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1 (2002), Nr. 1: Inhalt
Eine Kernzone der europäischen Hexenverfolgungen
Zur Geschichte der Arbeitsgemeinschaft
Die Auswertung und Edition der Trierer Hexenprozesse
Tagungen und Exkursionen
Sonderforschungsbereich "Zwischen Maas und Rhein"
Verbindung mit der Friedrich-Spee-Gesellschaft
Anmerkungen
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Gunther Franz

Die Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land und in Luxemburg" [*]

<1>
Die Hexenverfolgungen des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit finden seit mehr als einem Jahrzehnt wachsendes Interesse in der Wissenschaft wie in der Öffentlichkeit. Ausstellungen und Publikationen, auch Theater- und Fernsehstücke, die einen breiteren Kreis ansprechen, halten das Interesse wach. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass das vielschichtige und komplexe Phänomen zu sehr vereinfacht oder unter pseudowissenschaftlicher Fragestellung sogar verfälscht dargestellt wird. Als Beispiel dafür sei der Bestseller von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, "Die Vernichtung der weisen Frauen",[1] genannt, der vermuten lässt, dass die Autoren weder Hexenprozessakten noch andere Geschichtsquellen intensiver studiert haben. Mehr oder weniger aus der Luft gegriffene Hypothesen und Theorien führen aber nicht weiter, sondern nur Forschungen auf einer möglichst breiten Quellengrundlage. Dazu gehört in erster Linie die Erschließung bisher nicht publizierter Prozessakten.

Eine Kernzone der europäischen Hexenverfolgungen

<2>

Das Kurfürstentum Trier, das Herzogtum Lothringen und benachbarte Territorien gehörten zur Kernzone der europäischen Hexenverfolgungen.[2] Der Trierer Weihbischof Petrus Binsfeld hat aufgrund der auf der Folter erzwungenen Aussagen 1589 einen neuen Hexenhammer, den "Tractatus de Confessionibus Maleficorum et Sagarum", veröffentlicht, der auch in anderen Teilen Deutschlands wie dem Herzogtum Bayern verhängnisvoll gewirkt hat. Die Trierer Verfolgungen galten in der Publizistik als "reichskhündig Exempel".[3] Im Erzbistum Trier wirkten aber auch bedeutende Gegner des Hexenwahns, der in den blutigen Prozessen zum Ausdruck kam. Der Echternacher Abt Antonius Hovaeus hat bereits 1563 das Buch des Klever Arztes Johannes Weyer (Wier) gegen die Hexenprozesse begeistert begrüßt. Cornelius Loos, Theologieprofessor an der Trierer Universität, bezeichnete zur Zeit des Höhepunktes der Hexenverfolgung um 1591 die ganze dämonologische Theorie als Einbildung und Aberglaube. Der Jesuitenpater, Professor und Dichter Friedrich Spee, dessen 1631 erschienene "Cautio Criminalis" noch heute mitreißend zu lesen ist, hatte 1610-1612 während seiner Zeit im Trierer Noviziat selber mehrere Prozesse erlebt. Er ist 1635 in Trier gestorben und liegt in der Gruft unter der Jesuitenkirche begraben.[4]







<3>

Zwischen 1570 und 1635 kam es im oberen Erzstift Trier und in benachbarten kleineren Herrschaften zu mehreren großen Hexenverfolgungswellen, denen wahrscheinlich über 700 Menschen zum Opfer fielen. Am besten dokumentiert ist die große Prozesswelle von etwa 1586 bis 1594, der im 17. Jahrhundert zwei kleinere Wellen, 1629-1636 und 1640/41 folgten, bis 1652/54 alle Prozesse in Kurtrier verboten wurden.[5] Die Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land" ist aber auch den Hinweisen auf Prozesse vor 1570 nachgegangen. Das älteste bisher bekannte Zaubereiverfahren im Kurfürstentum Trier aus dem Jahre 1451 ist im Mirakelbuch des Klosters Eberhardsklausen bezeugt.[6] Die Rentmeistereirechnungen im Stadtarchiv Trier geben Hinweise auf Zaubereiprozesse seit 1495.[7] Die Handschrift 1533/170 der Stadtbibliothek Trier enthält umfangreiche Prozessprotokolle aus den Jahren 1581 bis 1629, darunter die Verfahren gegen den Trierer Schöffen Nikolaus Fiedler und gegen den Stadtschultheißen Dr. Dietrich Flade.[8] Eine besonders wichtige Quelle ist Handschrift 2180/45, das "Hexenregister" des Claudius Musiel. Dieser 557 Seiten umfassende Band verzeichnet 306 Personen, die von 1586 bis 1594 der Hexerei angeklagt und hingerichtet worden sind; damit verbunden sind Listen der "Besagten", das heißt der Personen, die unter dem Zwang der Folter denunziert worden sind. Dieses Register des Todes, das die schnelle Ausbreitung einer Prozesswelle nach dem Schneeballsystem verdeutlicht, wurde angelegt durch Claudius Musiel, St. Maximiner Oberschultheiß und Amtmann sowie Schöffe des kurfürstlich-weltlichen Hochgerichts in Trier.[9] Die meisten Akten der Trierer Klöster sind über das Départementsarchiv der napoleonischen Zeit in das Landeshauptarchiv Koblenz gelangt. In der Abteilung 211, St. Maximin, finden sich Hexen- und Kriminalprozesse und als Ergänzung zum Verzeichnis von Musiel sieben weitere Verzeichnisse hingerichteter Personen. Zahlreiche Einzelprotokolle bis 1642 stammen aus den St. Maximiner Hochgerichten St. Maximin, Fell, Detzem und Oberemmel. In der Abteilung 210, St. Matthias, finden sich dagegen nur drei Prozesse. Aus anderen Hochgerichten des Trierer Umlandes sind nur einzelne Akten und Hinweise erhalten.

Zur Geschichte der Arbeitsgemeinschaft

<4>
Seit der Ernennung zum Direktor des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Trier im Jahr 1982 haben mich die hier liegenden Prozessakten besonders interessiert.[10] Da die Stadtbibliothek auch durch Veranstaltungen von Arbeitsgesprächen als Forschungsbibliothek stärker akzentuiert werden sollte, habe ich mit dem Trierer Historiker Emil Zenz nach Erscheinen seines Aufsatzes über Cornelius Loos [11] die Frage eines Kolloquiums über die Trierer Prozesse besprochen.

<5>
Zu Friedrich Spees 350. Todesjahr 1985 zeigte die Stadtbibliothek Trier vom 18. Mai bis 3. November 1985 die Ausstellung "Friedrich Spee - Dichter, Seelsorger, Bekämpfer des Hexenwahns". Auf eine in Absprache mit Anton Arens, dem Regens des Priesterseminars und Speeforscher, erfolgte Einladung kurz vor Weihnachten 1984 fanden sich kurzfristig Speeforscher und andere interessierte Wissenschaftler von Universität, Theologischer Fakultät, Bischöflichem Priesterseminar, Bischöflichem Museum, Friedrich-Spee-Gymnasium und Stadtbibliothek zur Vorbereitung der Ausstellung und eines Veranstaltungsprogramms zusammen. Für diese Ausstellung wurden Dokumente zur Hexenverfolgung im Kurfürstentum Trier zusammengestellt und gemeinsam mit Volker Kapp (jetzt Universität Erlangen) Schriften pro und contra Hexenprozesse gezeigt.[12] Diese Ausstellung war ein anerkannter Beitrag zum Jubiläumsjahr, das durch Veranstaltungen an 18 deutschen Orten und in Trient zu einer deutlichen Intensivierung des Spee-Gedächtnisses führte.[13] Aus Anlass der Tagung der deutschen Strafrechtslehrer in Trier wurde 1989 in der Stadtbibliothek noch einmal ein Teil der Ausstellung unter dem Titel "Friedrich Spee und die Hexenprozesse im Kurfürstentum Trier" gezeigt.[14] Eine stark erweiterte Auflage des Katalogs von 1985 erschien zur Ausstellung in Düsseldorf im Jahr des 400. Geburtstages Spees vom 21. Februar bis 20. März 1991; sie wird wegen der Zusammenstellung der Quellen immer noch häufig benutzt.[15]

<6>
Die Spee-Ausstellung gab 1985 auch den Anstoß zur Bildung der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land". Als Franz Irsigler, Inhaber des Lehrstuhls für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier, der über die Hexenprozesse in Köln veröffentlicht hatte,[16] mich bei der Eröffnung der Ausstellung auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Publikation über die Trierer Prozesse ansprach, schlug ich vor, die Quellen in einem gemeinsamen Seminar an der Universität vorzubereiten, das im Wintersemester 1986/87 stattfand und neben Studierenden auch eine Reihe sehr aktiver Heimatforscherinnen und -forscher als Gasthörer anlockte. Die Juristin Beatriz Hilgers beispielsweise hatte in der 1985 erschienenen Geschichte des Dorfes Kenn die dortigen Prozesse behandelt [17] und darauf aufmerksam gemacht, dass die Zahlen der hingerichteten Personen im Musiel-Register überprüft werden müssten. Der Architekt Dittmar Lauer war dabei, die Prozesse des Hochwaldes (südlicher Kreis Trier-Saarburg und saarländischer Kreis Merzig-Wadern) zu erforschen;[18] Walter Rummel arbeitete an seiner Dissertation über die Hexenprozesse im Kurfürstentum Trier (mit dem Schwerpunkt Niedererzstift) und in der Grafschaft Sponheim.[19] Mit den Seminarteilnehmern konnten wir in jenem Semester zwei umfangreiche Quellen vollständig transkribieren und das Musiel-Register und den Prozess gegen Dietrich Flade teilweise schon auswerten.

<7>
Das Musiel-Register stellt, wie schon kurz angedeutet, bereits eine Auswertung von Prozessprotokollen dar und ermöglicht mit seinen kurzen Angaben einen Einstieg in die vielfältige Problematik; so heißt es zum Beispiel in einem Eintrag:

"Jselßbacher Margreth zu Pfaltzell so den 26 [ten] Martij Anno &c: [15]88 Exequiert besagt nachfolgende perschonen &c:

1 Die perschonen so zu Rover hiengericht seindt alle uff Lonquicher Hogen, unnd Hetzeratter Heiden gewessen &c:

2 Die von Eranck uff Hetzeratter Heiden und uff Lehens, bey ihr gewessen &c:

3 Doctor Fladt zhu Trier ist kuestlich uff Hetzeratter Heiden, uff Lehens, unnd Lonquicher Hägen etlich mal gewessen, hatt ein gulden ketten im haltz gehapt, und noch viell mehr kustlich leuth von Trier, so sie nit kentten ...".[20]

<8>
Margreth Iselsbacher aus Pfalzel, hingerichtet am 26. März 1588, hat unter dem Zwang der Folter zuerst ausgesagt, dass sie jene Personen, die in Ruwer bereits als Hexen oder Zauberer verbrannt worden sind, beim Hexensabbat auf der Longuicher Hägen (Hecke) und auf der Hetzerather Heide, dem zentralen Tanzplatz des Trierer Landes, gesehen habe. Dann besagte sie Leute aus Ehrang und schließlich den aufgrund vieler Aussagen allgemein berüchtigten Doktor Dietrich Flade: Er sei prächtig gekleidet, mit einer goldenen Kette (seiner Amtskette) um den Hals, begleitet von weiteren vornehmen Leuten aus Trier, die sie nicht gekannt habe, auf einigen Tanzplätzen gewesen. Diese Aussage macht die latenten sozialen Konflikte zwischen der verarmten Landbevölkerung und der wohlhabenden Trierer Oberschicht deutlich. Auch wenn die Angeklagte zunächst niemandem schaden wollte und deswegen Personen nannte, die bereits hingerichtet oder allgemein als Hexen und Zauberer bekannt waren, hatte sie damit doch zugegeben, auf verschiedenen Hexentanzplätzen gewesen zu sein und die Teilnehmer erkannt zu haben. Danach wurde sie erneut solange gefoltert, bis sie weitere Personen nannte, die dann aufgrund dieses "Beweises" ihrerseits angeklagt werden konnten.

<9>
Das ausführliche Protokoll des Prozesses gegen Dr. Dietrich Flade ist zwar nicht typisch, aber besonders aufschlussreich. Der Text liest sich streckenweise wie ein erschütterndes Theaterstück: Es beginnt damit, dass der angesehene und reiche Stadtschultheiß, der selbst an Hexenprozessen mitgewirkt hat, im kurfürstlichen Palast zwei gefangenen Geistlichen gegenübergestellt wird, die ihm ins Gesicht sagen, dass sie ihn auf dem Hexentanzplatz gesehen hätten, und das Ende des Dramas ist, dass Flade seinerseits dem Kollegen Peter Behr, einem ehemaligen Bürgermeister in Trier, und der Els Veit gegenüber gestellt wird. Im Angesicht des Todes sagt auch er mit Bestimmtheit, sie seien Komplizen gewesen.[21]

<10>
Aus dem Seminar von 1986/87 hat sich um einen Kern von 12 bis 20 Teilnehmern die Arbeitsgemeinschaft an der mit dem Stadtarchiv organisatorisch und räumlich verbundenen Stadtbibliothek Trier und der Universität Trier entwickelt, die seit fünfzehn Jahren in der Stadtbibliothek tagt. Die wissenschaftliche Kompetenz wurde gestärkt durch die Mitarbeit des Kirchenhistorikers Josef Steinruck und zeitweise des Liturgiewissenschaftlers Andreas Heinz von der Theologischen Fakultät.[22] Die Studenten und Gasthörer haben natürlich im Lauf der Jahre gewechselt. Ein Charakteristikum der Arbeitsgemeinschaft und des von ihr betreuten Editionsprogramms ist die enge Zusammenarbeit mit den Heimatforschern.[23] Die Arbeitsgemeinschaft hat in den 15 Jahren ihres Bestehens immer 25 bis 30 Mitglieder gehabt.[24] Wichtig war und ist die Zusammenarbeit mit Historikern des benachbarten Großherzogtums Luxemburg, zumal Teile der Eifel um Bitburg und Neuerburg, wo es zu einigen Hexenprozessen kam, früher luxemburgisch waren. Aus diesem Grund wurde 2002 der Name der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land" durch "und Luxemburg" erweitert.[25]

Die Auswertung und Edition der Trierer Hexenprozesse

<11>
Aus dem Trierer Land wurden mehr als 200 Akten, Aktenfragmente und andere Quellen wie Listen, Rechnungen und Briefe bearbeitet und EDV-gestützt erfasst. Das gemeinsame Lesen und Diskutieren der Akten blieb stets interessant, weil sich dabei immer neue Informationen zum Prozessablauf und zur Alltagsgeschichte der Zeit im umfassenden Sinne ergaben. Als Stichworte seien genannt:

- Namen ("Suin" = Susanna, "Theis" = Matthias, Unterscheidung der verschiedenen Meyer eines Ortes,[26] Namen und Kosenamen für den Teufel und seine Buhlinnen wie "Federhans" und "Röschen").

- Größe und Struktur der bäuerlichen Familien und ihre Heiratskreise.[27]

- Betriebsweise der Landwirtschaft in den Dörfern mit und ohne Weinbau.

- Ausstattung der Häuser (Hausrat, Kleidung), auffällige städtische Kleidung und Schmuck der "obersten" Dr. Flade oder Maria zum Drachen; Betonung der Unterschiede zwischen Stadt und Land.

- Gestaltung dörflicher Feste (Musikinstrumente, unterschiedliche Flöten, Dudelsack, Wein- und Fleischkonsum), Brauchtum.[28]

- Interfamiliäre und innerdörfliche Spannungen, besonders in Krisenzeiten.

- Anteil der gewerblich Tätigen und der unterbäuerlichen Schichten.

- Stadt-Land-Gegensatz, besonders im Verhältnis zum Oberzentrum Trier.

Kennzeichnend hierfür ist die Aussage:

"Die reichen sauffen aus gulden kopffen [Bechern]
Aus kuhklawen die armen tropfen",

die auf dem Flugblatt des Trierer Hexentanzplatzes illustriert ist.[29] Die reichen Trierer fuhren angeblich mit Kutschen zum Hexentanz auf der Hetzerather Heide, während die bäuerliche Bevölkerung zur Seite springen musste.

- Herrschafts- und Verfassungsstrukturen: Gerichtsverfassung, "Heerschau", Funktion der Ausschüsse im Hexenprozess, Gerichtsorte und Hinrichtungsplätze.[30]

- Hexentanzplätze; die Lokalisierung erfordert genaue Ortskenntnis einschließlich der Flurnamen.[31] Die Kompetenz der Heimatforscher erstreckt sich auch auf sprachliche Fragen [32] sowie auf Aspekte des Brauchtums und des Volksglaubens.[33]

<12>
Aus der Analyse der Prozesse ergeben sich wegen der Dichte des Materials für unseren Raum zuverlässige Aussagen über:

- Äußere Ursachen der Verfolgungswellen (dichte Folge der Missernten in den Jahren 1582/94; Unwetterkatastrophen, Viehseuchen, Schneckenplagen). Diskutiert werden kann die Wechselwirkung zwischen den Prozessen und der darauf beruhenden offiziösen Darstellung des Weihbischofs Petrus Binsfeld in seinem "Tractatus de Confessionibus Maleficorum et Sagarum".[34]

- Funktion der Hexenprozesse als Mittel der Konfliktlösung in den Gemeinden. Diskussionsbedarf besteht natürlich auch bezüglich der Rolle konfessioneller Spannungen, der Durchsetzung der Gegenreformation oder der Auseinandersetzungen zwischen Kurfürst und Trierer Stadtspitze um die Stadtfreiheit. Welches Interesse hatten die Gemeinden an der Verfolgung?

- Interesse und Funktion von Juristen wie Flade oder Hexenrichtern wie Musiel, dem "Buchhalter des Todes".[35] Missbrauch des Rechts und der Folter entgegen den Vorschriften der Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., der "Carolina", was auch von Friedrich Spee angegriffen wurde. Die Sprache der Juristen, bei denen auch ein "gütliches Verhör" unter Androhung der Folter mit der Hinrichtung endete. Die Abfassung der Protokolle in einer Form, die sie revisionssicher machte.[36]

- Entwicklung der Verfolgungswellen in räumlicher und zeitlicher Dimension. Wie funktionierte das Schneeballsystem der Besagungen; wie weit war der Bekanntenkreis?[37]

- Statistische Werte (der Anteil der Männer an der Zahl der Hingerichteten im Trierer Raum war mit 30 % relativ hoch), Berufsstruktur der Verfolgten, Familienzusammenhänge, Anteil der Hingerichteten an der Gesamtbevölkerung einzelner Gemeinden. Es wird überliefert, dass eine Gemeinde ganz ausgerottet worden sei.[38]

- Geographie: Ämter und Hochgerichte, das Gesichtsfeld der Bevölkerung.[39]

- Die Frage der Wahrheit hinter den durch Folterung erpressten Aussagen (Kindsmord, Viehsterben, Missernten, Hexensalbe). Hatten die sagenumwobenen Tanzplätze tatsächlich eine Funktion?

<13>

Aus all dem ergibt sich, dass die Trierer Arbeitsgemeinschaft von einer umfassenden, interdisziplinären Interpretation der Quellen ausgeht und jeden monokausalen Erklärungsansatz für das komplexe Problem der Hexenprozesse ablehnt. Es ging nicht um die 'Vernichtung der weisen Frauen'. Auch die 1990 veröffentlichten Thesen des italienischen Historikers Carlo Ginzburg über den Hexensabbat lassen sich aus unseren Prozessen nicht bestätigen, obwohl wir sogar Hinweise auf Diana- und Artiokulte am Ferschweiler Plateau haben.[40]

<14>
Ein 1991/92 in der Arbeitsgemeinschaft diskutiertes Konzept, die reiche Prozessüberlieferung aus dem Trierer Raum in standardisierter, einem ausgefeilten Fragebogen folgender Form erfassen und dann systematisch EDV-gestützt auswerten zu wollen, wurde bald zugunsten einer traditionellen, dafür vollständigen und keinen Analyseschritt verhindernden Edition der Quellen aufgegeben. Auf diesem Weg können - so hoffen wir - nicht nur Wissenschaftler, sondern gerade auch heimatkundlich interessierte Personen aus dem Untersuchungsraum sich unmittelbar mit dem Geschehen im 16. und 17. Jahrhundert auseinandersetzen. Gestützt wurde diese Kehrtwende durch die Referate und Diskussionen einer internationalen Tagung in Mainz zum 300jährigen Jubiläum der Hexenprozesse in Salem/Massachusetts im November 1992.[41] Wenn, wie sich dort zeigte, die Edition der umfangmäßig begrenzten Prozessprotokolle von Salem eine derartige Wirkung auf die amerikanische Literatur und Geschichtsforschung hatte, dann sind wir verpflichtet, die kaum weniger wichtigen, inhaltlich so ergiebigen Trierer Prozesse in vollständiger Form vorzulegen.

<15>
Wir haben in der Planung die Prozesse nach Hochgerichten auf etwa zwölf Bände aufgeteilt, wobei die einzelnen Bände für sich benutzbar sein sollen. Für die Editionen gibt es folgende Vorgaben:

1. Der Vorspann zum Band gibt eine kurze historische und topographische Beschreibung der zu dem Hochgericht gehörigen Orte mit Karte und Einordnung der Prozesse in den zeitlichen Rahmen sowie Nennung der relevanten Amtspersonen, Schöffen, Ausschussmitglieder und Zeugen.

2. Die Liste der Angeklagten und aller in den bearbeiteten Orten hingerichteten Personen soll nicht nur Personen, die durch Prozesse belegt sind, sondern auch Nennungen aus dem Musiel-Register, aus anderen Verzeichnissen und Prozessextrakten enthalten. Diese Liste soll nach Orten und innerhalb der Orte chronologisch geordnet sein.

3. Der textkritische Vorspann enthält eine knappe Handschriftenbeschreibung und Erläuterungen zu den Editionsrichtlinien.

4. Den Hauptteil bildet natürlich der Abdruck der Prozesse in chronologischer Ordnung. Jedem Prozess soll ein ausführliches Kopfregest vorangestellt werden. Die Textwiedergabe soll wie bei anderen Editionen von Texten der frühen Neuzeit buchstabengetreu sein und nur einige Erleichterungen für das Lesen aufweisen: "j" und Konsonantendoppelung werden ebenso beibehalten wie die Groß- und Kleinschreibung im Original; Orts- und Personennamen werden groß geschrieben. Konsonantisch gebrauchtes "u" wird zu "v".[42] Die Schreibweise der Eigennamen wird in jedem Fall buchstabengetreu beibehalten, im Erläuterungstext und im Register erfolgt aber für identische Personen eine Standardisierung nach den bereits im Personenregister zum Musiel-Register getroffenen Vereinheitlichungen; in den jeweiligen Personenregistern sind die Varianten enthalten. Marginalien sollen den Text für den Leser besser gliedern, beispielsweise nach Zeugenaussagen, Schöffen, Besagungen etc. Am Ende jedes Bandes soll ein möglichst vollständiges Glossar der zu erklärenden Begriffe und Übersetzungen aus dem Moselfränkischen oder Latein stehen. Ein Vornamenverzeichnis soll die heutige Namensform angeben (z.B. "Leis" = Eligius).[43] Für eine erste Auswertung der Prozesse sind etwa 20 bis 30 Seiten vorgesehen.[44]

Tagungen und Exkursionen

<16>
Die Arbeitsgemeinschaft sucht selbstverständlich den Austausch mit der internationalen Hexenforschung, die sich seit 1985 kräftig und vielfältig entwickelt hat. Wichtigstes Forum ist der Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) der seit 1985 Tagungen in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Stuttgart-Hohenheim oder in Weingarten durchführt. Die Leitung haben Sönke Lorenz, Lehrstuhlinhaber für Geschichtliche Landeskunde in Tübingen, und Dieter R. Bauer, Referent für Geschichte an der Akademie.[45]

<17>
Am 20./21. November 1987 fand in der Stadtbibliothek Trier in Verbindung mit der Universität und der Friedrich-Spee-Gesellschaft das Kolloquium "Hexenprozesse im Raum Rhein-Mosel-Saar" statt, in dem erstmals ein systematischer, fast flächendeckender Vergleich der Prozesse im westlichen Teil des Reiches geboten wurde, von der Stadt Köln, Kurmainz, der Wild- und Rheingrafschaft und der Hinteren Grafschaft Sponheim über Kurtrier und die Herrschaft Dagstuhl im Hochwald bis zu den Territorien im Saarraum sowie Luxemburg und Lothringen. Ergänzt wurde diese Übersicht in der Publikation durch weitere Beiträge; unter anderem konnte auch Ostbelgien (die Abtei Stablo in den Ardennen) einbezogen werden; ferner wurden die Entwicklung des Hexenglaubens in unserem Raum vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart und Trierer Aspekte von Zauberglaube und Hexenverfolgung beleuchtet. Dieser erste Band der Reihe "Trierer Hexenprozesse. Quellen und Darstellungen" erschien 1995 und 1996 in zweiter Auflage.[46]

<18>
Ein zweites internationales Kolloquium "Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung" wurde von der Arbeitsgemeinschaft und der Friedrich-Spee-Gesellschaft vom 26. bis 28. Oktober 1995 in der Wittlicher Synagoge (heute Tagungs- und Kulturstätte) und in der Trierer Stadtbibliothek veranstaltet.[47] Für breitere Kreise wurden die Arbeitsergebnisse in der Studientagung "Hexenprozesse und deren Gegner im trierisch-lothringischen Raum" vorgestellt und diskutiert, die vom 10. bis 12. Mai 1996 in Wallerfangen bei Saarlouis stattfand, veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft, der Friedrich-Spee-Gesellschaft und der Katholischen Akademie Trier;[48] dann folgte eine Studientagung am 3./4. Juni 1996 in der Katholischen Akademie Trier zur Uraufführung des Spee-Stückes von Jutta Schubert "Hexenbrennen" unter dem Titel: "'Hexenbrennen'. Historische Hintergründe und dramaturgische Umsetzung."[49]

Sonderforschungsbereich "Zwischen Maas und Rhein"

<19>

Seit 1987 hat sich der Sonderforschungsbereich 235 der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Trier besonderes Ansehen erworben. Der Titel lautet: "Zwischen Maas und Rhein: Beziehungen, Begegnungen und Konflikte in einem europäischen Kernraum von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert". Für die vierte und fünfte Forschungsphase vom 1. Januar 1997 bis zum 31. Dezember 2002 wurde ein neues Teilprojekt A 5 "Zauberei- und Hexenprozesse im Maas-Rhein-Moselraum, 15.-17. Jahrhundert, unter besonderer Berücksichtigung räumlicher Aspekte" unter der Leitung von Franz Irsigler und Gunther Franz bewilligt. Einerseits waren die bisherigen Arbeiten der Arbeitsgemeinschaft beste Voraussetzungen für das Projekt, andererseits kann das Editionsvorhaben durch die personelle und institutionelle Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft fortgesetzt werden. Dabei sind aber die unterschiedlichen Ziele zu beachten. Das SFB-Projekt hat die regionale Bestandsaufnahme in dem größeren Raum zwischen Maas und Rhein zum Ziel.

<20>
Um eine möglichst gleichmäßige Arbeitsgrundlage für die Analyse zu gewinnen, sollen Art und Umfang der Hexenverfolgungen in den Gebieten des Untersuchungsraumes aufgearbeitet werden. Dazu ist zunächst eine umfassende, auch die 'graue' Literatur heranziehende Bestandsaufnahme der Forschung zu leisten. Für Lothringen, den Saarraum, den Hunsrück- und den Mittel- bis Untermoselraum, einige kleinere Eifelterritorien sowie - mit Einschränkungen - für Kurköln liegen solide Studien vor. Lücken sind durch Aufarbeitung archivalischer Quellen für Brabant-Limburg, Jülich, das Fürstbistum Lüttich und kleinere Territorien im Eifelraum zu schließen. In einem ersten Schritt sind die Fragen zu klären, "wo" Hexen verfolgt wurden, "wann" bzw. in welchen Phasen Verfolgungen stattfanden und "wer" die Opfer und die Täter waren. Wenn diese Fragen geklärt sind, sich die Ergebnisse wie Mosaiksteine zu einem - soweit es die Quellenüberlieferung zulässt - Gesamtbild im Untersuchungsraum zusammenfügen lassen, kann in einem zweiten Schritt der Vergleich folgen. Die Komplexität der historischen Entwicklung im Untersuchungsgebiet und die Einflüsse politisch-militärischer, wirtschaftlicher und naturräumlich-klimatischer Art sind heranzuziehen, wobei die territoriale Zersplitterung des Raumes die Arbeit nicht unwesentlich erschwert. Nicht nur Prozessakten, sondern auch komplementäre Überlieferungen zu wirtschaftlichen, sozialen, konfessionellen, politischen und rechtlichen Strukturen sind heranzuziehen. Im Vergleich der einzelnen Regionen im Untersuchungsgebiet lassen sich Gemeinsamkeiten und Besonderheiten prägnant herausarbeiten, auf deren Hintergrund unser Wissen über Ursachen und Verlauf der Hexenverfolgungen gegebenenfalls zu modifizieren ist.

<21>
Die Erfassung, Aufbereitung und Analyse der Daten erfolgt zumindest für den Trierer Raum und die noch nicht befriedigend aufgearbeiteten Nachbarregionen rechnergestützt. Die wichtigsten Prozessangaben sollen standardisiert erfasst werden: Daten des Prozessgeschehens, der Hinrichtung, Ort der Verhandlung, Namen der oder des Angeklagten, Namen der Ankläger, der Zeugen und des Gerichtspersonals, Besagungen, Anklagepunkte, Einsetzung der Folter, Einholung von Avisen, Geständnis, Urgicht. Für den Trierer Raum sind dafür die Vorarbeiten geleistet.

<22>
Für das Herzogtum Luxemburg, das Gebiete der heutigen Staaten Belgien, Deutschland, Frankreich und Luxemburg umfasste, werden die handschriftlichen Regesten, die Nicolas van Werveke [50] (1851-1925) im Rahmen einer umfassenden Quellenauswertung angelegt hat,[51] auf EDV-Datenträger übertragen und für eine Edition vorbereitet. Die Regesten werden dabei stichprobenartig mit den erhaltenen Akten verglichen - der Wert des Fonds van Werveke liegt vor allem darin, dass er viele nicht mehr vorhandene Quellen ausgewertet hat - und in dem oben beschriebenen Sinn auch standardisiert erfasst.

<23>
Entscheidende Bedeutung hat im Rahmen des Sonderforschungsbereichs die Analyse der räumlichen Strukturen. Der Raumbegriff bildet sowohl ein heuristisches Instrument als auch den erkenntnisleitenden Untersuchungsgegenstand.[52] Es ist zu prüfen, ob Hexenprozesse als Folgen und Medien der Auseinandersetzung zwischen Trägern unterschiedlicher wirtschaftlich-politischer oder konfessioneller Raumbildungskonzepte beschrieben werden können, ob sie Mittel der Verteidigung beziehungsweise Gewinnung lokaler Autonomie gegen eine Raumbildung 'von oben' waren, und ob Hexenverfolgungen integrale Bestandteile spezifischer, konflikthafter Raumbildungskonzepte darstellen.[53]

<24>
Breitere Kreise sollte das Kooperationsprojekt des SFB-Projektes "Zauberei- und Hexenprozesse im Maas-Rhein-Moselraum, 15.-17. Jahrhundert" mit dem Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg (Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg) erreichen, in das auch die Stadtbibliothek Trier wegen ihrer reichen Bestände einbezogen wurde. Die Ausstellung "Incubi-Succubi. Hexen und ihre Henker bis heute" wurde vom 5. Mai bis 29. Oktober 2000 in dem architektonisch interessanten Museum gezeigt. Die Ausstellungskonzeption wurde von Mitarbeitern des Museums (Marie-Paule Jungblut, Guy Thewes, Gesamtleitung Danièle Wagener) mit dem Ausstellungsgestalter Volker Geissler (2001 tödlich verunglückt) sowie Wissenschaftlern des Sonderforschungsbereichs (Rita Voltmer, Herbert Eiden, Gunther Franz, Franz Irsigler) erarbeitet. Letztere publizierten anstelle eines Katalogs ein historisches Lesebuch (s. auch hier verlinkte Rezensionen in PERFORM und INFORM), von dem auch eine französische Übersetzung veröffentlicht wurde. Darin sind die Forschungsergebnisse zum Raum Lothringen, Kurtrier und Luxemburg zusammen mit überregionalen Themen dargestellt. Die Ausstellung wird in modifizierter Form vom 3. Mai bis 6. August 2002 im Deutschen Historischen Museum in Berlin (Kronprinzenpalais, Ausstellungsleitung: Rosemarie Beier-de Haan) unter dem Titel "Hexenwahn. Ängste der Neuzeit" gezeigt. Kooperationspartner sind neben dem Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg wieder das Projekt des Sonderforschungsbereichs und die Stadtbibliothek Trier.[54] Das Projekt "Zauberei- und Hexenprozesse" war Kooperationspartner bei dem von Wilfried Hauke im Auftrag des Kulturkanals ARTE und des Norddeutschen Rundfunks gedrehten historischen Dokumentarfilms "Die Hexenjäger von Trier".[55]

Verbindung mit der Friedrich-Spee-Gesellschaft

<25>
Bei der Darstellung der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land" wurde immer wieder die Friedrich-Spee-Gesellschaft genannt. In dem vielschichtigen Werk Spees als Barockdichter, Professor der Moraltheologie und Seelsorger hat sein Kampf gegen die Hexenprozesse durch den 1631 gedruckten Traktat "Cautio Criminalis" besondere Bedeutung. Spee hat den blutigen Hexenwahn, bei dem Unschuldige aufgrund unter der Folter erpresster "Geständnisse" schrecklich gequält und hingerichtet wurden, an verschiedenen Stationen seines Lebens kennen lernen können, in Trier bereits während des Noviziats 1610-1612, dann in Würzburg, Fulda, Paderborn und Köln und erneut von 1632 bis zu seinem Tode 1635 in Trier.

<26>
Das Andenken an Friedrich Spee erhielt starke Impulse durch die Auffindung und Neugestaltung seines Grabes unter der Trierer Jesuitenkirche am 16. Oktober 1980 und die Veranstaltungen zum 350. Todesjahr 1985. In Düsseldorf wurde eine Friedrich-Spee-Gesellschaft gegründet und in Trier entstand aus dem Kreis der Wissenschaftler, welche die Spee-Ausstellung 1985 erarbeitet hatten, eine Spee-Arbeitsgemeinschaft, die Fragen der Spee-Forschung diskutierte und das große Spee-Kolloquium 1991 vorbereitete.[56] Diese Spee-Arbeitsgemeinschaft wurde in die am 24. Februar 1987 gegründete Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier einbezogen. Den Vorsitz hatte zunächst Domkapitular Anton Arens übernommen, dem wichtige Impulse für die heutige Spee-Renaissance zu verdanken sind (gest. 1993).[57] Sein Nachfolger wurde Bibliotheksdirektor Gunther Franz (1993-2000), der bereits die Spee-Arbeitsgemeinschaft geleitet hatte, dann der Kirchenhistoriker Bernhard Schneider von der Theologischen Fakultät Trier. G. Franz ist im Vorstand weiter für die Hexenforschung zuständig. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in der Stadtbibliothek. Diese besitzt eine Sammlung wertvoller Spee-Schriften, darunter das Autograph der Trutz-Nachtigall von 1634. Die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars sammelt in der Spee-Dokumentation neben Spees Schriften umfassend Literatur über sein Leben und Werk, auch Rundfunk- und Fernsehbeiträge. Über die Spee-Ausstellung 1985/86 und 1991 ist bereits berichtet worden.[58] Die Spee-Gesellschaft gab die Anregung zur Ausstellung "Die Gesellschaft Jesu und ihr Wirken im Erzbistum Trier" (1991) anlässlich der Jubiläen 500 Jahre Ignatius von Loyola und 400 Jahre Friedrich Spee.[59] Eine Fotoausstellung über Leben und Werk Spees, bearbeitet von Peter Keyser in Verbindung mit dem Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz in Koblenz wird seit Mai 1996 an zahlreichen Orten Deutschlands gezeigt.[60] Nach dem großen Kolloquium von 1991 haben verschiedene Tagungen stattgefunden.[61]

<27>
1993 wurde zum ersten Mal der "Friedrich-Spee-Förderpreis" für herausragende Dissertationen und vergleichbare Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern zu Friedrich Spee und seiner Zeit verliehen, darunter 1996 an Elisabeth Biesel (Trier) für ihre Dissertation über die Hexenprozesse in Lothringen unter besonderer Berücksichtigung des lothringischen Amtes Dieuze und der Bischofsstadt Toul.[62] Der vierte Preis 1997 ging an Dr. Peter Oestmann (Göttingen/Lübeck) für seine Dissertation "Hexenprozesse am Reichskammergericht"[63] und der fünfte 1999 an Dr. Johannes Dillinger (Trier) für seine Dissertation "'Böse Leute' Hexenverfolgungen in Schwäbisch-Österreich und Kurtrier im Vergleich".[64] Mit der Düsseldorfer Spee-Gesellschaft bildet die Trierer eine Arbeitsgemeinschaft der Friedrich-Spee-Gesellschaft; diese gibt seit 1994 das Spee-Jahrbuch heraus mit Aufsätzen, Berichten und Rezensionen.[65] Die Gesellschaft legt Wert auf Quellenpublikationen. Der Speeforscher Theo G. M. van Oorschot bearbeitet die historisch-kritische Ausgabe der Werke Spees,[66] zur Zeit den 4. Band mit den Liedern. Helmut Weber hat die Edition einer Friedrich Spee zugeschriebenen moraltheologischen Handschrift [67] besorgt. Die Spee-Dokumentation an der Bibliothek des Priesterseminars unter Leitung von Michael Embach könnte bei entsprechender Unterstützung zu einer Dokumentation aller Zeugnisse zu Spee und seinem Kampf gegen die Hexenprozesse vom 17. bis 19. Jahrhundert ausgebaut werden.

Die Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land und in Luxemburg" und das SFB-Projekt "Zauberei- und Hexenprozesse im Maas-Rhein-Moselraum, 15.-17. Jahrhundert" untersuchen beispielhaft die Voraussetzungen für den Kampf von Cornelius Loos, Friedrich Spee und anderen in einem Kernraum europäischer Hexenverfolgung, wo Spee sie selber erlebt hat. Insofern wird ein wesentlicher Aspekt zum Werk Spees erforscht; zugleich weisen die vielfältigen Implikationen der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung über die Person dieses prominenten Gegners hinaus.

Anmerkungen

[*]Aktualisierte Fassung des Beitrages "Die Arbeitsgemeinschaft 'Hexenprozesse im Trierer Land'" in: Gunther Franz / Franz Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, Trier 1998 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 4), 23-41. Vgl. Gunther Franz: Hexenprozesse im Gebiet des Kreises Trier-Saarburg und ihre Erforschung, in: Kreis Trier-Saarburg, Jahrbuch 1997, 183-189. Dr. Rita Voltmer danke ich für Durchsicht und Ergänzungen.
[1]Gunnar Heinsohn / Otto Steiger: Die Vernichtung der weisen Frauen. Beiträge zur Theorie und Geschichte von Bevölkerung und Kindheit, 6. Aufl., Herbstein 1985.
[2]Vgl. Gunther Franz / Franz Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse im Raum Rhein-Mosel-Saar, 2. Aufl., Trier 1996 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 1), Gunther Franz / Günter Gehl / Franz Irsigler (Hg.): Hexenprozesse und deren Gegner im trierisch-lothringischen Raum, Weimar 1997 (= Historie und Politik 7), Rita Voltmer / Franz Irsigler (Hg.): Incubi - Succubi. Hexen und ihre Henker bis heute. Ein historisches Lesebuch zur Ausstellung, Luxembourg 2000 (= Publications scientifiques du Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg 4), Rosmarie Beier-de Haan / Rita Voltmer / Franz Irsigler (Hg.) : Hexenwahn. Ängste der Neuzeit. Begleitband zur Ausstellung, Berlin (Buchhandelsausg. Wolfratshausen) 2002.
[3]Vgl. Wolfgang Behringer: Das "Reichskhündig Exempel" von Trier. Zur paradigmatischen Rolle einer Hexenverfolgung in Deutschland, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 435-447.
[4]Vgl. Gunther Franz: Antonius Hovaeus, Cornelius Loos und Friedrich Spee - drei Gegner der Hexenprozesse in Echternach und Trier, in: Ders. / Gehl / Irsigler (Hg.): Hexenprozesse und deren Gegner, 117-141 mit Lit., ders.: Prominente Gegner der Hexenprozesse in Luxemburg und Kurtrier, in: Voltmer / Irsigler (Hg.): Incubi - Succubi, 143-154 und Beier-de Haan / Voltmer /Irsigler (Hg.): Hexenwahn, 154-163.
[5]Vgl. Walter Rummel: Phasen und Träger kurtrierischer und sponheimischer Hexenverfolgungen, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 255-331, Gunther Franz: Hexenprozesse in der Stadt Trier und deren Umgebung. Gerichtsbarkeit von St. Maximin, St. Paulin und St. Matthias, in: ebd.: 333-353, sowie Rita Voltmer: Einleitung, in: dies. / Karl Weisenstein (Bearb.): Das Hexenregister des Claudius Musiel. Ein Verzeichnis von hingerichteten und besagten Personen aus dem Trierer Land (1586-1594), Trier 1996 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 2), 9*-82*.
[6]Vgl. Paul Hoffmann / Peter Dohm: Die Mirakelbücher des Klosters Eberhardsklausen, Düsseldorf 1988 (= Publikationen d. Ges. f. Rhein. Geschichtskunde 64), sowie Walter Rummel: Gutenberg, der Teufel und die Mutter Gottes von Eberhardsklausen. Erste Hexenverfolgung im Trierer Land, in: Andreas Blauert (Hg.): Ketzer, Zauberer, Hexen. Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, Frankfurt a. Main 1990, 91-117.
[7]Vgl. Karl Weisenstein: Zaubereiprozesse in der Stadt Trier, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 469-484.
[8]Der Hauptteil des Prozesses gegen Flade liegt in der Cornell University in Ithaca, N. Y. und kann als Kopie in der Stadtbibliothek Trier benutzt werden.
[9]Die wissenschaftliche Edition dieser wichtigen Quelle: Rita Voltmer / Karl Weisenstein: Hexenregister.
[10]Von Tübingen aus hatte ich bereits Hexenverfolgung und Abwehr der Zauberei in der evangelischen Grafschaft Hohenlohe in Nordwürttemberg bearbeitet. Gunther Franz (Bearb.): Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. Bd. 15: Württemberg I: Grafschaft Hohenlohe, Tübingen 1977.
[11]Vgl. Emil Zenz: Cornelius Loos - ein Vorläufer Friedrich von Spees im Kampf gegen den Hexenwahn, in: Kurtrierisches Jahrbuch 21 (1981), 146-153.
[12]Vgl. Gunther Franz (Hg.): Friedrich Spee. Dichter, Seelsorger, Bekämpfer des Hexenwahns. Zum 350. Todestag. Katalog einer Ausstellung der Stadtbibliothek Trier, Trier 1985 (= Ausstellungskataloge Trierer Bibliotheken 10).
[13]Vgl. Gunther Franz (Hg.): Friedrich-Spee-Gedächtnis zum 350. Todestag 1985, in: Kurtrierisches Jahrbuch 25 (1985), 299-309, sowie Valentin Probst (Bearb.): Friedrich Spee-Gedächtnis. Dokumentation anlässlich des 350. Todesjahres, Trier 1988.
[14]Vgl. Gunther Franz (Hg.): Friedrich Spee und die Hexenprozesse im Kurfürstentum Trier. Aus Anlass der Tagung der deutschen Strafrechtslehrer in Trier im Auftrag der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier, Trier 1989, durchgesehener und ergänzter Abdruck aus dem Katalog von 1985.
[15]Vgl. Gunther Franz (Hg.): Friedrich Spee. Dichter, Seelsorger, Bekämpfer des Hexenwahns. Kaiserswerth 1591 - Trier 1635, Trier 1991 (= Ausstellungskataloge Trierer Bibliotheken 10 A).
[16]Vgl. Franz Irsigler / Arnold Lassotta: Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker. Randgruppen und Außenseiter in Köln 1300-1600, Köln 1984.
[17]Vgl. Beatriz Hilgers: Kenn. Geschichte und Geschichten eines Moselortes. Kenn 1985 (= Ortschroniken des Trierer Landes 18), 109-121, sowie dies.: Das Longuicher "Eulchen" oder sieht so eine Hexe aus?, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 459-467.
[18]Vgl. Dittmar Lauer: Hexenverfolgung im Hochwald, in: Hochwalder Hefte zur Heimatgeschichte 8 (1988), H. 23/24, 1-168, sowie ders.: Hexenverfolgung im Schillinger Kirchspiel, Trier 1988.
[19]Vgl. Walter Rummel: Hexenprozesse als Karrieremöglichkeit. Ein Beispiel aus der Epoche des konfessionellen Konfliktes am Mittelrhein, 1629-1631, in: Kurtrierisches Jahrbuch 25 (1985), 181-190, sowie ders.: Bauern, Herren und Hexen. Studien zur Sozialgeschichte sponheimischer und kurtrierischer Hexenprozesse 1574-1664, Göttingen 1991 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 94).
[20]Abbildung dieser Seite in Franz (Hg.): Friedrich Spee, 69; Edition in Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, 27 (p. 51).
[21]Die Edition der überlieferten Prozessakten aus dem Hochgericht der Stadt Trier ist geplant in der Reihe Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen.
[22]Vgl. Josef Steinruck: Zauberei, Hexen- und Dämonenglaube im Sendhandbuch des Regino von Prüm, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 3-18, sowie Andreas Heinz: "Bei den Trierern scheint der Böse Geist seinen Sitz aufgeschlagen zu haben.", in: ebd.: 449-457.
[23]Adolf Kettel hat über die Hexenprozesse in der Eifel, besonders in der Grafschaft Manderscheid, gearbeitet. Wir verdanken ihm die EDV-gestützte Transkription eines großen Quellenbestandes. Vgl. Adolf Kettel: Von Hexen und Unholden. Hexenprozesse in der West- und Zentraleifel, Prüm 1988, ders.: Die Hexenprozesse in den Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, in: Eifel-Jahrbuch 1972, 67-76, sowie ders.: Hexenprozesse in der Grafschaft Gerolstein und in den angrenzenden kurtrierischen Ämtern Prüm und Hillesheim, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 355-388. Die von ihm erstellte Edition der Hexenprozesse des St. Maximiner Hochgerichts Detzem soll als erster Band mit der Aktenedition eines Hochgerichts in der Reihe Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen erscheinen. An dem laufenden Editionsvorhaben sind außerdem die Heimatforscher Hermann Jakobs, Walter Koch, Dittmar Lauer, Alfons Tapp und Karl-Josef Tonner beteiligt. Förderung erfuhren die Publikationen durch Josef Strack (+2002).
[24]Die Verbindung mit dem Saarland wird durch Dittmar Lauer gehalten, dessen Interesse vor allem dem Hochwaldraum gilt. Die Arbeitsgemeinschaft hat anlässlich der Saarbrücker Ausstellung 1987 Gespräche mit Richard van Dülmen und Eva Labouvie von der Universität des Saarlandes geführt und Frau Labouvie zu Referaten bei den Tagungen 1987 und 1996 eingeladen. Vgl. Richard van Dülmen (Hg.): Hexenwelten. Magie und Imagination vom 16. - 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1987; vgl. auch Eva Labouvie: "Gott zu Ehr, den Unschuldigen zu Trost und Rettung...". Hexenverfolgungen im Saarraum und in den angrenzenden Gebieten, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 389-403, sowie dies.: Rekonstruktion einer Verfolgung. Hexenprozesse und ihr Verlauf im Saar-Pfalz-Raum und der Bailliage d'Allemagne (1520-1690), in: Franz / Gehl / Irsigler (Hg.): Hexenprozesse und deren Gegner, 43-58.
[25]Antoinette Kostigoff-Reuter hat ihre Untersuchung über die Prozesse im Herzogtum Luxemburg im 16./17. Jahrhundert nicht fertiggestellt und sich inzwischen anderen Themen wie der Migration und der religiösen Volkskunde zugewandt. Vgl. unter anderem nur Allain Atten: Inquisition und Hexenprozesse im Raum Luxemburg-Lothringen im 15. Jahrhundert, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 404-415; Othon Scholer: Un monstre au château de Mansfeld. Science et superstition, in: Hémecht 47 (1995), 43-105, 153-169, ders.: Die Trierer und Luxemburger Hexenprozesse in der dämonologischen Literatur, in: Franz / Gehl / Irsigler (Hg.): Hexenprozesse und deren Gegner, 99-116, sowie ders.: "O Kehricht des Aberglaubens, o leerer Wahn der Täuschungen und Gespenster der nacht"! - Der Angriff des Cornelius Loos auf Petrus Binsfeld, in: Gunther Franz / Franz Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, Trier 1998 (= Trierer Hexenprozesse 4), 255-276, ders.: Die Trierer und Luxemburger Hexenprozesse in der dämonologischen Literatur, ebd.: 303-327, ders.: "Der Hexer war's, ja vielleicht der Dämon höchstpersönlich!" Von der Instrumentalisierung der Hexenideologie zur Verdeckung und Vertuschung von Peinlichkeiten, Unarten, Vergehen und Verbrechen (Martin Delrio), Trier 2002 im Druck (=Trierer Hexenprozesse 7). Jean-Claude Muller, der Vorsitzende der Luxemburger Geschichtsfreunde (Amis de l'histoire) und Erster Regierungsrat im Staatsministerium, sowie Fernand Emmel, Archivar der Stadt Luxemburg, beteiligen sich an der Edition der Luxemburger Prozesse aufgrund der Regesten von Nicolas van Werveke.
[26]Vgl. das Vornamenverzeichnis und das Personenregister in Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, 309-381.
[27]Vgl. ebd.: Stammtafeln I-XV, ab 401.
[28]Vgl. Elisabeth Biesel: "Die Pfeifer seint alle uff den Baumen gesessen ..." Der Hexensabbat in der Vorstellungswelt einer ländlichen Bevölkerung, in: Franz / Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, 289-302 sowie dies.: Les descriptions du sabbat dans les confessions des inculpés lorrains et trévirois, in: Nicole Jacques-Chaquin / Maxime Préaud (Hg.): Le sabbat des sorciers. Grenoble 1993, 183-197.
[29]Vgl. Gunther Franz: Der Trierer Hexentanzplatz, in: ders. (Hg.): Friedrich Spee, 68-74.
[30]Vgl. die Karte der Hochgerichtsbezirke in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 335, sowie die farbige Übersichtskarte der im Musiel-Register genannten Orte mit Ämtergrenzen und Hinrichtungsstätten in: Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, Kartentasche.
[31]Die im Register des Claudius Musiel genannten Ortsnamen vgl. im Ortsregister ebd.: 382-400.
[32]Vgl. die Worterklärungen ebd.: 289-300.
[33]Vgl. Gunther Franz / Anita Hennen: "Hauskreuze" (Teufelspeitschen) gegen Hexerei und Pest. Dämonenabwehr im Trierer Land des 18. Jahrhunderts, in: Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse, 89-129, Christl Lehnert-Leven: Hexenmotive in den "Sagen und Geschichten aus der Westeifel", in: ebd.: 131-141, Adolf Kettel: Hexenglaube heute. Was heute noch in Teilen der Eifel von Hexen geglaubt wird, in: ebd.: 143-150, sowie Anita Hennen: Walpurgisnacht und Maibräuche im Trierer Land, in: ebd.: 151-165.
[34]Vgl. Gunther Franz: Die Hexenverfolgung im Kurfürstentum Trier, in: ders. (Hg.): Friedrich Spee, 59-77, darin 65-67.
[35]Zu Musiel vgl. Rita Voltmer: Claudius Musiel oder die Karriere eines Hexenrichters. Auch ein Beitrag zur Trierer Sozialgeschichte des späten 16. Jahrhunderts, in: Franz / Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, 211-254.
[36]Der aufgeklärte Trierer Jurist Georg Christoph Neller ließ 1779 eine Dissertation verteidigen, in der behauptet wurde, dass Flade nach der "Carolina" zu Recht verurteilt worden sei, da er "sich schuldig erkläret" habe; vgl. Franz: Hexenprozesse in der Stadt Trier, 346 / Anm. 23.
[37]Vgl. dazu besonders die Besagungslisten des Musiel-Registers in: Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, 1-288.
[38]Berichte der Jesuiten, zitiert bei Friedrich Reiffenberg 1596. In Longuich und Kirsch gab es bei 56 Feuerstellen (Haushalte) 62 Hinrichtungen; vgl. Franz: Hexenprozesse in der Stadt Trier, 338.
[39]Hans Wafer von Oberemmel, der am 7. April 1590 hingerichtet wurde, hatte besonders gute Kenntnisse der Trierer Verhältnisse und der besagten 60 Personen. Die meisten Angeklagten machten unter der Folter höchstens 20 Besagungen aus der Nachbarschaft, was den Verhörenden offensichtlich genügte; vgl. die Besagungsliste von Hans Wafer in Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, 118-120.
[40]Vgl. Carlo Ginzburg: Hexensabbat. Entzifferung einer nächtlichen Geschichte [orig. Storia notturna] Berlin 1990; vgl. dazu Franz: Hexenprozesse in der Stadt Trier, 350.
[41]Winfried Herget (Hg.): Die Salemer Hexenverfolgungen. Perspektiven - Kontexte - Repräsentationen. The Salem Witchcraft Persecutions, Trier 1994.
[42]Vgl. die Editionskriterien in Voltmer / Weisenstein: Hexenregister, 105*-106*.
[43]Vgl. das Vornamenverzeichnis in, ebd.: 309-310.
[44]1996 erschien als 2. Band unserer Reihe "Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen" die von Rita Voltmer und Karl Weisenstein edierte grundlegende Quelle "Das Hexenregister des Claudius Musiel. Ein Verzeichnis von hingerichteten und besagten Personen aus dem Trierer Land (1586-1594)", das Auszüge aus 306 Prozessen enthält, von denen die meisten im Amt St. Maximin geführt worden sind. Ab 2002 sollen dann, gegliedert nach den einzelnen Hochgerichten, weitere Quellenbände erscheinen, als nächste: Die Prozesse aus dem St. Maximiner Hochgericht Detzem: Detzem, Pölich, Büdlich, Breit, Naurath, Neunkirchen und Schönberg, bearbeitet von Adolf Kettel; Die Prozesse aus dem St. Maximiner Hochgericht Oberemmel, bearbeitet von Alfons Tapp. Vgl. die farbige Übersichtskarte der im Musiel-Register genannten Orte in, ebd.: Kartentasche, und die frühere Planung, in Franz: Die Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land", in: Franz / Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, 23-41, hier 33f.
[45]Einzelne Mitglieder der Trierer Arbeitsgemeinschaft nehmen an den Tagungen teil, während umgekehrt Mitglieder der AKIH als Referenten und Teilnehmer zu den Trierer und Wittlicher Tagungen eingeladen sind. Referate auf internationalen Tagungen wurden von Elisabeth Biesel in Fontenay-Saint Cloud (Frankreich) 1992 und von Gunther Franz in Wolfenbüttel 1988 und Mainz 1992 gehalten, vgl. Biesel: Les descriptions du sabbat, sowie Gunther Franz: Der "Malleus Judicum, Das ist: Gesetzhammer der unbarmhertzigen Hexenrichter" von Cornelius Pleier im Vergleich mit Friedrich Spees "Cautio Criminalis", in: Hartmut Lehmann / Otto Ulbricht (Hg.): Vom Unfug des Hexen-Processes. Gegner der Hexenverfolgungen von Johann Weyer bis Friedrich Spee, Wiesbaden 1992 (= Wolfenbütteler Forschungen 55), 199-222.
[46]Vgl. Franz / Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse.
[47]Tagungsprotokoll von Herbert Eiden: Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, in: Spee-Jahrbuch 3 (1996), 285-294, die Vorträge, ergänzt durch weitere Beiträge, erschienen 1998: Franz / Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte.
[48]Vgl. Franz / Gehl / Irsigler (Hg.): Hexenprozesse und deren Gegner, sowie Gunther Franz: Die Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier in den Jahren 1995 und 1996, in: Spee-Jahrbuch 3 (1996), 275-282, darin 279f.
[49]Das Stück erschien 1997: Jutta Schubert: Hexenbrennen. Schauspiel zum Leben und Werk des Jesuitenpaters Friedrich Spee. Mit einem Nachwort hg. von Gunther Franz, Trier 1997. Von der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land" wurden die Hexenausstellungen in Saarbrücken (1987), Brüssel (1989) und Karlsruhe (1994) sowie die Spee-Ausstellung in Düsseldorf (1991) besucht; vgl. "Hexenwelten. Magie und Imagination", Stadtgalerie Saarbrücken 1987; "Les sorcières dans les Pays-Bas méridionaux (XVIe-XVIIe siècles)", Bruxelles 1989 (= Archives générales du royaume et Archives de l'Etat dans les provinces, Catalogues 83), "Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten", 1994. Dazu auch der von Sönke Lorenz herausgegebene Katalog- und Aufsatzband, Ostfildern 1994 (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 2/1 und 2).
[50]Zu Nicolas van Werveke vgl. N. Ries: La vie et l'œuvre d'un historien, in: Les Cahiers luxembourgeois 1924-25, T. 2, 511-533.
[51]Der handschriftliche Nachlass van Wervekes befindet sich im Nationalarchiv Luxemburg.
[52]Vgl. Franz Irsigler: Räumliche Aspekte in der historischen Hexenforschung, in: Franz / Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, 3-20.
[53]Das Arbeitsprogramm umfasst neben der Erstellung einer umfassenden Arbeitsbibliographie die Sichtung archivalischer Quellen für jene Regionen, zu denen bislang keine einschlägigen Studien vorliegen. Der Besuch der Archive in Brüssel, Lüttich, Limburg, Düsseldorf, Karlsruhe, Köln, Koblenz, Mannheim, Luxemburg und Nancy ist erfolgt oder vorgesehen. Weiterhin geht es um die Auswertung der Transkriptionen von Prozessakten und der einschlägigen Regionalstudien, um die statistische und kartographische Umsetzung der gewonnenen Daten sowie schließlich um die Zusammenfassung der Ergebnisse in einer vergleichenden Studie. Wissenschaftliche Mitarbeiter des Projektes waren zwischen 1997-2002 Rita Voltmer und zwischen 1997-2000 Herbert Eiden. Vom 25.-27. Februar 1999 wurde in der ehemaligen Synagoge Wittlich die internationale Tagung "Hexenprozesse und Gerichtspraxis" durchgeführt. Der Tagungsband ist in der Reihe "Trierer Hexenprozesse" 2002 erschienen und enthält Beiträge von Elisabeth Biesel, Robin Briggs, Rainer Decker, Johannes Dillinger, Boris Fuge, Jos Monballyu, Gerald Mülleder, Peter Oestmann, Christine Petry, Thomas Robisheaux, Alison Rowlands, Martin Scheutz, Ulrich Seibert, Rita Voltmer und Hans de Waardt. Es folgten vom 19. bis 21. Mai 2000 eine gemeinsam mit der Katholischen Akademie in Trier veranstaltete Tagung "Alltagsleben und Magie in Hexenprozessen" und vom 11. bis 13. Oktober 2001 die internationale Tagung (gemeinsam mit dem Server Frühe Neuzeit, München) in Wittlich "Hexenverfolgung und Herrschaftspraxis". Vgl. dazu Herbert Eiden / Rita Voltmer (Hg.): Hexenprozesse und Gerichtspraxis, Trier 2002 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 6); Publikationen sind in den Reihen "Historie und Politik" und "Trierer Hexenprozesse" vorgesehen.
[54]Voltmer / Irsigler (Hg.): Incubi Succubi. Hexen und ihre Henker bis heute, darin Aufsätze von Elisabeth Biesel, Johannes Dillinger, Herbert Eiden, Gunther Franz, Boris Fuge, Franz Irsigler, Michel Pauly und Othon Scholer. Franz.: Incubi Succubi. Les sorcières et leurs bourreaux, hier et aujourd'hui. Contribution historique accompagnant l'exposition, sous la dir. de Rita Voltmer et Franz Irsigler, Luxembourg 2000 (= Publications scientifiques du Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg 5). Das "Lesebuch" wurde - vermehrt um Anmerkungen und einen Katalogteil - neu herausgegeben: Beier-de Haan / Voltmer / Irsigler (Hg.): Hexenwahn. Ängste der Neuzeit. Darin unter anderem ein neuer Aufsatz von Katrin Moeller über Hexenverfolgung im protestantischen Norddeutschland. Das Projekt ist mit der Sektion "Hexenverfolgungen" auch an der Landesausstellung "Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft im Wandel 1500-2000" beteiligt, die von den rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven anlässlich des Deutschen Archivtages vom 16. September bis November 2002 in den Trierer Viehmarktthermen gezeigt werden soll. Im Anschluss soll der transportable Teil der Ausstellung in verschiedenen Städten gezeigt werden. Als neue größere Publikation aus dem Projekt ist zu nennen: Rita Voltmer: Zwischen Herrschaftskrise, Wirtschaftsdepression und Jesuitenpropaganda. Hexenverfolgungen in der Stadt Trier (15.-17. Jahrhundert), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 27 (2001, erschienen 2002), 37-107.
[55]Die Erstausstrahlung erfolgte am 17. Januar 2002 im ARTE-Themenabend "Die Inquisition." Weitere Informationen sind unter http://www.uni-trier.de/hexen/ erhältlich.
[56]Vgl. Gunther Franz: Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier, Paderborn 1995.
[57]Gunther Franz: Anton Arens zum Gedächtnis, in: ders. (Hg.): Friedrich Spee, 10-15.
[58]Vgl. dazu meine bereits genannten Aufsätze zu Friedrich Spee.
[59]Katalog-Handbuch zur Ausstellung. Hg. vom Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Trier und der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier, Mainz 1991 (= Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte 60).
[60]Vgl. Gunther Franz: Die Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier in den Jahren 1996 und 1997, in: Spee-Jahrbuch 4 (1997), 143-149, besonders 146-147, Peter Keyser: Die Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier im Jahre 2000/2001, in: Spee-Jahrbuch 8 (2001), 183-188, besonders 186-187.
[61]1993 und 1994 fanden Jahrestagungen ohne festes Thema statt; 1995 und 1996 folgten Kolloquien in Verbindung mit der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land"; 1996 gab es eine weitere Tagung zum Thema "Friedrich Spee als Theologe". 1997 wurde in Düsseldorf-Kaiserswerth "Friedrich Spee in ökumenischer Sicht" diskutiert, 1999 ebendort ein Symposium zu Kaspar Ulenberg (1548-1617) gehalten, ebenfalls veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft der Friedrich-Spee-Gesellschaften Düsseldorf und Trier, dem Verein für rheinische Kirchengeschichte und dem Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth. Vom 26.-28. April 2002 hat die Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier zusammen mit der Katholischen Akademie Trier zu einer Tagung "Friedrich Spee - Spuren - Rezeption - Nachwirkungen" eingeladen. Verschiedene Veranstaltungen und Exkursionen erfolgen zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land". Vgl. Gunther Franz / Hans-Gerd Wirtz (Hg.): Friedrich Spee als Theologe, Trier 1997; Peter Keyser: Friedrich Spee in ökumenischer Sicht, in: Spee-Jahrbuch 4 (1997), 133-140.
[62]Vgl. Elisabeth Biesel: Hexenjustiz, Volksmagie und soziale Konflikte im lothringischen Raum, Trier 1997 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 3).
[63]Peter Oestmann: Hexenprozesse am Reichskammergericht, Köln / Weimar 1997 (= Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 31).
[64]Johannes Dillinger: "Böse Leute". Hexenverfolgungen in Schwäbisch-Österreich und Kurtrier im Vergleich, Trier 1999 (= Trierer Hexenprozesse - Quellen und Darstellungen 5). Gunther Franz: Fünfter Friedrich-Spee-Förderpreis verliehen, in: Spee-Jahrbuch 6 (1999), 167-170.
[65]Gesamtinhaltsverzeichnis unter http://www.uni-trier.de/hexen/.
[66]Zu ihm vgl. Gunther Franz: Theo G.M. van Oorschot zum 70. Geburtstag, in: Spee-Jahrbuch 3 (1996) (= Festschrift für Theo G.M. van Oorschot zum 70. Geburtstag), 8-20.
[67]Helmut Weber (Hg.): Theologia moralis explicata. Ein Friedrich Spee zugeschriebenes Werk aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Trier 1996 (= Quelleneditionen der Friedrich-Spee-Gesellschaft 2).

Empfohlene Zitierweise:

Gunther Franz: Die Arbeitsgemeinschaft "Hexenprozesse im Trierer Land und in Luxemburg", in: zeitenblicke 1 (2002), Nr. 1 [08.07.2002], URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2002/01/franz/franz.html>

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