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Das Lustschloss Schönhausen spielt schon lange keine Rolle mehr im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Das Gebäude mitten im Berliner Stadtbezirk Pankow wird nur noch selten mit der Familie der Hohenzollern in Verbindung gebracht. Kaum jemand weiß, dass die Gemahlin Friedrichs II., Königin Elisabeth Christine, hier die Sommermonate verbracht hat und ihre Gäste empfing, oder dass das Schloss mit seinem weitläufigen Garten an der Panke als Sommerfrische für die Schwester der Königin Luise und ihre Kinder, für Friederike Herzogin von Cumberland oder für die morganatisch angetraute Ehefrau König Friedrich Wilhelms III., Auguste Gräfin Liegnitz, diente.

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Einer der Gründe dafür ist, dass das Schloss schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt wurde. 1935 wurde es einer neuen Nutzung als Ausstellungsgebäude angepasst und dadurch in Teilen erheblich verändert. Nach der Gründung der DDR 1949 diente es als Amtssitz des Präsidenten Wilhelm Pieck und später als Gästehaus des Staatsrates. In den Nebengebäuden, die in den 1950er Jahren entstanden, fanden nach der Wende die Zwei plus Vier-Gespräche statt. Zu dieser Zeit wurden das Schloss und ein Teil des Gartens zur Sicherheitszone und somit für die Öffentlichkeit gesperrt. Nur kurze Filmsequenzen und Fotos, die anlässlich protokollarischer Ereignisse entstanden, vermittelten einen Eindruck von diesem geschichtsträchtigen Ort. Erst seit 1991 ist der Garten wieder allgemein zugänglich, das Schloss wurde seitdem für Veranstaltungen genutzt und im Rahmen von Führungen gezeigt. Seit 2005 saniert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg das Gebäude und den Garten. Dach und Fassade sind 2007 fertiggestellt worden. Die Innenräume werden nach und nach restauriert und sollen ab Ende 2009 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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Die Qualität der Innenausstattung des Schlosses, die zu großen Teilen aus der Zeit stammt, in der Elisabeth Christine hier wohnte, wurde offenbar auch in Zeiten erkannt, in denen das Schloss anderen Nutzungen dienen musste. Trotz der zum Teil gravierenden Eingriffe sind erheblichen Teile der wandfesten Ausstattung erhalten geblieben. Bei genauerer Untersuchung des Gebäudes und seiner Ausstattung wurde festgestellt, dass sich besonders in den gartenseitig gelegenen Räumen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss noch relativ viele originale Oberflächen aus der Zeit des Rokoko erhalten haben. Recherchen in anderen Schlössern der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten förderten außerdem Teile des mobilen Besitzes von Elisabeth Christine zutage. Der Bau selber, das erhaltene Interieur sowie verschiedene schriftliche Quellen lassen ein Bild von der Person der Königin und ihrem Leben im 18. Jahrhundert in diesem abgelegenen Schlösschen entstehen. Ihr sollen deshalb besonders die gartenseitigen Räume im Erdgeschoß gewidmet werden. Spätere zum Teil strukturelle Eingriffe können und sollen aber deswegen nicht verleugnet werden. In einem Teil des Obergeschosses wird die Geschichte des Schlosses zu DDR-Zeiten präsent bleiben, in weiteren Bereichen im 1. und 2. Obergeschoss wird Inventar aus dem Dohna-Schloss Schlobitten gezeigt werden.

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Die aus dem Hause Braunschweig-Bevern stammende Prinzessin Elisabeth Christine, genannt Elisabeth, erhielt am 3. August 1740, kurz nach der Thronbesteigung ihres Gemahls Friedrich II., das mitten in einem verwilderten Garten gelegene Schloss in Niederschönhausen samt Nebengebäuden, einer Orangerie, einem Gewächshaus, einem Fasanenhaus, Stallungen, Meierei und anderem zum Geschenk. [1] Außerdem wurden ihr von Friedrich II. Mittel gewährt, um das Schloss neu auszustatten. Sogleich begann sie das Schloss zu restaurieren, neu einzurichten, den Garten zu pflegen und neue Anpflanzungen vorzunehmen.

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Im Laufe der Jahre wurde Schönhausen für Elisabeth zu einem Refugium und einer Art Exil zugleich. Während Friedrich II. sich nach Potsdam zurückzog oder sich fern von Berlin im Krieg befand, zog Elisabeth im Sommer – meist zwischen Mai und September – das kleine, relativ einfach ausgestattete Landschloss mit dem weitläufigen Garten dem großen unwirtlichen Berliner Schloss vor. Nach Rheinsberg oder ins Schloss Charlottenburg, wo sie ebenfalls eine Wohnung hatte, wurde sie nach dem Tod Friedrich Wilhelms I. selten gebeten, nach Potsdam wohl nie.

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Trotz der Einfachheit der Ausstattung und des beschränkten Platzes begann die Königin sofort, in Schönhausen Hof zu halten, Besucher zu empfangen und Konzerte zu geben – Aufgaben der Repräsentation, die sie auch im Berliner Schloss häufig an ihres Mannes statt wahrnahm. Sie richtete auch Feste aus, beispielsweise für ihre Schwägerinnen, die Schwestern Friedrichs II., zu denen sie ein nicht immer ungetrübtes Verhältnis hatte. Sie selber wurde nämlich von familiären Ereignissen der Hohenzollern häufig ausgeschlossen und gab besonders Friedrichs jüngster und unverheirateter Schwester Amalie die Verantwortung dafür. [2] Schon am 28. August 1740 ließ die Königin ein Konzert und ein Abendessen für die Herzogin von Anhalt-Zerbst (Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorp) und deren Tochter Sophie Auguste Frederike [3], die spätere russische Zarin Katharina II., ausrichten. Am 31. August desselben Jahres organisierte Elisabeth ein großes Gartenfest mit farbiger Beleuchtung und Feuerwerk zu Ehren von Prinzessin Luise Ulrike, der späteren Königin von Schweden. [4] Ein Jahr später, am 24. Juli 1741, lud sie zu deren Geburtstag und ihrem eigenen Namenstag in das Schloss und den Garten. [5] Dass ihre Gastfreundschaft gerne in Anspruch genommen wurde, zeigt die Bemerkung, die Ulrike ihrem Bruder Friedrich II. zu diesem Ereignis schrieb: “Letzten Montag hatte ich die Ehre, der Königin in Schönhausen meine Aufwartung zu machen, wo ich den Geschmack bewundern konnte, der dort herrscht und der, begleitet von der Güte und der freundlichen Wesensart der Königin, uns einen der bezauberndsten Tage beschert hat.“ [6]

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Elisabeth hielt sich sehr gerne in Schloss Schönhausen und seinem Garten auf. Die relative Abgeschiedenheit in dörflicher Umgebung erlaubte ihr, auch Neigungen nachzugehen, die in Berlin keinen Raum fanden. Verschiedene Quellen belegen, dass sie sich gerne um die Ausstattung des Hauses und den Haushalt kümmerte und dass der Garten ihr besondere Freude bereitete. 1745 schreibt sie ihrem Bruder Ferdinand: “Schönhausen ist mir nie so schön vorgekommen wie jetzt [...], das erste junge Grün macht mir so viel Freude zu sehen. [...] wir nehmen den Kaffee in einer der neuen Lauben ein, die ich vor kurzem am Ende des Gartens errichten ließ, wo man den Gesang der Nachtigallen hört und das Murmeln des Wassers. Wir gehen den ganzen Tag spazieren. Wenn es nicht zu heiß ist, nehme ich ein Buch und setze mich in das kleine Gehölz. Ich bin meist allein und finde, dass die Gesellschaft der Bücher besser ist, als die meines Gefolges, das doch nur tut was ihm beliebt, und sich meinetwillen gar nicht darin stören lässt...“. [7] Dieser Vorliebe sollte sie ein Leben lang treu bleiben, und später sollte die eigene literarische Tätigkeit hinzukommen.

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Einen Einschnitt für das Schloss bedeuteten die Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges. Von März 1760 bis Anfang 1763 musste Elisabeth Berlin verlassen, um sich in Magdeburg vor österreichischen und russischen Truppen in Sicherheit zu bringen. Bei der Besetzung Berlins im Oktober 1760 plünderten und verwüsteten die fremden Soldaten auch Schloss Schönhausen. [8] Ein Geldgeschenk Friedrichs II. erlaubte Elisabeth jedoch nicht nur die Beseitigung der Schäden, sondern auch eine Erweiterung und Modernisierung des Schlosses und der Nebengebäude. Trotzdem scheint der Platz auch danach häufig sehr beschränkt gewesen zu sein, wenn sie mit ihrem Hofstaat und in Gesellschaft ihrer Gäste in Schönhausen residierte. Ihr eigener Hofstaat allein umfasste ungefähr 80 Personen. Ihr Kammerdiener, Graf Ernst Ahasver Heinrich von Lehndorff, notiert 1771 in seinem Tagebuch: “Die Königin bringt es fertig, eine unglaublich zahlreiche Gesellschaft in ihrem kleinen Schönhausen zu beherbergen. Ich staune manchmal, wenn ich diese vielen Personen in den Gesellschaftssaal kommen sehe, die unter diesem Dache wohnen.“ Seine darauf folgende Beschreibung der 56jährigen Elisabeth fällt, wie häufig bei ihm, nicht besonders freundlich aus und kontrastiert zu früheren Beschreibungen der noch jungen hoffnungsvollen Königin: “Da ist zunächst die Königin, die trotz ihrer Leibesfülle niemals auf demselben Platze bleibt. Sie erscheint deshalb abends immer so erschöpft, dass man glauben könnte, sie habe die Wassersucht und schläft an der Tafel immer ein. Sie ist fast stets schlechter Laune, spricht gern von sich selbst und mag keine andere Unterhaltung leiden als die, die sich um Schönhausen dreht, wo sie dann erzählen kann, was sie alles angeordnet und verrichtet hat.“ [9] Wahrscheinlich schlagen sich in dieser Stimmung, die auch von anderen ähnlich beschrieben wird, die Enttäuschungen und Schicksalsschläge der vergangenen Jahre nieder.

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Diverse Quellen belegen Elisabeths Anteilnahme und Sorge für die Ausstattung ihres Sommerdomizils. Dabei scheint ständiger Geldmangel ihre Ambitionen häufig gebremst zu haben. Drei Inventare mit Auflistungen der Ausstattung sind aus Elisabeths Zeit überliefert. Eines wurde im November 1740 anlässlich der Übertragung des Schlosses an die Königin verfasst, zwei weitere Inventare, eines von 1795 und ein nach ihrem Tod 1797 entstandenes, informieren uns über die Ausstattung ihres Sommerschlosses am Ende ihres langen Lebens. [10] Auch die Nutzung einzelner Räume lässt sich aus den Inventaren erschließen. Über die Raumverteilung unterrichtet uns ein Grundriss aus dem Jahre 1824 genauer.

Abb. 1

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Neben den Gesellschaftsräumen im Erdgeschoss, dem Gartensaal, den Vorkammern, Kammern und dem Audienzzimmer sowie einer mit Zedernholz ausgekleideten Galerie, besaß die Königin ein Schlafzimmer mit den entsprechenden Vorräumen, einer Vorkammer und einer Garderobe sowie eine kleines privates Schreibkabinett. Ein spiegelbildlich angelegtes Schlafzimmer mit Garderobe und einer Toilettkammer war für Charlotte Albertine von Kannenberg reserviert, die seit dem Tod ihrer Vorgängerin, der Gräfin Camas, im Jahr 1766, Oberhofmeisterin war und zu der die Königin ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Statt eines mit Zedernholz vertäfelten Kabinetts grenzte an das Schlafzimmer der Oberhofmeisterin ein holzvertäfeltes und mit ländlichen Liebesszenen ausgemaltes Kabinett.

Abb. 2

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Die erste Etage besaß einen ähnlichen Grundriss wie das Erdgeschoss. Über dem Gartensaal befand sich der prachtvolle Festsaal mit Stuckmarmor und über der Zederngalerie eine weitere Galerie, die ebenfalls mit Stuckmarmor ausgekleidet war. Über den Privaträumen Elisabeth Christines hatte die Gemahlin von Prinz Heinrich, also ihre Schwägerin Wilhelmine von Hessen-Kassel (1726-1808), ihr Schlafzimmer, aber kein eigenes Kabinett und nur einen Vorraum. Früher, bis zu ihrem Tod, könnte hier auch die Schwester der Königin und Gemahlin von Prinz August Wilhelm, Luise Amalie (1722-1780), ihr Schlafzimmer gehabt haben. Ein weiteres “fürstliches“ Schlafzimmer befand sich über demjenigen der Frau von Kannenberg. Es war wahrscheinlich für die Prinzessinnen reserviert, die im Sommer zu Besuch kamen, zunächst ihre Nichte Wilhelmine, die Schwester Friedrich Wilhelms II., die 1767 den Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien heiratete, später Friederike Charlotte, seit 1791 Herzogin von York (1767-1820), oder Wilhelmine (1774-1839), seit 1791 Prinzessin von Oranien-Nassau, beides Töchter Friedrich Wilhelms II.

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In der zweiten Etage gab es darüber hinaus noch sechzehn Bettstellen und in den Dachstuben zusätzliche acht Betten für eigene und eines für fremde Garderobenmädchen bzw. Toilettjungfrauen der Prinzessinnen. [11] Die Raumaufteilungen im Erdgeschoss und in der ersten Etage des Schlosses haben sich weitgehend erhalten, die der zweiten Etage jedoch nicht. Ebensowenig sind die Nebengebäude überliefert.

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Die Auswertung der Inventare zusammen mit einer Befundung der Räume und Objekte bilden die Grundlage für die Restaurierungskonzeption und Einrichtung des Schlosses. [12] Die Analyse der Quellen zeigt, dass Elisabeth in ihrem Sommerschloss keine homogene Einrichtung besaß, sondern dass sie Raumdekorationen, einzelne Möbel und Gegenstände über die Jahre hinweg erneuerte. Zeugnis von den Wandlungen des Zeitgeschmacks gibt der Wandschmuck. Besonders viele Phasen der Ausstattung lassen sich im Gartensaal nachvollziehen. Elisabeth hatte die Holzvertäfelung und die verblichene Ledertapete mit rotem Laubwerk auf Goldgrund, die sich bei ihrer Übernahme des Schlosses noch im “großen Saal“ befunden hatte, entfernen und durch eine gemalte Gliederung aus rosafarbenen kannelierten Pilastern ersetzen lassen. Reste dieser Bemalung wurden bei den aktuellen Untersuchungen unter den späteren Wanddekorationen entdeckt und teilweise freigelegt. Bei den Umbauten durch Johann Boumann den Älteren 1763 ließ Elisabeth aus dem ursprünglich sehr hohen zentralen Saal auf der Gartenseite zwei Räume herstellen, nämlich den unteren Gartensaal und den oberen stukkierten Festsaal. Im Gartensaal wurde die gemalte Architekturgliederung zunächst nur der neuen Höhe angepasst (siehe Beitrag Tapp, Abb. 5). Wahrscheinlich in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts ließ Elisabeth ihn dann mit einer Vertäfelung verkleiden, die eine Bemalung mit gelb eingefassten marmorierten Feldern erhielt. Sie hat sich ebenfalls teilweise unter den späteren Bespannungen der Wände erhalten. Die erhaltenen Kamine stammen aus der Zeit vor dem Umbau, die Kaminspiegel sind in Zusammenhang mit der Vertäfelung entstanden. An den großen, nicht vertäfelten Wandfeldern ließ die Königin eine 1795 erwähnte gelbe Papiertapete anbringen, auf der sich laut Inventar von 1824 “Füllungen und Säulen in grau, mit bunten Blumen=Guirlanden verziert“ befunden haben. [13] Sie ging leider verloren. Ebenfalls verloren bzw. nicht bekannt sind die Stühle und das Klavier aus diesem Raum, nur durch Zeichnungen dokumentiert sind die Wandspiegel mit den dazugehörigen Konsoltischen an der Gartenseite.

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Bei den aktuellen Untersuchungen stellte sich die Frage, welches Aussehen der Saal in Zukunft haben soll, dessen Erscheinungsbild auch geprägt wird durch einen Parkettfußboden aus verschiedenfarbigen Hölzern, der 1965 anstelle des früheren Eichenholzparketts aus dem 18. Jahrhundert verlegt wurde. Der Umfang der rein dekorativen Bemalung der Holzvertäfelung und sein Zustand lassen eine Restaurierung und vorsichtige Ergänzung der Fehlstellen zu. Deshalb wird eine Annäherung an die Wandfassung des späten 18. Jahrhunderts versucht (siehe Beitrag Tapp, Abb. 8). Die Tapete dagegen, zu deren Aussehen es leider keine Bildquellen gibt, wird durch eine schlichte, gelbgestrichene Bespannung ersetzt. Der Fußboden bleibt als Zeugnis der neueren Geschichte erhalten.

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Im Saal sind keine Gemälde nachgewiesen. Vom Prinzip der inventargetreuen Einrichtung soll hier abgewichen werden, um eine besonders interessante Serie von Porträts zu präsentieren, die durch ihre Qualität aus dem überwiegenden Teils des Gemäldebestandes von Elisabeth herausragen und gleichzeitig über das persönliche Umfeld der jungen Elisabeth Auskunft geben. Jene Serie von acht Porträts schöner Hofdamen, die Antoine Pesne zugeschrieben werden kann, hing ehemals in einem ihrer zum Schlossplatz gelegenen Wohnräume im Berliner Schloss. Da Elisabeth in ihrem Berliner Appartement sonst nur von Porträts ihrer Verwandten umgeben war, müssen die Dargestellten – oder zumindest ihre Porträts – eine besondere Bedeutung für sie gehabt haben.

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Eine gute Vorstellung von der ursprünglichen Architektur und Innendekoration wird der bei den Umbauten 1763 entstandene, mit Pilastern und Wandfeldern aus Stuckmarmor gegliederte und mit dekorativen gegenständlichen und ornamentalen Stuckelementen ausgeschmückte Saal im ersten Geschoss geben. Die gegenständlichen Elemente der Dekoration mit Fruchtkörben, Gartengeräten, Tieren, aber auch Musikinstrumenten beziehen sich auf die Annehmlichkeiten des ländlichen Lebens. Leider sind die Namen der an der Ausstattung beteiligten Künstler nicht bekannt. Ein stilistischer Vergleich macht es jedoch wahrscheinlich, dass die Stukkaturen von Johann Michael Graff stammen, einem in Wessobrunn ausgebildeten Stukkateur. Die nachweislich von Graff zwischen 1765 und 1768 geschaffenen Stuckdekorationen im Schloss Rundale (Ruhenthal) in Kurland (heute Estland) weisen besonders in den Detailformen, wie etwa einer großen zentralen Sonne, den Putten oder der Form einzelner Blüten, sehr große Ähnlichkeit zu denen in Schönhausen auf. [14]

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Die im Inventar von 1797 als weiß und gelb beschriebene Wandgliederung des Saales aus Stuckmarmor und die zart gefärbten Stuckdekorationen an Wänden und Decke werden von späteren dunkleren Farbüberfassungen befreit und dadurch wieder ihre ursprünglichen Qualitäten erlangen (siehe Beitrag Tapp, Abb. 12 und 13). [15] Auch hier wird der im 20. Jahrhundert verlegte Fußboden als ein deutlicher Eingriff sichtbar bleiben.

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Dies ist auch bei einem weiteren Raum mit einer sehr kostbaren Ausstattung der Fall: der Zederngalerie (Raum 18).

Abb. 3

Bei diesem ebenfalls im Zuge der Erweiterungen 1763 entstandenen Raum orientierten sich Elisabeth und der unbekannte Gestalter vielleicht an dem mit Zedernholz ausgekleideten Zimmer in Schloss Monbijou, das ihre Schwiegermutter Sophie Dorothea zwischen 1753 und 1754 – wahrscheinlich von Johann Michael Hoppenhaupt dem Älteren nach Entwurf von Wenzeslaus von Knobelsdorff – ausführen ließ. [16] Auch das etwas früher 1746 von Johann August Nahl und dem Tischler Johann Heinrich Hülsmann im Potsdamer Stadtschloss geschaffene Zedernholzkabinett [17] oder die 1747 von Hülsmann gefertigte Bibliothek aus dem gleichen Holz in Sanssouci könnten als Vorbild gedient haben. Elisabeth war einmal, 1757, im Potsdamer Stadtschloss und 1758 in Sanssouci. Ihr Kammerherr Lehndorff berichtet, ihr habe alles dort sehr gut gefallen. [18] Allerdings war die Ausstattung bei Elisabeth, anders als bei Friedrich II. und Sophie Dorothea, deutlich schlichter. Die ornamentalen Rahmen der Spiegel waren nicht vergoldet, sondern, wie aus der Inventarbeschreibung hervorgeht, holzsichtig. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man jene ornamentalen Bestandteile der Spiegelrahmen anders angeordnet und versilbert. Die Vertäfelung der Galerie wurde 1965 an zwei Wänden komplett erneuert, da sie stark beschädigt war.

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Von der Bedeutung der Galerie für Elisabeth zeugt die Einrichtung dieses direkt mit ihrem Schlafzimmer verbundenen Raumes. Mit einem Schreibtisch, einem Sofa, einem Kanapee und verschiedenen anderen Sitzmöbeln und Tischchen aus Zedernholz war es wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Außerdem enthielt die Galerie 1797 ein gemaltes, offenbar posthumes Porträt Friedrichs II. von “Sinzenich“ [19], das heute unbekannt ist, eine Marmorbüste des verstorbenen Königs von Heinrich Bettkober [20] sowie eine Gipsstatuette Friedrich Wilhelms II. des selben Bildhauers. [21] Als wertvoller Schmuck – wahrscheinlich ein Geschenk – zierte ein vierteiliger Meißener Aufsatz, der die vier Elemente darstellt, den Kamin. [22] Damit besaß dieser Raum eine ungewöhnlich reiche Ausstattung mit Bildwerken, denn Elisabeth besaß nur wenige Gemälde oder Skulpturen in ihrer Sommerresidenz, und wenn, handelte es sich meist um Porträts engster Verwandter oder Erinnerungsstücke. Im Vergleich zu anderen Lustschlössern, etwa Schloss Monbijou, war die Ausstattung mit Kunstwerken sehr sparsam.

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Für die Zukunft stellt sich auch für diesen Raum die Frage, wie er präsentiert werden soll. Wichtige Teile der Galerie sind nicht mehr vorhanden oder wurden verändert und nicht alle prägenden Möbelstücke sind erhalten. Der Zugang zum ehemaligen Schlafzimmer der Königin existiert nicht mehr und der Raum wird auch hier von dem aus den 1960er Jahren stammenden Fußboden bestimmt, der in Anlehnung an klassizistische Böden in anderen preußischen Schlössern entworfen wurde. Trotz dieser Veränderungen kommt der allgemeine Raumeindruck jedoch dem des 18. Jahrhunderts relativ nahe. Zusammen mit den originalen Tischen aus diesem Raum, passenden Stühlen und einem Sofa aus anderen Räumen in Schönhausen, die – in diesem Falle – ergänzt werden durch Analogiestücke zu verlorenen Möbeln, soll deshalb eine Annäherung an die Ausstattung von Elisabeth Christine versucht werden.

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Für das kleine Zedernkabinett (Raum 17) neben dem Schlafzimmer, das Elisabeth offenbar als Arbeitszimmer diente, ist dies nicht möglich. Es war mit verschiedenen Schreibmöbeln ausgestattet und enthielt ihre Bücher. Sein Bilderschmuck verlieh ihm einen besonderen Charakter, denn es machte das Kabinett zugleich zu einem Gedenkraum für ihre verstorbenen Lieben. Zwei Porträts ihres Mannes hingen dort, ein Profilbildnis des jungen Friedrich von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff [23] und über der Tür in die Vertäfelung eingelassen ein posthum entstandenes Basrelief aus Marmor von Johann Andreas Schlott [24], das ebenfalls das Profil des Königs zeigt, außerdem ein Memorialporträt ihrer 1780 verstorbenen Schwester Luise Amalie, Prinzessin von Preußen, von Christian Bernhard Rode. [25] Diese drei Werke haben sich erhalten.

Abb.4

Der Verbleib eines Bruststücks ihres 1792 verstorbenen Lieblingsbruders Herzog Ferdinand von Braunschweig, seine Büste aus Bisquitporzellan aus Braunschweiger Manufaktur [26] und die nach 1795 ebenfalls als Zugang vermerkte, also wahrscheinlich nach seinem Tod 1796 hinzugekommene Gipsbüste ihres Großneffen und ersten Gemahls der Friederike von Mecklenburg-Strelitz, des Prinzen Ludwig (1773-1796), sind bislang unbekannt. Leider gehören auch die Möbel dieses Raumes ebenso wie seine Vertäfelung zu den Verlusten. Er wird deshalb, wie das ehemalige Schlafzimmer (Raum 16), aus dem sich ebenfalls kaum ein Inventarstück erhalten hat, zu einem Ausstellungsraum, der eine Einführung in die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner sowie in die Geschichte des Gartens enthalten wird.

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Da die erhaltenen Werke aus dem Kabinett viel über die Persönlichkeit der Königin Elisabeth erzählen, sollen sie als ein Komplex in einem Raum ausgestellt werden, für den es sonst keine originale Ausstattung mehr gibt (Raum 20). Dies gilt auch für das Gemälde aus dem Schlafzimmer Elisabeths. Die Königin besaß dort Supraporten mit Darstellungen von Rheinsberg und Magdeburg. Nur das von Gottfried Hempel gemalte Bild des Magdeburger Fürstenwalls hat sich erhalten. [27] Bei den Gemälden handelt es sich ebenfalls um ganz persönliche Erinnerungsstücke, denn es sind zwei Orte abgebildet, mit denen sie positive Erinnerungen verband. Rheinsberg als dem nie vergessenen Ort, an dem sie zwischen 1736 und 1740 als Kronprinzessin noch zusammen mit Friedrich lebte, und Magdeburg, der Ort ihres Exils während des Siebenjährigen Krieges, den sie ebenfalls schätzte, weil sie ihren Verwandten hier näher war und ihr ein Leben fernab der strengeren Etikette des Berliner Hofes erlaubte. [28]

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In den anderen “Gesellschaftsräumen“, dem Gartensaal sowie den Vorzimmern, befanden sich ausschließlich dekorative Stilleben als Supraporten und keine Skulpturen.

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Im Zuge der Recherchen wurden drei aus dem Schloss Schönhausen stammende Papiertapeten bzw. Tapetenfragmente in den Depots der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg entdeckt. Die Fläche für eine ganze Wand befindet sich im Tapetenmuseum in Kassel. [29] Hierbei handelt sich um eine chinesische Print Room-Tapete, die in der Kammer vor der Zederngalerie angebracht war, wie ein historisches Foto von 1935 beweist (siehe Beitrag Tapp, Abb. 10). In der Stiftung haben sich ergänzend zu diesem Stück vor allem Fragmente mit chinesischen szenischen Darstellungen erhalten, die auf einen ornamentalen Grund geklebt waren. [30]

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Aus dem Audienzzimmer (Raum 3) ist von einer Wand eine Tapete mit bunten Blumenbouquets erhalten geblieben.

Abb. 5

Die Papiertapete ersetzte dort laut Inventar erst zwischen 1795 und 1797 eine grüne Seidenbespannung. [31] Interessanterweise ließ zur selben Zeit die Gräfin Lichtenau, die Vertraute König Friedrich Wilhelms II., den gleichen Wandschmuck im Schlösschen auf der Pfaueninsel anbringen, wo er sich bis heute in sehr gutem Zustand erhalten hat. Es soll sich um eine Tapete “nach dem Muster einer Französischen Tapete, welche Prinz Heinrich von Ludwig XVI. geschenkt bekommen“ hat, aus der Manufaktur des in Berlin ansässigen englischen Herstellers John Christian gehandelt haben. [32] Es ist anzunehmen, dass die Tapete in Schönhausen ebenfalls aus dieser Quelle stammt. Sie wurde nach einem Vorbild gefertigt, das Prinz Heinrich offenbar auf seiner Reise nach Paris 1784 bekommen hatte, zusammen mit einer Reihe anderer Geschenke, wie beispielsweise den Tapisserien der Don Quichotte-Serie aus der Gobelin-Manufaktur. [33] Dieser in den 1790er Jahren in Preußen sehr moderne Wandschmuck ist also in Paris schon über zehn Jahre früher aktuell gewesen.

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Im Audienzzimmer in Schönhausen wurde in der Wand, von der die Tapete stammt, eine Tür versetzt. Diese bauliche Veränderung kann nicht wieder rückgängig gemacht werden, sodass die Tapete, die ein Stück aus aneinander geklebten Bahnen bildet, nicht ohne Eingriffe an der Tapete an diese Stelle gebracht werden kann. Die Überlegungen zur zukünftigen Präsentation dieses Raumes dauern noch an, auch vor dem Hintergrund, dass sich keine originalen mobilen Ausstattungsstücke – es handelte sich vornehmlich um Konsoltische und Sitzmöbel – erhalten haben. Außerdem hing ein – heute verschollenes – Pastellporträt Friedrich Wilhelms II. stellvertretend für den regierenden König im Audienzzimmer. [34]

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Anders stellt sich die Situation für das Vorzimmer zum Audienzzimmer (Raum 2) dar, aus dem die Tapete nahezu komplett erhalten ist. Üppige Blumenbouquets in Vasen auf hellem Grund wechseln ab mit antikischen, an Kameen erinnernde Medaillons, die etwa Herkules oder eine Vestalin zeigen, und die von Rosenranken umgeben sind (siehe Beitrag Tapp, Abb. 9). Diese Papiertapete wurde schon vor 1795 angebracht. Auch sie ist nach französischen Vorbildern entstanden. [35] Ein Ziel der Restaurierung wird es sein, sie wieder an ihren ursprünglichen Standort zu bringen. Dazu konnte in diesem Falle eine später eingefügte Türöffnung wieder zugesetzt werden. Der Wandschmuck kann hier durch originale Ausstattungstücke wie die erhaltenen Spiegelrahmen, die Supraportengemälde und originale Stühle ergänzt werden.

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Mit der Restaurierung der Tapeten bzw. der Anbringung ihrer Reste, könnten drei Räume wieder eine Vorstellung vom Wandschmuck vieler Räume des Schlosses zwischen etwa 1780 und 1797 geben. Zu dieser Zeit war es in Preußen keine Selbstverständlichkeit, dass die repräsentativen Räume eines Schlosses mit Papiertapeten aus europäischen Manufakturen ausgestattet wurden. Zwar hatten sie in einfacherer Form in untergeordneten Räumen schon länger eine günstige Alternative für textile Tapeten gebildet, doch erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts kamen sie in Mode. Ob Elisabeth dieser Mode gefolgt ist, oder ob sie die Mode selber mit kreiert hat, lässt sich bisher nicht eindeutig sagen.

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Elisabeth besaß am Ende der 1790er Jahre in den meisten Räumen Papiertapeten. Einige Räume jedoch, besonders die Schlafzimmer, waren mit textiler Wandbespannung versehen. Eine von ihnen ist zwar durch Fotografien dokumentiert, aber seit dem Zweiten Weltkrieg zerstört. Bis dahin wurde sie im Hohenzollern-Museum in Schloss Monbijou gezeigt. Den einzelnen Kurfürsten und Königen der Hohenzollern sowie deren Frauen waren dort jeweils Räume gewidmet und mit Einrichtungsgegenständen aus verschiedenen Schlössern ausgestattet worden. Einen Raum schmückte nach 1914 eine mit dichten Blumenranken bemalte, hellgrundige chinesische Seidentapete aus Schloss Schönhausen. Wahrscheinlich stammte sie aus dem dortigen Schlafzimmer der Prinzessin Heinrich (Raum 32). [36] Eine Tapete wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts im Päonienzimmer im Schloss Fasanerie gibt eine ungefähre Vorstellung von ihrem Aussehen. [37]

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Eine wohl gemalte Papiertapete mit zarten Blumenranken in dem Königin Elisabeth Christine gewidmeten Raum im Hohenzollern-Museum könnte ursprünglich aus dem Schlafzimmer der Frau von Kannenberg (Raum 7) stammen. [38] Diese Tapete unterschied sich von der anderen nicht nur durch das Material, sondern auch stilistisch. Während die wahrscheinlich aus China importierte Seidentapete mit stilisierten kräftigen Päonienblüten und Blättern bemalt war, die die Fläche gleichmäßig bedeckten, entwuchsen auf der vermutlich europäischen Papiertapete verschiedenste, naturalistisch und zart dargestellte Pflanzen wie Disteln, Tulpen, Nelken, Mohn und Rosen einer sehr feinen und gleichmäßig gewundenen Ranke.

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Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Schloss Monbijou schwere Schäden und wurde danach abgerissen. Die Tapeten und auch die Möbel aus Schloss Schönhausen, die in den beiden genannten Räumen ausgestellt waren, sind seither leider verloren. Die Räume im Schloss Schönhausen, aus denen die Tapeten stammten, werden in Zukunft Kasse und Shop (Raum 7) und eine moderne Ausstellungsarchitektur (Raum 32) enthalten.

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Eine weitere wertvolle Ausstattung, die nicht mehr an ihrem originalen Standort zu sehen ist, befand sich auch im kleinen Eckkabinett (Raum 6), das sowohl vom Schlafzimmer der Frau von Kannenberg als auch von einem an die Audienzkammer angrenzenden Kabinett aus zugänglich war. Eine mit ländlichen Szenen bemalte Vertäfelung schmückte das ansonsten weiße Kabinett. Die figürlich bemalten Teile wurden beim Umbau 1935 entfernt, um Platz für eine moderne Heizung zu schaffen, und in den ersten Stock versetzt. Dort haben sie sich – verändert angebracht und mehrfach restauriert – bis heute erhalten.

Abb. 6

Die Kompositionen der Darstellungen ähneln Werken von Antoine Pesne, wie den um 1745 bemalten Feldern eines Wandschirmes aus dem Speisezimmer Friedrichs II. im Potsdamer Stadtschloss. [39] Pesne hatte dort ovidische Szenen auf vergleichbare Weise mit zum Ornament stilisierten Landschaften mit fließendem Wasser auf die Tafeln gesetzt. Vergleichbar sind auch die von Arabesken umgebenen allegorischen Figuren eines unbekannten Künstlers im Alkoven des sogenannten Rothenburgzimmers im Schloss Sanssouci. [40] Bei den Figurengruppen knüpfte der oder die Maler in Schönhausen an Szenen von Antoine Watteau oder dekorative Phantasielandschaften von Jacques de Lajoue an, die in Drucken verbreitet waren. Pesne, vielleicht unterstützt durch Helfer, könnte durchaus der Schöpfer dieser Dekoration gewesen sein. Wenn Pesne daran beteiligt gewesen wäre, müssten sie allerdings vor 1757, seinem Todesjahr, entstanden sein. [41] Es ist denkbar, dass die Tafeln noch vor dem Umbau gemalt wurden und Elisabeth Christine sie bei der Erweiterung des Schlosses versetzen ließ. Eine genauere Zuschreibung kann jedoch erst nach einer Befundung der stark restaurierten Gemälde erfolgen.

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Eine Analyse der Ausstattung des Schlosses zur Zeit Elisabeth Christines zeigt, dass es eine ganz eigene Rolle in der Reihe der preußischen Schlösser einnimmt. Als wichtiges historisches und kunsthistorisches Dokument sollen die erhaltenen Teile möglichst weitgehend wieder gezeigt werden. Die vorhergehende Beschreibung der Innenräume und ihrer Ausstattung sowie des verbliebenen Stucks hat aber auch indirekt gezeigt, dass es große Lücken in der Überlieferung der Ausstattung gibt. In Räumen, die keine originale Ausstattung mehr aufweisen, wird der Besucher deshalb etwas über das Leben der Hausherrin Elisabeth Christine erfahren.

Abb. 7

Dazu werden die originalen Ausstattungsbestandteile durch einige Werke ergänzt, wie etwa das dem Pesne-Schüler Joachim Martin Falbe (1709-1782) zugeschriebene Porträt von Elisabeth Christine mit Schloss Schönhausen im Hintergrund. Das jüngst aus dem Besitz des Hauses Hannover erworbene Gemälde zeigt die circa fünfzigjährige Königin nach dem Ausbau ihres Schlosses 1764. [42] Zusammen mit anderen für die Königin charakteristischen Objekten wird es den Besuchern diese heute wenig bekannte Königin und ihr Leben näher bringen.

Autorin

Dr. Franziska Windt
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Abteilung Schlösser und Sammlungen
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
e-mail: f.windt@spsg.de



[1] Ernst Rehfeld: Geschichte von Niederschönhausen. 2. erweiterte Auflage, Berlin 1929, hier: 145.

[2] Zum Beispiel Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem: Elisabeth Christine. Königin von Preußen, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Das Lebensbild einer Verkannten, Berlin 1908, hier: 93 f, 108, 119, 135. Siehe auch Friedrich Wilhelm von Hahnke: Elisabeth Christine, Königin von Preußen, Gemahlin Friedrichs des Großen, Berlin 1848, hier: 97 f, 420. Für den Brief von Ulrike an ihre Schwester Amalie: Luise Ulrike, die schwedische Schwester Friedrich des Großen, in: Fritz Arnheim (Hg.): Ungedruckte Briefe an Mitglieder des preußischen Königshauses., Bd.1, 1729 bis 1746, Gotha 1909, hier: 196.

[3] Hahnke: Elisabeth Christine (wie Anm. 2), 71.

[4] Dohna, zitiert nach Dirk Finkemeier / Elke Röllig: Vom `petit palais´ zum Gästehaus. Die Geschichte von Schloss und Park Schönhausen in Pankow / Niederschönhausen, Berlin 1998, hier: 53. Auch Hahnke: Elisabeth Christine (wie Anm. 2), 71.

[5] Hahnke: Elisabeth Christine (wie Anm. 2), 122.

[6] «J´ai eu l´honneur de faire ma cour lundi passé à la Reine à Schönhausen, òu je n´ai pu assez admirer le bon goût qui y règne, qui accompagné des bontés et des manières gracieuses de la Reine, nous a fait passer une journée des plus charmantes.» aus: Luise Ulrike: Briefe (wie Anm. 2), 13.

[7] « [.. ] nous avons pris le café dans un des nouveaux cabinet que j´ai fait faire depuis peu au bout du jardin; ou on attend le chant des rossingnols […].» aus: Brief an ihren Bruder Ferdinand vom 15. Mai 1745 zitiert bei Adlerfeld-Ballerstrem: Elisabeth Christine (wie Anm. 2), 109.

[8] Der damalige Kastellan Peters berichtete, dass das Inventar weitgehend zerstört worden sei und “Alle Tapeten von pecking [...], die geneheten Tapeten auch alle die anderen unten und oben im Schlosse abgerissen“ worden seien. Aus: Bericht des Kastellans Peters über die Plünderung des Schlosses Schönhausen, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 2.Jg. 1898, 133.

[9] Dreißig Jahre am Hofe Friedrich des Großen. Aus den Tagebüchern des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorf, Kammerherr der Königin Elisabeth Christine von Preußen. Nach dem französischem Original von Karl Eduard Schmidt-Lötzen, Nachträge: Bd. 2, Gotha 1913, 214.

[10] Inventar 1740 im Landesarchiv Brandenburg, BLHA, Pr. Br. Rep. 2 Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer D 14733, größtenteils abgedruckt in: Finkemeier / Röllig: Vom `petit palais´ zum Gästehaus (wie Anm. 4), 298-304; Inventar 1795 im Geheimen Staatsarchiv, GStA PK, I. HA Rep. 47, R 4; Inventar vom 28. April 1797, SPSG, Plankammer, Nr. 621, weitgehend abgedruckt in: Finkemeier / Röllig: Vom `petit palais´ zum Gästehaus (wie Anm. 4), 93-113.

[11] In der Orangerie befanden sich weitere zwölf Schlafstellen für die Hofdamen und ihre Bediensteten. Weitere fünf Übernachtungsmöglichkeiten gab es im Kammerhaus sowie einen weiteren Raum mit vier Betten für die Mädchen. Im Domestiquenhaus schliefen zwölf Personen und in der dort untergebrachten Möbelkammer wurden drei weitere Betten bereitgehalten. Das Kammerdienerhaus beherbergte zwei, das 1763 neu erbaute Küchen- und Stallgebäude siebzehn Schlafstellen.

[12] Zur Baugeschichte siehe Finkemeier / Röllig: Vom `petit palais´ zum Gästehaus (wie Anm. 4). Im Zuge der Sanierungsarbeiten hat die TU Berlin, FG Historische Bauforschung unter der Leitung von Elgin von Gaisberg im Auftrag der Abteilung für Baudenkmalpflege der SPSG unter der Leitung von Detlef Fuchs und der Zusammenarbeit der Restaurierungsabteilung mit Thomas Tapp eine gründliche Bauuntersuchung vorgenommen, die weitere Erkenntnisse zur Geschichte des Gebäudes erbracht hat. Sie bildet die Grundlage der Sanierung und Restaurierung des Gebäudes. Die Publikation der Ergebnisse ist geplant.

[13] SPSG, Plankammer, Hist. Inventare, Nr. 625, 1824. 1827 wurde die Tapete abgenommen und 1831 in den Bauhof in Berlin gebracht.

[14] Ausstellungskatalog Ernst Johann Biron, 1690 - 1990; Katalog der Ausstellung im Schloss Rundale - Ruhental / Schlossmuseum Rundale. Text: Imants Lancmanis, Hg. Rundales Pils Muzejs, Rundale 1993, hier: 71.

[15] Inventar 1797 (wie Anm. 10), fol. 17.

[16] Museum Schloss Monbijou (Hohenzollern-Museum), Amtlicher Führer, Hg. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, Berlin 2. Aufl. 1930, 33.

[17] Hans-Joachim Giersberg: Das Potsdamer Stadtschloss, Berlin 1998, 216 f.

[18] Dreißig Jahre am Hofe Friedrich des Großen (wie Anm. 9), 359. Elisabeth machte am 23. Oktober 1757 auf ihrer Flucht nach Magdeburg Zwischenstation im Stadtschloss in Potsdam. 1758 war sie im August und im September in Sanssouci. Ebd., 398 und 399.

[19] Seit dem Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 18, dort vermerkt. Laut Inventar 1834 (wie Anm. 10), fol. 19, handelte es sich um ein Ölgemälde mit den Maßen 109 x 94 cm, das 1889 ins Neue Palais überführt wurde. Kugler gibt 1850 an, dass es sich um ein Halbfigurenporträt handele (Ferdinand Kugler: Verzeichnis der Bildnisse und historischer Darstellungen, Manuskript, in: GStA PK, BPH Rep. 113, 2796, unter Nr. 319). Wenn die Angabe des Künstlers im Inventar von 1797 richtig ist, könnte das Gemälde von Elisabeth Sintzenich (geb. 1778) stammen, Malerin und Zeichnerin, Tochter des Stechers Heinrich Sintzenich. Ein gemaltes Porträt von Heinrich Sintzenich ist bisher nicht bekannt. Da er und seine Tochter sich seit 1790 in Berlin aufhielten, könnte das Gemälde nach diesem Zeitpunkt entstanden sein. Möglich ist auch eine Verwechslung mit dem Maler Johann Georg Ziesenis.

[20] Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 11/12. Die Büste wird in diesem Inventar als Verlust verzeichnet. Im Testament Elisabeths wird sie ihrem Großneffen, dem späteren König Friedrich Wilhelm III. vererbt. Die Zuschreibung an Bettkober stammt von Johann Daniel Friedrich Rumpf: Neuester Wegweiser durch die Königl. Preußischen Staaten: Ein Handbuch für Fremde und Einheimische / Beschreibung der aeussern und innern Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey Potsdam, Berlin 1794, 267. Die Büste könnte identisch sein mit der heute als Dauerleihgabe aus Privatbesitz in der SPSG befindlichen Skulptur. Abb. siehe Ausstellungskatalog Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus (Hg. von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg), Potsdam 1997, 148.

[21] Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 18, als Zugang verzeichnet, Inventar 1797 (wie Anm. 10), fol. 6, mit Angabe des Bildhauers.

[22] Der Aufsatz ist seit Einrichtung des Schlosses Orangerie in Sanssouci durch Friedrich Wilhelm IV. Bestandteil einer dortigen Raumdekoration.

[23] SPSG, Eigentum des Hauses Hohenzollern, SKH Prinz Georg Friedrich von Preußen, Inv. Nr.: GK I 41301, früher GK II 2067; Oval 48 x 36 cm. Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 9; Inventar 1824 (wie Anm. 13), fol. 17, mit Angabe zum Künstler und der Inv.-Nr. Das Pastellbildnis ist um 1735 entstanden. Siehe Gerd Bartoschek, in: Ausstellungskatalog “Zum Maler und zum Großen Architekten geboren“. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Ausstellung zum 300. Geburtstag (Hg. von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg), Berlin 1999, hier: 170.

[24] SPSG, Skulpt.slg. 1593, früher GK III 2396, Oval 41 x 34 cm, signiert Schlott fecit und datiert 179[?]. Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 10, Inventar 1824 (wie Anm. 12), fol. 18, mit Angabe der Inv. Nr.

[25] Inv. Nr.: GK I 3036; 147 x 114 cm; Bez.: B. Rode. 1780. Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 9; Inventar 1824 (wie Anm. 12), fol. 18, mit Angabe der Inv. Nr. Abb. in: Ausstellungskatalog Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus (Hg. Von der Generaldirektion der Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg), Potsdam 1997, 60.

[26] Inventar 1795 (wie Anm. 10), fol. 9. Angabe der Manufaktur bei Rumpf, 1794, 267. Sie wurde 1904 nach Charlottenburg überwiesen (in Inventar 1824 (wie Anm. 12), fol. 17 als Abgang mit der Inventarnummer Inv. Nr. GK III 2394 grün vermerkt).

[27] SPSG, Inv. Nr.: GK I 8431; 124 x 154 cm. Angabe des Künstlers und der Motive in Inventar 1797 (wie Anm. 10), fol. 3.

[28] Siehe Gustav Berthold Volz (Hg.): Die Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Oranien an den Hof Friedrichs des Großen, Berlin 1903, 66.

[29] Abb. siehe Führer durch das Deutsche Tapeten-Museum im Weissensteinflügel des Schlosses Kassel-Wilhelmshöhe, Text von Friedrich Machmar, [Kassel] 1950, 73, Abb. 44. Der Autor datiert die Tapete um 1780. Sabine Thümmler: Die Geschichte der Tapete: Raumkunst aus Papier; aus den Beständen des Deutschen Tapetenmuseums Kassel, Eurasburg 1998, Abb. S. 46.

[30] Eine ähnliche Tapete hatte der Schwager von Elisabeth, Prinz Heinrich, nach 1760 in seinem Schreibkabinett in Schloss Rheinsberg anbringen lassen. Siehe http://www.zi.fotothek.org/obj/obj19004191/8450_0001/Einzelbild (16.11.2007). Teile davon befinden sich heute im Kunstgewerbemuseum Berlin in Schloss Köpenick.

[31] Inventare 1795 (wie Anm. 10), fol. 21/22.

[32] Siehe Adelheid Schendel: Berliner Papiertapeten um 1800, in: Papiertapeten, Bestände, Erhaltung und Restaurierung. Tagungsband. Hg. von Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Dresden 2005, 60-66, hier: Abb. 1.

[33] Susanne Evers: Die Geschichte der Don Quichotte Tapisserien in Preußen, in: Don Quichotte und Ragotin. Zwei komische Helden in den preußischen Königsschlössern. Hg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2004, 179-183, Anm. 3, 183.

[34] Zwischen 1795 und 1797, vielleicht als man den Raum neu tapezierte, wurde dieses 1787 entstandene Gemälde in das Zedernkabinett gebracht. Siehe Inventar 1797 (wie Anm. 10), fol. 16. In Inventar 1824 (wie Anm. 12), fol. 18, Angabe zum Pastell, Inv. Nr.: GK I 2066; Oval, 61 x 47 cm; 1909 ging es an Seidel, Verbleib unbekannt.

[35] Siehe beispielsweise die um 1785 entstandene Tapete in: Les papiers peints en arabesques. De la fin du XVIIIe siècle. Musée du Papier Peint, Rixheim/ Paris 1995, Abb. S. 49. Ähnliche Darstellungen von Blumenbouquets in Vasen tauchen häufiger in dieser Zeit auf.

[36] In Schloss Schönhausen wird 1824 in Raum 32 eine “geblümte[r] seidene[r] Pecking Tapete“ beschrieben und sie ist im Inventar 1824 (wie Anm. 12), fol. 33), das bis ins 20. Jahrhundert geführt wurde, auch nicht als Abgang verzeichnet.
1930 befand sich die Tapete in Schloss Monbijou im Sophie Dorothea gewidmeten Raum Nr. 26. Siehe Thomas Kemper: Schloss Monbijou. Von der königlichen Residenz zum Hohenzollern-Museum, Berlin 2005, Abb. 44, 46. Vor 1930 war der Raum Friedrich II. gewidmet, die Tapete wird noch nicht erwähnt.

[37] Thümmler: Geschichte der Tapete (wie Anm. 29), Abb. S. 38.

[38] Museum Schloss Monbijou (wie Anm. 16), Raum Nr. 28, “eine chinesische Papiertapete mit Blumenmalerei aus Niederschönhausen“, siehe Kemper: Schloss Monbijou (wie Anm. 36), 183, Abb. 175 und 176. Im Inventar von Schönhausen von 1795 (wie Anm. 10), fol. 29, heißt es “mit einer gemahlten Papiern Tapete“, in dem von 1824 (wie Anm. 12), fol. 7, wird in Raum 7 eine gedruckte Papiertapete mit Blumenranken aufgeführt. Das Inventar wurde bis ins 20. Jahrhundert geführt und verzeichnet sie nicht als Abgang.

[39] Inv. Nr.: GK I 10780-10783. GK I 10780 mit Venus und Adonis ist verloren. Abb. bei Gerd Bartoschek / Christoph Martin Vogtherr: Zerstört, entführt, verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, Potsdam 2004, 367.

[40] Siehe Hans-Joachim Giersberg: Schloss Sanssouci. Die Sommerresidenz Friedrich des Großen. Berlin 2005, Abb. 262-264, 389-391.

[41] Vgl. auch die Tafel mit einer Landschaft mit höfischer Gesellschaft, die Knobelsdorff 1746 malte. Sie stammt ursprünglich aus einem Kabinett im Palais des Prinzen August Wilhelm von Preußen, heute als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Charlottenburg. Siehe dazu Karl Heinrich von Heinecken: Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Bd.1, Leipzig 1768, 38 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heinecken1768bd1/0062) (10.12.2007) und Bartoschek: “Zum Maler und zum Großen Architekten geboren“ (wie Anm. 23), 172 f.

[42] SPSG, Inv. Nr. GK I 51199, Öl auf Leinwand.

Empfohlene Zitierweise:

Franziska Windt : Die Königin und ihr Schloss - Elisabeth Christine in Schloss Schönhausen , in: zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1, [05.06.2008], URL: https://www.zeitenblicke.de/2008/1/windt/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-13199

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