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Abstracts

Hartmut Dorgerloh: Museumsschlösser als Orte kultureller Überlieferung, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist es notwendig, den Begriff des `Museumsschlosses´ einer kritischen Revision zu unterziehen. Verwendet wurde er ab den 1920er Jahren für die Residenzen, die die damals gegründete Preußische Schlösserverwaltung aus dem Erbe der abgedankten Hohenzollern-Monarchie übernommen hatte. Von der Auffassung von homogen überlieferten Gesamtkunstwerken, die bereits damals nur mit Einschränkung Geltung besaß, ist heute noch deutlicher Abstand zu nehmen: Die enormen politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts haben infolge zweier Weltkriege, der Besetzung und Teilung Deutschlands, durch traditionsfeindliche Haltungen, Umnutzung und Verfall zu so großen Verlusten geführt, dass der Bestand der heute von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwalteten Museumsschlösser differenziert betrachtet und kategorisiert werden muss: vom seltenen Fall des nahezu vollständig mit seiner bauzeitlichen Ausstattung überkommenen Schlosses bis hin zu wiederaufgebauten Häusern mit rekonstruierten Raumfolgen und der Ersatz-Aufstellung von Mobiliar.

 

Harald Berndt: Schloss Cecilienhof – nur eine Gedenkstätte? Anmerkungen zum konzeptionellen Umgang mit dem letzen Schlossbau der Hohenzollern, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Die Verstaatlichung der preußischen Schlösser in Berlin und Potsdam nach Ende des Ersten Weltkriegs und die Gründung der Schlösserverwaltung 1927 hatten eine fast ausschließlich museale Präsentation der Häuser zur Folge, die sich – mit Unterbrechungen durch den Zweiten Weltkrieg – bis in die Gegenwart fortsetzt. Anders Schloss Cecilienhof. Das Schloss, obgleich der Schlösserverwaltung übertragen, blieb nach 1918 Wohnsitz der Familie des letzten Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen und war 1945 Tagungsort der Potsdamer Konferenz. Auch nach der Eröffnung als Gedenkstätte 1952 erwies sich die gleichberechtigte Eingliederung des letzten Schlossbaus der Hohenzollern in den Kontext der anderen königlichen und kaiserlichen Residenzen als schwierig. Erst nach der `Wende´ 1990 traten neben die Vermittlung des Potsdamer Abkommens auch architektur- und kunsthistorische Aspekte.
Dieser Beitrag versucht, die wechselvolle Nutzungsgeschichte und die daraus resultierenden konzeptionellen Veränderungsprozesse in ihrer zeitlichen und thematischen Komplexität zu betrachten und dabei der Frage nachzuspüren, welchen Einfluss gesellschaftliche und politische Entscheidungen auf museale Zielsetzungen ausüben. Der Disput über Schloss oder Gedenkstätte endet mit dem Fazit, dass es kein eindeutiges Pro und Contra gibt, sondern dass schlossspezifische Entwicklungen berücksichtigt werden müssen und eine Zweckentfremdung gleichzeitig eine unbewusste `Rettung´ für ein Schlossmuseum bewirken kann.

 

Bettina Giersberg: Das Neue Palais 1933. Reichsführerschule und Repräsentationsschloss, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschland wird seit vielen Jahren von der historischen Forschung untersucht und in umfangreichen Quellensammlungen und Monographien dargestellt. Eine Thematik ist in diesem Zusammenhang jedoch kaum angesprochen worden: Die Geschichte der Museumsschlösser als museale Kulturinstitutionen in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Beitrag umreißt die Nutzungsgeschichte des Potsdamer Königsschlosses Neues Palais und der zugehörigen Schlossbereiche im Park Sanssouci im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft 1933. Anhand neuer Bildquellen wird der Aufbau der Reichsführerschule des Reichsarbeitsdienstes auf dem Schlossareal des Neuen Palais und die Umnutzung des Museumsschlosses durch die nationalsozialistische Staatsführung beleuchtet.

 

Detlef Fuchs: Schönhausen – ein spätes Kind der Schlösserverwaltung. Anmerkungen zum ambivalenten Umgang mit dem preußischen Kleinod zwischen 1918 und 2005, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Der Beitrag umreißt skizzenhaft einige wesentliche Aspekte der Nutzungsgeschichte von Schloss Schönhausen im 20. Jahrhundert und bezieht im Vergleich Schloss Bellevue mit ein. Anhand der Eröffnungsrede von 1936 wird die neue Funktionssetzung des Hauses analysiert. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen für bauliche Eingriffe werden benannt. Mit der Nutzung des Schlosses als Amtssitz des Präsidenten der DDR sowie als Gästehaus der DDR-Regierung erhielt der ehemalige Sommersitz der Königin Elisabeth Christine wiederum eine wesentliche zeithistorische Bedeutungsebene, die sich im denkmalpflegerischen und musealen Konzept für die 2006 begonnene umfassende Sanierung des Schlosses niederschlug.

 

Alfred P. Hagemann: Ein Preußenschloss für den Arbeiter- und Bauernstaat – Schloss Schönhausen 1945-1990, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Die Integration der historisch bedeutenden Phase von Schloss Schönhausen als staatlicher Repräsentationsbau der DDR (Sitz des Präsidenten und des Staatsrates, sowie als Staatsgästehaus) in das Ausstellungskonzept des Schlosses stellt eine große Herausforderung für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten dar. Um die vielfältigen Brüche in Nutzung und Gestaltung des Schlosses vermitteln zu können, ist es von zentraler Bedeutung zu verstehen, welche Beziehungen zwischen der preußischen Geschichte und der DDR-Nutzung bestehen. Anhand der unterschiedlichen Gestaltungs- und Möblierungskonzepte von Schloss und Garten zwischen 1949 und 1990 lässt sich das Schwanken der DDR-Führung zwischen Aneignung der Geschichte und formelhafter Repräsentation, zwischen Historismus und moderner Adaption des Schlosses beobachten, das die gesamte Architekturgeschichte der DDR beispielhaft wiederspiegelt.

 

Franziska Windt: Die Königin und ihr Schloss - Elisabeth Christine in Schloss Schönhausen, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Die Zeit, in der Königin Elisabeth Christine das Schloss Schönhausen besessen und gestaltet hat, spiegelt sich in vielen Innenräumen noch deutlich wieder – trotz teilweise gravierender Eingriffe in späterer Zeit. Erst die laufenden Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten haben den erheblichen Umfang und die Qualität der erhaltenen Substanz deutlich zum Vorschein treten lassen. Dort wo es möglich ist, soll deshalb diese für das Gebäude wesentliche Zeitschicht gezeigt und auch in der Ausstattung zum Thema gemacht werden. Das heißt, in einem zusammenhängenden Teil der Räume im Erdgeschoss werden noch vorhandene und bekannte originale Ausstattungsstücke nach fast einem Jahrhundert wieder an ihren im 18. Jahrhundert dokumentierten Ort gebracht. Dort wo sich keine mobilen Ausstattungsgegenstände erhalten haben, werden ausgewählte Exponate wichtige Aspekte des Lebens der Elisabeth Christine veranschaulichen.

 

Thomas Tapp: Ergebnisse der restauratorischen Voruntersuchung des Schlosses Schönhausen und erste Schritte zur Umsetzung eines Restaurierungs- und Farbkonzeptes, in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1.

Der Beitrag referiert die Ergebnisse der Voruntersuchungen für die Restaurierung des Schlosses Schönhausen, das seit dem späten 17. Jahrhundert zahlreiche Umbauten und Renovierungen erfahren hat. Neben den Arbeiten an den Außenfassaden wird, wie erste Voruntersuchungen zeigen, besondere Mühe auf die Farbgebungen, die Stuckarbeiten und die Tapeten in den einzelnen Räumen zu verwenden sein.

Erstellt von: RedaktionZB
Zuletzt verändert: 2008-06-05 05:57 PM