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Autonomie der Fortpflanzung

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Am 2. Dezember 2007 wurde den Zuschauern des ersten deutschen Fernsehens, die auf den sonntäglichen Tatort warteten, in der Tagesschau von einem Fall berichtet, der eine krimitaugliche Dramaturgie zu bieten hatte: Eine 64 jährige Frau aus Aschaffenburg habe ein Kind zur Welt gebracht, hieß es dort. Diese Meldung sorgte für große Aufregung, schließlich ist eine Schwangerschaft biologisch nach der Menopause “eigentlich“ unmöglich. Zusätzlich ist die Eizellenspende aus dem Ausland, die diese Schwangerschaft dann doch möglich und wirklich gemacht hatte, in Deutschland verboten. Biologie und Recht wurden in Bayern also ausgetrickst.

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Spektakulär machten den Fall nicht die neuerlich präsentierten Erfolge der Biomedizin. Vielmehr erinnerte die Thematisierung einer Schwangerschaft nach der Menopause die Öffentlichkeit daran, dass Fortpflanzung kein Produkt der “klassischen Verfahrensweise“ Sexualität mehr ist. So erscheint auch an der Diskursoberfläche Fortpflanzung von Sexualität gänzlich getrennt. Und so skeptisch das “Aschaffenburger-Ereignis“ medial verfolgt wurde, [1] es signalisiert nichtsdestotrotz zunächst den Zuwachs an (weiblicher) Autonomie durch die Loslösung der Fortpflanzung von Sexualität. Jede Frau, so scheint es, kann mittels der Reproduktionsmedizin nun “den richtigen Zeitpunkt“ für eine Schwangerschaft selbst bestimmen. Auch dann, wenn dieser im Rentenalter liegt. Die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung schafft für die Frauen mit Kinderwunsch eine größere Autonomie von der “ursprünglich“ mit der Sexualität verbundenen biologischen Determination. Frauen werden, das zeigt nicht nur der Aschaffenburger Fall, sondern auch andere reproduktionstechnische Entwicklungen wie das Einfrieren befruchteter Eizellen, unabhängig von der “biologischen Uhr“ schwanger. Dieser Zuwachs an Unabhängigkeit ist vergleichbar der Trennung der Sexualität von der Fortpflanzung durch Kontrazeptiva, nur dass hier nicht die autonome Gestaltung der Sexualität im Vordergrund steht, sondern die autonome Praxis der Fortpflanzung. Dieser Zuwachs von Selbstbestimmtheit erweist sich jedoch als zwiespältig, wenn sich zeigen lässt, dass die autonome Entscheidung für das Kind den Eintritt in die heteronom-paternalistische Sphäre der Fortpflanzungstechnologien bedeutet. Im Folgenden soll es um exemplarische öffentliche Umgangsweisen mit Fortpflanzungtechnologien in bezug auf die (Trennung der Fortpflanzung von) Sexualität gehen.

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Die für diesen Beitrag ausgewählten Artikel zur Reproduktionsmedizin aus den jeweils wöchentlich erscheinenden Zeitschriften ZEIT und SPIEGEL entstanden alle in einer Zeit – zwischen 1992 und 2005 [2] – in der die Aufregung um die Geburt des ersten “Retortenkindes“ Louise Brown bereits verklungen war. Die In-Vitro-Fertilisation (IVF), durch die die mittlerweile junge Frau seinerzeit das Licht der Welt erblickte, ist inzwischen zum Routinegeschäft unzähliger Kliniken und Praxen geworden. Weil diese Methode die Basis für immer neue Untersuchungsmöglichkeiten darstellt, [3] verschwindet sie dennoch nicht aus dem Blickpunkt öffentlichen Interesses, welches weiterhin zwischen Bedrohungs- und Etablierungsszenarien changierend sich artikuliert.

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Welche der beiden Seiten dominiert, hängt davon ab, welche der von den Hauptakteuren des Diskurses ins Feld geführten Strategien sich hier, in den Medien, durchsetzen. In die Transformation des biomedizinischen Spezialdiskurses in das öffentliche Wissen sind die Interessen der Biomedizin (nach Erforschung, Erprobung der Reproduktionstechnik und Erschließung von Forschungsressourcen) ebenso eingewoben wie die Interessen der “Betroffenen“ oder politische und rechtliche Strategien. Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, die sich in diesem Diskurs artikulierenden Strategien allein auf die intentionalen Interessen der beteiligten Akteure zu reduzieren. Strategien sind vielmehr im Sinne Michel Foucaults zu verstehen als alles “was – über Gegenstände, Rahmenbedingungen des Sichäußerns und Begriffe hinausgreifend – die Themenwahl, die Gesamtpositionierung und Stoßrichtung eines Diskurses ausmacht: Ausgestaltung, Wiederbelebung oder Einbettung, strategische Wahl oder Ausgrenzung von Themen.“ [4] Denn jene Trennung von Sexualität und Fortpflanzung vollzieht sich keineswegs mit so emanzipierenden Folgen, wie es das Medienbild vordergründig glauben macht. [5]

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Unterschiedliche Diskurse (nennen wir sie: politisch, juristisch, ethisch) mit ihren heterogenen Praktiken verbinden sich in den Medien, sie überlagern und bedingen sich ebenso, wie sie sich gegenseitig begrenzen. Als Transmissionsriemen stehen die Medien im wechselseitigen Austausch zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. So musste etwa Sterilität gesellschaftlich als Krankheit inszeniert und anerkannt werden, um als therapiewürdig und damit forschungsrelevant eingeschätzt und behandelt werden zu dürfen. [6] Daraus folgt, dass neue Denkbarkeiten von Technologien nicht in Laboren entstehen, sondern diskursiv erzeugt werden. Das, was in den Medien verhandelt wird, bildet damit ein Scharnier zu Alltagspraktiken und Alltagswissen.

Fortpflanzung und Sexualität – die Entkopplungshypothese

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Die Thematisierung von Reproduktionsmedizin in den Medien unterspült das normalerweise geteilte Verständnis des Zusammenhangs von Sexualität und Fortpflanzung. Sie setzt voraus, dass “Zeugung“ nicht notwendig Produkt eines gegengeschlechtlichen Aktes ist. Im Sprechen über Fortpflanzung wird augenscheinlich, dass eine Entkopplung von Fortpflanzung und Sexualität stattgefunden hat. Ein alter Hut? Keineswegs, denn nicht zuletzt seit der Etablierung hormoneller Kontrazeptiva in den 1960er-/ 1970er-Jahren scheint die Beziehung zumindest einseitig aufgekündigt. Mit dem Angebot der Reproduktionstechnologie wird in einem weiteren Entwicklungsschritt umgekehrt auch Fortpflanzung ohne Sexualität Wirklichkeit.

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Dabei sind es besonders die Konsequenzen dieser Trennung, die mediales Echo erzeugen. So widmet sich Carl Djerassi, der ein Hormon zur Empfängnisverhütung chemisch hergestellt hat und als “Vater der Pille“ [7] bekannt wurde, in einem in der ZEIT gedruckten Essay mit dem Titel “Der entmachtete Mann“ [8] möglichen Folgen der ent-sexualisierten Zeugung für die Geschlechter. Er schreibt Männern eine “zwar unwesentliche Rolle bei der Fortpflanzung“ zu, jedoch bestünde deren “reproduktive Macht“ Frauen gegenüber darin, dass sie fortlaufend für Nachkommenschaft sorgen könnten, wohingegen Frauen während einer Schwangerschaft “blockiert“ seien. Dieses Verhältnis habe sich durch die (oralen) Kontrazeptiva grundlegend verändert, da nun “die Frauen die Macht (besitzen), allein und ohne (sein) Wissen die Folgen sexueller Kontakte zu kontrollieren.“ Noch entscheidender für das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern sei die reproduktionsmedizinische Offerte, “vormals unfruchtbare Frauen“ zu therapieren. Damit verfestige sich eine Trennung zwischen “Sex und Befruchtung“: “Letztere verlagert sich weit weg vom Bett unter das Mikroskop“.

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Djerassis Vorstellung zufolge entwickelt sich das Kinderkriegen durch die Reproduktionsmedizin vergleichbar einem Bankgeschäft: In jungen Jahren zahlt man vorausschauend hier Embryonen ein und taut sie dann zum richtigen Zeitpunkt wieder auf. “Wollen sie ein Kind haben, dann heben sie einfach bei ihrer Bank ab, was sie brauchen.“ Die Einrichtung eines solchen Kontos führe seiner Meinung nach insofern zur Emanzipation beider Geschlechter, als “Sex [...] nur noch aus Lust und Liebe statt[fände], die Fortpflanzung unterm Mikroskop.“ Somit leben die Menschen als homo ludens (Sexualität) und als homo faber (Fortpflanzung) in zwei Welten. Im kalkulierten Umgang mit den eigenen Anlagen liegt in diesem Sinne deshalb eine Befreiung, da Fortpflanzung vorausschauend und unemotionalisiert geplant werden kann. Mit dieser Form des “souveränen“ Vorausschauens können Frauen wie Männer dem biologischen Schicksal vermeintlich trotzen. Noch dazu verspricht eine solche Prozedur Männern die narzisstische Kränkung zu ersparen, nicht biologischer Vater der Kinder zu sein.

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Djerassi ist ein prominenter Vertreter der Entkoppelungshypothese. Dennoch ist die Thematisierung von Sexualität dem Reproduktionsdiskurs nicht gänzlich fremd geworden. Auch wenn nun medizinisch dafür gesorgt wird, Schwangerschaften im Labor zu erzeugen und die “Gesundheit“ des Embryos/ Fötus zu prüfen, so ist Sexualität aus diesem Sinnzusammenhang nicht verschwunden. Wie aber wird sie im Zeitalter von Eizell- oder Samenspende noch verhandelt, wenn der/ die “SpenderIn“ dem verheirateten Paar [9] nicht einmal bekannt ist? Was ließe sich noch sagen, außer deren Ablösung von Fortpflanzung zu konstatieren, zu begrüßen oder zu beklagen? In diesem Bild könnte die Bevölkerung sich diskursiv erneut teilen in den homo ludens (Sex ohne Fortpflanzung) und den homo faber (Fortpflanzung ohne Sex).

Das Prinzip “Sex“

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“Millionen von Menschen haben sich daran gewöhnt, Sex aus Spaß und Liebe zu haben, ohne dass dabei ein Kind entsteht“, [10] konstatiert Carl Djerassi und erinnert damit an den Gebrauch von Konzeptiva: “Deshalb fällt es ihnen jetzt so leicht, auch das Gegenteil zu akzeptieren: Leben erschaffen ohne Sex.“ [11] Bedeutend ist hierbei die Korrelation zwischen der Entkopplung der Sexualität von der Fortpflanzung und der Entkopplung der Fortpflanzung von der Sexualität. Djerassi versucht, das Argument, durch Eingriffe in die menschliche Fortpflanzung werde sich Grundlegendes im menschlichen Zusammensein verändern, zu entkräften, und das, obwohl sich durch die Entkopplung schon vieles verändert habe und so der Kinderwunsch zum geplanten Projekt werde.

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Wenn Sexualität explizit thematisiert wird, dann, um den Einfluss der Biomedizin auf die Fortpflanzung (und damit auf das Fortbestehen der Gattung Mensch) zu relativieren und zwar, indem die Bedeutung der Sexualität für das (im Diskurs mehrheitlich) gegengeschlechtliche Paar hervorgehoben wird. Eine solche Haltung macht sich der SPIEGEL zu eigenen, wenn er den medienpräsenten Humangenetiker Lee Silver provozierend fragt, ob Frauen die Möglichkeiten einer von Sexualität unabhängigen Fortpflanzung nicht begrüßen würden. Silver weist diese Annahme durch die Aussage zurück, die meisten Frauen, die er kenne, “lieben es, mit einem Mann zu schlafen, und ich glaube, das wird sich auch nicht ändern.“ [12] Nach Ansicht Silvers haben die Möglichkeiten einer de-sexualisierten Fortpflanzung keine Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse im Allgemeinen und die gegengeschlechtliche Sexualität im Speziellen. Stellt man dann allerdings die Frage “Wozu Sex?“, [13] heißt es, eine a-sexuelle Vermehrung könnte die “genetische Vielfalt“ [14] niemals gewährleisten. Daher ergibt sich der Schluss: “Sexuelle Fortpflanzung, bei der die Gene ständig neu gemischt und dadurch aufgefrischt werden, ist der a-sexuellen Fortpflanzung niederer Lebensformen, etwa der Amöben, überlegen.“ [15] In einer solchen Argumentation dient Sexualität nicht nur der Erhaltung und Optimierung der Gattung Mensch, sondern sie zeugt gleichzeitig von der Überlegenheit über andere Spezies. Anhand dessen zeigt sich dann, dass es nicht mehr um Individuen und ihre Sexualität bzw. Fortpflanzung geht, sondern um die Fortpflanzung der Gattung Mensch, die zusammengefasst in einen Rechtsraum die Bevölkerung ist. [16] Die an der Diskursoberfläche thematisierten Lebensmöglichkeiten des Paares als homo ludens und homo faber stehen hier nicht mehr zur Debatte. Nicht um Lust und Last der Fortpflanzung geht es. Wenn Humangenetiker Stellung beziehen, werden die Wünsche des Paares, der Frauen nach einem Kind um jeden Preis der Optimierung der Gattung untergeordnet. Nicht um Subjekte geht es, sondern um Bevölkerung. Die so aufgeworfene Gattungsfrage wird nicht nur im Kontext einer “neuen Eugenik“ [17] diskutiert, sondern auch aus Richtung einer biologischen Anthropologie. Zur Illustration der Erfüllbarkeit von Kinderwünschen wird beispielsweise in der ZEIT auf die medizinischen Entdeckungen nach 1840 verwiesen: An der Chicago University regte Jacques Loeb unbefruchtete Eier von Seeigeln durch osmotischen Schock zur Zellteilung an. Bei diesem Vorgang handle es sich um den “Versuch einer künstlichen Jungfernzeugung“. [18] Das sei jedoch Sache von Einzellern. “Ungleich verbreiteter ist das Prinzip Sex. Sex garantiert genetische Vielfalt“. [19] Der Unterschied zwischen der menschlichen Gattung und einer tierischen primitiven Lebensform dokumentiert sich ebenfalls durch die Art der Gattungserhaltung. Das heißt Sexualität ist in bezug auf Fortpflanzung dann von explizitem Interesse, wenn es um die Erhaltung/ Verbesserung der Gattung durch die Verbindung unterschiedlicher Anlagen geht. Sexualität wird hier von einer (in diesem Falle) menschlichen Praxis zu einem biologischen “Prinzip“; zu einem aller intersubjektiven Aspekte entkleideten Mittel der Qualitätssicherung bzw. – steigerung. Als solches lässt sie sich auch im Labor kontrollieren. Das “Prinzip Sex“ ist somit de-sexualisierte Sexualität. Das kann im Sinne einer “Normalisierung“ soweit gehen, dass die sexuelle Zeugung diskursiv in den Dienst genommen wird, indem das Verfahren IVF als Sex beschrieben wird. So titelte die ZEIT: “Sex in der Retorte“. [20]

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Neben die “natürliche“ Sexualität ist also die “künstliche“ Sexualität getreten, die eigentlich eine de-sexualisierte Fortpflanzung ist. Während erstere im Zusammenhang mit Reproduktionstechnologien nicht explizit zum Gegenstand gemacht wird, spielt die de-sexuelle Fortpflanzung im Kontext von “Unfruchtbarkeits-Therapien“, wie der IVF und ISCI, [21] eine Rolle in Bezug auf die Sicherung der genetischen Vielfalt. Sowohl die sexuelle als auch die de-sexuelle Fortpflanzung beruhen auf dem grundlegenden Konzept einer gegengeschlechtlichen Zeugung. Doch auch der rein eingeschlechtliche, a-sexuelle “Zeugungsakt“ taucht im Reproduktionsdiskurs auf. Er wird in den Artikeln zwar vorrangig mit Blick auf das Tierreich thematisiert, jedoch gewinnt er insofern für die menschliche Gattung an Bedeutung, als dass die Reproduktionstechnologien beispielsweise die Möglichkeit eröffnen, dass zwei Frauen gemeinsam ein Kind bekommen: “Die Reproduktionsmedizin wird es lesbischen Frauen ermöglichen, miteinander ein Kind zu bekommen.“ [22] So verbindet sich Fortpflanzung wenn nicht mit Sexualität, so doch mit sexueller Orientierung. Frauen verzichten auch dann nicht auf Sexualität und auf ein Kind, wenn sie nichts mit Männern zu tun haben wollen. Dieses sei auch “nötig“, da es eben nicht alle Frauen “lieben, mit einem Mann zu schlafen“.

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Die de-sexualisierte Zeugung wird nicht als privilegierte Form der Fortpflanzung gezeichnet, noch ist sie lediglich ein notwendiger und daher konsequenter Weg zum eigenen Kind für die, denen andernfalls das Kinderkriegen versagt bliebe. Dies gilt für so genannte “Risikopatientinnen“ ebenso wie für homosexuelle Paare oder “Spätgebärende“. Besonders letztere seien schlicht auf die medizinische Handreichung angewiesen, lautet vielfach der Tenor der Berichterstattung. “Künstlich befruchtete Eizellen werden auf reguläre Chromosomenzahlen geprüft. Damit wird älteren Frauen überhaupt erst eine Schwangerschaft ermöglicht.“ [23] Denn: “gerade bei älteren Frauen sind bereits so viele Eizellen genetisch geschädigt, dass eine erfolgreiche Schwangerschaft – sei es durch natürliche Zeugung oder per Embryo aus der Retorte – ohne vorgeburtliche Genprüfung unwahrscheinlich ist.“ [24] Das Alter (der Frau) sei eben “der Fruchtbarkeitskiller Nummer eins“, [25] und viele Frauen tappen in diese “Fruchtbarkeitsfalle“. [26] Denn trotz aller Möglichkeiten ist auch die Einflussnahme der Technologien begrenzt, wie es metaphernreich im SPIEGEL heißt: “Nur an einem scheitern die Babymacher bisher – die biologische Uhr der Frauen zu stoppen“. [27] Durch die ständige Referenz auf das “hohe“ Alter schwangerer Frauen und der damit einhergehenden Notwendigkeit, aber auch Machbarkeit medizinischer Betreuung (wie besonders IVF, PND [28] aber auch PID), realisiert sich zumindest diskursiv eine Befreiung der Frau von ihren biologischen Fesseln. Denn auch wenn nicht gutgeheißen, so ist eine Schwangerschaft auch im “höheren“ Alter denkbar. Dass diese durch eine IVF-Behandlung zustande kommt, die neben dem Alter einen weiteren Indikator zur “Risikobehandlung“ gibt, führt im Umkehrschluss dazu, dass der Kinderwunsch zum Wunschkind führt. Nicht nur der Zeitpunkt einer Schwangerschaft, sondern auch das “Produkt Kind“ erscheinen durch die Untersuchung des Embryos im Reagenzglas dann autonom wählbar, wenn Fortpflanzung sich von Sexualität freispricht.

Fehlerhafte Sexualität

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Doch auch Verfahren wie IVF oder PID werden keineswegs unabhängig von Sexualität gedacht. Denn nur eine “fehlerhafte“, weil nicht fortpflanzungsfähige Sexualität bzw. eine fehlerhafte genetische Veranlagung, die bei “natürlicher“ Zeugung einen “Risikofaktor“ darstellt, liefert die Bedingung und die Brisanz für die Notwendigkeit der Inanspruchnahme dieser Verfahren. So bleibt etwa Infertilität auf Sexualität bezogen, insofern praktisch die fortpflanzungstechnologischen Verfahren erst ins Spiel kommen, wenn die Sexualität sich als defizient herausstellt. Damit geht aber auch eine interne, logische Beziehung einher. Entgegen der Entkopplungshypothese, die die “künstliche“ Fortpflanzung als völlig autonome, gleichwertig wählbare Handlungsmöglichkeit suggeriert, erweist sich de-sexualisierte Fortpflanzung auf Sexualität (als defizienter) bezogen. Und de-sexualisierte und sexuelle Fortpflanzung sind nicht gleichursprünglich. Mit der “Anerkennung“ von Unfruchtbarkeit als Krankheit und damit als therapierbares Leid verbleibt Sexualität im Kontext der (Reproduktions-) Medizin. Zumindest was IVF und PID betrifft, wird die technisierte Fortpflanzung zum Gegenprogramm einer defizitären Natur angeboten und nachgefragt.

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Wenn es im SPIEGEL heißt: “Seid fruchtbar und mehret Euch“, [29] dann bezieht sich dieser biblische Imperativ, auch wenn er als Kritik am Glauben beliebiger Planbarkeit des Kinderkriegens verwandt wird, zwar direkt auf Frauen. Indirekt hat er darüber Hinausgehendes im Sinn: das Bevölkerungswachstum in Zeiten sinkender Geburtenraten. Aus dem “seid fruchtbar“ wird angesichts von Reproduktionsmedizin ein “werdet fruchtbar“. Solche Belegstellen aus der Bibel dienen in den Medien oftmals dazu, deutlich zu machen, dass Infertilität erstens kein neues Problem ist und zweitens, dass es sich hierbei um eine immer schon lösbare Konfliktlage handelt. Nur die Technik ändert sich. “Auch Abraham hatte es nicht leicht.“ heißt es etwa in der ZEIT: “Mit Sarah wollte es partout nicht klappen. ’Geh doch zu meiner Magd’ rief die Angetraute. Das führte, mit 86 Jahren, noch mal zu Vaterfreude – ein biblischer Fall von Ersatzmutterschaft. Der Genesis zufolge ruhte Segen darauf. ’Ich will deine Nachkommenschaft so mehren, daß sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.’, sprach der Engel des Herrn. Bis ins 20. Jahrhundert hinein blieb das biblische Beispiel: Bei Kinderlosigkeit half letztlich nur der Partnerwechsel.“ [30] Der Vergleich mit der Genesis geht davon aus, dass ein Partner (die Frau) unfruchtbar ist und dieses “Dilemma“ durch eine Ersatzmutter ausgeglichen wird. Der “Partnerwechsel“ bezieht sich ausschließlich auf den sexuellen Akt, denn folgt man der Geschichte, verließ Abraham Sarah ja ebenso wenig wie Jakob Rachel. [31] Vielmehr stellt männliche Untreue die logische Folge von weiblicher Infertilität und Kinderwunsch dar. Nach heutigem Stand der Medizin ist nicht einmal das mehr nötig: Dank Gott wurde Sarah Mutter; dank der Technologie werden heutige Frauen schwanger. [32]

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Auf diese Weise wird die biblische Geschichte mit der (Un-)Fruchtbarkeitsbehandlung des 20. Jahrhunderts analogisiert. Es ließe sich lapidar schlussfolgern: Jede Zeit hat ihre Mittel, “defizitäre Sexualität“ und die mit ihr einhergehende Stigmatisierung als “Makel“ zu korrigieren. [33]

Der “natürliche“ Weg

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Mit der defizienten Sexualität wird die Natürlichkeit selbst suspekt. Wenn etwa die damalige CDU-Vorsitzende Angela Merkel in einem Interview argumentiert, es gebe Grenzfälle, die eine Anwendung der PID rechtfertigten, weil Risikopaare, die auf “natürlichem Weg“ [34] ein Kind bekämen, dieses unter Umständen abtreiben würden, [35] dann wird “Natürlichkeit“ zu einer möglichen und vermeidbaren Bedrohung. Denn ein Test erspart eine Abtreibung. Anders gesagt, ein Risiko muss kein Risiko bleiben, es wirkt sich nicht zwingend auf die individuelle Lebensplanung aus. Wenngleich also die Natur einen im physischen Sinne defizitären Menschen erschaffen hat, bleibt das kein irreversibler Makel, als welcher Infertilität und genetische Disposition innerhalb des Diskurses oftmals verstanden werden.

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Natur ist an dieser Stelle, anders als in Diskussionen, in denen es um menschliche Selbstbestimmung geht, etwa in der Frage “guter Ernährung“, nichts Begehrenswertes, sondern etwas, das überwunden werden kann und soll. Natur erscheint hier als “topos“, als ein Gemeinplatz, “dem wir uns zuwenden, um unseren Diskurs zu ordnen“, [36] wie Donna Haraway es formuliert. Hier scheiden sich gute und schlechte Handlungsoptionen, mit dem Kinderwunsch umzugehen. Sexualität birgt das Potential der Natur mit dem Handicap, dass sie sowohl “positive“ als auch “negative“ Eigenschaften zufällig verteilt, sofern Fortpflanzung an Sexualität gebunden ist. Diese Natur avanciert somit zu einem schicksalhaften Gegenspieler kalkulierter medizinischer Intervention. Die in diesem Bild ganz offensichtlich ungerechte Verteilung von guten und schlechten Anlagen ist nicht statisch, sondern der Natur kann im reproduktiven (pro-natalistischen) Sinne nachgeholfen werden. Fortpflanzung lässt sich durch ihre De-Sexualisierung domestizieren. Durch Verfahren wie die Polkörperdiagnose [37] sieht etwa die ZEIT in einer Reportage über eine Frau mit der Veranlagung für die Krankheit V717L [38] “das tödliche Roulette der Natur“ [39] besiegt. Dabei markiert bereits die metaphorische Verwendung den Glücksspielcharakter, der aber weniger für Vergnügen, denn für Willkür steht: Für einen hohen Einsatz bei einem hohen Risiko. Was heißt aber tödliches Glückspiel? Ein tödliches Roulette, das ist “russisches Roulette“. Die Natur verteilt die Patronen - in diesem Fall die genetischen Eigenschaften – und bestimmt somit (nicht nur) über den Beginn des Menschseins. Hat Einstein nicht gesagt, Gott würfle nicht? Ist die Natur ein Kasino? Ihr zu folgen heißt gleichzeitig, Trieben nachzugeben, biologisch zu zocken. Carl Djerassi greift die Spiel-Metapher auf, wenn er den Vorteil von IVF und ICSI darin sieht, “die würfelspielende Natur zu übertreffen“. [40] Kalkül tritt (vermeintlich) an die Stelle des Zufalls. Das “Lebende als das kalkulierbare Spiel des Zufalls und der Reproduktion“ [41] wird in den Dienst genommen als “kontinuierliche und absichtsvolle Erschaffung von Individuen“. [42]

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Mit der Umwertung der Natur wird auch der “natürlich“ entstandene Fötus umgedeutet. Bei der PID bzw. IVF handelt es sich um “Wunschkinder“, wohingegen der auf dem “natürlichen Wege“ entstandene Fötus zuweilen [43] als “unerwünschter Eindringling“ konzeptualisiert und abgetrieben wird. [44] Das Gegenbild zur chaotischen Natur präsentiert “die“ Naturwissenschaft, als deren Prinzip in den Medien der Ausschluss jedes Zufalls propagiert wird. Dies gelingt in seiner reinsten Form nur im Labor. Indem die triebhafte Natur dort ausgeschlossen wird, lässt sie sich durch Biomedizin zugunsten (gesunder) Nachkommenschaft überwinden. Angesichts dieser Klarheit und Sicherheit spricht wohl kaum etwas dagegen, die Verfahren gesellschaftlich zu legitimieren. Der alte Wunsch nach (Optimierung von) Fortpflanzung realisiert sich unabhängig von Sexualität.

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Zwischen innigem Kinderwunsch und de-sexualisierter Zeugung besteht ein Zusammenhang, der über die “Produktion“ von Kindern hinausgeht. Denn innerhalb des Diskurses scheint es so, als habe eine solche Ausgangslage Einfluss auf die Erwartung und Vorstellung von “Familie“. Man könnte sich also fragen: “Si la génétique ne reproduit pas l'idealisme platonicie?“ [45] Ist ein gewünschtes Kind, das unabhängig von Sexualität entsteht, ein Versprechen? Djerassi behauptet im SPIEGEL-Interview, dass “Laborbabys [...] mehr geliebt“ [46] werden. Diese Liebe ist nach Darstellung vieler Beiträge Produkt von Mühe, Arbeit und Anstrengung. Auch Luc Boltanski verweist auf die “beachtlichen Opfer“, [47] die beide Partner mit einem solchen Projekt auf sich nehmen. Indem ein auf diese Weise entstandenes Kind “Arbeit“ war, steigert sich dessen Wert, fließen in seine Realisierung doch die zentralen gesellschaftlichen Ressourcen Arbeit, Geld und Zeit. Das Kinderkriegen ist messbare Leistung, die ihre Anerkennung auch dadurch bezieht, dass sie bewusst und eben nicht “natürlich“ zustande gekommen ist. Für das Paar oder die Frau steht das Herstellen unter Mühen im Vordergrund; Liebe wird Bestandteil in einem technologisierten Ablauf, an dessen Ende das finale Liebesobjekt, das Kind, steht. Ecce homo faber!

Kalkulation oder Zufall: Die Enteignung des homo faber

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Mit der Übwindung der Natur ist der homo faber in den Medien zum reproduktionstechnischen Leitbild geworden. Dass ihm dabei die eigene Autonomie abhanden kommt, erfährt man nur implizit. Angenommen – so die medialen Gedankenspiele – ein Paar [48] weiß erstens um seine medizinisch risikohafte Disposition und lässt zweitens (aufgrund dessen) pränatale Untersuchungen durchführen, dann kann dies drittens (bei entsprechendem Befund) zur Abtreibung führen, da ihm der sichere (der künstliche) Weg (die PID) durch das in Deutschland geltende Recht verwehrt wurde. Denn: “so gut wie keine dieser Krankheiten ist ursächlich zu behandeln. Nur wenige sind therapierbar. Im Zweifelsfall fällt eine negative Entscheidung: Abtreibung ist der einzige Weg, ein erbkrankes Kind zu verhindern.“ [49] In diesem Sinne stellte die PID eine medizinische Schutzmaßnahme, einen “Baby-TÜV“, [50] für Paare mit Kinderwunsch dar. Besonders die Vorstellung, Untersuchungen am Embryo seien ein TÜV, zeigen, dass es hier um Gemachtes geht – es gibt keinen Regen-TÜV keinen Grippe-TÜV, sehr wohl aber eine Güte-Kontrolle für produzierte, konstruierte Objekte. Die Vorstellung, es handle sich bei einem werdenden Kind um etwas Erzeugtes (statt Gezeugtes) spiegelt sich auch anhand von Begriffen wie z.B. “Babyindustrie“, [51] der weiterhin unterstreicht, dass hier unterschiedliche “Arbeiter“ von Nöten sind, um arbeitsteilig ein angemessenes Endprodukt zu realisieren. Gen- und Reproduktionstechnologien werden als Hand-Werk [52] konzipiert. Der homo faber wird hier seines originären Schöpfertums, des “Selber-Machen“ enteignet. Was “gemacht“ werden kann, ist nur im Team herstellbar. “Die Mutter eines Kindes, das an Muskelschwäche leidet, wird ein zweites Mal schwanger. Während das erste Kind im Alter von sechs Jahren stirbt, ergibt ein Gentest, dass auch der Fötus von der tödlichen Krankheit betroffen ist. Die seelisch tief verstörte Frau treibt ihr heranreifendes Kind ab. Wer kann es ihr verdenken, dass sie mithilfe der PID endlich ein gesundes Kind zur Welt bringen will?“ [53] Pro-natalistische Tendenzen der Biopolitik treten im Gewand scheinbarer und objektivierter autonomer Entscheidungsmöglichkeiten der Betroffenen auf. Indem die PID innerhalb des Diskurses auch technisch als mögliche Ablösung der PND gehandelt wird, ist der letzte Zusammenhang zur Sexualität auf der Oberfläche gekappt, ohne dass die tiefenstrukturelle Beziehung aufgegeben werden müsste. Bestand bei der PND noch die Wahrscheinlichkeit, der untersuchte Fötus sei dem gegengeschlechtlichen Zeugungsakt entsprungen, schließt sich dies bei der Reagenzglasbefruchtung aus. Die PND ist unter Umständen nur deshalb “notwendig“, da ihr Sexualität vorausgeht.

Die andere Seite der Medaille

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Die technisierte, der unsicheren Natur entgegenwirkende Produktion von Kindern stellt einen Strang innerhalb des Diskurses dar, der normalisierend und legitimierend wirkt, insofern er als Minderung des Leides reziproker Eltern diskutiert und anerkannt wird. In eine andere Richtung dagegen zielen jene Positionierungen, die an den vorbestimmten, den menschlich unbeeinflussbaren Part der Menschwerdung erinnern. Thomas Goppel etwa formuliert in Hinblick auf die Erweiterung der Abtreibungspraxis: “Wenn wir die Tatsache, dass Adam und Eva des Apfels wegen aus dem Paradies geflogen sind, zum Anlass nehmen, jede andere Sünde sofort zu entschuldigen, weil es ja nichts anderes ist als noch eine, dann tun wir uns ein bisschen einfach.“ [54] Damit legt er nahe, die Eingriffe am Menschen seien als Sünde zu verstehen. Indirekt plädiert eine solche Forderung für die Aufrechterhaltung der Beziehung von Sexualität und Fortpflanzung. Im Gegensatz zur Infertilitäts-Behandlung verfolgt der Verweis auf die biblische Geschichte im Zusammenhang mit der potenziellen Selektion durch menschliche Hand eine Ablehnung der Technologie. Bringen wir beide Argumentationen zusammen, würde die ambivalente Aufforderung lauten: Kinder ja, aber keine durch bestimmte Methoden getesteten. So zumindest scheint es, wenn Volker Stollorz befürchtet, durch das Fortschreiten der Technologisierung könne “die Zeugung Behinderter [...] endgültig zur säkularen Sünde werden.“ [55] Die Selbstbemächtigung des Menschen wird im semantischen Dunstkreis göttlicher Macht als Hybris thematisiert. Durch eine zugleich in vielen Artikeln anklingende Sakralisierung des menschlichen Lebens verbietet sich, sowohl in irgendeiner Weise Einfluss auf die Natur auszuüben (durch Untersuchungen), als auch den Gang der Natur zu beeinflussen (durch Abtreibung). [56] In diesem Fall könnte, indem der Diskurs eine erneute Wendung nimmt, durch Prävention entgegengewirkt werden. Indem das Gen “Auskunft“ liefert (liefern kann), vereint es zweierlei: Durch den Test erfolgt die (mögliche) Erlösung des werdenden Lebens von der Schuld durch Verantwortung der zukünftigen Eltern. [57] Bestünde die Sünde nämlich in der jeweiligen genetischen Veranlagung, dann beträfe dies vorrangig den entstehenden Menschen. Die Absolution zu erwirken kann ausschließlich Sache der Eltern sei. Auf diese Weise scheint die alte Verbindung von Sex und Sünde [58] zu einer neuen Verbindung zwischen Fortpflanzung und Sünde zu werden und mediale Bezugnahme auf Reproduktion leistet damit offenbar die “Befreiung von der sündigen Natur des Sexes“. [59]

Götter in weiß oder: Der Dritte

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Aber auch gegen die ethischen Bedenkenträger bringt die Reproduktionsmedizin eine Gegenstrategie auf, die genau die religiösen Bilderwelten der Gegner aufgreift, diese aber zu ganz anderem Zweck verwendet. “Wir helfen Gott ein wenig beim Kindermachen“, [60] erklärt beispielsweise der amerikanische Fortpflanzungsmediziner Smothrich das Geschäft mit Eizellen und Leihmüttern. Auf diese Weise verhelfe er “schwulen und alleinstehenden Vätern sowie lesbischen, aber auch heterosexuellen Paaren“ [61] zu Kindern. Er tut dies jedoch nicht anstelle Gottes, sondern quasi als dessen weltlicher Kollege; als einer von vielen “Fruchtbarkeitspriestern“. [62] Diese Einschränkung ist wichtig für die Darstellung, denn Gott zu assistieren erscheint in gewisser Weise löblich (kommen doch so mehr Kinder auf die Welt); an seiner statt aufzutreten, gilt indes als Anmaßung, als menschliche Hybris. So betitelte der SPIEGEL 1995 einen Bericht, der einen Skandal um das Geschäft mit der Fortpflanzung kritisiert “Wie Gottvater“ [63] verhalten sich US-Mediziner, die als “Embryonen-Dealer“, [64] als “internationale Babymacher“ [65] mit Embryonen Geschäfte machen. Ebenfalls gegen einen Eingriff in den Schöpfungsplan formuliert eine Frau, die sich trotz “positiven“ Befunds für das Austragen des Kindes entschieden hat: “Ich will nicht Gott spielen“. [66] Die SPIEGEL-Reportage erzählt die Geschichte zweier Frauen, die beide durch vorgeburtliche Untersuchung erfahren, dass das jeweils von ihnen erwartete Kind behindert sein wird. Dieser “Nachricht“ folgt dramaturgisch ein je unterschiedliches Handlungsschema (Abtreibung/ Austragung). Indem der SPIEGEL den Satz der austragenden Mutter im Titel zitiert, bezieht er Stellung gegenüber jener Frau, die sich für die Abtreibung entschieden hat.

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Während “Gottvater“ als Inbegriff für die Überschätzung steht, bedient sich ein anderer Diskursstrang in der Verbildlichung einem anderen Repertoire: Gott steht dann auf einmal den wahnsinnigen, nach Macht strebenden Wissenschaftlern gegenüber, die die “Furcht vor Frankenstein“ [67] wecken (sollen). Richard Seed, der nach Angaben der ZEIT Menschen klonen will, wird etwa als “unbekannter Exzentriker“ [68] beschrieben. Jedoch wird auch in der Figur dieses Wissenschaftlers die Ambivalenz aufrechtgehalten. So plagen Seed als Kirchgänger keinerlei moralische Zweifel an seinem Vorhaben. [69] Während die Anspielung auf Gott eine moralische Implikation enthält, sind Bilder aus der “Brave new world“ dem Gruseln verpflichtet.

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Und dass Gott hier auftaucht, verwundert überdies nicht. Bei einem Thema wie diesem, bei dem es um die Menschwerdung und den Umgang mit menschlichem Leben geht, gehören religiöse Bilder und Argumentationen zum Spiel und insbesondere christliche Positionen strukturieren den öffentlichen Diskurs. Wer sollte auch (bio-)mächtiger sein als der Allmächtige?

Schöne neue Verhältnisse: Vater, Mutter, Kind?

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Die Anliegen des in seiner Schöpfungskraft institutionell beschränkten homo faber, seinen Kinderwunsch durch medizinische Hilfe zu realisieren, lassen sich medial spektakulär inszenieren. Dazu gehört eben auch, dass sich der Kreis derjenigen, die an der “Herstellung“ des Kindes beteiligt sind, um mindestens eine Person erweitert: “Auch für gänzlich unfruchtbare Paare hält die Reproduktionsmedizin Auswege bereit: Eispende oder Embryonenspende, Leih- und Tragemütter.“ [70] Die Erfüllbarkeit des Kinderwunsches hat seinen Preis: Der ehemals autonome homo faber wird zum determinierten Element der Produktions-Kette. In Deutschland verhält es sich rechtlich so, dass die Samenspende zwar erlaubt, die Eizellenspende aber verboten ist, und zwar, wie es in der Begründung zum ESchG heißt, um keine gespaltene Mutterschaft zu erzeugen. [71] Jedoch richtet die mediale Berichterstattung ein besonderes Augenmerk auf die im Ausland (besonders in den USA) praktizierte Möglichkeit von Leihmutterschaft, bzw. auf Frauen, die im Ausland Eizellen käuflich erwerben, wie es in dem Eingangsbeispiel der Fall war. Kinderkriegen wird dann zu einem vertraglichen Akt. Zu einem Tauschgeschäft, welches in den semantischen Raum der Ökonomie gehört (zu dem die Reproduktionsmedizin gute Verbindungen unterhält). Zu diesem Handel gehört es auch, dass dieser zwar des Zeugungsaktes entbehrt, nicht aber der (de-sexualisierten) Zeugung.

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Das wird besonders dann deutlich, wenn ein Elternteil nicht einwilligungsfähig ist. Indem sogar männliche Tote ebenso wie Koma-Patienten als Samen-Spender herangezogen werden, diskutiert der SPIEGEL unter dem Titel “Jagt auf den Spermiator“ [72] “Irrweg oder […] Chance für die Reproduktionsmedizin“. Der Film von James Cameron, der hier Pate für den Titel stand, zeigt Arnold Schwarzenegger als Terminator und Cyborg, dessen Aufgabe als Herr über Leben und Tod es ist, Menschen auf Befehl zu töten. Befehle erteilt der “Spermiator“ keine mehr und er tötet auch niemanden. Im Gegenteil. Foucaults Kennzeichnung der Biomacht, die es erlaubt, “leben machen oder in den Tod zu stoßen“ [73] erhält hier eine besonders absurde Wendung. Der Tod wird überdeckt durch die “sorgfältige Verwaltung des Körpers und die rechnerische Planung des Lebens.“ [74] Möglich wird ein solches Verfahren, da – im Gegensatz zum toten “Patienten“ – sein Sperma “quicklebendig“ sei. Aufgrund dessen könne auch aus dem Jenseits eine “finale Gabe“ gereicht werden, zum Wohle der Hinterblieben. Der rituelle Akt wird nicht am oder für den Verblichenen vollzogen, sondern für dessen Frau und Eltern. Wenn der SPIEGEL dies mit der Bemerkung quittiert, so könnten Tote und Komapatienten “ihr Scherflein zur Weltbevölkerung beitragen“, dann klingt das selbst an diesem Ort nicht ironiefrei. Dennoch: Der Verweis auf den Gegenstand der Biopolitik, die Bevölkerung, taucht auch hier wieder auf.

Der Embryo als Gegenüber

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Die Eltern sind nicht mehr Herr und Dame im eigenen Haus. Denn in dieser “ménage à trois“, rechnet man Mediziner hinzu, treten die (reziproken) Eltern (sofern vorhanden) sogar hinter den Embryo zurück. Damit betritt ein “Anderer“ wirksam die Bühne, der sich nicht nur bereits visualisieren lässt, sondern der auch durch die Erzählweisen über ihn mit jenen kulturellen Rahmenbedingungen verflochten ist, die ihn hervorbringen. Wie anders sind Aussagen wie die folgende denkbar: “Mehr als vier Jahre hatte Jennifer im zweizelligen Embryonalzustand auf eine Leihmutter warten müssen – tiefgefroren in einem der 20 Kühlfässer.“? [75] Oder: “Deshalb haben wir Baby Paul im sogenannten Vorkernstadium eingefroren.“ [76] Mit solchen Anthropomorphisierungen wird an das alte Bild angeknüpft, es handle sich bereits in einem vorgeburtlichen Stadium um “Babys“, um “kleine Menschen“ etwa in dem Sinne, wie Leonardo da Vinci seinen “hockenden(n) Knaben in der Gebärmutter“ darstellte Eine solche Haltung ähnelt verblüffend den bis ins 21. Jahrhundert bekannten Vorstellungen eines “fertigen winzigen Menschen im Uterus“, der nur zu wachsen braucht. [77]

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Als Gegenüber des Embryos fungiert in aller Regel das Paar und nicht allein die Mutter. Letztere ist fortan zwar “porteuse mais pas procréatrice“, [78] sie ist diejenige, die den Embryo austrägt, nicht aber mehr jene, die ihn erzeugt hat. Vordergründig verschwinden damit sogar die Geschlechter von der Diskursoberfläche, sie subsumieren sich stattdessen unter der Kategorie “Paar“. Aus der Verbindung Mann und Frau wird die Verbindung Paar und Embryo, die auch deshalb so tragend ist, wie der Gynäkologe Antinori in der ZEIT formuliert, weil “Kinderkriegen [ein] Menschenrecht“ [79] darstellt. “Wenn sie [ein Paar, J.D.] einen Kinderwunsch haben, dann muss man alles tun, um zu helfen“, [80] wie es der Pariser Gynäkologe René Freyman fordert.

Schluss

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Verfahren rund um die Kinderherstellung sind ein massenmedial mitreißend inszenierbares Thema. [81] Dabei akkumulieren innerhalb der öffentlichen Auseinandersetzung unterschiedliche Interessen und verschiedene Instanzen, die privates Sprechen prinzipiell – das zeigen unzählige Leidens-Schilderungen – keinesfalls verbieten. Wenn die Produktivität diskursiver und sprachlicher Macht das fundamentale Konstruktionsprinzip von Wirklichkeit ist, dann ergeben sich die Themenwahl, Positionierung und Stoßrichtung eines Diskurses auch durch die Wiederbelebung oder Einbettung, die Wahl und die Ausgrenzung von Themen. Gesellschaft ist in die Technologien eingeschrieben, das zeigt unter anderem die Verquickung unterschiedlicher Diskursstränge zu einer gemeinsamen Geschichte, durch die letztlich auch ein gemeinsamer Denkraum geschaffen wird.

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Ich habe mich anlässlich der Berichterstattung über Reproduktionstechnologien auf die Suche nach Darstellungen von Sexualität gemacht und zwar nicht, weil ich Sexualität in irgendeiner Weise essentialisieren will, sondern weil es so scheint, als sei die Verbindung von Sexualität und Fortpflanzung diskursiv keineswegs so aufgekündigt wie es zahlreiche Oberflächenerscheinungen des Diskurses nahe legen. In der – ob nun direkten oder indirekten – Beziehung zwischen Sexualität und Fortpflanzung schreiben sich die Machtkonstellationen zwischen pro-natalistischer Biopolitik und Betroffenen fort. Von der Emanzipation, die die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung suggeriert, ist - jedenfalls was die Fortpflanzung betrifft- kaum etwas zu erkennen. Fast scheint es so, dass die Abwesenheit von Sexualität und die Einforderung gewisser Rechte in Bezug auf die Nutzung/ Anwendung der Reproduktionstechnologien im Sinne der Biopolitik von “werdet fruchtbar“ zu einer Kollektivierung des Kinderwunsches führen. Insofern kommt Sexualität in Zeiten ihrer vermeintlichen “Unterdrückung“ im Reproduktionsdiskurs ein ausgesprochenes Interesse zu. Ähnliches hatte Michel Foucault in seiner Widerlegung der Repressionshypothese in “Der Wille zum Wissen“ [82] festgestellt. Er sah das Interesse an Sexualität vorrangig als Effekt einer Verwissenschaftlichung der Diskurse - in pädagogischen Maßnahmen, Beobachtungen und Vorsorgeverfahren niederschlug. [83] Indem Sexualität auf der Diskursoberfläche kaum vorkommt, erscheint Fortpflanzung als ein planbarer, technischer Akt, der in der Grundtendenz als Emanzipation von sowohl biologischen (“Risikopatientinnen“; “Spätgebärende“) als auch gesellschaftlichen (Integration homosexueller Paare in eine bürgerliche Wertegemeinschaft) Determinationen begrüßt wird. Indem nun diesem Bild folgend zumindest theoretisch jeder Mensch die Möglichkeit besitzt, ein Kind zu bekommen, leitet sich im Umkehrschluss diskursiv auch das pro-natalistisch induzierte Recht ab, Vater oder Mutter werden zu dürfen. Dadurch entsteht ein ent-individualisierter Konsens eines Kinderrechtes durch das Zusammenwirken aller Kräfte einer Gesellschaft. Indem dies möglichst abstrakt, nämlich vorrangig in Bezug auf die Bevölkerung, und nicht auf einzelne Subjekte, diskutiert wird, ereignet sich eine Rationalisierung von Reproduktion. Die so wirksam werdende Kontrolle betrifft das Leben im Allgemeinen und die Reproduktion im Speziellen. Die diskursive Befreiung der Fortpflanzung von der Sexualität durch die Überwindung einer defizitären Natur kann insofern als pro-natalistische “Ermutigung“ zur Nachkommenschaft verstanden werden, als weder Veranlagung, sexuelle Orientierung, noch Alter einen dauerhaft Grund darstellen, auf Fortpflanzung zu verzichten. Indem das Leben als biologischer Faktor in die Öffentlichkeit eintritt, fordert es verstärkt politische, legislative und ökonomische Lösungen, die sich im Diskurs niederschlagen, bevor sie explizit zum Thema werden. Die Verwaltung und Regulation von Leben auf der Ebene der Bevölkerung findet in dem Sinne in den Medien statt, als dass hier Normalisierungsprozesse hervorgebracht und gestärkt werden. Die Macht, leben zu machen, erhält vor diesem Hintergrund ein neues Gewand.

Autorin:

Julia Diekämper
Zentrum Gender Studies (ZGS)
Enrique-Schmidt-Straße 7 / SFG
D-28359 Bremen
E-Mail: julia.diekaemper@uni-bremen.de



[1] Die Süddeutsche Zeitung beispielsweise titelte “Eine egoistische Lösung“. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Kritik von Berufsverbänden und Fachärzten an der Entscheidung der Mutter. (Süddeutsche Zeitung vom 03.12.2007).

[2] Die Auswahl begründet sich aufgrund der jeweiligen Marktposition, durch die viele Leser erreicht werden. Zusätzlich bieten sich Wochenmagazine an, da sie sowohl Bezug auf aktuelle Ereignisse nehmen, als auch selbst Themenschwerpunkte setzen.

[3] So stellt die IVF die “Basis“ sowohl für die Injektionsbefruchtung ICSI, als auch für die Diagnostik des Embryos, die Präimplantation (PID) oder für Leihmutterschaft dar.

[4] Petra Gehring: Was ist Biomacht? Frankfurt a.M. 2006, 48.

[5] Vgl. hierzu Peter Weingart: Die Wissenschaft der Öffentlichkeit. Essays zum Verhältnis von Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit, Weilerwist 2005.

[6] Vgl. Barbara Orland: Die medizinische Fortpflanzung im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Die Normalisierung der Reproduktionsmedizin seit den 1970er Jahren, in: Technikgeschichte 4 (1999), Seite 7-31

[7] Djerassi selbst bezeichnete sich im Titel seiner Autobiographie als “Mutter der Pille“. (München 2001) und hebt damit bereits die “klassischen“ Geschlechtergrenzen auf.

[8] Art.: Der entmachtete Mann. Die Reproduktionsmedizin macht Frauen unabhängig vom starken Geschlecht, in: Die ZEIT 27 (1999), 27. Die folgenden Zitate ebd..

[9] Um sich einer IVF zu unterziehen, verlangt nach 27 a Abs. 1 Nr. 3 SGB V das Sozialgesetzbuch für die Finanzierung der Untersuchung den Ehestand.

[10] Art.: Laborbabys werden mehr geliebt, in: SPIEGEL 4 (2002), Seiten, hier: 76.

[11] Ebd.

[12] Art.: Gefährlicher als die Bombe, in: SPIEGEL 29 (1998), 42-45, hier: 43.

[13] Art.: Urknall der Hormone, in: SPIEGEL 16 (1995), Seiten, hier: 176.

[14] Ebd.

[15] Ebd.

[16] Seine Aussage ist dabei aber aufschlussreich. “Millionen von Menschen“ kann nämlich einerseits bedeuten, dass jeder dieser Menschen sich daran gewöhnen kann, Leben ohne Sexualität zu erschaffen, andererseits können die Millionen auch für die Bevölkerung als Ganze stehen, so dass nicht einzelne Individuen gemeint sind, sondern das Interesse eher auf einer höheren, allgemeineren Ebene ansetzt und die “Herstellung“ des Lebens mit einbezieht.

[17] Vgl. Jürgen Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?, Frankfurt a.M. 2001.

[18] Art.: Wann kommt der menschliche Nachwuchs nach Maß?, in: ZEIT 11 (1997), 62.

[19] Ebd.

[20] Art.: Sex in der Retorte, in: ZEIT 11 (1997), 64.

[21] Bei dieser Methode wird das Spermium direkt in das Zytoplasma eingespritzt.

[22] Art.: Die Zukunft ist jetzt, in: SPIEGEL 6 (1996), Seiten, hier: 163. Die folgenden Zitate ebd.

[23] Art.: Check im Eikern, in: ZEIT 13 (2002), 56.

[24] Art.: Schwanger um jeden Preis, in: ZEIT 20 (2002), 35.

[25] Art.: Mutterglück im Rentenalter, in: ZEIT 5 (2003), 48.

[26] Ebd.

[27] Art.: Babys auf Rezept, in: SPIEGEL 4 (2002), 70-80, hier: Seite.

[28] Unter Präntaldiagnostik (PND)verstehe ich sowohl invasive als auch non-invasive Verfahren, die während einer Schwangerschaft angewendet werden, um Aussagen über den gesundheitlichen Status des Embryos/ Fötus zu treffen. Der entscheidende Unterschied zur PID besteht eben darin, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung die Frau bereits schwanger ist, wohingegen die PID Embryonen im Reagenzglas untersucht.

[29] Art.: Nachwuchs in der Warteschleife, in: SPIEGEL 29 (2001), Seiten, hier: 72.

[30] Art.: Wann kommt der menschliche Nachwuchs nach Maß? (wie Anm. 18), 62.

[31] Auch auf dieses Paar wird innerhalb der Medien Bezug genommen. So beispielsweise im Art.: Tun wir Frauen etwas Gutes?, in: SPIEGEL 17 (1992), 226-230.

[32] Vertiefend zu der Figur der Sarah: Henri Atlan/ Mylène Botnol-Baum: Des embryos et des hommes. Paris 2007, 91ff., die die Funktion dieses Vergleichs in der Möglichkeit des “dédramatisé“ erkennt.

[33] Mit einer solchen Verbindung zwischen Bibel und Postmoderne erhält die Denkbarkeit neuer Technologien, wie der IVF insbesondere dann einen narrativen Charakter, wenn man davon ausgeht, dass die Geschichte von Abraham und Sarah wo nicht als bekannt vorausgesetzt, so doch als narrativer Kontext erkannt werden kann. Und wenn die Verfahren vorstellbar sind, dann lassen sie sich gesellschaftlich auch besser durchsetzen. Der medien-dramaturgische Kniff besteht oftmals darin, zu zeigen, inwieweit die Technologie in der Bibel “Beschriebenes“ realisiert – und so lässt sich folgern: das kann ja nicht falsch sein. Dass sich Tradition und Moderne in Hinblick auf die Herstellung von Schwangerschaft diskursiv harmonisch verbinden, mag einer der Gründe sein, dass sich die Verfahren akzeptieren und durchsetzen.

[34] Art.: Schockiert. Gentechnik und Bioethik – Was will die Opposition? Ein Gespräch mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel, in: ZEIT 49 (2000), 18.

[35] Ebd.

[36] Donna Haraway: Monströse Versprechen, Hamburg 1995,13.

[37] Die Polkörperdiagnostik ist eine Untersuchung des Genbestandes einer Eizelle bei einer künstlichen Befruchtung unmittelbar vor der Entstehung des Embryos.

[38] Diese Genmutation führt “mit Wahrscheinlichkeit“ zu Wahrnehmungsstörungen und Gedächtnisschwund noch bevor der Patient das vierzigste Lebensjahr erreicht hat.

[39] Art.: Check im Eikern (wie Anm. 23), 56.

[40] Art.: Der entmachtete Mann (wie Anm. 8), 27.

[41] Michel Foucault: Wachsen und Vermehren, in: ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrtis 2, Frankfurt 2002, 123-128, hier: 128.

[42] Ebd.

[43] Unter diesen unerwünschten “Umständen“ wird seit der Neuregelung des Paragrafen 218 im Jahr 1995 offiziell nicht mehr die Behinderung des Fötus verstanden (ehemals: embryopathische Lösung), sondern eine psychische oder soziale Indikation der schwangeren Frau. Inwiefern dies dennoch zu denselben Effekten führt, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden.

[44] Dies bedeutet selbstredend nicht, dass durch IVF entstandene Embryonen/ Föten nicht abgetrieben werden. Insbesondere der Umstand, dass durch die Inanspruchnahme einer solchen Behandlung die Schwangere zur “Risikoschwangeren“ wird, zieht oftmals eine engmaschige PND nach sich, in deren Rahmen bei der Feststellung einer Behinderung ebenfalls abgetrieben wird.

[45] Atlan/ Botbol-Baum, embryos (wie Anm. 32), 93.

[46] Art.: Laborbabys werden mehr geliebt (wie Anm. 10), 76.

[47] Luc Boltanski: Soziologie der Abtreibung. Frankfurt 2007, 256.

[48] In aller Regel handelt es sich bei der medialen Darstellung um heterosexuelle verheiratete Paare.

[49] Art.: Die Guten ins Töpfchen, in: Die ZEIT 38 (1999), 12.

[50] Art.: Babytests im Labor, in: ZEIT 32 (2001), 24.

[51] Art.: Die Babyindustrie, in: ZEIT 4 (1998), 34.

[52] Vgl. Bettina Bock von Wülfingen: Genetisierung der Zeugung, Bielefeld 2007, 216.

[53] Art.: Erbgutcheck für Embryonen, in: ZEIT 10 (2000), 51.

[54] Art.: Union debattiert über Prä-Implantations-Diagnostik, in: ZEIT 22 (2002), 21.

[55] Art.: Erbgutcheck für Embryonen (wie Anm. 53), Seite 51

[56] Pierre-André Taguieff: La bioéthique ou le juste milieu, Saint-Amand-Montrond 2007, 39.

[57] Christina von Braun/ Inge Stephan: Gender @ Wissen, Köln 2005, 26.

[58] Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit, Frankfurt a.M. 1983, 18.

[59] Ebd.,19.

[60] Art.: Muttermilch für Beverly Hills, in: SPIEGEL 34 (1998), 154-155, hier: 154.

[61] Ebd.

[62] Art.: Babys auf Rezept (wie Anm. 27), hier: 73.

[63] Art.: Wie Gottvater, in: SPIEGEL 39 (1995), Seiten 230-240, hier: 240.

[64] Ebd.

[65] Ebd.

[66] Art.: Ich will nicht Gott spielen, in: SPIEGEL 01 (2003), 56-58.

[67] Art.: Die Zukunft ist jetzt (wie Anm. 22), hier: 184.

[68] Art.: Richard Seed will Menschen klonen. Damit steht er nicht allein. Die Babyindustrie, in: ZEIT 04 (1998), 44.

[69] Ebd.

[70] Art.: Wann kommt der menschliche Nachwuchs nach Maß? (wie Anm. 18), 62.

[71] Das generelle Verbot einer gespaltenen Mutterschaft wurde durch das ärztliche Standesrecht mit der Begründung übernommen, Kinder könnten Probleme bei der Bearbeitung ihrer Entstehung bekommen; vgl. Susanne Knoop: Recht auf Fortpflanzung und medizinischer Fortschritt, in: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2005/1489/ <22.03.2008>, 288ff.

[72] Art.: Jagt auf den Spermiator, in: SPIEGEL 15 (1999), 230-231. Folgende Zitate ebd. hier: 230

[73] Foucault, Wille (wie Anm. 58), hier: 165.

[74] Ebd. 187.

[75] Art.: Schlachtfest im Labor, in: SPIEGEL 31 (1996), 138-139, hier: Seite 139. Gegenstand des Artikels ist das gesetzlich bestimmte Auftauen von Embryonen in Großbritannien, bei dem 4000 Embryonen vernichtet wurden.

[76] Art.: Kind in der Warteschleife, in: SPIEGEL 4 (2001), 186.

[77] Zu solchen Vorstellungen vgl. Barbara Duden/ Jürgen Schlumbohm/ Patrice Veit (Hg.): Geschichte des Ungeborenen, Göttingen 2002.

[78] Atlan/ Botbol-Baum, embryos (wie Anm. 33), hier: 83.

[79] Art.: Ihr Kinderlein kommet, in: ZEIT 50 (2002), 56.

[80] Art.: Nah am brittischen Vorbild, in: ZEIT 22 (2001), 38.

[81] Vgl. Gehring, Biomacht (wie Anm. 4), hier: 96. Gehring geht jedoch davon aus, der Diskurs reaktiviere einen erbbiologischen Determinismus; er reaktiviere das Muster der Weitergabe des Wesentlichen durch die Zeugung. Dies kann durch die hier ausgewählten Beispiele nicht bestätigt werden.

[82] Foucault, Wille (wie Anm. 58).

[83] Ebd., hier: 164ff.

Empfohlene Zitierweise:

Julia Helene Diekämper : Die Reproduktion als Wille und Vorstellung. Reproduktionsmedizin in den Printmedien Ende des 20. Jahrhunderts , in: zeitenblicke 7, Nr. 3, [2008], URL: https://www.zeitenblicke.de/2008/3/diekaemper/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-16403

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