb der Buschmühle an der Emscher 1825 lag ganz auf der Linie seines Vorfahren Conrad Philipp. Die Buschmühle sollte im folgenden Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte haben, auf die noch zurückgekommen wird. Direkt bei Haus Brünninghausen wurde 1797 ein Hammerwerk gebaut, auf dem Sensen und Strohmesser produziert wurden. Ein ganz großer Wurf wurde diese Investition nicht, denn Romberg verpachtete den Hammer 1819 an die Hörder Familie Söding. Von 1827 bis 1849 bestand eine eigene Brauerei bei Schloss Brünninghausen. Beinahe unbekannt ist sein Engagement beim Hamburger Handelshaus Johann Dreves, in das er 1797 als Kommanditist eintrat. Romberg hatte Dreves als Schüler kennengelernt. Bei Dreves' Konkurs 1799 und dann endgültig 1803 verlor Romberg nicht wenig Kapital. [18]

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Drittens: Gisbert von Romberg konzentrierte sich vor allem auf seinen Bergwerksbesitz. Er fügte seinen Zechen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Brünninghausen mit Glückaufsegen und Glückauf Erbstollen zwischenzeitlich Anteile an mehr als 30 anderen hinzu. Besonders spektakulär fällt im Rückblick Rombergs Engagement auf Zeche Vollmond bei Langendreer (heute Bochum) aus. [19] Hier kam 1799 die erste Dampfmaschine zur Wasserhaltung im Ruhrgebiet zum Einsatz. Die Einzelteile stammten aus Tarnowitz in Oberschlesien und lagen schon 10 Jahre im Ruhrorter Hafen. Romberg hatte sich für diesen Einsatzort entschieden, weil hier die Mergeldecke durchstoßen werden konnte. Bei der Montage war er teilweise persönlich anwesend, beschwerte sich über die unfähigen Techniker Engelhard und Schlombach und weigerte sich gegenüber dem Bergamt, sie zu bezahlen.

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Während des Aufbaus der Dampfmaschine auf Zeche Vollmond lernte Romberg den Tischler Franz Dinnendahl kennen. [20] Dieser, zunächst nur wegen des Baus eines Schuppens in Langendreer anwesend, gab Hinweise zur Funktionsweise der Maschine. Aufgrund dieser zufälligen Begebenheit wurden Romberg und Dinnendahl miteinander bekannt. Ihre Beziehungen erhielten in den folgenden Jahren beinahe privaten, freundschaftlichen Charakter. Dinnendahl lud das Ehepaar Romberg in seine Essener Wohnung ein und redete ihn einmal sogar - völlig unstandesgemäß - als "mein lieber Romberg" an. [21]

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Geschäftlich begleitete Romberg Dinnendahls Fortgang durch Aufträge und Kredite. Dinnendahl erhielt 1810 den Auftrag, auf Zeche Vollmond eine Dampfmaschine nach dem "neuen", Watt'schen Prinzip zu bauen. Noch wichtiger als die direkt vergebenen Aufträge waren die Kredite. Romberg vermittelte Dinnendahl 1810 ein Darlehen über 8.000 Rtlr. vom Freiherrn von Fürstenberg und übernahm ein Jahr später, 1811, die Bürgschaft für die Rückzahlung dieses Kredites. Dinnendahl benötigte 1812 einen weiteren Kredit, um die Vorkommen der Zeche Sonnenschein und Wasserfall zu erschließen. Die Beträge erhöhten sich. Dinnendahl erhoffte sich insgesamt eine Anleihe von mehr als 30.000 Rtlr. von Fürstenberg, erhielt tatsächlich aber je 8.000 Rtlr. von ihm und vom Grafen Westerholt. Dinnendahl sah sich am Ende der napoleonischen Ära mit erheblichen Absatzproblemen konfrontiert und benötigte immer neue Kredite. Romberg erschien ihm 1813 als "der einzige Wohlthäter meines Glücks", [22] doch bald darauf verlor auch Romberg die Geduld mit ihm.

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Ende 1814 beauftragte Romberg den Hattinger Rechtsanwalt Rautert mit der Wahrnehmung seiner Interessen und ließ seine Ansprüche auf die von Dinnendahl verpfändeten Zechenanteile in das Hypthekenbuch eintragen. 1817, als der Mechaniker neue große Pläne mit der Zeche Sonnenschein hegte, zwang Romberg, seinerseits gedrängt vom Hauptgläubiger Fürstenberg, Dinnendahl binnen kurzer Zeit, Zinsen zu zahlen. Der Schuldner konnte das nicht und musste die meisten seiner Zechenanteile an Romberg abtreten. Zwar hielt Romberg nun Anteile an einigen der ergiebigsten Bergwerke im Ruhrgebiet, doch musste er seine Standesgenossen Fürstenberg und Westerholt abfinden, denn diese klagten Rombergs Bürgschaft ein. Bemerkenswerterweise brach Romberg nicht mit dem genialen Mechanikus, der ihm so viel Ärger eingetragen hatte. Er mahnte ihn 1821 eher wie ein guter Berater, endlich daran zu denken, durch Einnahmen wieder die Anlagekosten zu decken. Auch schützte er ihn vor ungerechten Verleumdungen eines Redanten Fürstenbergs.

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Wer Rombergs Zechenbesitz mustert, erkennt insgesamt vier räumliche Schwerpunkte:

(1) Im Dortmunder Süden warfen Glückauf Segen und Glückauf Erbstollen zu seinen Lebzeiten bis 1859 kräftige Gewinne ab. [23] Zwischen 1850 und 1859 betrug sie im Jahr durchschnittlich über 40.000 Tlr. Der Kuxenbesitz an weiteren 20 Zechen zwischen Löttringhausen und Westhofen wurde um 1850 nicht mehr aktiv genutzt. Zechen wie Nichterwartetes Glück bei Wellinghofen oder Josua lagen still. Zeche Niederhofen, Felicitas Erbstollen in Hacheney oder Marienberger Erbstollen in Wellinghofen kosteten kräftig Zubuße.

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(2) Bei Holzwickede und Massen, in unmittelbarer Nähe zu einem der Familiensitze der Rombergs, gerieten zwei Projekte zu teuren Reinfällen. [24] Der 1827 gemutete Tiefe Romberger Erbstollen vertraute nicht den Dampfmaschinen, sondern wollte traditionell das Entwässerungsproblem lösen. Bis 1838 bekam man es aber nicht in den Griff und musste den Erbstollen stillegen. Parallel zum misslungenen Erbstollenbau setzten 1828 im Raum Holzwickede Schürfarbeiten ein, die von der nach dem Erbstollen benannten Gewerkschaft unter dem Zechennnamen Norm fortgesetzt wurden. Nach schwierigen Teufarbeiten wurde 1867/69 die konsolidierte Zeche Ver. Norm an die Caroline Bergbau AG verkauft.

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(3) Im Raum Bochum hielt die Familie Romberg 1842/44 zwischenzeitlich Anteile an der ertragsstarken Zeche Ver. Engelsburg. [25] 1859 verkaufte sie die Zeche Vollmond 1856 für 300.000 Tlr. an die Bochumer Kompanie Würzburger & Kühne, behielt aber Zeche Friederica Erbstollen in Altenbochum, wahrscheinlich weil man dort mehrfach Versuche auf Eisensteinabbau unternahm. Diese Zeche gehörte zur sog. Friedrichsburg, die 1824 vom späteren Oberbergmeister Ehrenfried Honigmann erworben wurde. [26]

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(4) Im mittleren und westlichen Ruhrgebiet besaß Romberg Minderheitsanteile an zwei Zechen, die beide aus den Verpfändungen Dinnendahls stammten. Auf der Zeche Ver. Gewalt bei Essen-Steele wurde 1810 eine der frühesten Tiefbauzechen angelegt. Schacht Conrad sah 1852 die erste dampfgetriebene doppelgleisige Fahrkunst im Ruhrgebiet. In den 1850er Jahren mussten die Rombergs wegen großer Wassereinbrüche Zubuße leisten. Ähnliche Pionierfunktion hatte Ver. Caroline in Mülheim, die 1822 als eine der ersten Zechen im Ruhrgebiet die Mergeldecke durchstieß. Allein zwischen 1850 und 1859 nahmen die Rombergs 465.329 Tlr. aus diesem Bergwerk ein.

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Gisbert von Romberg starb 1859. Drei Jahre vor seinem Tod konvertierte er – wohl unter dem Einfluss seiner Frau Caroline, geb. von Boeselager – zum Katholizismus. Sie hatte schon den Haupterben Clemens (1803-1869) streng katholisch aufgezogen. [27] Clemens übernahm frühzeitig, 1836, Haus Buldern und bewirtschaftete es selbst. Auf ihn geht die dort 1839 begonnene Pferdezucht zurück. Nachdem er von seinem Vater zu Beginn der 1850er Jahre den Bergwerksbesitz übernahm, schien er zunächst noch stärker dort investieren zu wollen. Er interessierte sich für große Zechen oder Projekte wie Neu-Iserlohn, Ver. Emma & Blankenstein und Hasewinkel. Die Freiherrlich von Romberg'schen Bergwerke wurden organisatorisch zusammengefasst, ihnen stand der frühere Bergbeamte Daniel Lind als Direktor vor.

<27>

Das folgenreichste Vorhaben wäre aber der Bau eines Stahlwerks bei Barop an der Bergisch-Märkischen Eisenbahn geworden. Clemens von Romberg ließ sich 1866 ausführlich über das Bessemer-Verfahren informieren und wollte die Ingenieure Daelen daran beteiligen. [28] Diese Pläne wurden nicht realisiert. Bald darauf, 1869, starb Clemens von Romberg. Im Zuge der Erbauseinandersetzung fiel der Bergwerksbesitz komplett an Clemens' Sohn Conrad (1816-1881), der Haus Bladenhorst übernahm und bis 1873 alle Zechenanteile verkaufte. Die Erlöse dafür müssen gewaltig gewesen sein. Allein für die Anteile an der Zeche Friederike in Bochum wurden acht Millionen Taler geboten. Der Stammbesitz Glückauf Tiefbau fiel an Strousberg und an die Dortmunder Union AG.

<28>

Brünninghausen und Buldern fielen an den Haupterben, den jüngeren Gisbert von Romberg (1839-1897); bereits 1865 hatte sein Vater ihm Teile des Vermögens übertragen. Bekannt geworden ist dieser jüngere Gisbert als Vorbild für den "Tollen Bomberg", einen 1923 erschienenen Schelmenroman von Josef Winckler. [29] Winckler feierte damit einen der größten literarischen Erfolge der Weimarer Zeit; der Roman wird bis heute gelesen und ist zweimal verfilmt worden. [30] Die Fakten aus dem Romberg'schen Archiv erhärten den literarurwissenschaftlichen Befund, dass die Figur des Bomberg eine "literarische Fiktion" war. Der Befund lässt sich in manchen Details - sowohl wirtschafts- wie sozialgeschichtlich - präzisieren.

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In die Ära des jüngeren Gisbert von Romberg fällt eine räumlich extreme Ausweitung der Gutswirtschaft. Auf der Suche nach neuen Gütern wurde er 1873 und 1890 auf der heute dänischen Insel Alsen fündig. Vier große Güter gehörten hier bis 1923 zum Familienbesitz. Der Stammbesitz um Dortmund wurde immer weiter geöffnet für quasi-touristische Zwecke; Garten- und Gewächshäuser im Schlossgarten konnten auf Anfrage besucht werden. An der Buschmühle entstand 1886 eine Restauration mit angeschlossenem Vergnügungspark, 1894 eine Radrennbahn. [31] Dahinter stand weniger der Baron Romberg, sondern seine geschickt operierende Rentmeisterei, die Freizeitangebote für die großstädtische Bevölkerung schuf. Auch die Vermarktung des riesigen Grundbesitzes in Hombruch und Barop für den Bau von Arbeiterwohnungen geht zurück auf die Rentmeisterei, die vor der Zusammenarbeit mit spekulierenden Unternehmern nicht zurückschreckte. Die sog. Modersohn-Bauten von 1876, benannt nach einem Lippstädter Bauunternehmer, wurden lokal zu einer sprichwörtlichen Berühmtheit, weil sie wegen Unbewohnbarkeit schnell wieder abgerissen werden mussten. [32]

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Der Konflikt der Familie Romberg mit Oberrentmeister Ferdinand Zumbusch 1884 hatte eine symbolische Bedeutung. Zumbusch wurde wegen angeblicher Veruntreuung fristlos entlassen, obwohl er sich große Verdienste um die Sicherung des Familienvermögens erworben hatte. Die langfristige juristische Auseinandersetzung dauerte bis 1897 und ging bis vor das Reichsgericht in Leipzig. [33] Zumbusch war es dann auch, der Erinnerungen an Baron Romberg zu Papier brachte, die Joseph Winckler teilweise auswertete. [34]

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Es sind keine Äußerungen von Zumbusch und anderen Rentmeistern über die übrigen finanziellen Engagements ihres Arbeitgebers überliefert. Man wüsste gerne davon, denn Gisbert von Romberg verwendete, um nicht zu sagen: verschwendete einen Großteil seiner Einnahmen für den Pferdesport. Er leistete sich teure Rennpferde, etwa 1868 den berühmten Hengst Blue Gown, eine eigene Zucht in Buldern, Mitgliedschaften in allen deutschen exklusiven Rennklubs und er ließ selbst Rennbahnen anlegen, u. a. 1893 nördlich von Schloss Brünninghausen, mit der in Dortmund der Rennsport begründete. Selbst nahm er an Treibjagden teil, die u. a. quer durch den Dortmunder Süden mit Start und Ziel auf Brünninghausen führten.

<32>

Gisbert von Romberg war freigiebig beim Austeilen von Krediten und spekulierte mit unsicheren ausländischen Wertpapiere. Wirte und Musikanten ließ er lange auf ihren Rechnungen sitzen. Auch Prügeleien nach Kneipenbesuchen gehörten zu seinem Leben. In den Augen seiner Verwandten disqualifizierte er sich immer mehr als ein Baron, der sich nach ständischen Idealen verhalten sollte. Deshalb kam es zu jenem Entmündigungsverfahren, das Roman und Film breit schildern und tatsächlich 1881/82 stattgefunden hat. Es verlief im Sande und wurde zugunsten des angeblich tollen Barons abgeschlossen. [35]

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Schon 1885/87 übertrug Gisbert von Romberg weitgehend die Verfügungsgewalt über seinen Besitz auf seinen Sohn Clemens (1863-1923)  [36] und starb zurückgezogen auf Buldern 1897. Der Sohn war in jungen Jahren ein solcher Draufgänger, dass der unbefangene Beobachter meinen könnte, im Roman seien Vater und Sohn vermengt. Im Sündenregister stehen: tätliche Angriffe auf die seinerzeit aufkommenden Radfahrer, Fahren mit zu hoher Geschwindigkeit auf dem Burgwall in Dortmund, Schlägereien usw.

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Spätestens unter diesem Clemens von Romberg setzte eine Kehrtwende in der Industriepolitik ein. Nicht mehr die aktive Teilnahme, sondern der Schutz seines Eigentums vor den Folgen der Industrialisierung war seine Leitlinie. Er hörte nicht auf, gegen seine Nachbarn in Brünninghausen zu prozessieren: gegen Zeche Glückaufsegen wegen der von ihr verursachten Bergschäden, gegen den Hörder Verein, der Abwässer in die Emscher einleitete und Rombergs Mühlen gefährdete, gegen Rauch und Abgase der Hüttenwerke, die im Schlosspark niedergingen. Es wundert nicht, dass der älter gewordene Clemens von Romberg Brünninghausen immer mehr vernachlässigte, schließlich aufgab und endgültig nach Buldern zog. Seit 1904 stand Schloss Brünninghausen zum Verkauf an. 1914 waren sich Romberg und die Stadt Dortmund einig, da kam der Erste Weltkrieg dazwischen. So dauerte es bis 1927, ehe der Verkauf durch den dritten Gisbert von Romberg (1888-1952) perfekt wurde.

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Wenn wir ein wenig Abstand nehmen von Fülle der Daten, so fallen wiederkehrende Komponenten und Veränderungen im Laufe der mehr als drei Jahrhunderte auf. Dauerhaft ist, jedenfalls bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, die Verwaltung des Grundbesitzes als sicheres Renteneinkommen. Der fortgesetzte Erwerb immer neuer Güter bis in das späte 19. Jahrhundert zeigt, dass dieses eher traditionelle adlige Verhalten auch bei den Rombergs konstitutiv war. Die Rolle der Rentmeister kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingestuft werden. Sie waren als Vollstrecker adliger Interessen auch Agenten von Modernisierung. Hier lohnen sich weitere sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien, denn über Fälle wie die der Wencker, Enigmann oder Zumbusch wissen wir noch viel zu wenig.

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Die Verwertung landwirtschaftlicher Produkte auf Mühlen oder in Textilverlagen ist schon eine zweite Stufe ökonomischen Handelns. Sie setzt – beim adligen Grundherrn oder seinem Rentmeister - ein Gespür für größere Zusammenhänge voraus. Im 17. Jahrhundert hat sicher der Kontakt zu Kleve und den nahen Niederlanden weiteren Geschäftsgeist in Brünninghausen und Bladenhorst einkehren lassen. Hierzu gehört auch – drittens - die Ausnutzung der Steinkohle, auf der die Familie von Romberg förmlich saß. In mehreren Schüben, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, zur Mitte des 18. Jahrhunderts und dann vor allem nach 1799, nutzte die Familie konsequent die Marktchancen, die sich ihr aufgrund ihres Standortvorteils im entstehenden Ruhrgebiet boten. Auf die Frage, warum sie dieses Engagement ausgerechnet in den Gründerjahren, vor dem Krach von 1873, beendete und den Bergwerksbesitz veräußerte, finden wir in den Akten keine präzise Antwort. Immerhin war der Zeitpunkt des Verkaufs, als die Kurse am höchsten standen, optimal. Alles deutet darauf hin, dass Clemens von Romberg das Interesse an Industriebeteiligungen verloren hatte und die Veräußerungsgewinne auf dem Lande luxuriös zu genießen beabsichtigte. Wenn man so will, war dies die klassische Haltung der reich gewordenen Bourgeoisie.



[1] Wilfried Reininghaus: Das Gesamtarchiv von Romberg im Staatsarchiv Münster, in: Westfälische Forschungen 52 (2002), 541-554.

[2] Wilhelm Hücker: Zur Geschichte des Hauses Brünninghausen, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 64 (1968), 9-76.

[3] Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Staatsarchiv Münster (=STAMS), Gesamtarchiv von Romberg (künftig GA) Nr. 5001, 6632.

[4] GA 4874, 4868, 5308.

[5] Wilfried Reininghaus: Caspar von Romberg und sein Sohn Conrad Philipp von Romberg. Adlige Unternehmer auf Haus Brünninghausen bei Dortmund im 17. Jahrhundert, in: Ulrich S. Soenius (Hg.): Bewegen – Verbinden – Gestalten- Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Festschrift für Klara van Eyll zum 28. September 2003, Köln 2003, 147-154; Michael Fessner: Steinkohle und Salz. Der lange Weg zum industriellen Ruhrrevier, Bochum 1998, vor allem 58-72.

[6] Wilfried Reininghaus: Haus Bladenhorst, Hof und Gericht Castrop. Territoriale, wirtschaftliche und kirchliche Beziehungen bis zum Ende des Alten Reiches, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 94 (2003), 63-86.

[7] Karl Schäfer: Die Geschichte des Goldbergbaus am Eisenberg bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Korbach 1993.

[8] Wilfried Reininghaus: Handwerkerrechnungen der Frühneuzeit in einem westfälischen Adelsarchiv. Quellen und Forschungsfragen zu einer Schnittstelle zwischen zwei sozialen Gruppen, in: Wilfried Ehbrecht u. a. (Hg.): Der weite Blick des Historikers. Einsichten in Kultur-, Landes- und Stadtgeschichte. Peter Johanek zum 65. Geburtstag, Köln / Weimar / Wien 2002, 181-199.

[9] Wilfried Reininghaus: Adel, Bauern und Landesherr im Gericht Castrop. Ein Beispiel für "ständische Mikroformen" in der alten Grafschaft Mark vom 15. bis 18. Jahrhundert, in: Westfälische Forschungen 53 (2003), 13-41; Michael Kaiser: Nähe und Distanz. Beobachtungen zum Verhältnis zwischen den Landständen von Kleve und Mark und ihrem Landesherrn im 17. Jahrhundert, in: ebd., 71-108.

[10] GA 7962.

[11] Thomas Schilp (Hg.): Das Muth-, Verleih- und Bestätigungsbuch 1770-1773. Eine Quelle zur Frühgeschichte des Ruhrbergbaus, Dortmund 1993.

[12] Wilfried Reininghaus / Jürgen Kloosterhuis (Bearb.): Das "Taschenbuch Romberg". Die Grafschaft Mark in der preußischen Statistik des Jahres 1804, Münster 2001, 90.

[13] Ein älterer Bruder Conrad Adolf (1770-1802) musste wegen Schwachsinnigkeit 1789 entmündigt werden; GA 7874.

[14] Helmut Richtering: Giesbert von Romberg, in: Westfälische Lebensbilder 9 (1962), 90-107; ders.: Das Ruhrdepartement im Herbst 1809. Ein Reisebericht des Präfekten von Romberg, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 55 (1958), 65-108.

[15] Zitiert nach Richtering: Ruhrdepartment, 72 Anm. 39 (wie Anm. 15).

[16] GA 2210, 2491, 3279 u. ö.; Walter Gronemann: Kleine Geschichte der Ämter Barop und Kirchhörde, Dortmund 1987, 59.

[17] GA 3907; Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund N 18 Nr. 130, 137, 148, 170, 179, 182.

[18] STAMS NL Gisbert von Romberg B 2, 3.

[19] Vgl. hierzu STAMS OBA DO 4902; Richtering: Ruhrdepartement (wie Anm. 15); Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987, 943.

[20] Hedwig Behrens: Mechanikus Franz Dinnendahl (1755-1826), Erbauer der ersten Dampfmaschinen an der Ruhr. Leben und Wirken aus zeitgenössischen Quellen, Köln 1970, 158-218.

[21] Behrens: Franz Dinnendahl, 69 (wie Anm. 21).

[22] Behrens: Franz Dinnendahl, 178 (wie Anm. 21).

[23] Für die folgenden Ausführungen vgl. STAMS Haus Bladenhorst (Dep.) Akten Nr. 160-162.

[24] Joachim Huske / Heinz Sydow: Romberger Erbstollen. Die Anfänge des Bergbaus in Unna-Massen, Unna 1995; Joachim Huske: Der ehemalige Bergbau im Raum Holzwickede, Werne 2003.

[25] STAMS Bladenhorst (Dep.) Akten 350.

[26] GA 3133, 3139, 3126.

[27] GA 3752.

[28] GA 3450; vgl. zum Bessemerverfahren Wolfhard Weber: Entfaltung der Industriewirtschaft, in: Wolfgang Köllmann u.a. (Hg.): Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter, Bd. 1, Düsseldorf 1990, 201-335, 261f.

[29] Josef Winckler: Der tolle Bomberg. Ein westfälischer Schelmenroman (= Gesammelte Werke Bd. 2), Emsdetten 1986.

[30] Wolfgang Delseit: Der "tolle" Romberg – Sturz eines Mythos?, in: Jahrbuch Westfalen 93, Münster 1992, 7-22.

[31] GA 971.

[32] GA 910.

[33] Zu Zumbusch: GA 3351, 3779, 2480, 2483.

[34] Winckler: Bomberg, 9ff (wie Anm. 30).

[35] GA 3769, 2221.

[36] GA 3741.

Empfohlene Zitierweise:

Wilfried Reininghaus : Das wirtschaftliche Handeln der Familie von Romberg im 17. bis 20. Jahrhundert , in: zeitenblicke 4 (2005), Nr. 2, [2005-06-28], URL: https://www.zeitenblicke.de/2005/2/Reininghaus/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-1249

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