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  4 (2005), Nr. 1: Inhalt
Hedwig Röckelein
Impulsreferat 'Vormoderne' ('Mittelalter')
Abstract
Das Referat skizziert die derzeitige Situation der Mittelalter-Forschung. Es sind vor allem zwei Paradigmen, die momentan als wegweisend für die Entwicklung der Mediävistik gelten können: Pluralität und Alterität. Damit sind Großthemen angesprochen, die gerade im Zeitalter der Globalisierung von besonderer Relevanz sind. Thematisch gibt es neben klassischen Forschungsschwerpunkten wie etwa der Verfassungsgeschichte auch eine ganze Reihe thematischer Innovationen, inspiriert nicht zuletzt durch Impulse aus Nachbardisziplinen. Traditionell gut verortet ist in der Mediävistik hingegen der Vergleich, der im Blick auf europäische Zusammenhänge eine immer größere Rolle spielt. Insgesamt erscheint die Mediävistik gut gewappnet, um die BA/MA-Studiengänge mit einer entsprechenden thematischen Vielfalt bestreiten zu können.
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Bis weit in die 1960er-Jahre hinein repräsentierte das Mittelalter [1] die exemplarische Epoche der Einheit von Staat und Kirche, von Politik und Religion, die Epoche der 'una ecclesia catholica'. Das Bild von der religiösen und sozialen Einheit des Mittelalters, von einem geordneten Ständesystem - einer paradiesischen Wunschprojektion des 19. Jahrhunderts, wie wir heute wissen - wurde inzwischen abgelöst von zwei neuen Paradigmen: dem der 'Pluralität' und dem der 'Alterität'.
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'Europa entdeckt seine Vielfalt', unter diesem Titel firmiert das 2002 erschienene Handbuch zur Geschichte der Hochmittelalters von Michael Borgolte. [2] Die 'Vielfalt' des Mittelalters wird aus deutscher Sicht evident, wenn man das Zentrum (Mitteleuropa) mit der Peripherie vergleicht. Das 'Andere', die Exotismen, sind an den Rändern zu finden: im Süden, im spanischen Omajjaden-Reich sowie in den normannischen und staufischen Reichen Siziliens und Unteritaliens, im Norden, bei den skandinavischen Wikingern und isländischen Sagas, und im Osten, unter den 'jungen' Nationen Osteuropas, Polens und Ungarns.
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Das zweite neue Paradigma, das der 'Alterität', ist eigentlich kein neues, sondern haftet dem 'Mittelalter' bereits seit der Erfindung der Epoche ('medium aevum') im 15. Jahrhundert an. "Die Position der Alterität, die Vorstellung von der essentiellen Andersartigkeit des Mittelalters gegenüber der Neuzeit, ist sozusagen die genuine: aus ihr ist der Mittelalter-Begriff als solcher ja erwachsen. Seine Konstruktion beruhte auf den Gedanken einer 'Zentralzäsur', die ein älteres Zeitalter radikal vom gegenwärtigen: eben der 'neuen Zeit' schied." [3] Die Alteritätsvorstellung diente in der Vergangenheit als Kontrastfolie zur Moderne, sie lieferte sowohl dämonisierende wie auch glorifizierende Projektionsflächen für die modernen Sozialformen von Familie und Ehe, für die modernen Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, für die modernen politischen Systeme von Demokratie und Nationalstaat. Gegenwärtig steht die Alterität des Mittelalters für 'das Andere', 'das Fremde' in der eigenen Kultur [4] und wird auf den Sektoren der Politik (Herrschaft und Verfassung) und Religion getestet.
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Die Epoche des Mittelalters bietet 'Lehrbeispiele' für soziale, politische, ökonomische und mentale Alternativen, die sowohl in diachron-historischer wie in synchron-geographischer Dimension gelesen werden können, sie bietet ein breites Vergleichsfeld für Pluralität und Differenz der Regionen im Zeitalter der Globalisierung. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, das Aufeinanderprallen traditionaler und moderner Gesellschaften lässt sich am Mittelalter exemplarisch studieren.
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Die Methode, mit deren Hilfe die Differenz und die Pluralität sichtbar gemacht werden kann, ist der Vergleich, ein Instrument, das in der mediävistischen und der landeskundlichen Forschung in Deutschland und Frankreich seit den 1920er-Jahren entwickelt und zur Anwendung gebracht wurde. Die Komparatistik [5] setzt scheinbar Ähnliches ebenso zueinander in Beziehung wie scheinbar Verschiedenes. Der Vergleich erlaubt Einsichten in generalisierbare Strukturentwicklungen ebenso wie in 'Sonderwege' und er hilft, Vorannahmen in der einen oder anderen Richtung zu relativieren oder zu revidieren.
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Durch den Paradigmenwechsel, den die historische Mittelalterforschung in Deutschland vollzogen hat - zugegebenermaßen spät und nicht mit derselben Konsequenz wie in anderen europäischen Ländern und im außereuropäischen Ausland -, hat sie die Voraussetzungen geschaffen, um in einem 'Studium generale', wie es das künftige BA-Studium sein wird, konkurrenzfähig zu bleiben. Denn sie verfügt zum einen mit der Komparatistik über eine Methode, die das Mittelalter anschlussfähig an die Epochen der Moderne und die 'area studies' macht. Zum anderen stellt sie an alte Themen neue Fragen bzw. hat sich - angeregt durch Theorien fachfremder Disziplinen in den letzten Jahrzehnten - neue Themenfelder erschlossen, die in einem BA/MA-Curriculum vernetzbar sind, sei es innerhalb der Geschichtswissenschaft und ihrer Methodologien, sei es fächerübergreifend in interdisziplinär strukturierten Studiengängen.
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Durch die Öffnung zu den Sozialwissenschaften, den Kulturwissenschaften, [6] der historischen Anthropologie und Ethnologie, der historischen Semantik und den Philologien ist die Mediävistik in Deutschland eine interdisziplinär angebundene Wissenschaft geworden, als deren Sprachrohr sich der 1983 aus der Taufe gehobene 'Mediävistenverband' versteht. [7] Einige interdisziplinäre Forschungsverbände wurden inzwischen mit interdisziplinären Lehrprogrammen und Graduiertenkollegs angereichert, etwa in Paderborn ('Institut zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens' = IEMAN mit mehreren Graduiertenkollegs), Bamberg (interdisziplinärer Studiengang Mittelalter zur Baudenkmalpflege, Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichte) und Göttingen ('Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung' mit einer 'International Max-Planck-Research School'). In vielen Bereichen der deutschen Mediävistik hat zudem in den letzten Jahrzehnten eine Internationalisierung stattgefunden. [8] Es ist inzwischen selbstverständlich geworden, Spezialisten aus dem europäischen Ausland auf wissenschaftliche Tagungen einzuladen, sei es zu traditionellen, sei es zu neuen Themen. Deutsche Wissenschaftler sind zudem regelmäßig mit eigenen Sektionen (und zunehmend mit Nachwuchswissenschaftlern) auf dem interdisziplinär bestückten, europaweit einzigartigen 'International Medieval Congress' vertreten, der jährlich Mitte Juli am 'Institute for Medieval Studies' der University of Leeds stattfindet.
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Zum Kanon der Mittelalterthemen, die zum Teil weit in die Neuzeit hineinreichen, gehören neben "altem Wein in neuen Schläuchen" thematische Innovationen, angeregt durch die Nachbardisziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften oder die historische Neuzeitforschung (etwa Alltagsgeschichte, [9] Frauen-, Geschlechter- und Männergeschichte [10]). Bei der Applikation der importierten Gegenstände und Methoden stellt sich die Frage nach Kontinuitäten bzw. Alteritäten stets von neuem. [11] Gerade bei den Gegenständen aus der historischen Anthropologie - wie 'Körper', 'Verhalten', 'Wahrnehmung', 'Gefühle' [12] - wird um 'anthropologische Konstanten' und 'Kulturalismus' gerungen.
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Die traditionellen Felder der 'deutschen Verfassungsgeschichte', das Königtum, die Ständegesellschaft, die Stadt, die Fürstenherrschaft, einst unter der Definitionsmacht der Rechtsgeschichte und der Staatswissenschaften stehend, sind nicht aufgegeben worden, sondern haben sich unter dem Einfluss der Sozialwissenschaften, der Kulturwissenschaften, der historische Anthropologie (cultural anthropology) und Ethnologie, der Semantik und der Gender-Forschung neu ausgerichtet.
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Die 'besondere Staatlichkeit' und die Verfassung des Mittelalters ist traditionell das zentrale Anliegen der Mainstream-Mediävistik in Deutschland. Daran hat sich trotz manchen veränderten Blickwinkeln und der Adaption fachfremder Theorien wenig geändert. [13] Dies wird von ausländischen Kollegen schärfer bemerkt als im eigenen Land. Schon Marc Bloch, ein aufmerksamer Beobachter der deutschen mediävistischen Forschung, konstatierte: "Zu viel Staat - zu wenig Gesellschaft". Und Michel Parisse stellte auf dem Konstanzer Arbeitskreis des Jahres 2001 fest, dass die deutschen Mediävisten angesichts des Millenniums nicht, wie ihre französischen Kollegen, nach der Lage der Bauern gefragt hätten, sondern "nach den Veränderungen im Charakter der Königsherrschaft im Übergang von Kaiser Otto III. zu Heinrich II." [14]
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Das Projekt 'Nationes', das sich - etabliert in der Nachkriegszeit mit starker Wirkung bis in die 1970er und 1980er-Jahre (Walter Schlesinger, Helmut Beumann, Joachim Ehlers, Bernd Schneidmüller) - der Entstehung der europäischen Nationen vor der Epoche der Nationalstaaten widmete, verglich vor allem Frankreich und Deutschland. [15] Die Nationenforschung mündete schließlich in historisch-semantische Untersuchungen zu 'natio', 'patria' und dergleichen. [16] An die Stelle der Nationes-Forschung tritt derzeit die 'Ethnogeneseforschung', die den Einsatz historischer, sprachwissenschaftlicher und archäologischer Quellen und Methoden einerseits an den Wanderungsbewegungen und der Formierung neuer Staaten am Übergang von der Antike zum frühen Mittelalter an den Rändern des Imperium Romanum, [17] andererseits an der Formierung des ostfränkisch-deutschen Reiches zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert erprobt. [18] Die ethnogenetische Forschung konnte ihre epistemischen und methodologischen Grundlagen im Rahmen des internationalen, von der EU geförderten Projektes 'Transformation of the Roman World' voranbringen [19] und sich der Kritik stellen. [20]
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Die traditionelle rechts- und verfassungsgeschichtliche Deutung der mittelalterlichen Staatenwelt wurde in den letzten Jahren in der deutschen Mediävistik durch sozialhistorische, anthropologische und semantische Interpretamente modifiziert. In der symbolischen bzw. nonverbalen Kommunikation, im Ritual, sieht Gerd Althoff das Funktionieren des vormodernen Staates niedergelegt, der ohne verfestigte Institutionen und mit ungeschriebenen Regeln auskommen musste und in dem sich 'Verfassung' in politischem und sozialem Handeln manifestierte. [21] Während Althoff das 'Archaische', die 'Alterität' der mittelalterlichen Staatlichkeit hervorhebt, versteht Frank Rexroth Rituale und Zeremonien als soziales Subsystem der mittelalterlichen 'Performanzkultur', in der soziale Regeln im aktuellen Fall von den Akteuren jeweils neu zu verhandeln sind. Diese Auffassung des Ritualismus schließt an die Kulturwissenschaften und die historische Semantik an. Sie sieht mehr Kontinuitäten als Brüche zwischen Mittelalter und Moderne, da Rituale als sozialanthropologische Phänomene verstanden werden, die auch in modernen Staaten und komplexen Sozialsystemen anzutreffen sind. [22] Neben den sozialen und politischen Konflikten, neben der Ausübung von Gewalt, kamen die friedlichen Mittel der Politik stärker in den Blick: Freundschaftsverträge, Bündnisse und Heiratsbeziehungen. [23] Die sich im Spätmittelalter verfestigenden Orte der Herrschaft sind Gegenstand der an der Göttinger Akademie der Wissenschaften ansässigen Sektion der 'Residenzenforschung', die neben politischen, diplomatischen und genealogischen Gesichtspunkten mittlerweile auch Gender-Aspekte berücksichtigt. [24]
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Die hierarchische Ständegesellschaft, wie sie sich bereits in den frühmittelalterlichen Rechtstexten der Leges manifestiert, wurde seit den 1960er-Jahren in der sozialhistorischen Forschung relativiert und für die Zeit nach 1100 gänzlich in Abrede gestellt (Bosl). Aufgrund begriffsgeschichtlicher Analysen der zeitgenössischen Terminologie wurde der Konzeptbegriff 'Adel' obsolet. [25] Seit den 1980er-Jahren wurden, angeregt durch die französische Forschung, die theologisch-ideologischen und gesellschaftlichen Grundlagen der dreigeteilten Ständeordnungslehren transparent gemacht (Oexle [26]), zuletzt unter Einbeziehung der Geschlechtersymbolik (Jussen [27]).
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Eine regional und chronologisch differenzierte Aufarbeitung der Entwicklung der sog. 'Grundherrschaft' westlich des Rheins [28] fand in engem Austausch mit französischen und belgischen Kollegen statt. [29] 'Grundherrschaft' wurde als moderner Ordnungsbegriff dekonstruiert und die mittelalterlichen Begriffsäquivalente aufgearbeitet, [30] bäuerliche und handwerkliche Arbeit auf dem Land und in der Stadt nach geschlechtsspezifischen Rollenmustern (Komplementarität, das Ehepaar als Haushaltspaar) und ideologisch-moralischen Prägungen befragt. [31]
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Neben den wirtschaftlichen und sozialen Binnenstrukturen finden mehr und mehr die symbolischen Zeichen und sozialen Praktiken Interesse. Das Individuum in der gesichtslosen Masse des Kollektivs zu finden, erhofft sich die Forschung zur Gedächtnis- und Erinnerungskultur. 'Memoria' - so Otto Gerhard Oexle - ist eine "Form des sozialen Handelns von Individuen und Gruppen, das aus bestimmten Denkformen hervorgeht und seinerseits soziale 'Wirklichkeit' erzeugt, nämlich Institutionen und kulturelle Hervorbringungen, Texte und Bilder, Literatur und Kunst". [32] Zunächst stand für dieses Forschungsprojekt die Aufnahme und methodische Aufarbeitung (Onomastik, EDV-Datenbanken) von Namenslisten zu Gebot (Nekrologe, Verbrüderungsbücher, Professlisten). [33] In einem zweiten Schritt wurden die Ergebnisse dann sozial und politisch interpretiert. [34] Sie führten zu der Einsicht, dass der Ahnenkult und die Grablege königlicher Dynastien und des Adels seit dem hohen Mittelalter den Nukleus von Herrschaftszentren, von verstetigten Herrschaftssitzen bildeten (für das späte Mittelalter und die Frühe Neuzeit konzentriert sich die Forschung nun auf die Grabmäler selbst). Ein Seitenaspekt der Memorialkultur ist das Stiftungswesen, das die monastischen, adeligen und städtischen Eliten zur Sicherung des Seelenheils und zur Herstellung sozialer Bindungen extensiv nutzten (Kloster-, Kirchen-, Altar-, Armen-, Universitätsstiftungen).
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Während die ältere, rechtshistorisch ausgerichtete Stadtgeschichtsforschung das überlieferte Urkundenmaterial edierte und versuchte, Ordnung in das Gewirr der Einzelerscheinungen zu bringen, in dem sie mit Hilfe des Rechts Typologien bildete (Stadtrechtsfamilien und -landschaften), konzentriert man sich heute auf soziale Gruppen und anthropologische Fragen. Die Konflikte sozialer und politischer Gruppen, der soziale und ökonomische Status der Stadtbewohner und -bewohnerinnen (Randgruppen, Armut, Kriminalität) verbindet Mittelalter- und Frühneuzeitforschung (Hergemöller, [35] Schwerhoff, [36] Rexroth, [37] Signori [38]). Untersuchungen über den Alltag, die Bautätigkeit, die Wohn-, Ernährungs- und Lebensverhältnisse mittelalterlicher Stadtbewohner (Fouquet, [39] Schubert, Bernd Herrmann [40]) sind von anthropologischen Fragestellungen und modernen ökologischen Problemen inspiriert. Die Erkenntnismöglichkeiten auf diesem Gebiet konnten durch avancierte archäologische und naturwissenschaftliche Methoden deutlich verbessert werden. Neben der Emanzipation der bürgerlichen Kommune und der Ausbildung ihrer politischen und repräsentativen Organe wird die Bürgergemeinde heute auch als Kultgemeinde und religiöse Gemeinschaft wahrgenommen, die in identitätsstiftenden Ritualen (Prozessionen, [41] Schwörtage) Gemeinschaftserlebnisse produzierte und Konflikte bewältigte. Während früher der Modus der Abgrenzung zwischen Stadt und Land betont wurde ("Stadtluft macht frei"), werden nun stärker die Verflechtungen zwischen Stadt und Land fokussiert. An die Stelle hierarchisch strukturierter Stadt-Land-Beziehungen (Zentrum - Peripherie) tritt gegenwärtig das Bild gegenseitiger Abhängigkeiten und der Gleichrangigkeit.
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Die Erforschung der Landesherrschaft im späten Mittelalter sowie ihren weit reichenden Wirkungen auf die Frühe Neuzeit, insbesondere auf das Zeitalter des Konfessionalismus, und auf die Moderne, den deutschen Föderalismus, wird von den Bundesländern nach wie vor protegiert.
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Der regionalen, landeskundlichen Perspektive steht jedoch die Entwicklung von einer nationalstaatlichen auf eine europäische Sicht gegenüber, wie ich eingangs mit Verweis auf Borgoltes Buch bereits andeutete. Neben diesem Versuch, europäische Geschichte im Vergleich hoffähig zu machen, steht das selbstreflexive Werk des österreichischen Wirtschafts- und Sozialhistorikers Michael Mitterauer, der seine Lebensleistung unter dem Aspekt der Anfänge eines 'europäischen Sonderweges' - als Rekurs auf Max Weber versteht sich - neu perspektiviert. [42]
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Neben der symbolischen bzw. nonverbalen Kommunikation, die im Kontext der Verfassungs- und Sozialgeschichte angesiedelt ist, werden Aspekte von 'Kommunikation und Raum' sowie von 'Medien der Kommunikation' in der Mittelalterforschung zunehmend bedeutsamer. [43] Zwar wird die Mediävistik hier von Seiten der soziologischen Kommunikationswissenschaft und den Medienwissenschaften deutlich auf die Alterität ihrer Epoche verwiesen, auf die besonderen Bedingungen der Kommunikation in der Face-to-Face-Gesellschaft, die über Medien im modernen, technischen Sinne nicht verfüge. Durch diese Einwände lassen sich die Mediävisten jedoch nicht davon abhalten, herrscherliche, kirchliche und städtische Boten- und Verkehrssysteme zu studieren (Heimann, Monnet), sich mit Briefen, Wappen, Flugschriften und dem Buchdruck als Kommunikationsmedien zu befassen und/oder die unterschiedliche Appellstruktur bzw. die Intermedialität von Text und Bild in der Überlieferung zu erforschen. [44] Diese Ergebnisse münden in die Untersuchung der öffentlichen Meinungsbildung in den Städten nördlich und südlich der Alpen (Haverkamp).
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Besonderes Augenmerk ist in der mediävistischen Kommunikationsforschung auf das sich verändernde Verhältnis von Mündlichkeit (Oralität) und Schriftlichkeit (Literalität) gerichtet, der Verbreitung von Lese- und Schreibkenntnissen in der Geistlichkeit und unter den Laien sowie den Veränderungen des gesellschaftlichen und politischen Lebens durch zunehmende Schriftlichkeit. Am besten untersucht ist bislang die so genannte 'pragmatische' Schriftlichkeit, die Verwendung der Schrift in der städtischen, landesherrlichen und klerikalen Administration und die dadurch erzeugte Veränderung von Institutionen, wobei den oberitalienischen Stadtkommunen eine Vorreiterrolle zukommt. [45]
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Der zweifelsohne befremdlichste Bereich der mittelalterlichen Kultur ist - aus der Sicht der Moderne - die Allgegenwart der Religion und der Kirche, die enge Verflechtung von politischer und religiöser Sphäre. Das religiöse Leben ist aber aufgrund des lange bestehenden Monopols der Schriftlichkeit in Händen der Geistlichen ungleich viel besser in den Schriftquellen repräsentiert als das profane Leben mittelalterlicher Menschen. Daher nehmen religiöse Thematiken in der Mittelalterforschung möglicherweise ein größeres Gewicht ein, als ihnen in der Alltagskultur des Mittelalters tatsächlich zukam. Das Spektrum der Gegenstände wie der Ansätze im Bereich der religiösen Kultur ist breit gefächert. Sie umfasst die Geschichte der Institutionen und Ämter der Kirche (Papst und Kurie, Metropolitanverfassung, Bischöfe und Bistümer, Parochien und Pfarrklerus, das so genannte Niederkirchenwesen, Klöster und Ordensverbände, Liturgie), ihrer Hierarchien (Partizipation bzw. Ausschluss von Frauen) wie ihrer 'demokratischen' Traditionen (Konzilien), der religiösen Anschauungen und Frömmigkeitspraktiken innerhalb, am Rande und außerhalb des Christentums (Mission und Christianisierung, Synkretismen aus polytheistischen und christlichen Traditionen, Magie, Aberglaube, Dogmen und Häresien, die beiden konkurrierenden monotheistischen Religionen Judentum und Islam, Frömmigkeitspraktiken der Laien in Stadt und Land, Mystik, kultische Praktiken wie Pilgerfahrten und Reliquienverehrung, Kultpropaganda und Hagiographie). Die engen Verflechtungen zwischen politischen und religiösen Strategien und Zielen (Politik und Christianisierung bzw. Heiligenkult; [46] die sakrale Legitimation des Königtums) sowie die sozialgeschichtlichen Dimensionen der Religion (die bürgerliche Stadtgemeinschaft als Kultgemeinde; so genannte 'religiöse Frauenbewegung', Frauenmystik) treten nun deutlich hervor. Idealisierende Darstellungen religiöser Toleranz (das Nebeneinander der drei monotheistischen Religionen in Spanien als Modell?) stehen ernüchternden Hinweisen auf größtmögliche Intoleranz gegenüber, etwa der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204 [47] oder der Verfolgung und Ermordung von Juden im Zuge des ersten Kreuzzugs und der Pestpogrome des 14. Jahrhunderts. [48]
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Wenngleich sich die Felder der Politik, der Religion, des Sozialen und der Kommunikation in der mittelalterlichen Quellensprache und in der Forschungspraxis überschneiden und so den Anstoß für interdisziplinäre Arbeit geben, so kommen doch nur wenige Gegenstände einer 'totalen Tatsache' im Sinne des französischen Soziologen Marcel Mauss nahe, am ehesten die 'Memoria' (vgl. dazu oben) und die 'Gabe'. Der 'Gabentausch' als alle Bereiche der Gesellschaft umfassendes Beziehungssystem hat - ausgehend von neueren anthropologisch-ethnologischen Untersuchungen in den angelsächsischen Ländern - nach einer ersten Rezeptionswelle in den 1930er-Jahren die deutsche Mediävistik erneut erreicht und an seiner Faszinationskraft offenbar nichts eingebüßt. Insbesondere dort, wo er mit der Subjekt- und Objekthaftigkeit der 'Dinge' verknüpft wird, evoziert das strukturalistische Gabentauschmodell neue Lesarten für vermeintlich Altbekanntes. [49]
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Zu einem eigenen Großthema haben sich in den letzten Jahrzehnten die 'Mittelalter-Bilder' entwickelt. Darunter ist zum einen die Auseinandersetzung mit den Wissenschaftstraditionen sowie die nationale und politische Positionierung des Faches im späten 19. Jahrhundert (Historismus), während der NS-Zeit und nach 1945 zu verstehen; [50] zum anderen die Dekonstruktion von Konzeptbegriffen wie 'Feudalismus' [51] oder 'Grundherrschaft' (siehe oben). Zum Dritten wird die Aktualität des Mittelalters reflektiert, [52] zum Vierten werden die Popularisierungen des Mittelalters im Roman, im Film, [53] in der Musik [54] und in Ausstellungen, die sich zu kommerziellen Events ausgeweitet haben, kommentiert. [55] Die Aktualisierungen des Mittelalters in der Politik, der Kunst und im gesellschaftlichen Leben des 19. und 20. Jahrhunderts, die Anreicherung von Ereignissen (Canossa), Gedächtnisorten (Kyffhäuser) und Denkmälern (Kölner Dom, Aachener Münster) mit der Geschichte der jeweiligen Gegenwart bieten sich als vielversprechende Gegenstände eines künftigen BA/MA-Studiengangs an.
Anmerkungen
[1] Mein Referat behandelt hauptsächlich die mediävistische historische Forschung in Deutschland mit gelegentlichen Ausblicken auf die Frühe Neuzeit.
[2] Michael Borgolte: Europa entdeckt seine Vielfalt. 1050-1250 (= Handbuch der Geschichte Europas, Bd. 3 / Uni-Taschenbücher 2298), Stuttgart 2002.
[3] Joachim Heinzle: Einleitung: Modernes Mittelalter, in: Joachim Heinzle (Hg.): Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, Frankfurt a. M. / Leipzig 1994, 10.
[4] So aufgefasst im SFB 541 'Identitäten und Alteritäten' an der Universität Freiburg (1997-2003).
[5] Marc Bloch: Für eine vergleichende Geschichtsbetrachtung der europäischen Gesellschaften, in: Matthias Middell / Steffen Sammler (Hg.): Alles Gewordene hat Geschichte. Die Schule der 'Annales' in ihren Texten 1929-1992, Leipzig 1994, 121-167; Notker Schneider (Hg.): Einheit und Vielfalt: das Verstehen der Kulturen (= Studien zur interkulturellen Philosophie 9), Amsterdam 1998; Michael Borgolte (Hg.): Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs. Zwanzig internationale Beiträge zu Praxis, Problemen und Perspektiven der historischen Komparatistik (= Europa im Mittelalter 1), Berlin 2001.
[6] Hans-Werner Goetz (Hg.): Mediävistik als Kulturwissenschaft? (= Das Mittelalter 5/1), Berlin 2000.
[7] Die Gremien des 'Mediävistenverbandes' sind mit Vertretern aus der Geschichtswissenschaft, den Nationalphilologien, der Mittellateinischen Philologie, der Musikwissenschaft, der Archäologie, der Theologie und Kirchengeschichte, der Byzantinistik sowie der Philosophie- und Rechtsgeschichte besetzt. Das Publikationsorgan des Verbandes, die Zeitschrift 'Das Mittelalter', bietet seit 1996 zweimal jährlich ein Heft zu einem interdisziplinär bespiegelten Thema.
[8] Hans-Werner Goetz / Jörg Jarnut (Hg.): Mediävistik im 21. Jahrhundert. Stand und Perspektiven der internationalen und interdisziplinären Mittelalterforschung (= MittelalterStudien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 1), München 2003.
[9] Ernst Schubert: Alltag im Mittelalter. Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander, Darmstadt 2002.
[10] Hans-Werner Goetz: Frauen im Früh- und Hochmittelalter. Ergebnisse der Forschung, in: Annette Kuhn / Bea Lundt (Hg.): Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in Mittelalter und früher Neuzeit, Dortmund 1997, 21-28; Gabriela Signori: Frauengeschichte / Geschlechtergeschichte / Sozialgeschichte. Forschungsfelder - Forschungslücken: eine bibliographische Annäherung an das späte Mittelalter, in: ebd., 29-53.
[11] Hedwig Röckelein: Das Mittelalter - "finstere" Epoche der Frauengeschichte?, in: Die Philosophin 7 (1993), 23-32.
[12] August Nitschke: Bewegungen in Mittelalter und Renaissance. Kämpfe, Spiele, Tänze, Zeremoniell und Umgangsformen (= Historisches Seminar 2), Düsseldorf 1987; Barbara H. Rosenwein (Hg.): Anger's Past. The Social Uses of an Emotion in the Middle Ages, New York 1998; Peter Dinzelbacher: Gefühl und Gesellschaft im Mittelalter. Vorschläge zu einer emotionsgeschichtlichen Darstellung des hochmittelalterlichen Umbruchs, in: Gert Kaiser / Jan-Dirk Müller (Hg.): Höfische Literatur, Hofgesellschaft, höfische Lebensformen um 1200, Düsseldorf 1986, 213-241; Peter Dinzelbacher: Liebe im Frühmittelalter. Zur Kritik der Kontinuitätstheorie, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 19 (1989)/ 74, 12-38; Matthias Becher: "Cum lacrimis et gemitu". Vom Weinen der Sieger und Besiegten im frühen und hohen Mittelalter, in: Gerd Althoff (Hg.): Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter (= Vorträge und Forschungen 51), Stuttgart 2001, 25-52.
[13] Nach wie vor wird der Main-Stream der deutschen Mittelalterforschung vom 'mittelalterlichen Königtum' bestimmt, das Thema, das die Mediävistik seit dem 19. Jahrhundert dominierte und in dem seit 1951 um Otto Brunner und Theodor Mayer angesiedelten Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte und seinen Ausstrahlungen reetabliert wurde. Vgl. dazu: Jürgen Petersohn (Hg.): Der Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte 1951-2001. Die Mitglieder und ihre Werk. Eine bio-bibliographische Dokumentation, Stuttgart 2001; Traute Endemann: Geschichte des Konstanzer Arbeitskreises. Entwicklung und Strukturen 1951-2001, Stuttgart 2001.
[14] Parisse spielt an auf den Band: Bernd Schneidmüller / Stefan Weinfurter (Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Sigmaringen 1997.
[15] Das Vermächtnis dieses Projektes ist: Carlrichard Brühl: Deutschland - Frankreich. Die Geburt zweier Völker, Köln / Wien 1990.
[16] Thomas Eichenberger: Patria. Studien zur Bedeutung des Wortes im Mittelalter (6. bis 12. Jahrhundert) (= Nationes 9), Sigmaringen 1992.
[17] Exemplarisch: Herwig Wolfram: Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie, 4. Aufl., München 2001.
[18] Matthias Becher: Rex, Dux und Gens. Untersuchungen zur Entstehung des sächsischen Herzogtums im 9. und 10. Jahrhundert (= Historische Studien 444), Husum 1996.
[19] Walter Pohl / Helmut Reimitz (Hg.): Strategies of Distinction. The Construction of Ethnic Communities, 300-800, Leiden 1998.
[20] Andrew Gillett (Hg.): On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages (= Studies in the Early Middle Ages 4), Turnhout 2002.
[21] Gerd Althoff: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997; SFB 496 'Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution', an der Universität Münster.
[22] Frank Rexroth: Rituale und Ritualismus in der historischen Mittelalterforschung. Eine Skizze, in: Hans-Werner Goetz / Jörg Jarnut (Hg.): Mediävistik im 21. Jahrhundert. Stand und Perspektiven der internationalen und interdisziplinären Mittelalterforschung (= MittelalterStudien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 1), München 2003, 391-406.
[23] Gerd Althoff: Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einigung, Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert (= MGH Schriften 37), Hannover 1992; Verena Epp: Amicitia. Zur Geschichte personaler, sozialer, politischer und geistlicher Beziehungen im frühen Mittelalter (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters 44), Stuttgart 1999; Gerd Althoff: Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert der Gruppenbindungen im früheren Mittelalter, Darmstadt 1990; Hedwig Röckelein: Heiraten - ein Instrument hochmittelalterlicher Politik, erscheint demnächst in: 'Von den Wurzeln zum Neuen Europa. Hoftag in Quedlinburg 973'.
[24] Werner Paravicini (Hg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Residenzenforschung 11), Stuttgart 2000; Cordula Nolte: Familie, Hof und Herrschaft. Das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440-1530) (= Mittelalter-Forschungen 11), Stuttgart 2004.
[25] Klaus Schreiner: Adel oder Oberschicht?, Bemerkungen zur sozialen Schichtung der fränkischen Gesellschaft im 6. Jahrhundert, in: VSWG 68 (1981), 225-231; Thomas Zotz: Adel, Oberschicht, Freie. Zur Terminologie der frühmittelalterlichen Sozialgeschichte, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 125 (1977), 3-20; Thomas Zotz: Adel in der Stadt des deutschen Spätmittelalters. Erscheinungsformen und Verhaltensweisen, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 141 (1993), 22-50; Joseph Morsel: Die Erfindung des Adels. Zur Soziogenese des Adels am Ende des Mittelalters - das Beispiel Franken, in: Otto Gerhard Oexle / Werner Paravicini (Hg.): Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 133), Göttingen 1997, 312-375.
[26] Otto Gerhard Oexle: Tria genera hominum. Zur Geschichte eines Deutungsschemas der sozialen Wirklichkeit in Antike und Mittelalter, in: Lutz Fenske / Werner Rösener / Thomas Zotz (Hg.): Institutionen. Kultur und Gesellschaft im Mittelalter, Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag, Sigmaringen 1984, 483-500.
[27] Bernhard Jussen: Der Name der Witwe. Erkundungen zur Semantik der mittelalterlichen Bußkultur (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 158), Göttingen 2000.
[28] Werner Rösener (Hg.): Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, Göttingen 1989 (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 92); ders. (Hg.): Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 115), Göttingen 1995; ders.: Grundherrschaft im Wandel. Untersuchungen zur Entwicklung geistlicher Grundherrschaften im südwestdeutschen Raum vom 9. bis 14. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 102), Göttingen 1991.
[29] Adriaan Verhulst (Hg.): Le grand domaine aux époques mérovingienne et carolingienne. Die Grundherrschaft im Frühen Mittelalter (= Centre Belge d'Histoire Rurale 81), Gent 1985.
[30] Klaus Schreiner: "Grundherrschaft". Entstehung und Bedeutungswandel eines geschichtswissenschaftlichen Ordnungsbegriffs, in: Hans Patze (Hg.): Die Grundherrschaft im späten Mittelalter (= Vorträge und Forschungen 27/1), Sigmaringen 1983, 11-74.
[31] Ludolf Kuchenbuch: Trennung und Verbindung im bäuerlichen Werken des 9. Jahrhunderts. Eine Auseinandersetzung mit Ivan Illichs Genus-Konzept, in: Werner Affeldt / Annette Kuhn (Hg.): Interdisziplinäre Studien zur Geschichte der Frauen im Frühmittelalter: Methoden - Probleme - Ergebnisse, Düsseldorf 1986, 227-242; Heide Wunder: "Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert". Zur geschlechtsspezifischen Teilung und Bewertung von Arbeit in der Frühen Neuzeit, in: Karin Hausen (Hg.): Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung. Zur Geschichte ungleicher Erwerbschancen von Männer und Frauen, Göttingen 1993, 19-39.
[32] Otto Gerhard Oexle: Memoria in der Gesellschaft und in der Kultur des Mittelalters, in: Joachim Heinzle (Hg.): Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, Frankfurt a. M. / Leipzig 1994, 300.
[33] Exemplarisch: Karl Schmid (Hg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter (= Münstersche Mittelalter-Schriften 8/1-3), München 1978.
[34] Beispielsweise: Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen (= Münstersche Mittelalter-Schriften 47), München 1984.
[35] Bernd-Ulrich Hergemöller (Hg.): Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft. Ein Hand- und Studienbuch, Warendorf 1990.
[36] Andreas Blauert / Gerd Schwerhoff (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (= Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 1), Konstanz 2000.
[37] Frank Rexroth: Das Milieu der Nacht. Obrigkeit und Randgruppen im spätmittelalterlichen London (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 153), Göttingen 1999.
[38] Gabriela Signori: Vorsorgen - Vererben - Erinnern. Kinder- und familienlose Erblasser in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 160), Göttingen 2001.
[39] Gerhard Fouquet: Bauen für die Stadt. Finanzen, Organisation und Arbeit in kommunalen Baubetrieben des Spätmittelalters (= Städteforschung, Reihe A, 48), Köln / Wien 1999.
[40] Bernd Herrmann (Hg.): Mensch und Umwelt im Mittelalter, Frankfurt am Main 1989.
[41] Andrea Löther: Prozessionen in spätmittelalterlichen Städten. Politische Partizipation, obrigkeitliche Inszenierung, städtische Einheit (= Norm und Struktur 12), Köln 1999.
[42] Michael Mitterauer: Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs, München 2003.
[43] Hedwig Röckelein (Hg.): Kommunikation (= Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 6/1), Berlin 2001; Karl-Heinz Spieß (Hg.): Medien der Kommunikation im Mittelalter (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte 15), Stuttgart 2003. Vgl. auch die große Zahl mediviästischer Sektionen zum Thema 'Kommunikation und Raum' auf dem Historikertag 2004 in Kiel.
[44] Andrea Löther (Hg.): Mundus in imagine. Bildersprache und Lebenswelten im Mittelalter. Festgabe für Klaus Schreiner, München 1996.
[45] Vgl. den SFB 231 'Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit', Universität Münster, 1986-1999.
[46] Jürgen Petersohn (Hg.): Politik und Heiligenverehrung im Hochmittelalter (= Vorträge und Forschungen 42), Sigmaringen 1994; Hedwig Röckelein: Reliquientranslationen nach Sachsen im 9. Jahrhundert. Über Kommunikation, Mobilität und Öffentlichkeit im Frühmittelalter (= Beihefte der Francia 48), Stuttgart 2002.
[47] Hans-Jürgen Kotzur (Hg.): Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge. Katalog zur Ausstellung im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Mainz 2004.
[48] Frantisek Graus: Pest - Geißler - Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit (= Veröffentlichungen des Max Planck Instituts für Geschichte 86), Göttingen 1987.
[49] Gadi Algazi / Valentin Groebner / Bernhard Jussen (Hg.): Negotiating the Gift. Pre-Modern Figurations of Exchange (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 188), Göttingen 2003.
[50] Otto Gerhard Oexle: Das Bild der Moderne vom Mittelalter und die moderne Mittelalterforschung, in: Frühmittelalterliche Studien 24 (1990), 1-22; Dieter Berg / Otto Gerhard Oexle (Hg.): Mittelalterwissenschaft und Mittelalterbild in Deutschland und Frankreich im ausgehenden 19. Jahrhundert, Bochum 1994.
[51] Der aus der marxistischen Forschung 'geerbte' Konzeptbegriff 'Feudalismus' wurde 2003 auf einer Tagung am Max-Planck-Institut für Geschichte unter der Leitung von Ludolf Kuchenbuch unter Beteiligung deutscher, englischer und französischer Historiker dekonstruiert.
[52] Johannes Fried: Die Aktualität des Mittelalters. Gegen die Überheblichkeit unserer Wissensgesellschaft, Stuttgart 2002; Horst Fuhrmann: Überall ist Mittelalter. Von der Gegenwart einer vergangenen Zeit, München 1996; Peter Segl (Hg.): Mittelalter und Moderne. Entdeckung und Rekonstruktion der mittelalterlichen Welt. Kongreßakten des 6. Symposiums des Mediävistenverbandes in Bayreuth 1995, Sigmaringen 1997.
[53] Max Kerner (Hg.): "... eine finstere und fast unglaubliche Geschichte"? Mediävistische Notizen zu Umberto Ecos Mönchsroman "Der Name der Rose", Darmstadt 1987; Tom Kindt (Hg.): Ecos Echos. Das Werk Umberto Ecos: Dimensionen, Rezeptionen, Kritiken, München 2000.
[54] Annette Kreutziger-Herr / Dorothea Redepenning (Hg.): Mittelalter-Sehnsucht? Texte des interdisziplinären Symposions zur musikalischen Mittelalterrezeption an der Universität Heidelberg, April 1998, Kiel 2000.
[55] Rolf Ballof (Hg.): Geschichte des Mittelalters für unsere Zeit. Erträge des Kongresses des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands "Geschichte des Mittelalters im Geschichtsunterricht", Quedlinburg 20.-23. Oktober 1999, Stuttgart 2003.

Autorin:
Prof. Dr. Hedwig Röckelein
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
der Georg-August-Universität Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5
37073 Göttingen
hroeckelein@t-online.de

Empfohlene Zitierweise:

Hedwig Röckelein: Impulsreferat 'Vormoderne' ('Mittelalter'), in: zeitenblicke 4 (2005), Nr. 1, [09.03.2005], URL: <Bitte fügen Sie hier aus der Adresszeile des Browsers die aktuelle URL ein.>

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