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Abstracts

Wolfgang Schieder: Geisteswissenschaften - und kein Ende?, in: zeitenblicke 8 (2009), Nr. 1.

Ausgehend von der von Dilthey geprägten Dichotomie zwischen Geistes- und Naturwissenschaften untersucht der vorliegende Beitrag die aktuelle Stellung der Geisteswissenschaften im Wissenschaftssystem. Nach einer Phase der Ausdifferenzierungen und anschließender interdisziplinärer Öffnung ist besonders auf den Erhalt fachspezifischer Methoden zu achten. Schließlich setzt Interdisziplinarität zunächst Disziplinarität voraus. Auf der Ebene der Forschungsförderung wird der Trend projektbezogener Gruppenforschung als irreversibel beurteilt. Diesem Trend wird man sich stellen müssen. Das komplementäre System universitärer und außeruniversitärer Forschung, mit dem man bisher gute Erfahrungen gemacht hat, ist bewahrenswert und sollte daher beibehalten werden.

 

Ulrich Herbert: Bürokratie des Kreativen. Perspektiven und Desiderate der Förderpolitik für die Geisteswissenschaften, in: zeitenblicke 8 (2009), Nr. 1.

“Die deutsche geisteswissenschaftliche Forschung besitzt nach wie vor auch im internationalen Vergleich ein sehr hohes Niveau, wenn auch nicht in allen Disziplinen und an allen Hochschulstandorten.“ Mit diesem Befund erregte die Stellungnahme des Wissenschaftsrats (WR) zur Lage der deutschen Geisteswissenschaften einige Aufmerksamkeit, und nahezu durchweg Zustimmung (Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften in Deutschland, Januar 2006 [Drs. 7068/06]). Der Vorschlag, geisteswissenschaftliche Forschungskollegs zu schaffen, wurde von der DFG wie vom BMBF praktisch aufgenommen; auch die Förderung der sogenannten Kleinen Fächer ist seitdem deutlich stärker geworden. Allerdings beinhaltete die Stellungnahme des WR auch deutliche Kritik an der Austrocknung der Grundausstattung und der Überbetonung der Drittmittel, an der Vernachlässigung der Lehre, aber auch an dem immer wieder zu hörenden Gerede von der “Krise der Geisteswissenschaften“ in Deutschland. Dieser Beitrag betrachtet einige dieser Aspekte: die Entwicklung der Geisteswissenschaften seit der Jahrhundertwende um 1900, das Gerede von der Krise, die allfälligen und die notwendigen Reformen sowie die Frage, wie man forscherische Exzellenz am besten fördert.

 

Peter Strohschneider: Möglichkeitssinn. Geisteswissenschaften im Wissenschaftssystem, in: zeitenblicke 8 (2009), Nr. 1.

Der Beitrag skizziert einerseits den institutionellen status quo der Geisteswissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland und betont dabei sowohl den Ausbaugrad ihres Forschungssystems wie auch spezifische Problemsituationen im Bereich der akademischen Lehre. Andererseits wird auf die rechtlichen, symbolischen und politisch-praktischen Vorteile und Implikationen eines wissenschaftskulturellen Traditionszusammenhangs eingegangen, welcher die historisch-hermeneutischen Fächer nicht als humanities von den sciences absetzt, sondern sie vielmehr als „Wissenschaften unter Wissenschaften“ (Wissenschaftsrat) ins Wissenschaftssystem integriert sieht. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der Berücksichtigung der Geisteswissenschaften bei der Forschungsförderung (einschließlich der Exzellenzinitiative) sowie bei der administrativen und wissenschaftspolitischen Leistungsbewertung und Steuerung des Wissenschaftssystems. In diesen Zusammenhängen sind die spezifischen epistemologischen Funktionen der Geisteswissenschaften zu beachten, die unter den Stichworten ‚Komplexitätsaufbau’ und ‚Möglichkeitssinn’ umrissen werden.

 

Matthias Kleiner: Die deutsch-französische Zusammenarbeit in den Geisteswissenschaften – ein Wegbereiter für Forschungszusammenarbeit in Europa?, in: zeitenblicke 8 (2009), Nr. 1.

Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die deutsch-französische Zusammenarbeit in den Geisteswissenschaften ein Wegbereiter für die Forschungszusammenarbeit in Europa sein kann. Eine besondere Modellfunktion nehmen dabei die jährlich themenoffene Ausschreibungen der DFG-ANR in den Geistes- und Sozialwissenschaften ein.
Auf europäischer Ebene wird für eine komplementäre Organisation der Forschungsförderung unter Berücksichtigung des Subsidiaritätsprinzips plädiert. Drei Säulen sind dabei konstitutiv: erstens die nationalen Förderorganisationen mit ihrer Erfahrung in der bi- und multilateralen (Förder-) Zusammenarbeit, zweitens die Förderung durch multilaterale Organisationen, wie die European Science Foundation (ESF); sowie drittens die Förderprogramme supranationaler Einrichtungen, wie diejenigen der europäischen Kommission oder des European Research Council (ERC).

Erstellt von: RedaktionZB
Zuletzt verändert: 2009-04-09 03:40 PM