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Zusammenfassung

Anhand von Selbstzeugnissen des Adels, wie Lebensbeschreibungen, Tagebüchern, Reiseberichten, Briefen, Testamenten, philosophischen Texten, Gebeten und Gedichten, wird in diesem Beitrag das Umfeld des Adels untersucht. Die Quellen stammen ausnahmslos aus rheinischen Adelsarchiven. Schwerpunkte sind die Familie, der Adelssitz, kulturelles Leben, Religion und Frömmigkeit und schließlich der Umgang mit dem Tod. Anhand dieser Zeugnisse wird man Aufschluss darüber erwarten können, inwieweit der Adel unter dem Einfluss von Aufklärung, französischer Revolution und den darauf folgenden Kriegsereignissen und politischen Umbrüchen seine eigene Rolle stärker reflektierte.

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Am 28. Februar 1776 berichtet Freiherr Ludwig Johann Wilhelm von Calckum genannt Lohausen aus Neuss an Ambrosius Franz Reichsgraf von Spee in Heltorf:
"...Vorgestern haben wir auch einen famousen Ball masquée gehabt, dieser bestund aus 16 Köpf, nemlich die Frewlein von Blanckard, die kleine Gymnich, meine Jugend und die zwy Frawen von Brencken. Biß 9 Uhren ist bey Frawen von Wachtendonck getantzet worden, hernegst soupierte diese Masquaraden bey mir, und haben biß 3 Uhren morgens sich lustig gemacht ... sogar die gute Frawen von Wachtendonck hatt noch mit getantzt."  [1]
Dieser Brief hat eigentlich einen eher geschäftlichen Ausgangspunkt. Es geht um eine Lebensmittellieferung aus dem Amt Angermund an die Hannoveraner Truppen. Dennoch lässt sich der Brief als Selbstzeugnis lesen, das heißt als persönliche Äußerung des Absenders über sich und sein Leben. Denn schon mit der Anrede "Lieber Bruder", obwohl keine direkten Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Familien feststellbar sind, verlässt Freiherr von Lohausen die administrative Ebene.  [2] Mehr als die Hälfte des Umfangs nimmt dann die oben zitierte Schilderung ein. Freiherr von Lohausen lässt den Adressaten teilhaben an seinem Familienleben. Er erzählt, was man mit der Familie unternommen hat. Mit der Aufzählung der Festteilnehmer gibt er darüber hinaus Auskunft über die Beziehungen, das heißt über das soziale Netzwerk, in das beide Familien eingebunden sind.

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Mit diesem Brief ist eine Quellengattung angesprochen, die sowohl Inhalte amtlichen wie persönlichen Charakters transportieren kann; eine typologische Zuweisung zu einem Lebensbereich ist nicht möglich. Das 18. und auch das 19. Jahrhundert waren zudem eine Zeit, in der der Brief als Medium der Kommunikation einen besonderen Aufschwung erfahren hat. Entsprechend lebhaft ist auch die Forschung, sowohl von historischer wie von germanistischer Seite, die sich dem Brief als Medium und Quellengattung zuwendet. An Intensität gewann in den vergangenen Jahren auch die Erforschung historischer Individualität. Wie sich historische Subjektivität herausbildete, wie das Bewusstsein eines eigenen "Ich" sich konkretisierte und wandelte, sind Themen der Selbstzeugnisforschung, die vor allem autobiographische und mit diesen verwandte Zeugnisse in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stellt. [3] Der Adel stand in diesem Forschungskontext bislang weitgehend außen vor. Welche autobiographischen Zeugnisse Einblicke in die Lebenswelten des Adels ermöglichen und inwieweit in der Umbruchsphase vom Ancien Régime zur Moderne Veränderungen in dieser Wahrnehmung auch beim Adel festzustellen sind, ist bislang kaum untersucht worden. Dies kann an dieser Stelle auch nicht geleistet werden. Wohl aber soll das Material aufgefächert werden, das Aufschluss über diese Thematik zu geben verspricht. In einem ersten Teil sollen daher die Quellengattungen vorgestellt werden, die die Lebenswirklichkeit des rheinischen Adels widerspiegeln. Der zweite Teil widmet sich dann einzelnen Lebensbereichen und -situationen, die mithilfe einiger Quellenbefunde ausgeleuchtet werden sollen.

Die Quellen

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Die Grundlage für die folgenden Überlegungen bilden Quellen aus Adelsarchiven, also weder staatlichen noch kirchlichen oder anderen öffentlichen Institutionen entstammende Überlieferungen. Dabei werden hier insbesondere Texte herangezogen, in denen der Verfasser über seine Aufgaben wie auch die Stellung des Adels berichtet. Einen wesentlichen Bereich zu adligen Lebenswelten bilden über die Schriftzeugnisse hinaus gegenständliche Quellen (Zeichnungen und Porträts, Bücher, Mobiliar, Kleidung etc.). Sie können hier allerdings nicht berücksichtigt werden.

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Autobiographische Texte des Adels in der Frühen Neuzeit enthalten in der Regel Angaben zur Herkunft und Abstammung, zu Stationen des persönlichen Werdegangs. Erwähnt werden Familiengründung, Geburt der Kinder, Todesfälle, manchmal auch besondere Begebenheiten des Familienlebens. Die Texte sind meist in scheinbar sachlichem Ton verfasst und beschränken sich auf die Mitteilung von Fakten. Oft hat es den Anschein, als schienen aus den Sachinformationen auch Emotionen und persönliche Betroffenheit durch. Beispiele gibt es bereits seit dem 16. Jahrhundert. Zu nennen wäre unter anderem der 1603 verfasste Lebensrückblick des Ritters Peter Simon Ritz von Etgendorf. [4] Eine Lebensbeschreibung hat auch Degenhard Adolph Wolff Metternich (+ 1668) verfasst. Sie reicht von der ersten Heirat 1648 bis zur Geburt seines letzten Kindes aus zweiter Ehe im Jahr 1665. [5] Auch hier finden sich augenscheinlich persönliche, über die reinen Geschehnisse hinausgehende Bemerkungen, wie über schwierige Geburten und Kindstode, Krankheiten oder die Trauer über den Tod der ersten Ehefrau.

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Ein hervorragendes Beispiel aus der Zeit um 1800 ist die Dokumentation des Caspar Joseph Freiherrn von Biegeleben, der 1801 rückblickend und von da an aktuell seinen Lebensweg über die einzelnen Jahre hinweg zusammenstellte. [6]

Abb. 1

Die Dokumentation beginnt mit seiner Geburt 1766. Er berichtet vom Studium in Bonn, Mainz und Göttingen, schildert die Karriere im Dienst des Kölner Kurfürsten, die Heirat (mit Maria Margarethe, Witwe von Cramer-Clausbruch geborene von Haes), die Flucht mit der Regierung nach Arnsberg, die zweite Eheschließung mit Marianne von Braumann sowie die Tätigkeit ab 1804 im Hessen-Darmstadt'schen Staatsdienst und endet 1840, zwei Jahre vor seinem Tod. Auch diese Aufzeichnungen erscheinen in einem aus heutiger Sicht weitgehend sachlichen Charakter, wenngleich die Fakten, beispielsweise die zahlreichen Fehlgeburten und der frühe Tod seiner ersten Ehefrau, auch das persönliche Schicksal widergeben. Weitere Schwerpunkte liegen auf Krankheiten und Todesfällen der Kinder, Schwiegereltern und Schwiegerkinder. Daneben erwähnt Biegeleben nicht ohne Stolz Gehaltserhöhungen oder die Verleihung von Verdienstorden.

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Als eine Art Tagebuch können die Aufzeichnungen des Freiherrn Cornelius Joseph von Geyr (+ 1832) gelten. In einem Jahresrückblick berichtet er über die Jahre 1802-1816. Er gliedert die einzelnen Abschnitte nach den Schwerpunkten politische Ereignisse, Familiengeschehen sowie Wetter und seine Auswirkungen auf die Landwirtschaft. [7] Einen reflektierenden Rückblick über einen begrenzten Zeitumfang gab auch Freiherr Ludwig Spieß von Büllesheim (1785-1860). Mit erstaunlicher Beobachtungsgabe und gutem Erinnerungsvermögen schildert und kommentiert er seine Kindheits- und Jugendjahre. Das Familienleben findet darin ebenso Platz wie die Auswirkungen der Französischen Revolution auf das Rheinland und die Ereignisse während der französischen Besetzung von Düsseldorf und Neuss, wo die Familie damals wohnte. Die Aufzeichnungen brechen 1804 mit dem Eintritt in das Studium in Münster ab. [8] Die weiteren Beispiele datieren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein weiteres Beispiel findet sich im Tagebuch der Gräfin Josephine Maximiliane Wolff Metternich geborene von Hompesch-Bollheim (* 1822), verheiratet mit Graf Levin Wolff Metternich. Die Geburt ihres ersten Kindes, der Tochter Isabella 1842, nahm sie zum Anlass für ihre Aufzeichnungen. Bei der Geburt der weiteren Kinder (Fritz 1843, Ferdinand 1845 und Mathilde 1846) wurde jeweils eine neue Seite begonnen. Fast ausschließlich befasste sie sich mit ihren Kindern. Die Einträge werden in späteren Jahren spärlicher und reichen bis zum Oktober 1849. [9] Etwa gleichzeitig entstand das Tagebuch des Kaspar von Heinsberg. Es deckt den Zeitraum vom November 1843 bis zum 28. Januar 1845 ab. [10] Die Tagesrückblicke sind mit passenden Überschriften versehen, die am Ende in einem Inhaltsverzeichnis (siehe Abb. 2) zusammengefasst sind. In der vorangestellten Einleitung erläutert der Autor sein Vorhaben: "Wie angenehm ist es nicht, sich vergangener Zeiten zu erinnern, und in müßigen Augenblicken, mit verschlossenen Augen, die Tage gleichsam noch einmal zu durchleben! ...".

Abb.2

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Das Tagebuch entwickelte sich in dieser Form, wie Helga Meise am Beispiel der Archivüberlieferung der Landgrafen von Hessen-Darmstadt gezeigt hat, im 17. und 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Tradition der Schreibkalender. [11] Im Unterschied zu Autobiographien und Memoiren werden die Geschehnisse hier unmittelbarer und oft stichwortartig wiedergegeben. Entsprechend kurz sind der Inhalt der Sätze und die Formulierungen. Als Beispiele für die hier zu untersuchende Zeit können etwa die Schreibkalender von Maximilian Werner Graf Wolff Metternich aus dem Zeitraum 1799-1834 oder von Caspar Joseph Freiherrn von Biegeleben aus den Jahren 1835-1840 herangezogen werden. Der Taschenkalender von Joseph Cornelius von Groote für das Jahr 1824 enthält dagegen nur Einnahmen und Ausgaben. [12]

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Zu den Selbstzeugnissen im engeren Sinn gehören auch Reiseberichte. Sie reichen meist nur über wenige Wochen, manchmal über Monate oder auch Jahre. Sie geben einen chronologischen Überblick über den Verlauf der Reise. Der Autor berichtet über die Unternehmungen an den einzelnen Stationen und meistens über die Personen, die er dabei getroffen hat. Seltener werden Einzelheiten über Unterredungen, dafür aber umso häufiger Naturbetrachtungen oder Beschreibungen von Aufenthaltsorten und Sehenswürdigkeiten hinzugefügt. [13] Reiseberichte von Adligen stehen oft im Zusammenhang mit Studium und Ausbildung und mit der, auch um 1800 noch bestehenden Tradition der Kavalierstour. [14] Es handelt sich um alltags- und bildungsgeschichtlich, aber auch kulturhistorisch meist sehr aufschlussreiche, bisher noch kaum beachtete Quellen. Dazu gehören die Aufzeichnungen von Rudolf Adolf Constanz Freiherr von Geyr, der in der Zeit zwischen 1756 und 1759, das heißt nach dem Studium, aber noch vor seiner Anstellung am kurkölnischen Hof und der Gründung einer eigenen Familie, vor allem Italien, Frankreich, das Beneluxgebiet und Wien bereiste. [15]

Abb.3

Ein weiteres Beispiel ist das Reisejournal ("Annotation et Journal sur mes Voiages") aus den Jahren 1760-1763 von Johann Ignaz Graf Wolff Metternich über seine Studienzeit in Utrecht. [16] Außerdem gibt es Berichte über Reisen von Amts wegen, wie die von Franz Joseph Graf Wolff Metternich im Frühjahr 1741 nach Frankfurt zu den Vorverhandlungen anlässlich der Kaiserwahl 1742 oder den Bericht Arnold Engelbert Freiherr von Francken-Siertorpffs über seine Gesandtschaft als kurkölnischer Hofrat zur Wahl Josephs II. zum Römischen König 1764. [17] Diese Aufzeichnungen stellen zwar für den Dienstherrn geschriebene Dokumente bzw. Gedankenstützen für einen späteren Rechenschaftsbericht dar, enthalten aber auch individuelle Beobachtungen und alltagsgeschichtliche Informationen. Daher gelten auch sie in unserem Zusammenhang als Selbstzeugnisse. Mehr literarischer Art ist ein Manuskript zu einer Reiseerzählung des Kulturgelehrten Eberhard von Groote (1789 – 1864). Es bleibt noch zu untersuchen, inwieweit es autobiographische Reminiszenzen enthält. [18] Persönlich geprägte Reiseschilderungen finden sich indes vielfach in Briefen.

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Schon im 16. und 17. Jahrhundert hat der Adel – und nicht nur der Hochadel – rege Korrespondenz untereinander geführt, wie die Überlieferungen in den Adelsarchiven es dokumentieren. Das Briefe Schreiben nimmt im 18. Jahrhundert weiter zu. Es entwickelt sich in der Briefkultur des Adels eine Trennung zwischen Geschäfts- und "Privatkorrespondenz". [19] Als Selbstzeugnisse im oben genannten Sinn gelten dabei die persönlichen Briefe, obgleich auch Geschäftsbriefe oder Korrespondenz mit übergeordneten Institutionen, mit dem Landesherrn oder einer staatlichen Behörde, persönliche Informationen enthalten können. Korrespondenzpartner sind Bruder und Schwester, Eltern und Kinder, Braut- und Eheleute, Cousinen und Vettern. Es schreiben der Freund an seinen Freund, der Neffe seinem Onkel. Die hier vorgestellte Auswahl kann die Fülle der Informationen und Erkenntnisse nur andeuten, wie der Briefwechsel zwischen Maximilian von Kempis und seiner Mutter 1783/84 sowie mit seinem Sohn Philipp. [20] Aufschlussreich ist auch die Korrespondenz Franz Jacob Joseph von Herweghs mit seiner Mutter 1796 und mit seinem Freund und Vetter Philipp vom Kempis 1814-1848, [21] ebenso wie die Familien- und Geschwisterbriefe von Eberhard, Joseph und Walburga von Groote aus den Jahren 1810 bis 1815. [22] Auch von den Grafen Wolff Metternich zur Gracht wie auch von Caspar Joseph von Biegeleben und seinem Sohn Engelbert ist umfangreiche Privatkorrespondenz erhalten. [23] Nicht zu vergessen ist die Korrespondenz des Fürsten Joseph zu Salm-Reifferscheidt und jene der Freiherren Theodor und Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim, um nur einige Beispiele zu nennen. [24] Erwähnenswert sind zudem einige Briefwechsel von weniger bekannten Adligen aus der Zeit um 1800, so die Korrespondenzen der mit der Familie von Groote verschwägerten Familien von Lasaulx und von Heinsberg oder die von Theodora Wilhelmina geborener Gräfin von Hochsteden, Witwe des Freiherrn Reiner von Overschie, und ihrer Tochter Johanna, verheirateter Gräfin von Hompesch auf Haus Overbach bei Jülich-Barmen. [25]

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Erste Anhaltspunkte für einen Vergleich der Familienbeziehungen zwischen Ancien Régime und Moderne können formale Kriterien wie Anrede und Grußformel oder der Stil der Berichterstattung liefern. Eine deutliche Lockerung der Formeln ist dabei besonders auffallend. Ob dies allerdings mit einer Zunahme an Emotionalität gleichzusetzen ist, bleibt dahingestellt. Bis in die 1780er Jahre herrschen, abgesehen von dem eingangs zitierten Beispiel, Anreden wie "Madame" für die Mutter oder "Hochwohlgeborner Herr Bruder" für selbigen vor. Um 1800 schrieb man dann "Liebster Bruder" – "Madame ma tres honorée et tres chére Mere" – "Ma cher fils", oder auch "Lieber Papa, Lieber guter Vater, Bester Vater", "Lieber Freund und Schwager" oder "Ma chere", "Chere amie", "Mon Bon ami" unter Verlobten. Alexander von Heinsberg bezeichnet um 1850 seine Frau als "Liebes Kind, liebes Frauchen", aber auch als "Meine liebe Alte". [26] Die Sprache der Briefe ist bis 1790 auch unter deutschen Briefpartnern meistens Französisch; nach 1800 schreibt man überwiegend deutsch.

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Zur Quellengruppe, die vieles über die sozialen Verflechtungen des Individuums in Familie und adliger Gesellschaft preisgibt, müssen nicht zuletzt auch Testamente gerechnet werden. Gerade hier macht sich ein ideeller und struktureller Wandel unter den vermögensrechtlich und administrativ veränderten Bedingungen zwischen 1750 und 1850 bemerkbar. Auskunft darüber geben die Formeln, die der Testator gebraucht. Näher zu betrachten sind vor allem die Erbregelungen über mobiles und immobiles Vermögen oder im Einzelnen: In welcher Form werden Familienmitglieder bzw. die Dienerschaft berücksichtigt? Als Beispiele aus der Zeit vor 1800 sind das Testament von Ferdinand Joseph Balthasar Freiherrn von Geyr zu Schweppenburg von 1783/84 oder diejenigen der Familie von Clausbruch und von Biegeleben sowie von Isabella Wolff Metternich (+ 1763) von 1761, ihrer Schwester Felizitas von 1770 (+ 1773) und ihrem Bruder Johann Ignaz (+ 1790) von 1789 zu nennen. [27] Diese Testamente bleiben im Wesentlichen traditionell. Sie enthalten Bestimmungen zu Begräbnis, Totengedächtnis mit Seelenmessen und frommen Stiftungen, zur Einsetzung eines Universalerben bzw. zur Vormundschaft sowie zu Legaten an die weitere Familie. In der Zeit nach 1800 kommen jedoch auch vermehrt persönliche Überlegungen vor, so im Testament des Freiherrn Cornelius Joseph von Geyr aus dem Jahr 1828, in den Testamenten der Familie von Biegeleben oder in jenem von Max Werner Graf Wolff Metternich (+ 1839) von 1838. [28] Auf das Testament des Maximilian von Kempis von 1824 ist in diesem Zusammenhang noch an späterer Stelle zurückzukommen. [29]

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Die adlige Lebenswelt illustrieren auch Gedichte, die anlässlich bestimmter Familienereignisse entstanden sind, wie das Hochzeitsgedicht Goswin von Heinsbergs für Franz von Herwegh und Agathe von Weise zu ihrer Eheschließung am 5.11.1800 oder auch die Gedichte von Philipp und Theresia von Kempis für ihre Kinder Jette, Max, Franz und Agathe. [30] Ebenso sind Gebete, die sich meistens als handgeschriebener Zettel in Gebet- und Gesangbüchern liegend oder auch in Briefen finden, dieser Quellengruppe zuzurechnen. Diese Texte enthalten neben biographischen und persönlichen Angaben des Autors über sich selbst und den oder die Widmungsträger auch Informationen über Feste, über die Erziehung oder über die persönliche Frömmigkeit und dergleichen.
Auf den ersten Blick nicht immer erkennbar, tragen nicht selten auch studien- oder berufsbedingt entstandene Abhandlungen und literarische oder philosophische Reflexionen autobiographische Züge – so beispielsweise die Gedanken Philipp von Kempis' über das Universum. Auf mehreren Seiten reflektiert er über Gott, Raum und Zeit, die Tugend und das Gute sowie über die Mitwirkung am Fortschreiten zum Höheren. [31] Als Selbstzeugnis zu werten ist sicher auch der Text Peter Ignaz von Lasaulx' über die Liebe, den er um 1816, wohl im Zusammenhang mit seiner bevorstehenden Heirat mit Henriette Doutrelepont, niederschrieb. Die Aufzeichnungen ergänzen vortrefflich seine Briefe, die er in der Verlobungszeit an seine künftige Braut schrieb. [32] In einen Grenzbereich von persönlichen, mehr oder minder reflektierenden, Selbstaussagen und Nachrichten fallen einige wirtschaftliche und alltagsgeschichtliche Quellen, wie beispielsweise eine Abrechnung Franz Jacob Joseph von Herweghs über die Kosten seines täglichen Bedarfs während der Ausbildungszeit in Wetzlar oder eine Haushaltsrechnung entstanden um 1845-50 der Gräfin Josephine Wolff Metternich über Kinderspielzeug. [33] Sie sind eigenhändig verfasst, beziehen sich weitgehend auf den engen persönlichen Bereich und geben Auskunft über Lebensgewohnheiten. Gleiches gilt für das "Pro Memoria", (eine Empfehlung oder Anweisung) Ferdinand Freiherrn von Geyrs für den Hausstand seines Sohnes Rudolf Adolf Constanz in Aachen von 1762, in dem es unter anderem um die Nutzung von vorhandenem Mobiliar und die Ausstattung des Weinkellers geht. [34]

Adlige Lebenswelten – ein erster Einblick

Die Familie

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Im Selbstverständnis des Adels hatte die Familie von je her einen besonderen Stellenwert. Sie diente auch im niederen Adel der Dynastie- und damit der Herrschaftssicherung. Den Geburten der Kinder, insbesondere des Erstgeborenen, kam daher besondere Aufmerksamkeit zu. Degenhard Adolf Wolff Metternich bemerkte in der oben genannten Familienchronik 1649 über die Geburt seines ersten Kindes: "(heute)… hatt der guttige Gott uns beide Eheleuth mit dem ihrsten Erben gesegnet". Nebenbei erfährt man, dass dieses Kind ein Mädchen war, das den Namen Maria Anna Catharina erhielt. [35] 1651 wurde dann, als drittes der insgesamt zehn Kinder, der ersehnte Stammhalter Johann Adolf geboren. Reproduktionsfähigkeit war ein wesentliches Element in der idealtypischen Rolle der vormodernen adligen Frau, zumal auch im Adel die Säuglings- und Kindersterblichkeit groß war. Die vielen Schwangerschaften wiederum beeinträchtigten die Gesundheit und die Lebenserwartung vieler Mütter. Auch Degenhard Adolf Wolff Metternichs Ehefrau Philippa Agnes starb bei der Geburt des elften Kindes 1663. Freiherr Wolff Metternich fügte der Todesnachricht hinzu: "Ich habe viel ahn ihr verlhoren". Gleichwohl heiratete er bald darauf ein zweites Mal. Aus dieser vier Jahre währenden Ehe gingen noch einmal zwei Kinder hervor. [36]
Um 1800 herrschten immer noch die gleichen Bedingungen von hoher Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit wie in der Vormoderne. Von den fünf Kindern Caspar von Biegelebens, die seine Frau Maria Margarethe zwischen 1794 und 1799 gebar, überlebte nur der Sohn Engelbert Caspar Anton (* 1798). Immerhin bestand damit Aussicht auf ein Weiterbestehen der Dynastie. Die anderen Kinder (drei Mädchen und ein Junge) wurden zum Teil nur wenige Stunden, höchstens aber zwei Wochen alt. Ihr Vater bemerkte in seinen sonst recht knappen Aufzeichnungen, dass es sich meist um schwere Geburten, darunter eine Zangengeburt, handelte. Ein Kind starb an Durchfall, ein anderes weil es "die Nabelschnur doppelt um Hals und Arme" geschlungen hatte. Bei dieser Geburt im Jahr 1799 erlag die Mutter 36jährig dem Kindbettfieber. Ein Jahr später heiratete von Biegeleben, dem, wie er sagt, letzten Wunsch seiner Frau entsprechend, die gerade 18jährige Marianne von Braumann. [37] Auch fortan wurde jede der bis 1822 insgesamt vierzehn Schwangerschaften, darunter mehrere Fehl- oder Frühgeburten, akribisch aufgezeichnet. Von den 30 Kindern, die Caspar Joseph von Biegeleben mit seinen beiden Ehefrauen zeugte, erreichten nur sieben (drei Mädchen und vier Jungen) das Erwachsenenalter.
Auch wenn mit dem Ende der Adelsherrschaften 1803 für den niederen Adel das Motiv der Herrschaftssicherung durch Fortbestand der Dynastie wegfiel, änderte sich das Reproduktionsverhalten nicht. Zum Familienbild gehörten nach wie vor viele Kinder. In der Wahrnehmung der Betroffenen äußerte sich dies darin, dass Schwangerschaften, Geburten und Krankheiten der Kinder so wie bisher eine große Rolle spielten. Im Jahr 1803 führte beispielsweise Freiherr Franz Josef von Bongart rege Korrespondenz mit seinem Arzt Dr. Friedrich Peipers, als seine Frau und seine beiden Kinder an den Röteln erkrankten. [38] Das gleiche Schicksal traf die Familie des Freiherrn Cornelius Joseph von Geyr. Er berichtete, dass 1806 alle seine sieben Kinder samt seiner Ehefrau an den Röteln erkrankt waren. Im Jahr 1807 erlitt seine Gattin Maria Franziska (möglicherweise genau deshalb) im sechsten Monat eine Fehlgeburt ("ein böses Kindbett"). [39] Caspar Joseph von Biegeleben notierte unter anderem am 6. Januar 1819, dass sein Sohn Engelbert beim Schlittschuhlaufen in den Neckar gefallen war und nur durch die Hilfe eines Schiffers gerettet wurde. [40] Im Hinblick auf den Fortbestand der Familie in der nächsten Generation haben in seiner Lebensbeschreibung auch die Hochzeiten der Kinder und die Geburten der Enkel sowie deren Krankheiten und gegebenenfalls Todesfälle einen großen Anteil. [41]

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Ebenso wie die Familie während der politischen Umbrüche ihren Schwerpunkt verlagerte, erhielt auch die Rolle der Frau im Familienleben eine andere Akzentuierung. Die herrschaftsbedingten Repräsentationspflichten an der Seite des Adelsherrn schwanden. Der Adelssitz, dem sie als Hausfrau vorstand, büßte einen guten Teil seiner zentralen Funktion ein. Umso mehr konnte sie sich jetzt ihren Kindern zuwenden, auch wenn, wie zuvor, oft noch eine Amme oder Kinderfrau zur Mithilfe herangezogen wurde. In ihrem oben erwähnten Tagebuch notierte Gräfin Josephine Wolff Metternich ausführlich ihre Beobachtungen, die aus einem engen Umgang mit den Kindern resultieren. So berichtete sie unter anderem von den ersten Zähnen und den ersten Schritten. Immer wieder streute sie Gedanken über Erziehung und über ihre Verantwortung als Mutter ein. [42]

Abb.4

Es schrieben die Kinder der Gräfin Wolff Metternich um 1850 an ihre Mutter, als diese in Düsseldorf weilte: "Liebes Mütterchen, komme bald nach Gracht, sonst holen wir dich". [43] Auch in Gratulationsbriefen und Glückwunschgedichten zum Namenstag oder Geburtstag, meist eigenhändig verfasst, kommt diese scheinbar intime Beziehung zum Ausdruck. [44] Damit unterscheiden sie sich von vormodernen Kinderbriefen, an die häufig nicht unerhebliche Ansprüche in Sachen Rhetorik und Brieflehre gestellt wurden. [45] Die Kinder wuchsen nach wie vor geschlechtsspezifisch auf, wobei der Adel im 19. Jahrhundert sich in Vielem wohl kaum vom Bürgertum unterschied. Voll mütterlichem Stolz zog Gräfin Wolff Metternich ihrer Tochter Isabella im Alter von sechs Monaten das erste Kleidchen an. Für die Söhne wurden um 1845-50 ein Steckenpferd und eine Peitsche, eine Trommel und ein Farbkasten, ein Hanswurst (also eine Art Kasperlpuppe) und ein Bauernhof mit Tieren angeschafft. [46] Der Sohn Fritz war der "Liebling von Papa". Eberhard von Groote stellte um 1820 in seinen Überlegungen zur Kindererziehung vor allem das Vorbild der Eltern und Lehrer in den Vordergrund. [47] Der Vater hatte für die entsprechenden Lehrer und die richtige Schule zu sorgen. Max (* 1837), der älteste Sohn von Graf Levin Wolff Metternich, wurde auf das Gymnasium nach Hildesheim geschickt, als die Stiefmutter Josephine sich der Erziehung des Schulkindes nicht mehr gewachsen sah. [48]

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Die Welt des adeligen Kindes war auch am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Familie und die Verwandtschaft beschränkt. Das gilt auch für Reisen mit den Eltern und Geschwistern oder Wohnortswechsel sowie kurze außerhäusliche Aufenthalte aus familiären Gründen oder zu Bildungszwecken. [49] Bei den adligen Mädchen bestand die enge Bindung an die Herkunftsfamilie, auch, wenn sie in ein Kloster oder Stift eintraten. So begleitete die ganze Familie Spieß-Büllesheim ihre Töchter, als sie im Stift in Neuss bzw. in Köln ihre Residenzzeit begannen. [50] Felizitas Wolff Metternich, die als nachgeborene Tochter natürlicherweise 1715 in das Stift Vilich aufgenommen worden war, lebte zeitweise immer wieder bei ihrer Mutter und verstarb 1773 im Elternhaus. [51] Nach Auflösung der Stifte 1803 blieben die Töchter, solange sie nicht heirateten, bei ihren Eltern, wie beispielsweise Walburga von Groote, oder sie wurden in ein vornehmes Mädchenpensionat geschickt, wie Maria Walpurgis und Henriette von Geyr nach Brüssel oder die Töchter von Heinsberg sowie Sophie von Fürstenberg-Stammheim nach Blumenthal bei Vaals. Ihre regen Briefwechsel zeigen, dass sie dies offensichtlich als ebenso selbstverständlich ansahen, wie sie – sei es zu Hause oder von auswärts – weiter am familiären Leben teilnahmen. [52] Walburga von Groote blieb im Übrigen zeitlebens unverheiratet und wohnte im elterlichen Haushalt – sie starb 59jährig im Jahr 1853. [53]

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Unter familiendynastischem Aspekt war jedoch auch für die Töchter eine standesgemäße Heirat erstrebenswert. Auch Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahmen die Eltern Einfluss auf die Partnerwahl. Sie boten ihren Kindern, wie bei dem eingangs zitierten Maskenball, bei geselligen Anlässen ganz bewusst Gelegenheit, potentielle Lebenspartner kennenzulernen. Walburga von Groote berichtete um 1810 häufig von Bällen und Gesellschaften mit jungen Paaren, von Verlobungen und Hochzeiten. [54] Über den Heiratsantrag beriet man sich innerhalb der Familie. Der Kandidat, hier (1782) Freiherr Georg von Münch-Bellinghausen für Maria Aleid Johanna Walburga von Kempis, wurde akzeptiert, da er der Familie bekannt und von Verwandten empfohlen worden war. [55] Der Adel blieb in seinen Heiraten dabei weitgehend unter sich. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen auch Eheschließungen mit Frauen aus dem Großbürgertum vor, wie die von Eberhard Anton von Geyr mit Eva Lyversberg, Tochter eines Großgrundbesitzers in Unkel 1823. [56] Der umgekehrte Fall ist in den hier zugrunde liegenden Quellen nicht dokumentiert. Dass auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch so manche Hochzeit nicht auf der Freiwilligkeit beider Ehepartner beruhte, zeigt das Beispiel der Maria Agnes von Geyr-Schweppenburg, die ihren Vetter Hermann (+ 1835) heiraten sollte. 1830, kurz vor ihrer Hochzeit (am 13. April), vertraute sie ihrem Tagebuch an, dass sie darüber sehr unglücklich war. [57] Mit der Hochzeit verlagerte sich zwar der Lebensmittelpunkt in die Ehe und Familie. Aber die Tochter, wie Gräfin Johanna von Hompesch geborene von Overschie, und bisweilen auch der Schwiegersohn, wie bei Henriette von Heinsberg geborene von Lasaulx und ihrem Mann Alexander, blieben mit den Eltern in engem Austausch. [58]

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Bereits in der Vormoderne gestand man adligen Knaben einen weitergefassten Horizont zu. Ausbildung an einer auswärtigen Schule bzw. am Gymnasium, ein Studium an einer Akademie oder Universität und natürlich eine Bildungsreise. Das Leben des Adligen, auch das eines Stifts- oder Domherrn, spielte sich von vornherein mehr in der Öffentlichkeit ab und diente der Vorbereitung auf die spätere Stellung als Herr. Meistens wurden die jungen Männer dabei von einem Hauslehrer oder Hofmeister begleitet, der die Aufenthalte organisierte und den Kontakt zur Familie hielt. [59] Das änderte sich um 1800 jedoch. Jetzt reisten die jungen Herren allein zum Studienort und, statt in einem eigenen Haushalt mit Dienerschaft, wohnten sie dort zur Miete oder im Gasthaus. Sie mussten lernen, ihr Studium, ihre Freizeit und ihren Haushalt selbst zu gestalten. Gleichwohl blieb die Familie auch jetzt in der Regel der wichtigste Bezugspunkt. Das gilt im Übrigen auch für die jungen Adligen, die an den Feldzügen von 1814/15 teilnahmen. Die Söhne ließen in regelmäßigen Briefen ihre Eltern und Geschwister an ihrem Leben teilhaben, wie umgekehrt die Eltern von ihrem täglichen Leben berichteten und Neuigkeiten aus der Familie, der Verwandtschaft und dem Wohnort mitteilten. [60] Man erkundigte sich nach dem Befinden. Franz Joseph von Herwegh beispielsweise vermittelte seiner Mutter 1798 in seinem Bericht über seine Reise an seinen Studienort Göttingen viele Eindrücke von unterwegs. Maximilian von Kempis, ein anderes Beispiel, erörtert mit seiner Mutter unter anderem einen Heiratsantrag an seine Schwester. [61] Demgegenüber diskutiert Clemens Wolff Metternich aus dem Feld 1814/15 mit seinem Vater vor allem die jeweiligen Kriegsereignisse und den Verlauf des Feldzugs; daneben bittet er ihn um Geld. [62] Denn die Eltern kamen auch weiterhin für den Lebensunterhalt ihrer Söhne auf, da der junge Adlige in der Regel keinen eigenen Verdienst hatte. Mancher Familie, wie den von Groote in Köln, fiel in der Zeit der französischen Herrschaft und des Kriegs samt seiner wirtschaftlichen Auswirkungen diese Unterstützung der Söhne nicht leicht. Mutter Henriette, geborene von Becker, berichtete mehrfach an Eberhard und Joseph, die in Heidelberg studierten, dass der fällige Wechsel sich wegen Zahlungsschwierigkeiten verzögere. Sie beklagte die kriegsbedingte Teuerung und ermahnte ihre Söhne zur Sparsamkeit. [63]

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Die jungen Adeligen, ganz im Bewusstsein ihrer Herkunft, versuchten auch außerhalb der Familie, im studentischen Umfeld, einen entsprechenden Lebensstandard beizubehalten. Franz Joseph von Herwegh, Sohn einer Kölner Patrizierfamilie, notierte in den Abrechnungen mit seiner Mutter neben den alltäglichen Kosten für Waschlohn, Friseur und Schuhe auch Ausgaben für Delikatessen, für einen Lohndiener und für Trinkgelder im Wirtshaus und auf dem Ball. [64] Die Brüder von Groote berichteten ihrer Mutter von einem Fest ("Punsch-Partie"), das sie für 20 Mitstudenten arrangiert hatten. [65] Die Kommilitonen, mit denen sie Kontakte pflegten, waren in der Regel ebenfalls junge Herren von Stand. Das soziale Umfeld blieb also auch hier im Wesentlichen auf den Adel beschränkt. Dies zeigt sich auch an einem Freundschaftsbuch des Grafen Max Werner Wolff Metternich aus Studienzeiten in Göttingen 1790/91, in das sich überwiegend Adelige eintrugen. [66] Die größere Selbständigkeit der jungen Männer außerhalb des Elternhauses und der engeren Familie brachte augenscheinlich eine stärkere Beobachtung und eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Stand mit sich. Philipp von Kempis, der um 1815 ebenfalls in Heidelberg studierte, berichtete, dass dort eine "weniger strenge Absonderung vom bürgerlichen Leben als anderwärts" bestünde. [67]

Der Adelssitz

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Der Adelssitz stellte seit je her die Basis des adligen Familienlebens dar. Burg, Schloss, Herrenhaus oder auch Stadtwohnung waren zugleich Mittelpunkt der adligen Grund- und Gerichtsherrschaft mit den entsprechenden Verwaltungs- und Repräsentationsfunktionen. Der Adelssitz besaß also immer auch einen öffentlichen Charakter. Dies änderte sich mit dem Ende des Ancién Regime, als die Landsitze ihre Herrschaftsfunktion verloren und der Adel seinen Lebensmittelpunkt vom Land in die Stadtwohnungen verlagerte – so beispielsweise die Familien von Geyr und von Groote. Mancher Adlige musste auch nach einer gewissen Zeit im Exil erst seinen Platz in der französischen und später in der preußischen Verwaltung finden, wie Maximilian von Kempis in der Kölner Stadtversorgung und Cornelius Joseph von Geyr in der Steuerverwaltung. Den Alltag in der Stadt bestimmte die Versorgung der Familie, die Unterrichtung der Kinder, Besuche von und bei Verwandten. Das Hauswesen, die Organisation des Haushalts sowie die Vorbereitung von Festen und Gesellschaften, waren nach wie vor die Domäne der adligen Frau. [68] In den Kriegswirren hatte manche Familie, wie die von Spieß-Büllesheim in Düsseldorf, Einquartierungen von Truppen hinzunehmen. Für den jungen Ludwig war dies interessant, während es die Erwachsenen als eher belastend empfanden, insbesondere die Hausfrau, die trotz Knappheit und Teuerung nun noch mehr Personen zu versorgen hatte. [69] Nachdem sich die militärische Lage im Rheinland entspannt hatte, wurden die Burgen und Schlösser wieder für Ferienaufenthalte genutzt. So fuhr die Familie von Geyr über Feiertage oder im Sommer nach Müddersheim, während die von Groote die Oster- und Sommerferien regelmäßig auf der Kitzburg verbrachten. [70] Zum Adelshaushalt gehörte nach wie vor eine, wenn auch verringerte, Dienerschaft. Walburga von Groote unterbrach einmal einen Brief an ihre Brüder, um in der Küche für das Personal einen versprochenen Kuchen zu backen. Ihre Mutter Henriette empfahl mehrfach ihre ehemaligen Bediensteten an Verwandte und Bekannte, weil sie sich um den deren weiteren Lebensunterhalt sorgte. [71] Persönliche Bedienstete wie auch das Hauspersonal wurden immer schon in Testamenten mit Legaten an Geld oder Sachen wie mit einer Pension, mit Kleidung oder Wäsche bedacht. Das blieb auch jetzt so. Oft trat auch hier die ausdrückliche Empfehlung an die Nachkommen zur Weiterbeschäftigung hinzu. Besonders ausführlich verfügte dies Graf Max Werner Wolff Metternich 1821. [72]

Kulturelles Leben

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Die Familien von Groote, von Geyr-Schweppenburg und von Kempis lebten, wie erwähnt, aufgrund der Tätigkeit der Familienoberhäupter schon seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meiste Zeit über in Köln, also einer größeren Stadt. Das bedeutete auch während der französischen Herrschaft ein abwechslungsreiches gesellschaftliches und kulturelles Leben: Gesellschaften, Bälle, Konzerte, Theateraufführungen. Dabei blieben die meistenteils miteinander verwandten oder verschwägerten Adelsfamilien wiederum weitgehend unter sich. Bestenfalls namhaften ehemaligen Domherren oder Intellektuellen wie dem Kunstmäzen Ferdinand Franz Wallraff und den Brüdern Boisseré wurde Zutritt in diesen Kreis gewährt. Gegenseitige Besuche, Einladungen zu Namenstags- und Geburtstagsfeiern, Kenntnis vom gesundheitlichen Befinden der Verwandten, Klatsch über vermutliche und bevorstehende Verlobungen und Hochzeiten und ähnliches bestimmten das alltägliche Leben. [73] Hier entstand ein Lebensbereich, der neben, trotz und unabhängig von den politischen Ereignissen, von Krieg und daraus folgenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten existierte. Dabei war die Not der Unterschichten den Adligen wohl bewusst. Henriette von Groote erläutert dies eindrucksvoll in einem Kommentar zu einem Diebstahl im Kölner Dom in der Neujahrsnacht 1811. [74]

Religiöses Leben und private Frömmigkeit

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Für die Menschen in der Frühen Neuzeit waren Religion und Frömmigkeit selbstverständliche Bestandteile des Lebens. Im Adel hatten Religion und persönliche Frömmigkeit jedoch stets auch eine Repräsentationsfunktion und dienten der adligen Memorialkultur. Mess-, Kirchen- und Hospitalstiftungen, Armenspenden ebenso wie Grabdenkmäler und Epitaphe trugen zur Herrschaftslegitimation bei. Im 19. Jahrhundert hielt der Adel, der jetzt die Honoratiorenschicht bildete, das Stiftungswesen aufrecht. [75] Gleichwohl erfuhr auch der Glaube eine gewisse Privatisierung. Der Niederschlag persönlicher Glaubensäußerungen nahm zu. Man diskutierte in Briefen über Gott und die Religion. [76] In vielen Adelsarchiven sind Gebet- und Gesangbücher mit aufschlussreichen persönlichen Widmungs- oder Randbemerkungen oder eingelegten handgeschriebenen Gebeten überliefert. Vor allem besondere Anlässe im Familienleben, Geburten, eigene Krankheit oder der Tod eines Familienmitglieds motivierten scheinbar zu Gedanken und Reflexionen über den Glauben. So verfasste Graf Levin Wolff Metternich anlässlich des Todes seiner ersten Frau (Maria Luise von Weichs zur Wenne, + 1838) eine eindrucksvolle Betrachtung mit dem Titel "Am Grabe der verklärten Gattin". Sie fand sich in einem Gebetbuch dieser seiner Frau. [77] Philipp von Kempis nahm eine Krankheit, die ihn 1828 wegen geschwollener Beine, Magendruck und Durchfall, Schwindel und Hitzeanfällen ans Bett fesselte, zum Anlass zu den oben erwähnten Gedanken über das Universum. [78]

Der Umgang mit dem Tod

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Der Tod bedeutete zu jeder Zeit auch für die Umgebung des Verstorbenen einen Einschnitt. Schon etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann man in Adelskreisen, Todesanzeigen zu versenden, anfangs noch handschriftlich, dann mehr und mehr gedruckt. Die Beileidsschreiben dazu wie auch die eingehenden Anzeigen wurden gesammelt und im Archiv abgelegt, wo man sie heute nicht zuletzt auch als Quellen für das Beziehungsnetz des Adels nutzen kann. Besonders anschaulich beschrieb beispielsweise Eberhard von Groote seine Trauer über den Tod seiner Mutter 1814. Sie starb, als er mit den preußischen Truppen im Felde stand. [79] Ein besonderes Beispiel ist der eigenhändig geschriebene letzte Wille des Maximilian von Kempis aus dem Todesjahr 1823. Natürlich spielte dabei der biographische und intellektuelle Hintergrund des nach dem Zusammenbruch des Alten Reiches der Freimaurerei, aber auch den kirchenreformerischen Gedanken eines Josef Görres gegenüber offenen, ehemaligen Staatsbeamten eine nicht unwesentliche Rolle.

Abb.5

Auch er hielt sich in diesem Testament formal an die üblichen Schwerpunkte: Begräbnis und Totengedenken sowie Erbschaften und Nachlassregelungen. Er begründete sie jedoch ausführlich und mit persönlichen Worten, nicht nur mit den gewöhnlichen Formeln ("Zur Ehre Gottes und um des Seelenheils willen", etc.). Inhaltlich setzte er sich zudem ausdrücklich von der Norm ab. So möchte er auf dem allgemeinen Kirchhof begraben werden, und man solle nur ein Seelenamt am gleichen oder am folgenden Tag halten. An den Nebenaltären sollen dabei wie gewöhnlich zwei Lichter aufgestellt, aber, was in anderen Testamenten ganz wichtig ist, keine eigene Messe gefeiert werden. Denn das "viele Geklingel" von allen Seiten habe ihn bei dergleichen Totengedenken immer "widerlich angesprochen". Bemerkenswert ist vor allem seine theologische Begründung: Eine heilige Messe habe schon einen "unendlichen" Wert, alle anderen seien daher überflüssig. Der Allmächtige werde, entgegen der überkommenen Meinung der Theologen, nicht erst bei der 10., 20. Messe die Fürbitten für die Verstorbenen erhören, wenn sie ihn nicht schon bei der ersten dazu bewogen hätten; denn das setze eine "Unvollkommenheit des höchsten Wesens" voraus, die er "nicht annehmen" könne. Auch bei den anderen konkreten Bestimmungen weicht er, nicht ohne Kritik, vom Üblichen ab. Der letzten Beichte dürfe eines seiner Kinder oder der "Diener Classen" beiwohnen, denn er habe nichts getan, was andere nicht hören dürften. Sein Sarg soll vom Sterbehaus direkt und nicht auf Umwegen in die Kirche und dann mit kleiner Begleitung auf den Friedhof gebracht werden. Dabei sollen sich, weil er es anders schon unangenehm erlebt habe, nur wenn die Witterung es zulasse, (nicht bei Hitze, Kälte oder Regen), nur die Gesunden seines Wohnbezirks um St. Kolumba und die Kupfergasse dem Leichenzug anschließen. Auf dem Grabstein soll nur stehen: Sohn von Johann Reiner von Kempis und Maria Theresia von Sierstorpff, allenfalls Stadtrat, "weiter nichts", denn die kurfürstlichen Dienste (aus denen er wie bekannt im Streit schied) seien ihm in unangenehmer Erinnerung. [80]

Fazit

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Eine erste Übersicht über die persönliche Überlieferung der adligen Geschlechter bietet den Befund, dass Traditionen und Gewohnheiten auch über das Ancien Régime hinaus weiter bestanden. In welchem Maße sich Änderungen in der Wahrnehmung der eigenen Lebenswelten ergaben, gerade auch unter dem Eindruck der revolutionären Umbrüche und gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, bedarf noch einer weitergehenden, systematisierenden Erschließung und Auswertung der oben vorgestellten Quellengruppen. Die rheinischen Adelsarchive bieten gerade für diese Thematik eine große Fülle von bislang nicht beachtetem Material, das vielversprechende Einblicke in die Welt des Adels um 1800 ermöglicht.

Autorin:

Dr. Maria Rößner-Richarz
Adelheidisstr. 67
53225 Bonn
mwroessner-richarz@t-online.de



[1] Gräflich von Spee'sches Archiv Schloss Heltorf, N 2,70, 1776 Februar 28.

[2] Vgl. Herbert M. Schleicher (Hg.): Ernst von Oidtman und seine genealogisch-heraldische Sammlung in der Universitätsbibliothek zu Köln (= Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. 58), Köln 1992, XV, 645; Ambrosius Franz Graf von Spee: Ahnen und Nachkommen des Franz Anton Reichsgraf v. Spee 1781 – 1839, Einzeldruck aus "Ahnen und Enkel IV", Limburg a.d. Lahn 1961, 12-14.

[3] Einen wichtigen Impuls für die deutsche Forschung war der Sammelband von Winfried Schulze (Hg.): Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte, Berlin 1996.

[4] Stadtarchiv Mönchengladbach, Bestand 24 (von Ritz zu Etgendorf), A 1, vgl. Olaf Richter: "Ego in amorem inciderem ... et ego tristis spectator" - Die Autobiographie des jülich-bergischen Rates Petrus Simonius Ritz (1562-1622), in: zeitenblicke 1 (2002), Nr. 2 20.12.2002, URL: http://www.zeitenblicke.historicum.net/2002/02/richter/index.html <16.03.2008>.

[5] Archiv Schloss Gracht, Bestand Schloss Gracht (künftig: ASG), Akten, Nr. 558; das gebundene Heft in Quartformat trägt den eigenhändigen Titel: "Prottocol und Verzeichnus meiner, Degenhart Adolfs, einiger Sachen und observationen, so sich, nach dem ich gehairat Ao 1648 zugedragen und zur Nachricht dienen sollen." Zur Familie vgl. Schleicher: Ernst von Oidtman (wie Anm. 2), 722f.

[6] Über ihn vgl. Wilhelm Schulte: Caspar Joseph von Biegeleben, in: ders. (Hg.): Westfälische Köpfe, Münster 1977, hier: 30f; Michael Gosmann: Geheimrat Caspar Josef Biegeleben (1766-1842), in: ders. (Hg.): Zuflucht zwischen Zeiten, Arnsberg 1994, hier: 187f.

[7] Herausgegeben von Peter Paul Trippen in: "Hauptsächliche Begebenheiten der Jahre 1802-1816. Aus dem Journal des letzten kurkölnischen Generaleinnehmers Cornel Joseph Freiherr von Geyr zu Schweppenburg (1754-1832), in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 19 (1937), 312-335. Die Vorlage für das nur als Umschrift wiedergegebene Journal wird weder zitiert, noch wird die Fundstelle angegeben. Das Original ist bis heute nicht bekannt.

[8] Günter Aders: Die Düsseldorfer Jugenderinnerungen des Freiherrn Ludwig Spieß von Büllesheim (1785-1869), in: Düsseldorfer Jahrbuch 47 (1955), 144-176.

[9] ASG, Akten, Nr. 856. Vgl. Schleicher: Oidtman (wie Anm. 2), XVI, 727.

[10] Archiv Haus Londorf (künftig: AHL), Bestand Burg Hermülheim, Nr. 567. Diese Quelle wäre eine nähere Untersuchung wert.

[11] Vgl. Helga Meise: Das archivierte Ich. Schreibkalender und höfische Repräsentation in Hessen-Darmstadt 1624-1790 (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF 21), Darmstadt 2002. Als frühes Beispiel sind die Schreibkalender Johann Adolf Wolff Metternichs aus den Jahren 1614–1658 zu nennen: ASG, Akten, Nr. 561-563. Auch sein Enkel Johann Adolf II. und dessen Gemahlin Eleonora geborene Truchseß von Wetzhausen haben solche Kalendarien geführt: ASG, Akten, Nr. 566-612.

[12] Ebd. Akten, Nr. 613; Archiv Türnich, Bestand Biegeleben, (künftig: ATü), Akten, Nr. 13; AHL, Nr. 219.

[13] Vgl. Reiner Babel / Werner Paravicini (Hg.): Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert (= Beihefte der Francia 60), Sigmaringen 2005.

[14] Vgl. Heinz Reif: Westfälischer Adel 1770-1860. Vom Herrschaftsstand zur regionalen Elite (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 35), Göttingen 1979, 133; Mathis Leibetseder: Die Kavalierstour. Adlige Erziehungsreisen im 17. und 18. Jahrhundert (= Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 56), Köln / Weimar / Wien 2004; Steffen Schulz: Kavalierstouren im Raum Sachsen-Anhalt. Zur Bildung und Ausbildung junger Adliger auf und durch Reisen (1717-1768), in: Eva Labouvie (Hg.): Adel in Sachsen Anhalt. Höfische Kultur zwischen Repräsentation, Unternehmertum und Familie, Köln / Weimar / Wien 2007, 123-154.

[15] Archiv Schweppenburg, Bestand Schweppenburg (künftig: AS), Akten, Nr. 3275 (5 Bde).

[16] ASG, Akten, Nr. 545. Vgl. zu Ignaz Reichsgraf Wolff Metternich, später Präsident der kurfürstlichen Hofkammer und ab 1786 des Oberappellationsgerichts in Bonn: Schleicher: Oidtman (wie Anm. 2), XVI, 726; Josef Wolfram / Adolf Klein (Hg.): Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Köln 1819-1969, Köln 1969, 43ff. u. 48.

[17] ASG, in: Akten, Nr. 13 und 475/1. Franz Joseph Graf Wolff Metternich verstarb noch am Tagungsort an den Blattern. Der Reisebericht Francken-Sierstorpffs findet sich in: Archiv Haus Rankenberg, Bestand Burg Kendenich (künftig: AHR), Akten, Nr. 920.

[18] AHL, Nr. 201. Zu Eberhard von Groote vgl.: Willi Spiertz: Eberhard von Groote. Leben und Werk eines Kölner Sozialpolitikers und Literaturwissenschaftlers (1789-1864), Köln / Weimar / Wien 2007.

[19] Vgl. Sophie Ruppel: Verbündete Rivalen. Geschwisterbeziehungen im Hochadel des 17. Jahrhunderts, Köln / Weimar / Wien 2006. Ihre Beobachtungen zum Hochadel treffen im Wesentlichen auch auf den niederen Adel zu.

[20] AHR, Akten, Nr. 615 u. Nr. 618, 642, in 585.

[21] AHR, Akten, Nr. 2114 u. Nr. 611, 612, 643, 545, 578, 865.

[22] AHL, Familienbriefe (noch unverzeichnet).

[23] ASG, Akten, Nr. 692 u. 708. ATü, Akten, Nr. 11, 66-73.

[24] Archiv Schloss Dyck, Korrespondenz von Fürst Joseph (derzeit in Bearbeitung), und Archiv Schloss Stammheim, Akten, Nr. 23.

[25] AHL, Nr. 555, 556, 558, 560, 568, 569. Archiv Schloss Strauweiler, Bestand Haus Overbach (künftig: ASS), Nr. 402 u. 405.

[26] AHL, Nr. 558.

[27] AS, Akten, Nr. 96; ATü, Akten, Nr. 14, Urkunden, Nr. 54, 57, 61, 65; ASG, Akten Nr. 504.

[28] Freiherrlich von Geyr'sches Archiv Tempelhof, Akten, Nr. 6; ATü, U 70, 73, 75, 80, A 40; ASG, Akten, Nr. 504.

[29] Siehe unten bei Anm. 85.

[30] Entstanden um 1830, AHR, Akten, Nr. 692.

[31] AHR, Akten, Nr. 2089 (Abschriften von Briefen an Franz von Herwegh und Heft mit dem Text).

[32] AHL, Bestand Burg Hermülheim, Nr. 628; vgl. Briefe ebd. Nr. 555.

[33] AHR, Akten, Nr. 1768; ASG, Akten, Nr. 755.

[34] AS, Akten, Nr. 28.

[35] ASG, Akten, Nr. 558, hier: Bl. 1'. Die große Bedeutung, die den Geburten der Kinder und dem Gesundheitszustand der Ehefrau beigemessen wurde, spiegelt sich auch in der Lebensdarstellung des Peter Simon Ritz zu Etgendorf von 1603 (wie Anm. 7).

[36] Ebd. Vgl. Schleicher: Oidtman, (wie Anm. 2), XVI, 722f.

[37] ATü, Akten, Nr. 6.

[38] Archiv Schloss Paffendorf, Akten, Nr. 74. Vgl. zu Dr. Peipers: Klaus Müller: Köln von der französischen zur preußischen Herrschaft, 1794-1815, Köln 2005, 169f.

[39] "Journal" (wie Anm. 11), 318; Schleicher: Oidtman (wie Anm. 2), XI, 446 u. 448.

[40] ATü, Akten, Nr. 6.

[41] Ebd. Das betrifft vor allem die Jahre 1831-1840.

[42] Sie schreibt beispielsweise: "Der liebe Gott wolle die Kinder alle in seine Schutz nehmen und mir die Gnade geben, sie gut und fromm zu erziehen" vgl. ASG, Akten, Nr. 856.

[43] ASG, Akten, Nr. 661.

[44] Gratulationsbriefe in ASG, Akten, Nr. 709. Vgl. auch AHR, Akten, Nr. 692.

[45] Vgl. Namenstagsgedicht der Kinder von Geyr an ihre Mutter Maria von Groote aus dem Jahr 1722, überschrieben "Dreifaches Klee", ASG, Akten, Nr. 839 (1722).

[46] Ebd., in Akten, Nr. 755.

[47] AHL, Manuskript Eberhard von Grootes zur Kindererziehung, Nr. 502.

[48] ASG, Akten, Nr. 856.

[49] Vgl. Ruppel: Verbündete Rivalen (wie Anm. 23). Anschaulich zeigt dies Josef Matzerath anhand des Tagebuchs des Freiherrn Curt Robert von Welck. Vgl. Josef Matzerath: Adlig werden und adlig bleiben. Bindekräfte im niederen Adel des 19. Jahrhunderts, in: Günther Schulz / Markus Denzel (Hrsg.): Deutscher Adel im 19. und 20. Jahrhundert. Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2002 und 2003 (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 26), St. Katharinen 2004.

[50] Aders: Jugenderinnerungen (wie Anm. 12), 151f.

[51] ASG, Akten, Nr. 505 (Briefwechsel der Mutter mit dem Stift Vilich und mit ihren Beratern über eine Befreiung der Tochter von der Residenzpflicht 1728-1731), Nr. 258 (Nachlassinventar).

[52] Vgl. AHL, Familienbriefe; AHL, Bestand Burg Hermülheim, Nr. 568 u. 569; AS, Akten, Nr. 465. Diese Tradition hielt sich bis ins 20. Jahrhundert. Noch die Töchter des Freiherrn Paul von Geyr, Maria und Eugenie, besuchten zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Pensionat Blumenthal. Vgl. AS, Akten, Nr. 612, 1878 u.ö.

[53] Vgl.: Die genealogisch-heraldische Sammlung des Kanonikus Joh. Gabriel von der Ketten in Köln. Hg. von Herbert M. Schleicher (= Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., NF 22ff.), Köln 1983ff, hier: Bd. 2, 345.

[54] AHL, Familienbriefe.

[55] Er habe sich "plein de merites dans notre Famille" erworben (AHR, Akten, Nr. 615, Brief von Maximilian von Kempis an seine Mutter, 1782 Oktober 17).

[56] Vgl. Schleicher: Oidtman (wie Anm. 2), VI, 449. Ludwig von Biegeleben war verlobt mit Caroline Zimmermann, heiratete jedoch nach ihrem Tod 1838 eine Adelige, nämlich Maria von Buol zu Berenberg, vgl. ATü, Akten, Nr. 6, und Gothaisches Genealogisches Taschenbuch (GGT), Freiherrliche Häuser, 1895, 69f.

[57] AS, Akten, 363 (Fragment, Januar bis Mai 1830).

[58] ASS, Nr. 402; AHL, Bestand Burg Hermülheim, Nr. 556, 560.

[59] Vgl. Reif: Westfälischer Adel (wie Anm. 18), 150ff u. 336ff.; Heinke Wunderlich: Studienjahre der Grafen Salm-Reifferscheidt (1780-1791). Ein Beitrag zur Adelserziehung am Ende des Ancien Régime, Heidelberg 1984; Leibetseder: Kavalierstour (wie Anm. 18); Matzerath: Adlig werden (wie Anm. 53).

[60] Vgl. AHL, Familienbriefe; AHR, Akten, Nr. 2115.

[61] AHR, Akten, Nr. 2115 und Nr. 615.

[62] Ebd. Nr. 692 (Brief vom 13. März 1815). Vgl. auch den Briefwechsel zwischen Maximilian und Philipp von Kempis, AHR, Akten, Nr. 565, 618, 642.

[63] AHL, Familienbriefe, Kommentar der Mutter dazu im Antwortbrief, 30.01.1811.

[64] AHR, Akten, Nr. 1768.

[65] AHL, Familienbriefe.

[66] ASG, Akten, Nr. 646. Vgl. auch Matzerath: Adlig werden (wie Anm.53); Gertrud Angermann: Stammbücher und Poesiealben als Spiegel ihrer Zeit nach Quellen des 18.-20. Jahrhunderts aus Minden-Ravensberg (= Schriften der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe 20), Münster 1971.

[67] AHR Akten, Nr. 612.

[68] AHL, Familienbriefe. Vgl.: Anke Hufschmidt: Einblicke in die adlige "Haushaltung", in: Vera Lüpkes / Heiner Borggrefe (Hg.): Anke Hufschmidt (Bearb.): Adel im Weserraum um 1600, Katalog, München / Berlin 1996, 141-154; sowie dies.: "Ihrer Haushaltung mit Nutz fürzustehen". Über das Leben adliger Frauen, in: ebd., 179-192.

[69] Aders: Lebenserinnerungen (wie Anm. 12), 167f.; AHL, Familienbriefe.

[70] AHL, Familienbriefe.

[71] AHL, Familienbriefe.

[72] Da er allen seinen Leuten "für ihre mir so viele Jahre treu geleistete Dienste gerne was vermachen" möchte, sein Bargeld aber an seine Erben verteilt habe, sollen diese, der Tradition seiner Familie gemäß, weiterhin mit regelmäßigen Pensionen gut für sie sorgen. Vgl. Testamentsergänzung Max Werner Graf Wolff Metternich 1821, ASG, Akten, Nr. 704.

[73] AHL, Familienbriefe.

[74] AHL, Familienbriefe: Brief vom 2.1.1811.

[75] Vgl. AS, Akten, Nr. 1690; Robert Thomas: Die Pfarrarchive von Lessenich und Gielsdorf und das Adelsarchiv des Zehnthofs in Gielsdorf (= Quellen zur Geschichte des Rhein-Sieg-Kreises 8), Bonn / Siegburg 1979, 59, 63 u. 65f.

[76] AHL, Familienbriefe, Brief von Walburga von Groote an ihren Bruder Eberhard, 4.6.1810.

[77] ASG, Akten, Nr. 657.

[78] Siehe oben bei Anm. 35.

[79] AHL, Briefe Eberhard von Grootes an seinen Bruder Joseph 4. u. 6. Mai 1814.

[80] AHR, Akten, Nr. 94 (Testament vom 20. April 1823 mit Zusatz vom 11. Juni).

Empfohlene Zitierweise:

Maria Rößner-Richarz : Selbstzeugnisse als Quellen adliger Lebenswelten in der Sattelzeit. Eine Bestandsaufnahme , in: zeitenblicke 9, Nr. 1, [10.06.2010], URL: https://www.zeitenblicke.de/2010/1/roessner-richarz/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-21027

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