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1. Einführung

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Das Negativurteil eines Großteils vor allem der italienischen Historiographie über das 17. Jahrhundert als ein "Eisernes Zeitalter", als eine Phase des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Niedergangs, hat vor allem dazu geführt, dass es wenig erforscht worden ist. Wenn dies aber doch geschehen ist, tat man sich oft schwer damit, ihm eine eigenständige Bedeutung zuzuerkennen. Viele Renaissance-Forscher zum Beispiel, die sich ins 17. Jahrhundert vorwagen, tun dies vor allem deshalb, um auszuloten, bis zu welchem Punkt der Glanz des vorangegangenen Jahrhunderts in dieses hineinstrahlt. Die Historiker des 18. Jahrhunderts wiederum steigen nur deshalb dorthin hinab, um in ihm die Grundlagen der Modernisierung und die Voraussetzungen der Aufklärung aufzuspüren, das heißt um auszuloten, welche Ereignisse jenen Prozess in Gang gesetzt haben, der in die Überwindung des Ancien Régime münden sollte.

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In der Historiographie war das 17. Jahrhundert lange – und ist es in gewisser Weise heute noch – eine Übergangsphase, ein Ärgernis für alle Theoretiker linearer historischer Entwicklungen aufgrund seiner Komplexität, seiner Uneinheitlichkeit, seines teilweisen Rückgriffs auf Mentalitäten und Einstellungen, die in der Folge überwunden werden sollten und von daher als Rückschritt etikettiert werden.

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Dieses grundsätzlich negative Urteil über die Geschichte des 17. Jahrhunderts, zumindest jener im Mittelmeerraum und in Zentraleuropa, nimmt für das Herzogtum Mantua noch entschiedenere Töne an und behauptet einen unaufhaltsamen Niedergang. Einige gegenläufige Tendenzen werden dabei nur unzureichend berücksichtigt, und den internationalen Entwicklungen, die ebenso wie und vielleicht mehr als diejenigen vor Ort den Lauf der Ereignisse bestimmten, wird nicht die ihnen zukommende Bedeutung beigemessen. [1]

2. Diskontinuität ja, aber …

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Die Schwierigkeiten, mit denen Mantua im 17. Jahrhundert zu kämpfen hatte, sollen andererseits nicht in Abrede gestellt werden: Zunächst gelang es der Familie Gonzaga nicht mehr, ihre direkte Nachfolge im Herzogtum zu sichern, was einen Krieg von europäischen Dimensionen entfesselte. Der Sacco der Stadt durch die kaiserlichen Truppen, die Verbreitung der Pest [2], die Verwüstung der Landgebiete und eine verheerende Wirtschaftskrise markieren dann zweifelsohne einen Bruch mit der vorangehenden Epoche. Diese Diskontinuität aber ist nach meinem Eindruck in übertriebener Weise betont worden, was so weit ging, der Phase 1627-1708 (also jene achtzig Jahre von der Ankunft der Gonzaga-Nevers in Mantua bis zu ihrer Entfernung in Folge der Achterklärung durch den Regensburger Reichstag) nur ein geringes historisches Interesse zuzusprechen. Oft haben sich die Historiker darauf beschränkt, die Taten der letzten Herzöge zu beklagen, die politische und moralische Dekadenz zu unterstreichen und einen unaufhaltsamen Abstieg Mantuas zu postulieren, der vom Renaissanceglanz bis zum Verlust der Autonomie und zur direkten habsburgischen Herrschaft hinabführte.

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Ich glaube, dass uns diese negative Sicht der Dinge daran hindert, über einige Punkte nachzudenken, die ich zusammenfassend aufführen möchte:

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- Die wirtschaftliche Krise, die das Herzogtum Mantua durchlitt, war möglicherweise zwar besonders schwer, unterschied sich aber keineswegs qualitativ von derjenigen, die weite Teile Europas betraf.

- Die Abschwächung des gonzagischen Mäzenatentums und der Verlust vieler Kunstschätze erscheinen vor allem deshalb beklagenswert, weil die vorangegangenen Zeiten sich auf einem außerordentlich hohen Niveau bewegten. Doch wenngleich tatsächlich viele Meisterwerke aus Geldmangel verkauft oder im Lauf der Kriegsereignisse geraubt wurden, waren auch die letzten Herzöge bestrebt, sich mit fähigen Künstlern zu umgeben, ihre Residenz zu verschönern, ja sich sogar eine neue außerhalb der Stadt zu bauen.  [3]

- Die zunehmende Einschränkung des politischen Bewegungsspielraums betraf neben den Gonzaga auch andere Lehnsherren der Po-Ebene, zudem war sie keineswegs auf ihr allzu überbetontes Ungeschick in Regierungsdingen zurückzuführen; vielmehr war sie das Ergebnis eines internationalen geopolitischen Prozesses: des fortschreitenden Niedergangs der spanischen Macht, des Aufstiegs derjenigen Frankreichs und, wenngleich mit Schwierigkeiten behaftet, der Selbstbehauptung des Kaisertums. Es waren vor allem diese Faktoren, die das Gewicht der Gonzaga-Nevers als Herzöge von Mantua und (nicht zu vergessen!) Monferrato, von Pufferstaaten mit großer strategischer Bedeutung also, veränderten.

- Die Zeit 1627-1708 kann nicht als eine bloße Parenthese betrachtet werden, nicht nur wegen ihrer beachtlichen Dauer, sondern auch weil währenddessen geopolitische Veränderungen von großer Tragweite heranreiften.

- Der fortschreitende politische Bedeutungsverlust der Gonzaga-Nevers war im Vergleich zum 16. Jahrhundert nicht linear und schon gar nicht Aufsehen erregend.

3. Der Wiederaufstieg Mantuas

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Es erscheint angebracht, die wichtigen politischen, diplomatischen und dynastischen Beziehungen (vor allem mit den österreichischen Habsburgern), welche die Herzöge von Mantua während eines Gutteils des 17. Jahrhunderts wiederanzuknüpfen oder zu behaupten wussten, einer erneuten Betrachtung zu unterziehen. Tatsächlich verstanden es die allgemein als franzosenfreundlich eingestuften Gonzaga-Nevers, nachdem sie sich in Mantua etabliert hatten, sich dem Reich wiederanzunähern und dank der habsburgischen Protektion für etwa vier Jahrzehnte (von 1637 bis ca. 1678) einen Teil der zuvor verlorenen Macht zurückzuerobern.

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Zum Beleg für diese Behauptungen sei unter anderem auf folgende Tatsachen verwiesen:

- In allererster Linie auf die Hochzeiten zwischen den Gonzaga und den österreichischen Habsburgern, die weiter unten in einem eigenen Kapitel behandelt werden.

- Zum zweiten auf die Wiederannäherung zwischen Maria Gonzaga (gest. 1660), der Mutter Carlos II. (1629-1665), und den Habsburgern (insbesondere den spanischen). Maria regierte von 1637 bis zum 30. Oktober 1647, als ihr Sohn volljährig wurde, und unterstützte (vor allem 1640) die vergeblichen Bemühungen der Spanier, das französisch besetzte Casale Monferrato zu erobern. [4]

- Des Weiteren auf den Abzug der französischen Garnison aus der Festung Casale Monferrato im Oktober 1652. Indem sie von der inneren Lage des von der Fronde erschütterten Frankreich profitierten, vertrieben Carlo II. Gonzaga und der Mailänder Gouverneur Caracena das französische Kontingent aus Casale. Carlo II. gelangte damit wieder in den Besitz der Stadt, und wenngleich er Frankreich zusicherte, sie nicht an Spanien abzutreten, fuhr er im Vertrauen auf die habsburgische Unterstützung fort, Festigkeit gegenüber Frankreich und Savoyen, das noch weite Teile des Monferrato besetzt hielt, zu demonstrieren. [5]

- Zudem auf die beharrlich ablehnende Haltung der Herzöge von Mantua gegenüber den Klauseln der Verträge von Cherasco (Anfang 1631), die im Grundsatz die Bestimmungen des Friedens von Regensburg (30. Oktober 1630) bestätigten und abermals durch den Westfälischen Frieden (24. Oktober 1648) bekräftigt wurden, welche die Abtretung einiger Gebiete im Monferrato an Savoyen vorsahen.

- Außerdem auf die Rolle eines Generalissimus der kaiserlichen Truppen und Reichsvikars in Italien, die Herzog Carlo II., auch wenn ihm objektiv strategische Fähigkeiten abgingen, 1657-1658 übernahm. Dies geschah während des Konflikts zwischen Mailand und dem von Frankreich unterstützten Modena (1655-1658). [6]

- Darüber hinaus auf den Abzug des venezianischen Kontingents aus Mantua (1662), das die Stadt seit mehr als 30 Jahren als Garant einer frankreichfreundlichen Gleichgewichtspolitik besetzt hielt. Dies belegt den Wiedergewinn einer gonzagischen "Autonomie" dank der habsburgischen Unterstützung.

- Schließlich auf das Zugeständnis der Erbfolge in Guastalla an die Gonzaga von Mantua durch das Reich (1678). Wenngleich diese Entscheidung letztendlich folgenlos blieb, war sie doch keineswegs ohne Bedeutung.

4. Mantua und das Reich

a. Die Funktion der italienischen Lehen im habsburgischen System. Die gonzagischen Mikrolehen und Casale Monferrato

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Für nicht wenige Jahrhunderte kontrollierte das Reich das für das Gleichgewicht Norditaliens strategisch wichtige Gebiet zwischen dem Gardasee und dem Po, vor allem durch die Markgrafschaft, später das Herzogtum Mantua im Status eines Reichslehens sowie durch eine Gruppe von Mikrolehen, die rund um das mantuanische Territorium angeordnet waren.

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Die Herren dieser kleinen Territorien, waren, obwohl sie jüngeren Zweigen der Familie Gonzaga angehörten, geneigter, die Legitimierung und Konsolidierung ihrer eigene Macht beim Reich zu suchen anstatt die eigensüchtigen Schutzangebote ihrer mächtigeren Verwandten anzunehmen. [7] In der Tat war es in dieser Zeit das Reich, das eine Expansion Mantuas auf Kosten der umliegenden kleinen Lehen verhinderten: Wenn die Gonzaga von Mantua einerseits die geringeren Familienzweige kontrollierten, wurden sie ihrerseits in gewisser Weise zugleich von ihnen überwacht. Dies führte dazu, dass, anders als dies bisweilen behauptet wird, die Gonzaga keine kohärente Gemeinschaft bildeten und auch keine einheitliche politische Linie verfolgten.

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Als Beleg für diese Behauptung genügt es darauf hinzuweisen, dass die Mitglieder der Hauptlinie und die der Nebenlinien des Hauses Gonzaga in dem säkularen Gegensatz zwischen Habsburg und Frankreich bisweilen auf unterschiedlichen Seiten kämpften, sowie darauf, dass nach und nach echte Festungen wie Guastalla, Sabbioneta und Bozzolo gebaut wurden, die lange Zeit einen "Stachel im Fleisch" des mantuanischen Gebiets darstellten, von Spanien begrüßt oder sogar kontrolliert wurden und nicht zufällig an der südwestlichen Grenze des Herzogtums, jener zum Stato di Milano, lagen. [8]

<12>

Außer an diese Festungen ist zu erinnern an die Bedeutung, die Casale Monferratos für das spanische Mailand, und nicht nur für dieses, hatte. Denn dort lief die "vitale strada per le Fiandre” vorbei, "attraverso cui soltanto si mantenevano sicuri rapporti coi Paesi Bassi spagnoli, aggirando via terra la Monarchia Cristianissima di Francia e l'insidia inglese sulla Manica". [9] Das Monferrato wurde 1531 durch die Heirat Federicos II. Gonzaga und Margherita Palaiologina erworben, die es als Mitgift mit in die Ehe brachte. Die Habsburger, die diese Operation bestätigten, widersetzten sich stets einer Änderung dieser Regelung, indem sie bei mehreren Gelegenheiten die Gonzaga begünstigten und die jahrhundertelangen savoyischen Pressionen insbesondere in den beiden Kriegen um das Monferrato (1612-1617 und 1627-1631) und erneut 1652 abwehrten. [10]

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Die strategische Bedeutung der Festung Casale war seit 1589 durch den Wunsch Herzog Vincenzos Gonzaga noch verstärkt worden, mit bemerkenswertem finanziellen, vor allem aber politischen Aufwand "una fortezza quasi inespugnabile e che sarà la chiave di questo Stato" zu errichten. [11] Auf diese Weise wurde die Kontrolle Casales noch wichtiger als in der Vergangenheit, sodass es für Mantua zu einem weiteren Anlass für Spannungen mit Savoyen, Frankreich und Spanien wurde. Es war nämlich der 1678 noch gescheiterte Geheimvertrag über den Verkauf Casales an Frankreich (das die Festung im September 1681 in Besitz nahm), der den Beginn der Wiederannäherung Ferdinando Carlos an den Sonnenkönig und der fortschreitenden Verschlechterung der Beziehungen zu den Habsburgern markiert. [12] Doch die Schlüsselrolle Casales endete im September 1695, als Vittorio Amedeo II. von Savoyen heimlich mit Frankreich die eigene Teilnahme an der Seite der überlegenen kaiserlichen Kräfte an der Belagerung der Stadt vereinbarte. Frankreich trat die Festung unter der Bedingung ab, die Befestigungen zu schleifen. Savoyen gelang es so, ein mächtiges Hindernis für seine Expansion zu beseitigen, und widersetzte sich deshalb auch nicht der Restitution der nunmehr harmlosen Stadt an den Herzog von Mantua. [13]

b. Die gonzagisch-habsburgischen Heiraten und die Wiederannäherung der Jahre 1637-1678

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Die Bedeutung, die das Reich der Kontrolle Mantuas beimaß, lässt sich auch an der bemerkenswerten Zahl von Ehen zwischen den Gonzaga und der kaiserlichen Familie ablesen. Im Verlauf von weniger als 140 Jahren (zwischen 1549 und 1686) heirateten drei Herzöge von Mantua Erzherzoginnen, während zwei Kaiser (allerdings niemals in erster Ehe) und ein Erzherzog eine geborene Gonzaga zur Frau hatten.

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Um mit den Habsburgerinnen, die von Gonzaga geheiratet wurden, zu beginnen, ist zunächst Katharina (1533-1572), die Tochter Kaiser Ferdinands I., zu nennen, die 1549 Herzog Francesco III. von Mantua heiratete, der mit nicht einmal 17 Jahren im folgenden Jahr starb. Diese so rasch wieder abgerissene Verbindung wurde sogleich durch die Heirat Eleonores von Habsburg, der 1534 geborenen jüngeren Schwester Katharinas, und Guglielmo Gonzagas im Jahr 1561 wiederhergestellt – Eleonore starb 1594 in Mantua. [14]

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Schließlich ist zu erinnern an die Hochzeit zwischen Carlo II. Gonzaga-Nevers und Isabella Clara (1629-1685), der Tochter Erzherzog Leopolds V. von Habsburg-Tirol, die 1649 gefeiert wurde und aus welcher der Erbe des Herzogtums Mantua Ferdinando Carlo Gonzaga hervorging. [15] Was aber die Gonzaga-Prinzessinnen betrifft, die Mitglieder der kaiserlichen Familie heirateten, sei zuerst Anna Caterina Gonzaga (1566-1621), die dritte Tochter Guglielmos und Eleonores von Habsburg genannt, die 1582 Erzherzog Ferdinand II., Graf von Tirol, heiratete; aus dieser Ehe ging Anna hervor, die 1612 die Gemahlin von Kaiser Matthias (1557-1619) wurde.

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Doch kommen wir nun zu den beiden Gonzaga, die Kaiserinnen wurden. Beide hießen Eleonora. [16] Die erste (Mantua 1598-Wien 1655) war die Tochter Vincenzos I. und Eleonoras de' Medici. Um die Verbindungen zum Kaiserhaus zu unterstreichen, genügt die Feststellung, dass ihre Taufpaten Margarethe von Österreich, die soeben mit König Philipp III. von Spanien verheiratet worden war, und Erzherzog Ferdinand von der Steiermark waren. Eben diesen Ferdinand, der unterdessen als Ferdinand II. Kaiser geworden war, heiratete Eleonore Gonzaga 1621, nachdem dessen erste Frau Maria Anna von Bayern gestorben war. Auch wenn das Paar keine Kinder hatte, führte es "ein harmonisches Eheleben". Zwar hatte Eleonora in außenpolitischen Fragen keinerlei Einfluss (tatsächlich konnte sie den Mantuanischen Erbfolgekrieg nicht verhindern, und sie litt heftig unter dem Sacco der Stadt), doch begleitete sie den Kaiser oft auf seinen Reisen. Nach seinem Tod (1637) setzte sie sich dann erfolgreich für die Ehe zwischen der Schwester Carlos II. Gonzaga-Nevers – auch sie hieß Eleonora – und Kaiser Ferdinand III. ein, die 1651 geschlossen wurde. [17]

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Als Eleonora die Ältere 1655 starb, saß in Wien daher eine andere Gonzaga an der Seite des Kaiserthrons. Diese zweite Kaiserin Eleonora (1628-1686) war bereits eine Gonzaga-Nevers – sie war 1628 als Tochter Karls von Rethel (aus der Linie Gonzaga-Nevers) und Marias Gonzaga, der letzten Vertreterin der Hauptlinie, geboren. Eleonora lebte sich am Wiener Hof gut ein und sammelte um sich einen Kreis von Politikern, Diplomaten und Wissenschaftlern. Stets behielt sie einen erheblichen Einfluss auf ihren Stiefsohn Leopold I. (Kaiser von 1658 bis 1705) – so war sie es, die ihn 1680 mit Pater Marco d'Aviano bekannt machte. Als entschiedene Förderin der Interessen ihrer Herkunftsfamilie veranlasste sie 1660 ihren Bruder Carlo II. Gonzaga, Herzog von Mantua, sich nach Triest zu begeben, um bei diesem Besuch der kaiserlichen Erblande die Investitur für seine Besitzungen zu empfangen. Schließlich gelang es ihr, eine (wenn auch nur vorübergehende) Beilegung der Rivalitäten zwischen den Gonzaga von Mantua und jenen von Guastalla zugunsten ersterer zu bewirken, indem sie die Heirat Ferdinando Carlos mit der Erbin des kleinen, vom großen Ferrante Gonzaga gegründeten Herzogtums einfädelte. [18]

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Schon aus diesem flüchtigen Überblick geht hervor, dass die Gonzaga und das Reich nicht nur ihre Lehnsbeziehungen durch eine umsichtige Heiratspolitik unterfütterten, sondern dass ihre Beziehungen im 17. Jahrhundert besonders eng waren (zumindest bis Anfang der 80er-Jahre), just in der Zeit also, als die Gonzaga von Mantua unter politischen Gesichtspunkten von oberflächlichen Betrachtern oft bereits schon als unrettbar verloren eingestuft wurden.

c. Einvernehmen oder Rivalität? Das Verhältnis zwischen Spanien und dem Reich und die Lehen der Po-Ebene

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Dank jüngerer Forschungen kann die Geschichtsschreibung als überwunden gelten, die die Haltung des Reichs im 17. Jahrhundert als Schwäche gegenüber Spanien deutete, sodass Quazza dessen "Vorherrschaft" konstatierte und Pugliese sein Übergewicht gegenüber dem Reich in den italienischen Angelegenheiten behauptete. Solange man nicht die spanische Perspektive berücksichtigte, erschien das Reich tatsächlich schwach und unfähig, eine von den spanischen Habsburgern unabhängige Politik zu betreiben. [19]

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Dennoch ist die Frage nach der aggressiven Haltung Spaniens in der Lombardei im Allgemeinen und gegenüber dem Monferrato im Besonderen zu stellen, zumal für die Jahre der Kriege gegen Frankreich. Vergessen wir nicht, dass bis 1652 der französisch-spanische Konflikt um das Monferrato eine wirkliche Kontrolle der Gonzaga über das Gebiet verhinderte. [20] Wenn man die entschiedene Wiederannäherung Mantuas an Frankreich nach 1678/80 und die spanischen Pressionen betrachtet, die die mantuanischen Bestrebungen nach einer Festigung der eigenen Position in Schach hielten, ist nicht leicht zu entscheiden, was die Ursache und was das Ergebnis war. Wenn ich mir eine Hypothese erlauben darf, die natürlich noch bewiesen werden müsste, so würde ich sagen, dass Spanien Mantua nicht traute, weil es ihm profranzösische Intrigen unterstellte, während Letzteres die Präsenz Spaniens immer noch als bedrohlich empfand und Mühe hatte, im Katholischen König den Sachwalter der Reichsinteressen zu erkennen. Die engen Beziehungen zwischen den Gonzaga und den österreichischen Habsburgern reichten wahrscheinlich für die Ersteren nicht aus, um sich in ihren Interessen hinreichend gesichert und geschützt zu fühlen. Wenn man diese Interpretation zuspitzen will, könnte man sagen, dass Spanien das Schicksal Mantuas nicht so sehr am Herzen lag, wie es dem Reich gelegen hätte, wenn es in jenen Jahren an der italienischen Front mit anderen Mitteln hätte operieren können.

d. Die Entfremdung zwischen Mantua und dem Reich und der Spanische Erbfolgekrieg

<22>

Nach der oben dargestellten Wiederannäherung verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Mantua und dem Reich seit 1681 aus verschiedenen Gründen ganz erheblich. Zu diesen zählen ohne Zweifel:

- Die (wenngleich als militärische Eroberung maskierte) Abtretung von Casale Monferrato an die Franzosen durch die Mantuaner 1681.

- Die hartnäckige französische Überredungs- und Überzeugungsarbeit gegenüber Ferdinando Carlo Gonzaga, die darauf zielte, sein Vertrauen und sein Bündnis mit Finanzmitteln zu erkaufen, welche damals weder Spanien noch das Reich aufbringen konnten oder wollten.

- Die letztendliche Unterstützung des Reichs für die Gonzaga von Guastalla in der Frage der Nachfolge in diesem Herzogtum, ungeachtet der vorangegangenen entgegengesetzten Vereinbarungen und Erklärungen, also zugunsten der Gonzaga von Mantua. Letztere hegten von daher einen dumpfen Groll gegenüber dem Reich, den Frankreich geschickt zu nutzen verstand.

- Der Eindruck, den der Aufstieg des Frankreichs des Sonnenkönigs wie auf viele Zeitgenossen so auch auf Mantua machte, zumal im Vergleich mit dem offenkundigen Niedergang der spanischen Macht.

- Das nachlassende Interesse des Kaisertums, sich eben in jenen Jahren, in denen sich sein Wiederaufstieg in Form einer erneuerten Festigkeit und Unnachgiebigkeit vorbereitete, zur Kontrolle der italienischen Gebiete von erheblicher strategischer Bedeutung der kleinen Vasallen zu bedienen. [21]

<23>

Aus diesen und anderen Gründen näherten sich die Gonzaga-Nevers mithin so weit an Frankreich an, dass sie den gallospanischen Truppen 1701, während des Spanischen Erbfolgekriegs, die Besetzung der Stadt Mantua erlaubten. Die Gonzaga-Nevers irrten allerdings mit ihren Prognosen, welche Macht am Ende in dem Konflikt die Oberhand behalten und damit Oberitalien kontrollieren würde. Indem sie auf Frankreich setzten, begingen sie einen politischen und diplomatischen Fehler, der sie den höchstmöglichen Preis kostete: die Konfiskation des Herzogtums wegen Felonie, da sie gegen den Kaiser, ihren Lehnsherrn, Partei genommen hatten. [22] Das hatte allerdings nach dem Kalkül des letzten Herzogs Ferdinando Carlo keineswegs das Ausscheiden aus dem Reichslehnssystem bedeuten sollen. Wahrscheinlich vertraute er zu sehr auf die französische Macht und konnte die (in der Tat viele Zeitgenossen überraschende) Reaktionsfähigkeit des Kaisertums nicht vorhersehen, dessen Strategie in den unmittelbar folgenden Jahren auf eine Stärkung der familiären und dynastischen Macht der Habsburger abzielte, und zwar nicht durch Überwindung der kaiserlichen Perspektive, sondern durch deren umsichtige Nutzung. So ging das Haus Österreich im Zuge dieses "neuen Kurses", der nichtsdestoweniger der Sphäre des Reichs eingefügt war, ja dessen "heilige" und "römische" Eigenschaften man sogar wieder aufleben lassen und stärken wollte [23], am Beginn des 18. Jahrhunderts immer mehr dazu über, Italien direkt zu beherrschen, statt es durch Vasallenstaaten zu kontrollieren. Dies ist jenseits des politischen und / oder moralischen Niedergangs der Gonzaga und anderer kleinerer Souveräne des italienischen Seicento der entscheidende Faktor, der schon von den ersten Jahren des folgenden Jahrhunderts an zu einer deutlichen Vereinfachung der italienischen Landkarte führte. [24]

5. Reich, Lehnsrecht und Staatsräson.

Die Entwicklung der habsburgischen Strategie im Umgang mit den italienischen Lehen und die Nutzbarmachung des Kaiseramts für die Stärkung der habsburgischen Dynastie

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Der Verlust des Herzogtums Mantua durch die Gonzaga-Nevers scheint also weniger der politischen Unfähigkeit der letzten Herzöge von Mantua als vielmehr internationalen Faktoren und der Strategie zuzuschreiben zu sein, die das Kaisertum in jenen Jahren entwickelte. Die Einstellung des Kaisers war jedoch nicht eindeutig, und je nach Situation zog er dem dynastischen Recht die Unterstützung ihm treuer Persönlichkeiten vor. Dazu drei Beispiele:

Im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1629-30) wandte sich das Kaisertum mit Macht gegen die Gonzaga-Nevers, obwohl diese die direkten Abkömmlinge der fürstlichen Familie und vom letzten Herzog Vincenzo II. ausdrücklich zu Nachfolgern bestimmt worden waren; überdies waren sie durch die Ehe zwischen Maria Gonzaga, der Nichte Vincenzos II., und Carlo Gonzaga-Nevers legitimiert. Es gab damals eine heftige Machtprobe in Wien und Prag zwischen den Unterstützern des Prinzips des dynastischen Rechts der Vasallen auf der einen und den Befürwortern der Nachfolge der zuverlässig kaisertreuen Gonzaga von Guastalla in Mantua auf der anderen Seite. [25] Schließlich gestand das Reich im Vertrag von Regensburg (13. Oktober 1630), obwohl es siegreich war, das Herzogtum Mantua den Gonzaga-Nevers zu, gegen die es doch einen verheerenden Krieg entfesselt hatte, um ihre Inbesitznahme Mantuas zu verhindern. In diesem Fall scheinen sich also die dynastischen Argumente durchgesetzt zu haben. [26]

1671 heiratete Ferdinando Caro, der der letzte Herzog von Mantua sein sollte, Anna Isabella Gonzaga, die erstgeborene Tochter Herzog Ferrantes III. von Guastalla, der keinen männlichen Nachkommen hatte. Mantua gewann nicht nur einige strittige Gebiete zurück (Luzzara und Reggiolo an der Grenze zwischen den beiden Herzogtümern), sondern erlangte 1678 sogar mit kaiserlicher Zustimmung die Nachfolge in Guastalla selbst. [27] Dies war der Höhepunkt an Macht und an guten Beziehungen zum Kaisertum, den das Herzogtum Mantua im 17. Jahrhundert erreichte. Auch hier scheinen die dynastischen Argumente vorgeherrscht zu haben.

Doch gerade politische Gründe veranlassten den Kaiser nur wenige Jahre später und in genau derselben Frage zu diametral entgegengesetzten Entscheidungen. Wegen der Wiederannäherung Mantuas an Frankreich und des Ausbleibens männlicher Nachkommen Ferdinando Carlos witterten von 1690 an diejenigen Morgenluft, die eine Nachfolge Vincenzo Gonzagas in Guastalla unterstützten. Dieser war zwar nicht der nächste Verwandte Ferrantes III. war, hatte jedoch eigens zu diesem Zweck Maria Vittoria Gonzaga, die jüngere Schwester Anna Isabellas, der Gemahlin Ferdinando Carlos, geheiratet. Auf Druck Spaniens sprach Kaiser Leopold I. im Mai 1692 Vincenzo Gonzaga den Besitz von Guastalla, Luzzara und Reggiolo zu. Ferdinando Carlo appellierte an den Kaiser, aber der Wiener Reichshofrat bestätigte im April 1699 Vincenzo Gonzaga im Besitz Guastallas und erlegte Ferdinando Carlo sogar die Erstattung der bis 1692 aus dem Herzogtum gezogenen Einkünfte auf.  [28]

<25>

Kann man also sagen, dass das Reich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die unzuverlässigen Gonzaga von Mantua eliminierte, um sie durch die von Guastalla zu ersetzen? – Schließlich hätte die Linie Guastalla beim Tod Ferdinando Carlos 1708 vom dynastischen Standpunkt aus zu Recht die Nachfolge in Mantua beanspruchen können. Mit anderen Worten: Erlaubte der beharrlich kaisertreue Kurs der Guastalla es ihnen, weiterhin eine wichtige Rolle in den Reichslehen der Mantuaner Region zu spielen?

<26>

Die Antwort ist negativ, denn die Habsburger hatten nunmehr ihre Strategie geändert. "Österreich ergriff sogleich die Gelegenheit, sich einen Staat von einer beachtlichen strategischen Bedeutung für die Herrschaft über Norditalien einzuverleiben, und wies alle Appelle des Herzogs [von Guastalla] zurück, indem es Mantua zum erblichen Herzogtum des Hauses Österreich erklärte".  [29]

Autor:

Dr. Giuliano Annibaletti
Charta Società Cooperativa
Vicolo Santa Maria, 4
I-46100 Mantova
giuliano.annibaletti@tin.it

Die Übersetzung aus dem Italienischen hat Matthias Schnettger angefertigt.



[1] Raffaele Tamalio: Mantova e i Gonzaga tra Spagna e Austria (1530-1630). Un ducato sul cammino dell'Impero, in: Umberto Artioli / Cristina Grazioli (Hg.): I Gonzaga e l'Impero. Itinerari dello spettacolo, Firenze 2005, 29-37. Der Verfasser betont die geographische und politische Bedeutung, die dem Gonzaga-Herzogtum aus Reichsperspektive zukam, doch wie andere Historiker überbewertet er die Zäsur, die der Sacco Mantuas und die Nachfolge der Gonzaga-Nevers darstellten. Auf Seite 37 bekräftigt er: "Il passaggio dello stato gonzaghesco [...] nelle mani della dinastia filofrancese dei Gonzaga-Nevers alla fine del 1627 rappresentò il compimento di quel ruolo centrale giocato da Mantova nei confronti delle corti asburgiche di Madrid e Vienna". Und der Beitrag schließt wie folgt: "Il ducato di Mantova aveva cessato per sempre di essere un ducato sul cammino dell'Impero".

[2] Die Pestepidemie bewirkte im Herzogtum Mantua eine noch höhere Sterberate als in den umliegenden Gebieten, wo sie schon entsetzlich hoch war. Die Bevölkerung des Herzogtums sank von 170.000 auf etwa 43.000, die der Stadt allein von ungefähr 45.000 auf ca. 15.000. Vgl. Leonardo Mazzoldi / Renato Giusti / Rinaldo Salvadori (Hg.): Mantova. La storia, Bd. 2, Mantova, 1961, 145 und 152.

[3] Es handelt sich um den prächtigen Landsitz La Favorita.

[4] Romolo Guazza: Mantova attraverso i secoli, Mantova 1933, 273.

[5] Mazzoldi / Giusti / Salvadori: Mantova (wie Anm. 2), 159.

[6] Ebd., 156.

[7] Aus der Furcht, früher oder später in den Einflussbereich Mantuas hineingezogen zu werden, waren es gerade diese kleinen Herren, die "nel riconoscimento imperiale una salvaguardia alla autonomia e incolumità dei loro possedimenti" suchten. Roberto Navarrini: Gazoldo degli Ippoliti da feudo a comune, Mantova 1998, 22.

[8] "Per rendersi importanti agli occhi dei governatori spagnoli di Milano", insbesondere in den Herzogtümern Guastalla und Sabbioneta, "i fondatori delle locali dinastie gonzaghesche, Ferrante prima, Vespasiano poi, entrambi militari e politici già al servizio della Spagna, avevano infatti eretto, in uno con lo Stato, imponenti fortificazioni che avrebbero potuto costituire ottime basi avanzate per le truppe spagnole in caso di penetrazione nel Mantovano". Cesare Mozzarelli: Introduzione, in: Giovanni Battista Vassallo: Annali che contengono diversi avvenimenti in Casale Monferrato et altrove (1613-1695), hg. von Adriano Galassi / Blythe Alice Raviola / Romano Sarzi, Mantova 2004, 9 - 28, hier 11.

[9] Ebd., 11.

[10] Vgl. Blythe Alice Raviola: Il Monferrato gonzaghesco. Istituzioni ed élites di un micro-stato (1536-1708), Firenze 2003, und Robert Oresko / David Parrott: The sovereignty of Monferrato and the citadel of Casale as european problems in the early modern period, in: Daniela Ferrari (Hg.): Stefano Guazzo e Casale tra Cinque e Seicento. Atti del convegno, Casale Monferrato, 1993, Roma 1997, 11-86.

[11] Schreiben Vincenzo Gonzagas an seine Gemahlin Eleonora de' Medici vom 26. Mai 1590, zitiert nach Paolo Carpeggiani: "...una fortezza quasi inespugnabile e che sarà la chiave di questo Stato...", in: Ferrari: Stefano Guazzo (wie Anm. 10), 241-270, hier 249.

[12] Nicht nur die Habsburger waren über das Verhalten des Gonzaga erbost, sondern auch der venezianische Senat, der Ferdinando Carlo der seinem Rang zukommenden Ehren beraubte. Vgl. Mazzoldi / Giusti / Salvadori: Mantova (wie Anm. 2), 161.

[13] Ebd., 165; Carpeggiani: "… una fortezza quasi inespugnabile …" (wie Anm. 11), 270. Man kann vermuten, dass das Kaisertum bereits in den letzten zwanzig Jahren des 17. Jahrhunderts eine Strategie zur Beherrschung Italiens ausgearbeitet hatte, die die Rolle der kleinen Lehnsherren entwertete, da die Kontrolle dieser Gebiete nunmehr auf andere Weise gewährleistet werden sollte. Auch deswegen begann man die Festungen, die den Territorien eine größere strategische Bedeutung verliehen hatten und über ein gutes Jahrhundert dem "habsburgischen System" nützlich gewesen waren, bewusst zu zerstören oder verfallen zu lassen. Zu dem letztgenannten Aspekt Mazzoldi / Giusti / Salvadori: Mantova (wie Anm. 2), 163 f. Der Kaiser ging so weit, die Wiederherstellung der Mauern Mantuas ausdrücklich zu verbieten. Daniela Frigo: Impero, diritti feudali e 'ragion di stato': la fine del ducato di Mantova (1701-1708), in: Marcello Verga (Hg.): Dilatar l'impero in Italia. Asburgo e Impero in Italia nel primo Settecento, Roma 1995, 55-84, hier 83.

[14] Dizionario Biografico degli Italiani (künftig: DBI), Bd. 42, Roma 1993, 419-421, Artikel Eleonora d'Asburgo.

[15] Ebd., Bd. 42, 429, Artikel Eleonora Gonzaga-Nevers und ebd., Bd. 20, Roma 1977, 283, Art. Carlo II Gonzaga-Nevers.

[16] Gian Battista Intra: Le due Eleonore Gonzaga imperatrici, Mantova 1891.

[17] DBI, Bd. 42, 425-428, Artikel Eleonora Gonzaga.

[18] Ebd., Bd. 42, 428-434, Artikel Eleonora Gonzaga-Nevers.

[19] Vgl. hierzu Cinzia Cremonini: Impero e feudi italiani tra Cinque e Settecento, Roma 2004, passim, die Salvatore Pugliese: Il Sacro Romano Impero in Italia, Milano 1935, zitiert.

[20] Mazzoldi / Giusti / Salvadori: Mantova (wie Anm. 2), 151 und 154.

[21] Rotraut Becker, Verfasserin des Artikels über Eleonora Gonzaga-Nevers, bekräftigt in DBI, Bd. 42, 432, dass dieselbe Eleonora "fece veementi quanto inutili sforzi affinché Leopoldo intervenisse per contrastare questa evoluzione", angesichts der "crescente dipendenza politica del giovane Ferdinando Carlo dai Francesi".

[22] "La scelta filo-francese era stata suggerita in primo luogo da una errata valutazione delle forze dell'Impero, dato ormai per spacciato a causa delle debolezze manifestatesi di fronte all'offensiva turca. La lentezza della macchina bellica imperiale, l'avanzata dei turchi, le divisioni tra i principi territoriali tedeschi, l'impossibilità di ricevere soccorso dalla Francia per la difesa della cristianità: erano queste le considerazioni che portavano cancellerie e ambasciatori europei a disperare della situazione dell'Impero". Frigo: Impero (wie Anm. 13), 57 f. Zum Reichsbild der Zeitgenossen vgl. dies.: La concezione dell'Impero nella pubblicistica e nelle fonti diplomatiche italiane della seconda metà del Seicento, in Ruggero Limonato (Hg.): Marco d'Aviano e il suo tempo. Un cappuccino del Seicento, gli ottomani e l'Impero, atti del convegno, Pordenone 1993, 342-368. Zu dem Schlichtungsverfahren, das die Gonzaga anstrebten, um die Felonieerklärung mit Argumenten anzufechten, die teilweise von einigen Kurfürsten geteilt wurden, vgl. auch Frigo: Impero (wie Anm. 13), 55-84.

[23] An diesem Punkt ist die Diskussion über die Bedeutung und der Tragweite über den "Wiederaufstieg" des Kaisertums seit dem Türkenkrieg anzusprechen. Bis vor wenigen Jahren haben die Forscher dieses Thema vernachlässigt, und auch aufmerksame Historiker wie beispielsweise Romolo Quazza haben sich darauf beschränkt, das Erscheinen Ferdinando Carlo Gonzagas in Ungarn an der Seite des kaiserlichen Heeres zu beklagen, indem er nur den (geringen) Beitrag des Herzogs an militärischer Unterstützung bewertete und die Bedeutung verkannte, die dieser Krieg damals nicht nur für das Reich, sondern für das ganze christliche Europa erlangte. Nach dem siegreichen Widerstand gegen die Belagerung Wiens durch die Türken "la Lega Santa tra Impero, Polonia, Papato e Venezia (a cui dal 1684 partecipa anche la Russia) [...] per salvare la cristianità diventa [...] per gli Asburgo il nodo attorno al quale giocare, a trecentossessanta gradi, la politica della monarchia e dell'Impero nell'ultimo scorcio del Seicento". Cinzia Cremonini: Grossmacht o trompe l'oeil barocco? Considerazioni sull'impero in Italia e i rapporti con il papato all'epoca di padre Marco d'Aviano, in: Limonato: Marco d'Aviano (wie Anm. 22), 311-341, hier 313.

[24] "E tuttavia la semplificazione territoriale non era obiettivo di facile raggiungimento nemmeno da parte della nuova potenza avviata all'egemonia nell'Italia settentrionale. Solo un passo falso politico come quello compiuto da Ferdinando Carlo schieratosi contro il suo signore feudale offriva infatti all'Impero la copertura giuridica per una apprensione legittima. Altrimenti bisognava aspettare pazientemente l'estinzione della dinastia regnante e la vacanza del feudo stesso. E anche quando ciò fosse avvenuto, l'eliminazione per incorporazione di un feudo in un altro [...] non era atto da compiere senza molte cautele. Diversamente si sarebbe messa in discussione la struttura istituzionale e formale del Sacro Romano Impero, mantello comunque prezioso per la monarchia asburgica e strumento eccellente di supremazia tanto in Germania che in Italia". Cesare Mozzarelli: Da ducato a dipartimento franco-cisalpino, in: Giorgio Rumi / Gianni Mezzanotte / Alberto Cova (Hg.): Mantova e il suo territorio, Milano 1999, 11-35, hier 12.

[25] In jenen Jahren bekleidete Ferrante Gonzaga die Stellung eines kaiserlichen Generalkommissars in Italien.

[26] Zur Einschätzung, inwieweit politische Erwägungen die juristischen Entscheidungen in der mantuanischen und montferratischen Nachfolgefrage beeinflussten, vgl. Raffaella Bertazzoli: Mantova e la corte cesarea: rapporti giuridichi, diplomatici, politici, in: Elena Venturini (Hg.): Il carteggio tra la corte cesarea e Mantova (1559-1636), Cinisello Balsamo 2002, 135-159.

[27] Mazzoldi / Giusti / Salvadori: Mantova (wie Anm. 2), 159.

[28] Ebd., 165.

[29] DBI, Bd. 57, Roma 2001, 709, Artikel Gonzaga Eleonora.

Empfohlene Zitierweise:

Giuliano Annibaletti : Ein irreversibler Niedergang? , in: zeitenblicke 6 (2007), Nr. 1, [10.05.2007], URL: https://www.zeitenblicke.de/2007/1/Annibaletti/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-7997

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