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Andreas Meinecke : Zur Entwurfsgeschichte der Berliner Dombasilika und des Lustgartenforums 1820-1840, in: zeitenblicke 9 (2010), Nr. 3.

Zwischen 1820 und 1840 entstanden über 300 Seiten mit Entwürfen Friedrich Wilhelms IV. zur Berliner Dombasilika. In vier Gruppen können die Entwurfsvarianten unterschieden werden. Die "Hauptbearbeitungsphase" der Entwürfe fiel in die Mitte der 1830er Jahre. Bekannte Zeichnungen werden erstmals Ludwig Persius zugeordnet. Diese Persius-Zeichnungen waren ein nachträgliches zeichnerisches Manifest des Königs zur Berliner Dombasilika in der Form seiner Pläne aus seiner Kronprinzenzeit. Die bisher verloren geglaubten Zeichnungen Stülers, die auf jenen von Persius fußen, stellen Entwurfsvarianten zur 7-, 5- und 3-schiffigen Dombasilika dar. Friedrich Wilhelms Entwürfe zu einer neuen Berliner Dombasilika waren von Anfang an mit der Planung zu einem Lustgartenforum verbunden. Der König beabsichtigte, in der Nähe des Forum Fridericianum ein gleichwertiges, wenn nicht bedeutenderes neuzeitliches Forum am Lustgarten zu schaffen. Nach 1848 und dann endgültig nach 1858/59 wurde das Vorhaben eingestellt.

 

Jörg Meiner : "durch äußeren Glanz innere Macht erkennen lassen". Die Pläne zur Erweiterung alter Residenzschlösser in den Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV., in: zeitenblicke 9 (2010), Nr. 3.

Die sich in einer Reihe von Zeichnungen widerspiegelnden Ideen des Kronprinzen und Königs Friedrich Wilhelm IV., Residenzschlösser der Hohenzollern durch signifikante Erweiterungen und Modifikationen zu vergrößern, sind aussagekräftige Bildzeichen seines Verständnisses von Staat und Krone und seiner Selbstwahrnehmung als präsumtiver und dann inthronisierter König Preußens. Die von ihm genutzten architektonischen Versatzstücke rekurrieren wie im Fall der Berliner Residenz auf die Bauformen der Zeit des ersten preußischen Königs, Friedrichs I., oder sie orientieren sich wie im Falle des Schlosses Charlottenburg am traditionsreichsten Schlossbau der französischen Könige, an Versailles.

 

Catharina Hasenclever : Gezeichnete Abwehr. Mit Gottes Hilfe gegen den Lindwurm der Französischen Revolution, in: zeitenblicke 9 (2010), Nr. 3.

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wuchs unter dem Eindruck der vielfältigen Umbrüche im Gefolge der Französischen Revolution und der bedrohlichen Übermacht Napoleons auf. Konstitution, Parlamentarismus und Volkssouveränität wurden Friedrich Wilhelm zeitlebens zur Angstvorstellung, ja zum Objekt seines persönlichen Hasses. Der Beitrag thematisiert die in der Vorstellung vom Gottesgnadentum der Monarchie wurzelnde Abwehrhaltung Friedrich Wilhelms gegen die Französische Revolution und ihre Folgen. Er sah sich und sein Amt unter dem Schutz Gottes, des Ritters St. Georg und des Erzengels Michael. Diese himmlischen Streiter ließ er bildlich immer wieder gegen den Teufel der Revolution antreten. Neben der öffentlichen Wirkung von entsprechenden Skulpturen dienten die Zeichnungen vor allem als Mittel der persönlichen Bewusstmachung des Gottesgnadentums der Monarchie und der moralischen Stärkung Friedrich Wilhelms im Kampf um den Erhalt seiner Regierung.

 

Gerd-H. Zuchold : Friedrich Wilhelm IV. und das byzantinische Gott-Königtum. Seine Kirchenentwürfe als Modell einer "Kirche der Zukunft" in Preußen, in: zeitenblicke 9 (2010), Nr. 3.

Bereits als Kronprinz hatte sich Friedrich Wilhelm IV. mit christlicher Architektur und theologischen Fragestellungen beschäftigt. Die Begeisterung der Urgemeinden für den christlichen Glauben wollte er durch eine Renaissance der Formensprache frühchristlicher Architektur wiederbeleben. Seine Vision von einer neuen, einer "christlich-evangelischen Weltkirche" auf der Basis der Lehren Martin Luthers, deren Leitung er als "Primas des Protestantismus" für sich reklamierte, spiegelt sich in seinen Architekturentwürfen wider. Hatte er in seinen frühen Entwürfen Kirchen und Klöster im gotischen Stil skizziert, so beförderten seine Begegnung mit den frühchristlichen Basiliken während seiner Italienreise im Jahre 1828, insbesondere jenen in Ravenna, und die Bekanntschaft mit Christian Karl Josias Bunsen seine Begeisterung für die Formensprache der frühchristlichen Architektur.

 

Jörg Probst : Unterzeichnen. Friedrich Wilhelm IV. und die Arabeske, in: zeitenblicke 9 (2010), Nr. 3.

Schreiben und Zeichnen kommen im Schönschreiben zur Einheit. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795-1861) besaß eine besondere Vorliebe für diese Zierformen des kalligraphischen Schreibens und für arabeske Linienverschlingungen. Als sogenannte "Dürer-Knoten" gehören diese von der Forschung bislang nicht näher beachteten spielerischen Übungen, die auf beinahe jedem zweiten Blatt des zeichnerischen Nachlasses des Königs zu finden sind, in eine Rezeptionsgeschichte der Zeichenkunst Dürers. Darüber hinaus ist nach der politischen Ideengeschichte zu fragen, in die Friedrich Wilhelm IV. als Künstler und König mit seiner Vorliebe für Ornamente und Schönschriften zu stellen ist. Der Beitrag unterscheidet einzelne Formen von Unterschriften und Schmuckzeichen Friedrich Wilhelms IV. und untersucht dessen markante Zeichen- und Schriftspiele als Ausdruck von Legitimität und Souveränität.

 

Erstellt von: RedaktionZB
Zuletzt verändert: 2010-12-20 05:08 PM