Opiumhöhle in London 1874
Opiumhöhle in London 1874. Eine Illustration der London News vom 1. August 1874
Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Opium_smoking_1874.jpg&filetimestamp=20060201174825
Das Bilddokument symbolisiert auf medialer Ebene das Thema des Bandes. Im Hintergrund steht ein globaler Drogentransfer mit Kulturmigration, der von Europa nach China verlief und von dort in variierter Konsumform den Weg in die westliche Welt zurückfand: Opium wurde in Getränkeform in Europa seit der Antike als Schmerz- und Heilmittel konsumiert, die Mohnpflanze selbst in Kleinasien kultiviert. Ab dem 18. Jahrhundert ließen die Briten in großem Stil Opium in Britisch-Indien erzeugen, um mit dieser Ware ihre steigenden Teeeinkäufe in China zu finanzieren. Die Ausbreitung des Opiumkonsums zu Heil- und Genusszwecken führte in China zu einer Opiumkultur, die sich mit der Entwicklung von Rauchopium und der Etablierung von Einrichtungen verband, in denen gemeinschaftlich Tschandu genossen wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten Chinesen in europäische Metropolen, vor allem aber in die USA ein, wo sie zunächst als billige Arbeitskräfte willkommen waren, und importierten dabei ihre Opiumkultur. Sie sollte ab dem späten 19. Jahrhundert als Legitimationsargument für die Diskriminierung der chinesischen Minderheit, die jetzt als unliebsame Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt betrachtet wurde, fungieren. Dabei wurde die soziale Begegnungsstätte von Tschandu-Rauchern als lasterhafte „Opiumhöhle“ stigmatisiert.