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"Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Nationalismus." Mit dieser ironischen Anspielung auf das Kommunistische Manifest eröffnete der polnische Literaturnobelpreisträger Czesław Miłosz 1993 einen Essay, der den Triebkräften des Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert nachspürte. [1] Dahinter stand das Bemühen, das Wiederaufleben nationaler Empfindungen im östlichen Mitteleuropa nach den Umbrüchen von 1989 verständlich zu machen und in längere historische Entwicklungslinien zu stellen. Miłosz verwies auf die kulturellen Wurzeln der ostmitteleuropäischen Nationalbewegungen des frühen 19. Jahrhunderts und ihren emanzipatorischen Gehalt, auf die Formulierung und Verbreitung nationaler Vorstellungen durch die Literatur der Romantik und nicht zuletzt auf eine besondere religiöse Anziehungskraft, eine 'Aura des Religiösen', die sich in Polen unter dem Einfluss der Dichtungen von Adam Mickiewicz bis zur messianischen Vorstellung Polens als 'Christus der Nationen' gesteigert hatte.

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Damit reagierte Miłosz auf die Durchsetzung des Nationalstaatsprinzips im östlichen Europa, die mit dem Zerfall der Sowjetunion, der Auflösung der Tschechoslowakei und den Kriegen in Jugoslawien scheinbar unaufhaltsam voranschritt. Zugleich umriss er zentrale Themenfelder einer kulturwissenschaftlichen Nationalismusforschung, wie sie sich in der Folge rasch etabliert hat. Denn einer Kulturwissenschaft, die sich mit kollektiven Wahrnehmungen und Deutungen als zentralem Zugang zur Erschließung sozialer Ordnungen beschäftigt, drängt sich die Erforschung nationaler Vorstellungswelten geradezu auf. [2] In Deutschland und im angelsächsischen Sprachraum ist die Nationalismusforschung deshalb buchstäblich zur Leitdisziplin der Geschichtsschreibung über das östliche Mitteleuropa im 19. und frühen 20. Jahrhundert geworden. Deren Stand und Ergebnisse sollen im Folgenden anhand einiger ausgewählter, wegweisender Studien vorgestellt werden, um auf dieser Grundlage einige zentrale Problemkreise aus diesem Themenfeld zu umreißen.

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Ein zentrales Thema der Nationalismusforschung ist seit jeher die Ausbreitung und Durchsetzung nationaler Vorstellungen als dominantes Ordnungsschema. Im östlichen Europa bedeutete dies in aller Regel, dass die entlang konfessioneller und religiöser, rechtlicher, sozialer und sprachlicher Linien vielfältig gegliederte Bevölkerung der frühneuzeitlichen Reiche in klar voneinander abgegrenzte Nationalgesellschaften auseinander trat – ein Prozess, der ausgesprochen konfliktreich und vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend gewaltsam verlief. Die Frage nach den Triebkräften dieser Entwicklung ist bis in die frühen neunziger Jahre hinein von einem sozialgeschichtlichen Zugang geprägt worden. Die gesellschaftlichen Umbrüche im Gefolge der industriellen Revolutionen, die Auflösung überschaubarer Lokalgesellschaften und Untertanenverbände und der rasante Wandel städtischer Mittelschichten und ihrer Partizipationsansprüche boten eine schlüssige Erklärung für die Dynamik, mit der sich die europäischen Nationalismen seit der Französischen Revolution in ganz Europa ausbreiteten. [3] Für das östliche Europa entfaltete das Phasenmodell von Miroslav Hroch durchschlagende Wirkung, erlaubte es doch, die Formulierung und Ausbreitung nationalen Gedankenguts unmittelbar an die Entstehung bürgerlicher Bildungseliten zu binden, als emanzipatorischen Prozess zu beschreiben und nationale Verlaufsunterschiede in einem eingängigen heuristischen Rahmen zu verorten. [4]

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Vor diesem Hintergrund standen in den siebziger und achtziger Jahren vor allem Prozesse nationalgesellschaftlicher Versäulung und Segmentierung im Mittelpunkt des Interesses. [5] Die Sprengkraft der ostmitteleuropäischen Nationalbewegungen schien direkt an die jeweilige gesellschaftliche Entwicklungsdynamik gekoppelt. Damit schwand aber auch das Vertrauen in die Möglichkeit, Nationalitätenprobleme auf institutionellem Weg über die liberale Ausgestaltung von Minderheitenrechten lösen zu können. Besondere Strahlkraft entfalteten die Arbeiten des österreichischen Verfassungshistorikers Gerald Stourzh. Seine bahnbrechende Studie zur Entwicklung des österreichischen Minderheitenrechts von der unverbindlichen Verheißung zu konkret einklagbarem Recht ließ zwar die hohe Bedeutung der österreichischen Rechtssprechung für die Ausgestaltung eines wirksamen Minderheitenschutzes deutlich werden. Sie zeigte aber auch, wie sehr Gerichtsbarkeit und Verwaltung den einzelnen Staatsbürger auf eindeutige nationale Zuordnungen festlegte und multiethnische Milieus fortschreitender Zerrüttung preisgab. [6] Die Studien von Hannelore Burger zum österreichischen Volksschulwesen, zur Badeni-Krise von 1897 und zum Mährischen Ausgleich von 1905 haben diese Einsichten weiter untermauert. [7] Seitdem haben die vielgepriesenen, vor allem mit den Namen von Otto Bauer und Karl Renner verbundenen Ansätze aus der österreichischen Sozialdemokratie, die Nationalitätenprobleme der Habsburgermonarchie über nationale Selbstverwaltungen nach dem Personalprinzip und die Einführung von Nationalkatastern zu entschärfen, etwas an Glanz verloren. [8] Dennoch stehen entsprechende Entwürfe des jüdischen Arbeiterbundes in Polen oder auch das estnische Minderheitengesetz von 1925, die diese Konzepte aufgreifen, weiterhin in hohem Ansehen als jeweils fortschrittlichste Ansätze ihrer Zeit. [9]

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Dieses Bild einer institutionell kaum beherrschbaren Eigendynamik nationaler Vorstellungen hat sich durch die kulturwissenschaftlichen Arbeiten der letzten anderthalb Jahrzehnte weiter verstärkt. An deren Anfang stand die von Ernest Gellner und Eric Hobsbawm ausgelöste Diskussion um die Modernität der Nation als wirkungsmächtiges politisches Ordnungskonzept, das die europäische Staatenordnung im Gefolge der Französischen Revolution radikal umzugestalten begann. [10] Dabei ging es den sogenannten Modernisten zunächst vor allem darum, die etablierte Vorstellung von der Ursprünglichkeit der Nation als selbstverständlicher, gleichsam natürlicher Ordnung menschlicher Gemeinschaft zu erschüttern, und dies, obgleich sich die ältere Nationalismusforschung durchaus dessen bewusst war, dass die Nation trotz tiefer, bis ins Mittelalter zurückreichender Wurzeln, eine vergleichsweise junge Kategorie politischer Weltsicht darstellte. [11] Doch erst mit der prägnanten und vielzitierten Formel von den "imagined communities", den "vorgestellten Gemeinschaften" hat Benedict Anderson den Nationalismus einer modernen, konstruktivistisch grundierten Kulturwissenschaft dauerhaft zugänglich gemacht. Auch wenn sich noch immer darüber streiten lässt, ob sich Nationen gleichsam aus dem Nichts erfinden lassen, wie die deutsche Übersetzung von Andersons Buch in etwas irreführender Weise nahe legt, herrscht doch inzwischen ein breiter Konsens darüber, Nationen nicht als in einem wie auch immer gearteten Sinn reale, sondern als gedachte Gemeinschaften zu verstehen. [12]

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Die Nationalismusforschung, sofern sie sich mit dem östlichen Europa beschäftigt, hat sich deshalb in den vergangenen Jahren mit derartigen Grundsatzfragen nicht mehr lange aufgehalten. Vielmehr hat sie sich in einer Fülle von Studien darauf konzentriert, nationale Vorstellungswelten und Argumentationsmuster zu erschließen und die vielfältigen Prozesse der Formulierung nationalen Gedankenguts sowie die Formen seiner Vermittlung an breite Bevölkerungsschichten in all ihren Facetten zu untersuchen. Während das sozialgeschichtliche Phasenmodell Miroslav Hrochs auf diese Weise zunächst eine kulturelle Dimension zu gewinnen schien, ist es durch die Rekonstruktion der vielfältigen und mitnichten linearen Prozesse der Aneignung nationaler Vorstellungen durch die jeweiligen Adressaten inzwischen in seinen Grundlagen in Frage gestellt worden.

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Für den polnischen Nationalismus in den russischen Teilungsgebieten, besonders im Königreich Polen, ist ein diskursgeschichtlicher Zugang am konsequentesten in der Studie von Brian Porter zu den intellektuellen Grundlagen der 1896 gegründeten Nationaldemokratie (Narodowa Demokracja) umgesetzt worden. [13] Den Ausgangspunkt bildet die Frage, wie der polnische Nationalismus, der sich seit dem Novemberaufstand von 1830 von der Parole "Für Eure und unsere Freiheit" ("Za waszą i naszą wolność") hatte leiten lassen, eine radikale Rechte hervorbringen konnte, die von der Idee eines beständigen Ringens der polnischen Nation mit äußeren und inneren Feinden bis hin zu virulentem Antisemitismus getragen wurde. Die Ursache hierfür sieht Porter in einer tiefgreifenden Veränderung der Grundstrukturen nationalen Denkens. An dessen Anfang stand ein romantischer Nationalismus der Tat, der die Nation gleichsam als moralisches Prinzip verstand, das zu revolutionärem Handeln, zum aktiven Eintreten für die Freiheit und gegen jegliche Tyrannei aufrief. Erst mit dem Positivismus der 1860er Jahre und seinem Konzept organischer Arbeit (drobna praca) wurde die polnische Nation nicht mehr als hehres Ideal, sondern als diesseitige soziale Gemeinschaft entworfen. Ähnlich wie der Romantik lag auch dem Liberalismus ein zukunftgerichtetes Weltbild zugrunde, das nunmehr im Zeichen des Liberalismus vom Vertrauen auf wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt als Triebkräften eines Wiedererstehens polnischer Staatlichkeit getragen wurde.

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Eine entscheidende Wende wurde in der Mitte der 1880er Jahre von einer Generation intellektueller Rebellen vollzogen, welche die Rückkehr zu aktivem, revolutionärem nationalen Handeln forderte, nunmehr jedoch zur politischen Organisation der Nation drängten. In der Frage, wie die offenkundigen sozialen Konflikte einer entstehenden Industriegesellschaft mit dem Bezug auf die Nation als fundamentaler politischer Gemeinschaft in Einklang zu bringen seien, bildeten sich rasch zwei rivalisierende Strömungen heraus, welche das politische Leben in Polen für die kommenden Jahrzehnte prägen sollten. Auf der einen Seite standen die Sozialisten, die weiterhin auf ein nunmehr revolutionär gewendetes, teleologisches Weltbild vertrauten und die angestrebte Einheit der alle Klassenschranken überwölbenden Nation in die Zukunft vertagten. Dagegen beschworen die Gründerväter der Nationaldemokratie das Leitbild nationaler Einheit, die es bereits in der Gegenwart durch die autoritäre, disziplinierende Kontrolle der Massen zu verwirklichen gelte, um im ewigen, natürlichen Ringen der Völker bestehen zu können.

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Mit der Abkehr von einem teleologischen, fortschrittsorientierten Geschichtsbild formulierte die Nationaldemokratie, so die zentrale These Porters, eine Antwort auf die Krise der Moderne mit ihrem Verlust hehrer Ideale und Gewissheiten. Hier sieht Porter den Schlüssel für ein Verständnis der autoritären Wurzeln der Nationaldemokratie, welche diese mit der radikalen Rechten anderer europäischer Gesellschaften teilte. Mehr noch als die Ethnisierung des Nationsbegriffes, welche der Positivismus noch durch das zukunftgerichtete Vertrauen auf gesellschaftlichen Fortschritt hatte auffangen können, wurde die Preisgabe des nationalen Telos zur Ursache nationalen Hasses.

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Auch wenn diese These in ihrer Suche nach einem gleichsam archimedischen Punkt in den intellektuellen Grundlagen nationalen Denkens gewagt erscheinen mag, so gelingt es Porter doch, die diskursiven Grundstrukturen des polnischen Nationalismus um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert offenzulegen. Damit stellt er das vielfältig beobachtete Generieren von Feindbildern durch nationale Diskurse in ihren geistesgeschichtlichen Horizont. [14] Zugleich setzt er der vereinfachenden Vorstellung einer fortschreitenden Ausbreitung nationaler Ideen in immer breitere Bevölkerungsschichten die intellektuelle Suche nach der beständigen Neuformulierung der nationalen Idee als Antwort auf die jeweiligen gesellschaftlichen Herausforderungen entgegen. [15] Indem er die nationale Organisation als diskursive Antwort auf das Aufkommen der Massengesellschaft beschreibt, schildert Porter das Aufkommen der Nationaldemokratie letztlich als Bemächtigung des Volkes durch die Prediger der Nation.

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Den entgegengesetzten Weg gehen Keely Stauter-Halsted und Kai Struve in ihren Arbeiten zur Nationalisierung des Dorfes im österreichischen Galizien. [16] Stauter-Halsted fasst diese Entwicklung als vielfältigen Prozess der Bemächtigung nationaler Diskurse durch dörfliche Milieus. Ihr Ausgangspunkt ist die enorme Distanz zwischen bäuerlicher und adeliger Lebenswelt in Galizien, die in der blutigen Erhebung der Bauern gegen den aufständischen Adel im Jahr 1846 zutage trat. Auch im Reichstag von 1848 wie im galizischen Sejm von 1861 zeigten die Äußerungen bäuerlicher Abgeordneter, die sich um die Konflikte zwischen den eben erst befreiten Bauern und ihren ehemaligen Gutsherren über Waldnutzung und Weiderechte konzentrierten, wie wenig sich die Bauern als Teil einer polnischen Nation begriffen. Erst die Erfahrung mit formalisierten politischen Verfahren, welche Bauern in der lokalen Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit seit 1866 sammeln konnten, durchbrachen die Distanz zu anderen sozialen Schichten und brachten neue politische Konfliktlinien auch innerhalb des Dorfes hervor. Parallel zu diesen strukturellen Veränderungen des galizischen Dorfes entdeckten Ethnographen, Sozialstatistiker sowie die Literaten des Realismus die Bauern für die polnische Nation, und zwar gleichermaßen folkloristisch als ursprünglicher Kraftquell wie als erniedrigte, rückständige Schicht, deren Teilhabe am gesellschaftlichen Fortschritt erst die nationale Wiedergeburt ermöglichen würde. Eine ländliche, aufstiegsorientierte Bildungselite aus bäuerlichen Kommunalpolitikern, Genossenschaftlern, Abgeordneten und Zeitungslesern, Dorflehrern, Kantoren und Geistlichen, die sich als engagierte Vermittler zwischen Dorf und Außenwelt verstanden, übernahm dieses Bild und überführte es in einen ländlichen Diskurs nationaler Erneuerung durch gesellschaftliche Emanzipation der Bauern auf der Grundlage ihrer Besinnung auf Frömmigkeit, Fleiß, Abstinenz und Bildung. Aus dieser Entwicklung ging schließlich 1895 die polnische Bauernpartei ("Stronnictwo Ludowe") hervor. Daneben bildete sich ein weiterer, weniger politisierter Strang in der bäuerlichen Aneignung nationaler Topoi heraus, in dem die Nation entlang tradierter dörflicher Wertvorstellungen in festlichen Inszenierungen wie den Hundertjahrfeiern des Kościuszko-Aufstands als 'moral community' entworfen wurde, häufig unter Zuhilfenahme religiöser Elemente und in sichtbarer Spannung zu der als egoistisch dargestellten Szlachta. Auch wenn sich die älteren Konfliktlinien der Jahrhundertmitte zwischen Bauern und Adel auf diese Weise aufzulösen begannen und sich neue Friktionen und Allianzen bildeten, ruhte die Nationalisierung des polnischen Dorfes in Galizien doch auf älteren Schichtungen der bäuerlichen Gesellschaft.

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Die Nationalisierung des Dorfes, den sie in Anlehnung an Eugen Weber als Wandel von 'Bauern' zu 'Polen' begreift, [17] beschreibt Stauter-Halsted somit in deutlicher Distanz zu Miroslav Hroch nicht als linearen, eindimensionalen Vorgang, sondern als Prozess vielfältiger Überlappungen in der intellektuellen Formulierung nationaler Entwürfe und ihrer kreativen Aneignungen durch unterschiedliche dörfliche Akteure. Dieser in expliziter Anlehnung an Jürgen Habermas als Strukturwandel der Öffentlichkeit verstandene Prozess bildete eine wesentliche Grundlage der gesellschaftlichen Öffnung des galizischen Dorfes und der, wenn auch lange unvollständigen, Integration der galizischen Bauern in die polnische Gesellschaft. [18] Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die stärker vergleichend angelegte Untersuchung von Kai Struve, welche die Nationalisierung der galizischen Bauern zugleich als Prozess der Separation der polnischen und der ruthenischen Bauernschaft mit einem deutlich antisemitischen Grundton beschreibt. [19]

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Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt die Studie von Jeremy King zur Nationalisierung der Stadt Budweis (České Budějovice). [20] Auch sie untersucht die Durchsetzung nationaler Identifikationen gegenüber einer national zunächst indifferenten Bevölkerung. In der spezifischen Konstellation der böhmischen Länder überlagerte das Auseinandertreten von Tschechen und Deutschen den für andere ostmitteleuropäische Gesellschaften vorrangig untersuchten Prozess der Ausbreitung nationaler Vorstellungen. Und anders als die galizischen Bauern oder auch der böhmische Adel sind die städtischen 'Budweiser' als von eigenständigen Vorstellungen geprägte soziale Schicht, die sich der Zuordnung in Tschechen und Deutsche entzog, deutlich schwieriger greifbar. [21]

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Mit Rogers Brubaker versteht King die Nation als performative Praxis, als "reification", mit der öffentliche Akteure ihrem jeweiligen Verständnis nationaler Zugehörigkeit Ausdruck verliehen. [22] Auf lokaler Ebene lässt sich zeigen, wie derartige nationale Bezugnahmen in Budweis allmählich immer weitere Bereiche des öffentlichen Lebens erfassten und eindeutige Zuordnungen verlangten. Mit dem Übergang der böhmischen Länder in eine konstitutionelle Ordnung war bis 1871 der strukturelle Rahmen einer solchen fortschreitenden Nationalisierung geschaffen worden, die zunächst angesichts eines eng gefassten Wahlrechts allerdings nur die lokale Presse und das Schulwesen durchdrang. Die Entwicklung des Vereinswesens, die rasch wachsenden Aufgaben im Ausbau kommunaler Infrastruktur, die sukzessive Ausweitung des Wahlrechts, wachsende soziale Spannungen und die periodischen Volkszählungen, welche die gesellschaftliche Dynamik der tschechischen Emanzipationsbewegung überhaupt erst sichtbar werden ließen, führten jedoch dazu, dass immer weitere Bereiche des öffentlichen Lebens in nationalen Kategorien verhandelt wurden. Einen unrühmlichen Höhepunkt bildete die 'Wurstaffäre' von 1905, als tschechische Truppenteile, welche die öffentliche Ordnung gegen eine sozialdemokratische Wahlrechtsdemonstration aufrechterhalten sollten, die Bewirtung durch den Budweiser Bürgermeister als skandalösen nationalen Bestechungsversuch empfanden und empört zurückwiesen. [23] Die im unverwirklicht gebliebenen Budweiser Ausgleichsprojekt von 1914 vorgesehene Bildung nationaler Kataster, die tief in nahezu alle Lebensbereiche eingegriffen hätten, stellte einen vorläufigen Schlusspunkt dieser Entwicklung dar. Hatten noch in den 1870er Jahren die tschechische 'Beseda' und die deutsche 'Liedertafel' die Bekundung ihrer Loyalität zum habsburgischen Kaiserhaus als Sängerwettstreit ausgetragen, so wurden deutsche und tschechische Identitätsbekundungen seit den 1890er Jahren zu einander ausschließenden Kategorien staatsbürgerlicher Loyalität. Die Besonderheit Böhmens bestand nach King darin, dass sich hier nicht so sehr eine Nationalisierung als eine Multinationalisierung der Politik vollzogen habe. Dabei ließ sich schon vor 1914 ein fortschreitender Verfall der zentralen Behörden als mäßigendem Akteur beobachten, bevor die triadische Struktur cisleithanischer Politik mit dem Zerfall der Monarchie im November 1918 vollends zerstört wurde.

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Indem Kings Studie die lokale Ebene in den Blick nimmt, wirft sie die Frage nach dem Stellenwert kommunaler Politik als dynamischer Triebkraft nationaler Versäulungen auf und widersetzt sich damit in anderer Weise als Porter und Stauter-Halsted dem Bild einer eindimensionalen, von intellektuellen Eliten in immer breitere Bevölkerungsschichten getragenen Ausbreitung nationaler Vorstellungen. Zudem zeigt sie deutlich, dass vornationale Haltungen und Milieus schon deshalb schwer zu fassen sind, weil sie im 19. Jahrhundert öffentlich kaum verteidigt wurden und keinerlei Zukunftsvision entwickelten. Allerdings erweist sich die durchaus plausible Annahme von 'Budweisern' jenseits nationaler Identifikationen bei näherer Betrachtung als problematisch, zeigt King doch selbst, dass sich nationale Versäulungsprozesse nur anhand einzelner Lebensbereiche untersuchen lassen und sich somit auch das Selbstverständnis als Deutscher, Tscheche oder eben Budweiser immer nur auf einzelne Lebensbereiche beziehen kann. Insofern ist auch die Kritik durchaus berechtigt, dass eine Lokalstudie auch die alltagsgeschichtlichen Dimensionen umfassend berücksichtigen müsse, wenn sie die Dynamik und Reichweite des Auseinandertretens nationaler Identifikationen erschließen will. [24]

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Ähnlich wie für die böhmischen Länder lässt sich die kulturelle Dynamik nationaler Versäulung auch für das historische Ungarn als Prozess fortschreitender Separierung konkurrierender Nationalgesellschaften beschreiben. Angesichts der öffentlich forcierten Dominanz des Ungarischen war die Auflösung vornationaler Milieus in den mehrheitlich slowakischen, ruthenischen, rumänischen, südslawischen oder deutschen Gebieten jedoch viel stärker als andernorts mit einer Abkehr von der jeweiligen Muttersprache verbunden. [25] In den Studien zum Nationalismus in der magyarischen Mehrheitsgesellschaft dominiert dagegen die Frage nach den langen Nachwirkungen der ungarischen Revolution von 1848/49, ihrer geschichtspolitischen Vereinnahmungen im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts und deren kultureller und politischer Sprengkraft. Hier wird die Nationalisierung breiter Bevölkerungsschichten für das späte 19. Jahrhundert als im Grunde bereits gegeben betrachtet.

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Wegweisend in dieser Hinsicht ist die Studie von Alice Freifeld zum ungarischen Nationalismus im öffentlichen Raum. [26] Konsequent beschreibt sie den öffentlichen Raum als maßgebliches Forum moderner Politik, deren massenwirksame Inszenierungen das Agieren von Honoratioren und Kabinetten nicht nur ergänzten, sondern das als eigenständige, gestaltende politische Kraft wirksam war. Ausgehend vom vormärzlichen Ringen um ein ungarisches Nationaltheater schildert Freifeld die ersten Entwicklungsansätze einer öffentlichen Massenbewegung als Ausfluss der von Lajos Kossuth zusehends politisierten ständischen Reformdebatten. Der gezielten Inszenierung der Revolution von 1848 als Massenereignis setzte das siegreiche österreichische Kaisertum die öffentliche Inszenierung der Niederlage entgegen, die somit, so Freifeld, erst die von der Revolution selbst verfehlte Einheit der Nation hervorgebracht habe. [27] Auf dieser Grundlage entwickelte sich mit der Krise des neoabsolutistischen Regimes seit den späten 1850er Jahren ein virulenter Revolutionskult von hoher politischer Brisanz, der auf die öffentliche Anerkennung des nationalen Selbstbildes drängte.

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Zentral für diese Interpretation ist die Figur der "chastened crowd", der durch öffentliche Inszenierungen bezähmten Menge. Aus dieser Warte schildert Freifeld die Formulierung des Ausgleichs von 1867 nicht mehr als das Aushandeln der staatsrechtlichen Grundlagen durch die zentral beteiligten politischen Akteure, sondern als Prozess kontrollierter Annäherung nationalrevolutionärer und monarchischer Selbstdarstellung, die überhaupt erst das politische Fundament des Ausgleichs legte und schließlich in der Krönung Franz Josephs zum König Ungarns am 8. Juni 1867 gipfelte. In den folgenden zwei Jahrzehnten gelang es, den Kult um die Revolution durch die öffentliche Inszenierung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Modernität auch weiterhin einzuhegen und ihm so die politische Spitze zu nehmen. Diese Strategie ließ sich auf Dauer jedoch nicht durchhalten. Vielmehr unterliefen der von der Unabhängigkeitspartei betriebene Kult um Kossuth, das Aufkommen sozialistischer Strömungen und vor allem die Wahlrechtsfrage seit der Jahrhundertwende die prekäre Bezähmung der Massen im öffentlichen Raum und ließen damit die Grundlage des Ausgleichssystems von 1867 immer brüchiger werden.

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Einen anderen Akzent setzt die gleichsam komplementär angelegte Habilitationsschrift von Árpád von Klimó zur nationalen Geschichtskultur Ungarns seit 1848. [28] Indem er das konfessionelle Ringen um die Prägung des nationalen Geschichtsbildes untersucht, bleibt er allerdings weitgehend einer inhaltlichen Analyse verhaftet, ohne deren politische und gesellschaftliche Wirkung näher in den Blick zu nehmen. Umso deutlicher tritt dafür die Konkurrenz in der Etablierung und konfessionellen Vereinnahmung einzelner Elemente nationaler Geschichtskultur hervor. Dem von kalvinistischer Seite schon seit den späten 1850er Jahren etablierten Kult um den 15. März 1848 setzten katholische Kreise die Erinnerung an den Heiligen Stephan als Staatsgründer entgegen. Anders als Freifeld betont Klimó nicht die Erosion, sondern vielmehr die Stabilität eines nationalen Geschichtskultes um 1900, der zusehends von konservativen Kräften vereinnahmt wurde und keinen Raum für ein revolutionär-demokratisches Geschichtsbilde ließ.

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Diese stabilisierende Funktion zeigte sich auch in der Zwischenkriegszeit, in der sich der katholisch geprägte Stephanskult mit seinen Bezügen auf die territoriale Integrität des historischen Ungarns und seine Gleichrangigkeit unter den Nationen Europas sowie die Dominanz des Adels weitgehend durchsetzte und gegenüber dem 15. März mit seinem rebellischen Potential gleichsam als Staatskult des revisionistischen Horthy-Regimes fungierte. Nach 1944 entfaltete der Stephanskult dann seinerseits vorübergehend demokratische Wirkung, indem er zum wichtigsten Forum der katholischen Öffentlichkeit wurde und der Kleinwirtepartei in ihrem Ringen mit den Kommunisten öffentlichen Rückhalt bot. Mit dem Stalinismus entfiel die Konkurrenz rivalisierender konfessioneller Kulte, die sich nach 1989 zu einem weitgehend reibungsfreien Miteinander im nationalen Selbstbild Ungarns fanden.

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Während die bis hierher erörterten Studien durchweg von der sachlichen Distanz geschichtswissenschaftlicher Analyse geprägt sind, verstehen sich die maßgeblichen Arbeiten zum rumänischen Nationalismus von Lucian Boia und Sorin Mitu auch als aktuelle Beiträge zur gesellschaftlichen Selbstreflexion aus einem aufklärerischen Impetus. [29] Denn ihnen geht es nicht nur um die Analyse, sondern auch um die öffentlichkeitswirksame Dekonstruktion nationaler Mythen. Insbesondere Sorin Mitus Feinanalyse literarischer und publizistischer Identitätskonstruktionen der Siebenbürger Rumänen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besticht durch eine ausführliche Erörterung nationaler Charakterzuschreibungen im Spannungsfeld negativer und positiver Klischees. Indem Mitu die Formulierung nationaler Selbstentwürfe als Prozess der Selbstbefragung über die eigene Lage und als Ringen um Selbstvertrauen in die eigene nationale Zukunft beschreibt, zeigt er zugleich den appellativen Charakter des romantischen Nationalismus als Tugendlehre. Deutlich tritt hier der bislang nur wenig untersuchte Befund zutage, dass die Nation einen großen Teil ihrer Bindekraft und ihres sinnstiftenden Potentials aus der Bündelung erhabener Ideale und Bildungsziele auf sich zu beziehen imstande war. Dass diese erzieherische Funktion nationaler Diskurse weder auf den rumänischen Fall noch auf das frühe 19. Jahrhundert beschränkt war, zeigt eine von Jeremy King präsentierte Liste der 'Zehn Gebote' der Tschechen aus dem Jahr 1906, die neben dem Appell an das nationale Selbstbewusstsein auch die Aufforderung zu Bildung, Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und individueller Gesundheitsfürsorge beinhaltete. [30]

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Gemeinsam ist allen diesen Studien die Betonung der diskursiven und performativen Elemente des ostmitteleuropäischen Nationalismus. Insofern sind sie beispielhaft für die nahezu unüberschaubar gewordene Vielfalt kulturwissenschaftlicher Nationalismusforschung zum östlichen Europa, die hier ansonsten nur knapp umrissen werden kann. Als früher Schwerpunkt hat sich die Untersuchung nationaler Stereotypen herausgebildet. Anstatt sich auf eine fruchtlose Falsifizierung einzulassen, hat sie deren politische und gesellschaftliche Funktionen untersucht. [31] Einen ähnlichen Weg ist die Untersuchung nationaler Geschichtsbilder gegangen, die den hohen mythischen Gehalt der jeweiligen Meistererzählungen herausgearbeitet hat. [32] Durch den Rückgriff auf eine goldene Ursprungszeit vermittelten nationale Meistererzählungen die Vision einer greifbar nahen Vollendung der eigenen Geschichte. Indem sie der Nation eine goldene Zukunft verhießen, die sich als gleichsam natürliche Verlängerung nationaler Traditionen präsentierte, boten sie einen wirkungsmächtigen Rahmen für die Deutung tiefgreifender sozialer Umbrüche und errichteten wirksame Dämme gegen die Befürchtungen eines schleichenden Identitätsverlustes. Auf diese Weise wurde gerade die Geschichtswissenschaft nahezu durchweg zu einer politischen Leitdisziplin von hoher Öffentlichkeitswirksamkeit. [33] Eine Reihe von Studien zu den diskursiven Entwürfen nationaler Räume hat die Untersuchung nationaler Narrative um eine wichtige Dimension erweitert und die Bindekraft solcher 'Mental Maps' herausgearbeitet. [34]

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Wie bereits anhand der oben besprochenen Arbeiten von Alice Freifeld und Árpád von Klimó aufgezeigt wurde, hat sich schließlich insbesondere die Analyse nationaler Feste und Feiertage für die Nationalismusforschung als ausgesprochen ergiebiges Feld erwiesen. In ihrer bildhaften Verdichtung und ihrer Berechnung auf öffentliche Breitenwirksamkeit bieten Feste einen unverstellten Zugang zum Kern nationaler Programmatik und des jeweils zugrundeliegenden nationalen Selbstbildes. [35] Indem sie es breiten Bevölkerungsschichten ermöglichten, die Nation für kurze Zeit als verbindende Gemeinschaft über soziale und konfessionelle Bruchlinien hinweg zu erleben, sie auf ihren eigenen Lebensalltag zu beziehen oder sich von den Festlichkeiten zu distanzieren, erlaubt ihre Untersuchung auch vorsichtige Rückschlüsse auf die Massenwirksamkeit nationaler Inszenierungen.

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Dieser Punkt berührt eine bislang unausgetragene Kontroverse um die erkenntnisleitenden Fragestellungen kulturwissenschaftlicher Nationalismusforschung. Gestützt auf die Grundannahme, soziale Wirklichkeit nur über deren Wahrnehmung und Deutung durch die jeweiligen Akteure erschließen zu können, unterstellt sie eine Wirkungsmächtigkeit der untersuchten diskursiven und performativen Strukturen, ohne schlüssig zu der Frage Stellung zu nehmen, ob sie diese als treibende Kraft oder vielmehr als Ausdrucks- und Bewältigungsform sozialer und politischer Umbrüche begreift.

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Jenseits des methodisch kaum lösbaren Grundproblems, wie sich die Wirkung nationaler Deutungen bei den jeweiligen Adressaten erschließen lässt, hat die jüngere Nationalismusforschung jedoch einen hohen Ertrag im Verständnis nationaler Probleme im östlichen Europa aufzuweisen. So ist es ihr gelungen, die tradierte und lange Zeit unhinterfragte Dichotomie von Staats- und Sprachnationen als den Grundformen des Nationalismus in Europa über den Verweis auf die enge Verflechtung beider Bereiche aufzulösen. [36] Damit haben auch die vielfältigen älteren Ansätze zur Typologisierung von Nationalismen, wie sie zuletzt Miroslav Hroch noch einmal rekapituliert und auf die Unterscheidung von Staatsnationen und Nationalbewegungen zurückgeführt hat, erheblich an Tragfähigkeit eingebüßt. [37]

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Hinsichtlich der vieldiskutierten Frage nach der Modernität des Nationalismus seit 1789 zeigen die hier ausführlicher vorgestellten Studien zudem, dass sich die Nationalismen des 19. Jahrhunderts eben nicht als Fortschreibung älterer diskursiver Praktiken verstehen lassen, sondern in einen tiefgreifenden Strukturwandel des Politischen eingebettet sind. [38] Besonders in den Arbeiten von Brian Porter, Keely Stauter-Halsted, Kai Struve und Jeremy King, aber auch bei Sorin Mitu erscheint die Nationalisierung ostmitteleuropäischer Gesellschaften folglich als Funktion und Element fortschreitender gesellschaftlicher und politischer Integration breiter Bevölkerungsschichten.

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Ein wichtiger Ertrag liegt auch in der bereits bei Árpád von Klimó angesprochenen religiösen Dimension der Nation. Gegen die vereinfachende Darstellung des Nationalismus als Ersatzreligion, als schlichte Kompensation eines lang angelegten Säkularisierungsprozesses und damit gleichsam als destruktiver Umweg der Aufklärung, lässt sich für Ostmitteleuropa vielmehr die vielfältige gegenseitige Überlappung und Verflechtung religiöser und nationaler Praktiken und Diskurse aufzeigen, die eher zu einer gegenseitigen Verstärkung als zur Verdrängung des Religiösen durch das Nationale geführt hat. [39]

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Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Untersuchung von Ursprüngen der gewalthaften Dynamik nationaler Diskurse und ihrer Beherrschbarkeit im östlichen Europa. Schon aus methodischen Gründen tendiert die kulturwissenschaftliche Nationalismusforschung dazu, kulturelle Differenzen eher zu betonen als sie auf die Möglichkeiten ihrer Überbrückung zu befragen. [40] Wie Elisabeth Bakke am slowakischen Beispiel gezeigt hat, neigen nationale Argumentationsmuster insbesondere in einer Position vermeintlicher Inferiorität dazu, sich von der politischen Realität weitgehend abzukoppeln. [41] Die Frage, ob sich aus der Verselbständigung nationalkultureller Deutungen auf eine Eigendynamik nationaler Konflikte schließen lässt, die schließlich nahezu zwangsläufig auf gewaltsame Vertreibungen zuläuft, hat sich zuletzt auf die Vorgeschichte der Vertreibungen im östlichen Europa konzentriert und ist politisch entsprechend überfrachtet. [42] Für die ehemals ostpolnischen Gebiete Litauens, Weißrusslands und der Ukraine hat Timothy Snyder demgegenüber auf die enorme Dynamisierung nationaler Gewalt durch die beiden Weltkriege hingewiesen. [43] Studien zu den Ursachen der Jugoslawienkriege der neunziger Jahre haben zudem die bewusste politische Instrumentalisierung nationaler Mythen zu kriegerischen Zwecken gegenüber einer kulturellen Eigendynamik nationaler Konflikte eher in den Vordergrund gerückt. [44]

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Schließlich hat die kulturwissenschaftliche Erforschung der ostmitteleuropäischen Nationalismen eine bemerkenswerte Verunsicherung hervorgebracht. Denn auch wenn sie an der Nation als Untersuchungsgegenstand festhält, sieht sie ihre 'raison d’être' ja gerade darin, diese nicht mehr als von vornherein gegeben anzusehen. Damit sind aber auch die Alternativen und die Brüchigkeit nationaler Orientierungen deutlich geworden, hat doch gerade die jüngere Nationalismusforschung den Blick für die Fragwürdigkeit des Konzeptes nationaler Identität geschärft und einem vermeintlichen Essentialismus der Nation das Gespür für die Vielschichtigkeit und Pluralität nationaler Zuordnungen gegenübergestellt. [45] Nationale Identität erweist sich bei näherem Hinsehen nicht nur als ausgesprochen vielschichtiger und methodisch schwer fassbarer Untersuchungsgegenstand, sondern auch als eine nicht selten ausgesprochen flüchtige und mitunter geradezu opportunistisch artikulierte Größe. [46] In eine ähnliche Richtung verweisen Studien zu den ostmitteleuropäischen Regionalismen. [47] In der Tendenz zur Auflösung nationalgeschichtlicher Narrative zugunsten einer von transnationalen Verflechtungen getragenen europäischen Betrachtungsweise ist der Nationalismusforschung eine weitere Herausforderung erwachsen. [48]

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Somit öffnet sich abschließend eine fast schon paradox anmutende Perspektive. Indem die kulturwissenschaftliche Nationalismusforschung die kulturelle Dynamik anstelle sozialer Triebkräfte in der Durchsetzung der Idee der Nation betont hat, hat sie die kulturelle Wirkungsmacht der Nation als dominantes mentales Ordnungsschema herausgearbeitet, zugleich aber auch die bisherige Gewissheit des Nationalen als politischem Ordnungsprinzip preisgegeben. Die umfassende Nationalisierung breiter Lebensbereiche, die als Endpunkt eines lang angelegten Weges aus den vornationalen Ordnungen der Frühen Neuzeit in das zwanzigste Jahrhundert den Ausgangspunkt vieler Untersuchungen bietet, erweist sich bei näherem Hinsehen als durchaus brüchiges und mitnichten durchgängig und dauerhaft beobachtbares Phänomen.

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Angesichts der aktuell offenbar ungebrochenen Bindewirkung nationaler Argumentationsmuster in den politischen Kulturen Ostmitteleuropas gibt es allerdings keinen unmittelbaren Anlass, schon jetzt von einem Rückblick auf den Nationalismus in Ostmitteleuropa zu sprechen. Wenn es der jüngeren historischen Nationalismusforschung jedoch gelungen sein sollte, die komplexe Einbindung der ostmitteleuropäischen Nationalismen in konkrete historische Konstellationen sichtbar zu machen und damit ihre Zeitgebundenheit herauszuarbeiten, wäre damit schon viel gewonnen.

Autor:

Prof. Dr. Joachim von Puttkamer
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Historisches Institut
Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte
Fürstengraben 13
07743 Jena
Joachim.Puttkamer@uni-jena.de



[1] Czesław Miłosz: Über Nationalismus, in: Michael Jeismann / Henning Ritter (Hg.): Grenzfälle. Über neuen und alten Nationalismus, Leipzig 1993, 118-129.

[2] Heinz-Gerhard Haupt / Charlotte Tacke: Die Kultur des Nationalen. Sozial- und kulturgeschichtliche Ansätze bei der Erforschung des europäischen Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert, in: Wolfgang Hardtwig / Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Kulturgeschichte heute, Göttingen 1996, 255-283; Helmut Berding (Hg.): Nationales Bewußtsein und kollektive Identität, Frankfurt a.M. 1994: Bernhard Giesen (Hg.): Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, Frankfurt a.M. 1991.

[3] Karl W. Deutsch / Abraham Ashkenasi / Norman Gonzales / P. Schulze (Hg.): Nationenbildung, Nationalstaat,  Integration, Düsseldorf 1972; Heinrich August Winkler (Hg.): Nationalismus, 2. Aufl., Königstein 1985; Otto Dann: Nation und Nationalismus in Deutschland, 1770-1990, München 1993.

[4] Miroslav Hroch: Die Vorkämpfer der nationalen Bewegung bei den kleinen Völkern Europas. Eine vergleichende Analyse zur gesellschaftlichen Entwicklung der patriotischen Gruppen, Prag 1968; Ders.: Social Preconditions of National Revival in Europe. A Comparative Analysis of the Social Composition of Patriotic Groups among the Smaller European Nations, Cambridge 1985.

[5] Siehe u.a. Adam Wandruszka / Peter Urbanitsch (Hg.): Die Habsburgermonarchie 1848-1918, 3. Bd.: Die Völker des Reiches, Wien 1980; Jiří Kořalka: Tschechen im Habsburgerreich und in Europa 1815-1914. Sozialgeschichtliche Zusammenhänge der neuzeitlichen Nationsbildung und der Nationalitätenfrage in den böhmischen Ländern, Wien / München 1991.

[6] Gerald Stourzh: Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in der Verfassung und Verwaltung Österreichs 1848-1918, Wien 1985.

[7] Hannelore Burger: Sprachenrecht und Sprachgerechtigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867-1918, Wien 1995; Dies.: Der Verlust der Mehrsprachigkeit. Aspekte des Mährischen Ausgleichs, in: Bohemia 34 (1993), 77-89; Dies.: Die Badenischen Sprachenverordnungen für Mähren. Ein europäisches Gedankenspiel, in: Bohemia 35 (1994), 75-89.

[8] Rudolf Springer [= Karl Renner]: Grundlagen und Entwicklungsziele der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien / Leipzig 1906; Otto Bauer: Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie, Wien 1907.

[9] Cornelius Hasselblatt: Minderheitenpolitik in Estland. Rechtsentwicklung und Rechtswirklichkeit 1918-1995, Hamburg 1995; Gertrud Pickhan: "Gegen den Strom". Der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund "Bund" in Polen 1918-1939, Leipzig 2001.

[10] Ernest Gellner: Nations and Nationalism, Oxford 1983 [deutsch: Nationalismus und Moderne, Berlin 1991]; Eric Hobsbawm: Nations and Nationalism since 1780, Cambridge 1990 [deutsch: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt a.M. 1991].

[11] Als kompakte Einführung in die ältere Nationalismusforschung: Peter Alter: Nationalismus, Frankfurt a.M. 1985. Zu den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Nationsvorstellungen in Ostmitteleuropa siehe u. a. Jenő Szűcs: Nation und Geschichte. Studien, Köln / Wien 1981; Almut Bues / Rex Rexheuser (Hg.): Mittelalterliche nationes – neuzeitliche Nationen. Probleme der Nationenbildung in Europa, Wiesbaden 1995; Joachim Bahlcke / Arno Strohmeyer (Hg.): Die Konstruktion der Vergangenheit. Geschichtsdenken, Traditionsbildung und Selbstdarstellung im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa, Berlin 2002; Hans-Jürgen Bömelburg: Frühzeitliche Nationen im östlichen Europa. Das polnische Geschichtsdenken und die Reichweite einer humanistischen Nationalgeschichte (1500 - 1700), Wiesbaden 2006.

[12] Benedict Anderson: Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism, London 1983 [deutsch: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, 2. Aufl., Frankfurt a.M. / New York 1993]. Als Übersicht über Prämissen der jüngeren Forschung: Hans-Ulrich Wehler: Nationalismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 2001; Dieter Langewiesche: Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland und Europa, München 2000. Sowie zuletzt Miroslav Hroch: Das Europa der Nationen. Die moderne Nationsbildung im europäischen Vergleich, Göttingen 2005.

[13] Brian Porter: When Nationalism began to Hate. Imagining Modern Politics in Nineteenth-Century Poland, Oxford 2000.

[14] Siehe hierzu vor allem Michael Jeismann: Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792-1918, Stuttgart 1992; Jörn Leonhard: Nation-States and Wars, in: Timothy Baycroft / Mark Hewitson (Hg.): What is a Nation? Europe 1789-1914, Oxford 2006, 231-254.

[15] Porter: Nationalism (wie Anm. 13), 190.

[16] Keely Stauter-Halsted: The Nation in the Village. The Genesis of Peasant National Identity in Austrian Poland 1848-1914, Ithaca / London 2001; Kai Struve: Bauern und Nation in Galizien. Über Zugehörigkeit und soziale Emanzipation im 19. Jahrhundert, Göttingen 2005.

[17] Eugen Weber: Peasants into Frenchmen. The Modernization of Rural France, 1870-1914, Stanford 1976; Stauter-Halsted: The Nation in the Village (wie Anm. 16), 15.

[18] Stauter-Halsted: The Nation in the Village (wie Anm. 16), 6.

[19] Struve: Bauern und Nation (wie Anm. 16).

[20] Jeremy King: Budweisers into Czechs and Germans. A Local History of Bohemian Politics, 1848-1948, Princeton / Oxford 2002.

[21] Zur Nationalisierung des Adels in Böhmen siehe Eagle Glassheim: Noble Nationalists. The Transformation of the Bohemian Aristocracy, Cambridge (Mass.) / London 2005.

[22] Rogers Brubaker: Nationalism Reframed. New York 1996; King: Budweisers (wie Anm. 20), 8-9.

[23] King: Budweisers (wie Anm. 20), 126-127.

[24] Siehe die Rezension von Peter Haslinger in: Bohemia 45 (2004), 255-259.

[25] Joachim von Puttkamer: Schulalltag und nationale Integration in Ungarn. Slowaken, Rumänen und Siebenbürger Sachsen in der Auseinandersetzung mit der ungarischen Staatsidee, München 2003.

[26] Alice Freifeld: Nationalism and the Crowd in Liberal Hungary, 1848-1914, Washington, D. C. / Baltimore 2000.

[27] Freifeld: Nationalism and the Crowd (wie Anm. 26), 100.

[28] Árpád von Klimó: Nation, Konfession, Geschichte. Zur nationalen Geschichtskultur Ungarns im europäischen Kontext (1860-1948), München 2003.

[29] Lucian Boia: Geschichte und Mythos. Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft, Köln / Weimar / Wien 2003; Sorin Mitu: Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen. Eine Entstehungsgeschichte, Köln / Weimar / Wien 2003.

[30] King: Budweisers (wie Anm. 20), 128. Siehe auch Joachim von Puttkamer: Von dem Versuch "Hungarn dem Fäulniss zu entreissen". Nationalität und Gemeinsinn im östlichen Europa um 1830. Antrittsvorlesung an der Friedrich Schiller Universität am 15. April 2003, in: Jenaer Universitätsreden 17. Philosophische Fakultät (Hg.): Antrittsvorlesungen, 8. Bd., Jena 2005, 167-193.

[31] Hans-Henning Hahn (Hg.): Historische Stereotypenforschung. Methodische Überlegungen und empirische Befunde, Oldenburg 1995, 190-204; Rudolf Jaworski: Osteuropa als Gegenstand historischer Stereotypenforschung, in: Geschichte und Gesellschaft 13 (1987), 63-76.

[32] Eva Behring / Ludwig Richter / Wolfgang F. Schwarz (Hg.): Geschichtliche Mythen in den Literaturen und Kulturen Ostmittel- und Südosteuropas, Stuttgart 1999; Monika Flacke (Hg.): Mythen der Nationen. Ein europäisches Panorama, Berlin 1998; Dittmar Dahlmann / Wilfried Potthoff (Hg.): Mythen, Symbole und Rituale. Die Geschichtsmächtigkeit der Zeichen in Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. u.a. 2000.

[33] Dennis Deletant / Harry Hanak (Hg.): Historians as Nation-Builders. Central and South-Eastern Europe, Basingstoke u. a. 1988; Markus Krzoska / Hans-Christian Maner (Hg.): Beruf und Berufung. Geschichtswissenschaft und Nationsbildung in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert, Münster 2005. Siehe auch Alix Landgrebe: „Wenn es Polen nicht gäbe, dann müßte es erfunden werden“. Die Entwicklung des polnischen Nationalbewußtseins im europäischen Kontext von 1830 bis in die 1880er Jahre, Wiesbaden 2003; Thomas Serrier: Provinz Posen, Ostmark, Wielkopolska. Eine Grenzregion zwischen Deutschen und Polen 1848-1918, Marburg 2005.

[34] Frithjof Benjamin Schenk: Mental Maps. Die Konstruktion von geographischen Räumen in Europa seit der Aufklärung, in: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002), 493-514. Stefan Troebst: "Intermarium" und "Vermählung mit dem Meer": Kognitive Karten und Geschichtspolitik in Ostmitteleuropa, in: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002), 435-469; Peter Haslinger: Das Spannungsfeld zwischen Ethnikum, Nation und Territorium in ungarischsprachigen Monographien 1890-1919, in: Südostdeutsches Archiv 44/45 (2001/2002) 67-84.

[35] Emil Brix / Hannes Stekl (Hg.): Der Kampf um das Gedächtnis. Öffentliche Gedenktage in Mitteleuropa, Wien / Köln / Weimar 1997; Maria Bucur / Nancy M. Wingfield (Hg.): Staging the Past. The Politics of Commemoration in Habsburg Central Europe, 1848 to the Present, West Lafayette 2001; Pieter M. Judson / Marsha L. Rozenblit (Hg.): Constructing Nationalities in Eastern Europe, New York / Oxford 2005; Patrice M. Dabrowski: Commemorations and the Shaping of Modern Poland, Bloomington 2004.

[36] Hans Kohn: Die Idee des Nationalismus. Ursprung und Geschichte bis zur Französischen Revolution, Frankfurt a.M. 1962. Theodor Schieder: Nationalismus und Nationalstaat. Studien zum nationalen Problem im modernen Europa, Göttingen 1991; Flacke: Mythen der Nationen (wie Anm. 32). Sowie zuletzt Baycroft / Hewitson: What is the Nation? (wie Anm. 14).

[37] Hroch: Das Europa der Nationen, (wie Anm. 12) 41-45, 103-106.

[38] Brubaker: Nationalism Reframed (wie Anm. 22).

[39] Hans-Christian Maner / Martin Schulze Wessel (Hg.): Religion im Nationalstaat zwischen den Weltkriegen 1918-1939. Polen-Tschechoslowakei-Ungarn-Rumänien, Stuttgart 2002; Martin Schulze Wessel (Hg.): Nationalisierung der Religion und Sakralisierung der Nation im östlichen Europa, Stuttgart 2006; Ricarda Vulpius: Nationalisierung der Religion. Russifizierungspolitik und ukrainische Nationsbildung 1860 – 1920, Wiesbaden 2005.

[40] Joachim von Puttkamer: Kein europäischer Sonderfall. Ungarns Nationalitätenproblem im 19. Jahrhundert und die jüngere Nationalismusforschung, in: Márta Fata (Hg.): Das Ungarnbild der deutschen Historiographie, Stuttgart 2004, 84-98.

[41] Elisabeth Bakke: Doomed to Failure? The Czechoslovak Nation Project and the Slovak Autonomist Reaction 1918-38, Oslo 1999.

[42] Breitenwirksam zugespitzt bei Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück, München 2003.

[43] Timothy Snyder: The Reconstruction of Nations. Poland, Ukraine, Lithuania, Belarus, 1569-1999, New Heaven / London 2003.

[44] John Lampe / Mark Mazower (Hg.): Ideologies and National Identities. The Case of Twentieth-Century Southeastern Europe, Budapest / New York 2004; Cathie Carmichael: Ethnic Cleansing in the Balkans. Nationalism and the Destruction of Tradition, London 2002; Philipp Ther / Holm Sundhaussen (Hg.): Nationalitätenkonflikte im 20. Jahrhundert. Ursachen von inter-ethnischer Gewalt im Vergleich, Wiesbaden 2001.

[45] Siehe hierzu insbesondere die Erträge des Grazer Spezialforschungsbereichs "Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900": Johannes Feichtinger u.a. (Hg.): Habsburg Postcolonial. Machtstrukturen und kollektives Gedächtnis, Innsbruck / Wien / München / Bozen 2003; Moritz Csáky u.a. (Hg.): Kultur – Identität – Differenz. Wien und Zentraleuropa in der Moderne, Innsbruck 2004; Johannes Feichtinger u.a. (Hg.): Schauplatz Kultur – Zentraleuropa. Transdisziplinäre Annäherungen, Innsbruck / Wien / Bozen 2006; Catherine Bosshart-Pfluger u.a. (Hg.): Nation und Nationalismus in Europa. Kulturelle Konstruktion von Identitäten, Frauenfeld / Stuttgart / Wien 2002.

[46] Hroch: Das Europa der Nationen (wie Anm. 12), 32-35. Beispielhaft unter anderem Philipp Ther: Die einheimische Bevölkerung des Oppelner Schlesiens nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Entstehung einer deutschen Minderheit, in: Geschichte und Gesellschaft 26 (2000), 407-438.

[47] Peter Haslinger / Daniel Mollenhauer (Hg.): 'Arbeit am nationalen Raum'. Deutsche und polnische Rand- und Grenzregionen im Nationalisierungsprozess (= Comparativ 15 (2005) 2), Leipzig 2005; Ralph Schattkowsky / Michael G. Müller (Hg.): Identitätenwandel und nationale Mobilisierung in Regionen ethnischer Diversität. Ein regionaler Vergleich zwischen Westpreußen und Galizien am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, Marburg 2004; Philipp Ther / Holm Sundhaussen (Hg.): Regionale Bewegungen und Regionalismen in europäischen Zwischenräumen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Marburg 2003; Michael G. Müller / Rolf Petri (Hg.): Die Nationalisierung von Grenzen. Zur Konstruktion nationaler Identität in sprachlich gemischten Grenzregionen, Marburg 2002; Peter Haslinger (Hg.): Regionale und nationale Identitäten. Wechselwirkungen und Spannungsfelder im Zeitalter moderner Staatlichkeit, Würzburg 2000.

[48] Michael Werner / Bénédicte Zimmermann: Vergleich, Transfer und Verflechtung. Der Ansatz der Histoire Croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002), 607-636. Philipp Ther: Deutsche Geschichte als transnationale Geschichte. Überlegungen zu einer Histoire Croisée Deutschlands und Ostmitteleuropas, in: Comparativ 13 (2003) 4, 155-180.

Empfohlene Zitierweise:

Joachim von Puttkamer : Nationalismus in Ostmitteleuropa – Eine Übersicht , in: zeitenblicke 6 (2007), Nr. 2, [24.12.2007], URL: https://www.zeitenblicke.de/2007/2/puttkamer/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-12467

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